Heiko Gill (Hrsg.) – Niemandsland: Grabenkrieg & Heimatfront (Cthulhu-RPG)

_Allgemein_

„Niemandsland: Grabenkrieg & Heimatfront“ ist das neue Quellenbuch, um das „Cthulhu-Rollenspiel“ in der Zeit des Ersten Weltkrieges 1914-1918 zu spielen. Enthalten sind neben einem historischen Teil auch ein langer Abschnitt zur Charaktererschaffung sowie drei Szenarien/Abenteuer in dieser Epoche.

Der Umfang ist mit über 250 Seiten sehr ausführlich und die Aufmachung präsentiert sich in gewohnt exzellenter Qualität.

_Mein Eindruck_

Mein erster Eindruck ist wieder mal durchweg positiv. Die historischen Fakten sind sehr gut recherchiert und informieren recht ausführlich über die Zeit des Ersten Weltkrieges. Besonders interessant sind hierbei die Portraits bekannter Persönlichkeiten wie Manfred Freiherr von Richthofen („Der Rote Baron“), Paul von Hindenburg oder Mata Hari. Aber auch die verschiedenen Artikeleinschübe wie der „Der Mythos von Langemarck“ (der ausnahmsweise nichts mit dem Cthulhu-Mythos zu tun hat) oder über die Entstehung der für den Ersten Weltkrieg so prägenden Schützengräben sind sehr kurzweilig und informativ geschrieben, so dass man durch den potenziell langweiligen Geschichtsunterricht geradezu durchfliegt.

Auch der zweite Teil „Charaktere im Krieg“ ist sehr brauchbar, selbst wenn man nicht im Krieg spielen möchte, sondern etwa im klassischen 1920er Setting. Schließlich werden dort die meisten männlichen Charaktere auch erst seit kurzer Zeit aus dem Krieg zurück sein. Daher enthält dieser Teil perfekte Hintergrundinfos zur Charaktererschaffung zum Spiel in der 1920ern. Zudem sind hier auch einige fiktive Beispielcharaktere enthalten, an denen sich der geneigte Spieler/Spielleiter orientieren kann.

Was meiner Meinung nach relativ überflüssig erscheint, sind die Regeln zu Schlachten und deren Verlauf. Erstens sind diese ja schon Geschichte und theoretisch nicht mehr beeinflussbar und zweitens ist |Cthulhu| doch eher ein Rollenspiel, das auf das Spielen der Charaktere Wert legt und nicht auf das genaue Ausführen von Gefechtsordnungen und dergleichen. Wer auf so was wirklich Wert legt, hat sich mit |Cthulhu| das falsche Rollenspiel ausgesucht. Grundsätzlich hätte ich mir stattdessen lieber noch einige konkrete Hinweise auf das Mythoswirken in der Zeit des Ersten Weltkrieges gewünscht, um Anregung für eigene Abenteuer zu erhalten.

Die drei Szenarien „Schwarzer Sand“ von Sebastian Weitkamp, „Ein Sommenachtsalptraum“ von Oliver Adam & Uwe Weingärtner sowie „Wir fahren gen Engeland“ von Ralf Sandfuchs sind im Grunde alle gut ausgewählt, auch wenn Ersteres nicht zwangsläufig an den Ersten Weltkrieg gebunden scheint, sondern auch einfach in andere Settings übertragen werden kann. Sehr gut an der Auswahl der Abenteuer finde ich, dass sie an sehr verschiedenen Orten spielen – Afrika, Frankreich und Hamburg – und so auch die Bedeutung des Wortes „Weltkrieg“ verdeutlichen. „Ein Sommenachtsalptraum“ ist sicher das klassischste |Cthulhu|-Abenteuer der drei und punktet zudem damit, dass es sich mit dem Grabenkrieg an der französischen Front befasst und somit das unmittelbarste Szenario des Ersten Weltkrieges bildet.

Welche Frage sich mir bei diesem Quellenband gestellt hat, ist Folgende: Ist dieses Szenario nicht per se schon genug Horror, auch ohne den Mythos? Ich meine, im Ersten Weltkrieg sind Millionen von Menschen gestorben, kann da der |Cthulhu|-Mythos überhaupt mithalten? Nun, sicherlich ist dieses Szenario nicht einfach zu spielen und schon gar nicht für |Cthulhu|-Einsteiger geeignet. Zu leicht können entweder der Krieg oder der Mythos bagatellisiert werden. Allerdings traue ich einer erfahrenen Gruppe (und vor allem einem erfahrenen Spielleiter) durchaus zu, eine sehr intensive Atmosphäre aufzubauen und so eine richtige rollenspielerische Herausforderung zu finden.

Und wie bereits gesagt, man muss in diesem Setting nicht spielen, damit sich die Anschaffung des Bandes lohnt, denn auch als Hintergrund zum 1920er Setting erweist er sich definitiv als ausgesprochen wertvoll.

_Fazit_

Mal wieder tolle Arbeit vom |Pegasus|-Verlag und dem |Cthulhu|-Autorenteam. „Niemandsland: Grabenkrieg und Heimatfront“ ist äußerst gut recherchiert, spannend und auf mehrere Weisen einsetzbar. Die Aufmachung ist wie immer sehr gelungen und mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. So machen Quellenbänder Spaß, auch wenn sie sich um ein bedrückendes Thema drehen.

http://www.pegasus.de

_Das Cthulhu-RPG auf |Buchwurm.info|:_

[CTHULHU Spieler-Handbuch 3512 (zweite Edition)
[CTHULHU Spielleiter-Handbuch 2016
[Expeditionen – Ins Herz der Finsternis 2857
[Chaugnar Faugns Fluch 3010
[Cthulhu Now 3508
[Geheimnisvolles Marokko 3883

Schreibe einen Kommentar