Golden, Christie – Aufstieg der Horde (World of WarCraft, Band 2)

Band 1: [„Teufelskreis“ 3021

_Story_

In der idyllischen Welt Draenor lebten die Clans der Orcs einst in Frieden mit den Draenei. Doch eine alte Fehde zwischen dem Dämonen-Lord Kil’jaeden und seinem ehemaligen Stammesgefährten Velen zerstört die trügerische Harmonie und verheißt den Untergang des gesamten Landes. Kil’jaeden macht seinen dämonischen Einfluss geltend und becirct die mächtigsten Orc-Shamanen mit verheißungsvollen Versprechen. Macht und Ruhm sollen denen gebühren, die sich dem Lord anschließen und als orcischer Zusammenschluss die schlagkräftigste Horde aller Zeiten bilden.

Lediglich Durotan, Häuptling der Frostwölfe, ist von den teuflischen Plänen Kil’jaedens wenig angetan und widersetzt sich seiner Propaganda. Aber auch ihm bleibt keine Wahl: Die höllische Bastion fordert die endgültige Vernichtung der Draenei. Und wer der Horde nicht folgt und an den Traditionen festhält, scheint ebenso dem Untergang geweiht wie Kil’jaedens größtes Feindbild. Durotan steht vor der schwierigsten Entscheidung seines Lebens: Soll er mit der Masse schwimmen oder als einziger für die wahren Werte der ursprünglichen Orc-Clans eintreten?

_Persönlicher Eindruck_

Ähnlich wie auch schon im vorangegangenen Roman der neuen „World of WarCraft“-Buchreihe handelt es sich auch bei „Aufstieg der Horde“ um einen eher spannungsarmen, wenig spektakulären Titel, der zwar einige weniger erwartete Wendungen als Qualitätsmerkmal für sich beanspruchen kann, davon abgesehen jedoch auch für den verbissenen Fan nur wenig Brauchbares aufbieten kann. Derlei Problematik äußert sich gleich auf mehreren Ebenen. Zunächst einmal ist die Erzählform fast schon dazu verdammt, die Spannung ausbluten zu lassen. Christie Golden wählt gerade in der ersten Hälfte eine Art Berichterstattung mit recht großen Zeitsprüngen, in deren Verlauf man lediglich einige Informationen über die tragenden Charaktere erhält, infolge des betont langweiligen Vortrags aber dennoch kaum Zugang zu den wichtigsten Figuren findet. Einzig Durotan bleibt als ehrenvoller Orc-Häuptling mit hehren Ambitionen im Gedächtnis, wohingegen die übrigen Orcs entweder den Rang von manipulierbaren Dummköpfen oder aber teuflischen Machtstrebern erreichen und in sich nur noch wenig Improvisationsspielraum zulassen. Dies wird der Geschichte schließlich auch im actionreichen zweiten Teil deutlich zum Verhängnis. Der Kampf zwischen Gut und Böse, personifiziert von Durotan respektive allen anderen Beteiligten, avanciert immer mehr zur völlig durchschaubaren Farce und wirkt später nur noch wenig glaubwürdig. Zum einen mutet es seltsam an, dass Durotan sich in steter Beharrlichkeit gegen die Vielzahl der übrigen Orc-Stämme sowie Kil’jaeden und dessen Mittelsmänner behaupten kann und den mentalen Kampf sogar überlebt, andererseits lockt die sprunghafte Aneinanderreihung neuer Bösartigkeiten mit wachsender Lesedauer nur noch ein müdes Gähnen hervor, welches vor allem in den schlappen Kampfdarstellungen kaum mehr abzustellen ist.

Unterdessen reißen die Fragezeichen ob des Inhalts und der merkwürdigen Ideen nicht ab. So wollen die philosophischen Einleitungen zu den einzelnen Kapiteln nicht wirklich zum plumpen Handlungsablauf passen, nerven zudem noch, weil sie schon vorab recht viel über spätere Ereignisse und Geheimnisse verraten. Aber auch die unverbesserliche Blindheit nahezu aller verführter Charaktere kauft man der Autorin spätestens nach der zehnten Manipulation nicht mehr ab, zumal Golden diesbezüglich auf permanente Wiederholungen zurückgreift und in Sachen Innovation wie so oft auf der Stelle tritt. Um das überaus mäßige Bild zu komplettieren, ist auch die Beschreibung des Settings sehr, sehr dürftig geraten. Es mag zwar schwierig sein, in einem schmal bemessenen Rahmen von gerade mal 266 Seiten und dazu in einer abgeschlossenen Handlung eine berauschende Fantasy-Welt zu erschaffen und weiterhin eine umfassende Story darin einzubetten, doch ein kleines bisschen Liebe zum Detail hätte gerade hier vielleicht in manchem Szenario wahre Wunder gewirkt, bleibt jedoch ebenso aus wie so viele brauchbare Elemente zur Aufwertung der Handlung.

Nun, es ist schade, dass so viele literarische PC-Adaptionen trotz hervorragender Voraussetzungen so gnadenlos scheitern, gerade was den Fantasy- und Science-Fiction-Bereich betrifft. Die Welt des wohl derzeit populärsten Online-Games scheint hiervon nun ebenfalls betroffen: Gab es in „Teufelskreis“ zumindest noch einige positive Ansätze, die der Überschrift „World of WarCraft“ gerecht wurden, so ist in „Aufstieg der Horde“ hiervon kaum mehr etwas übrig geblieben. Der zweite Part der neuen Romanreihe ist ein ziemlich dürftiger Titel um den hilflosen Kampf für Normen und Werte, als solcher indes inhaltlich derart ausgelutscht, dass ein komplett fader Geschmack zurückbleibt. Fans sollten sich das Geld sparen und es doch besser ins Online-Abo investieren.

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