Die drei ??? und die brennende Stadt (Band 166)

Zur Story

Ex-Hauptkommissar Reynolds bittet die drei Fragezeichen um Hilfe. Sein krimineller Bruder Adam ist unlängst im Knast verstorben und hat seinem Bruder offenbar eine seltsame Nachricht hinterlassen, welche ihm dessen Anwalt nun zwei Jahre später zukommen ließ. Der Grund für diese Verzögerung ist unklar – Fest steht jedoch, dass es etwas mit dem spektakulären Bankraub vor etlichen Jahren zu tun hat, weswegen Adam schließlich auch hinter Gitter kam. Die Beute sowie der damalige Komplize wurden nie gefunden. Nun scheint es so, als wolle er aus dem Grab heraus seinem Bruder dazu etwas mitteilen, in Form eines verschlüsselten Rätseltextes. Dieser führt die drei Detektive und ihren alten Freund nach Centralia/Pennsylvania, der „brennenden Stadt“. Diese brennt seit den Sechzigerjahren aufgrund eines damals versehentlich in einem Kohlebergwerk ausgebrochenen Feuers tatsächlich seit Jahrzehnten unentwegt und unlöschbar von unten her. Als wären die ständig schwelenden und von Rauchgasen durchzogenen Ruinen nicht schon gefährlich genug, sind auch andere finstere Gestalten offenbar hinter Adams Vermächtnis her.


Eindrücke

Nach Christoph Ditterts gelungenen Einstieg mit „Gefährliche Botschaften“, durfte man gespannt sein, ob er das hohe Level weiterhin halten und davon auch etwas in diesen neuen Roman mit herüber retten kann. Ex-Kommissar Reynolds lässt altgediente Fans der Serie natürlich schon per se mit der Zunge schnalzen – allerdings unterläuft ihm gleich zu Anfang ein Fauxpas, indem er behauptet, dass dies der erste Auftrag ist, den Reynolds ihnen erteilt. Dabei war das schon einmal der Fall, nämlich bei „auf tödlichem Kurs“ (Band 115). Solcherlei Pannen in der Kontinuität sind ärgerlich, doch wie weiß der Volksmund so trefflich zu kommentieren: „shit happens“. Das gilt offenbar auch für das Lektorat, welches in diesem Buch gleich mehrfach Angriffsfläche bietet. Auf Seite 52 etwa, wo Peter und Bob verwechselt werden oder bestimmte Worte und Phrasen (z. B. bemerkenswert oft „Anführer der drei ???“ in Bezug auf Justus) immer wieder und kurz aufeinander fallen, ohne dass dafür mal abwechslungsreichere oder treffendere Begriffe eingesetzt wurden. Oder ist dies nur eine Sache des Autoren-Stils und das Lektorat darf da gar nicht reinreden?

Apropos Stil. Das Wiedererwecken der gedanklichen Einschübe, wie sie weiland zu seligen Hitchcock/Hitfield-Tagen noch Usus waren, sind zwar eine nette Reminiszenz an alte Zeiten, wirken hier aber vollkommen deplatziert. Früher lieferten diese Zwischenkommentare vage Denkanstöße für die Leser, nun jedoch wird dem Publikum schon beinahe alles Wichtige gleich auf die Nase gebunden – lustigerweise aus der Sicht von Kommissar Reynolds, allerdings nicht – wie es eigentlich logisch wäre – aus der Retrospektive eines abgeschlossenen Falls, sondern im Präsens. Das zündet irgendwie nicht. Auch dass Reynolds die Jungs nicht begleitet, kann man kaum glauben, zumal die definitiv lebensbedrohliche Umgebung ja nun absolut kein Spiel- und Tummelplatz für abenteuerlustige Jugendliche ist. Das mag nicht zu seinem bisherigen Charakter passen, ebenso wenig wie sein ansonsten recht weichgespültes Verhalten – ist der ehemals knarzige und sperrige Reynolds langsam altersmilde geworden? Überhaupt ist die gesamte Stollengeschichte, so schön und spannend sie auch aufgezogen ist, definitiv over the top.

Fazit

Höher, schneller und weiter – Die Autoren der Serie müssen sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um ihr Publikum zu begeistern. Nicht immer gelingt das. Centralia ist für sich genommen als Kulisse eine gute Idee (und wer meint die Geisterstadt und ihre Geschichte wären fiktiv, der irrt), doch nur mit viel Action und Gefahrenmomenten allein, kommt noch lange kein guter Plot heraus. Da helfen auch Kommissar Reynolds (sowie seine eingeschobenen Zwischenkommentare) und ominöse Rätseltexte nicht zwingend weiter. Realismus geht einfach anders, wenngleich die Story alles andere als langweilig ist. Mit anderen Worten: Da ist durchaus noch Luft nach oben, und dass er es – auch stilistisch – sicher besser kann, hat Christoph Dittert ja bereits bewiesen. Der angekokelte Rezensentendaumen hält soeben noch die Waagerechte.

128 Seiten, Hardcover
Erzählt von Christoph Dittert basierend auf den Figuren von Robert Arthur
© 2012 – Franckh-Kosmos, Stuttgart
Redaktion: Anja Herre
ISBN 9783440127018

www.kosmos.de

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