Charles Cross/Eric Flanagan/Neal Preston – Led Zeppelin – Heaven and Hell. An illustrated history

Mit dem Zeppelin durch Himmel und Hölle

Diese „bebilderte Geschichte“ einer der wichtigsten Rockbands bringt zahlreiche unbekannte Informationen, einige hilfreiche Tipps zum Plattensammeln sowie ein enorm interessantes Interview mit Gitarrist und Bandgründer Jimmy Page – interessant deshalb, weil er sich lange Zeit strikt weigerte, ausführliche Interviews zu geben, nachdem die Presse die Alben der Band niedergemacht hatte. Ebenso wichtig wie die Texte sind für mich als Fan die fantastisch guten Fotos von der band und ihren Mitgliedern – weit höhere Qualität als man nach einem Film wie „The song remains the same“ erwartet hätte!

Die Autoren

Charles Cross: Musikjournalist und Redakteur bei Musikzeitschriften in Seattle, darunter auch „Creem“. Hat auch für Tageszeitungen berichtet und ist (mit Flanagan) Ko-Autor einer Monografie über Bruce Springsteen.

Erik Flannigan: ein Journalist und Plattensammler aus Seattle, Redakteur bei mehreren Musikzeitschriften, Kollege von Cross. „Eine der wichtigsten Autoritäten in Sachen Plattensammeln in den USA“, wie es auf dem Klappentext heißt.

Neal Preston: einer der bekanntesten und besten Fotografen im Rock ’n‘ roll-Geschäft. Er arbeitete als der offizielle Tour-Fotograf für Led Zeppelin und veröffentlichte ein wunderschönes Buch mit Schwarzweißaufnahmen namens „Led Zeppelin: Portraits“. Einige dieser Porträts sind auch im vorliegenden Buch abgedruckt. In „Heaven and Hell“ zeigt er erstmals in größerer Menge seine unveröffentlichten Vierfarbaufnahmen der Band und ihrer Mitglieder. Seine Fotos findet man auf den Covern von Rolling Stone, Time Magazine und People Magazine etc.

Inhalte

Im ersten, langen Beitrag „Shadows taller than our souls“ (1) beschreibt Cross die Höhen und Tiefen der Karriere Led Zeppelins. Er erzählt, er habe diesen Beitrag im Edgewater Hotel von Seattle geschrieben, in einem jener Zimmer, in die Band zu logieren pflegte (lang ist’s her). Er setzt sich mit den Lügen auseinander, die gewisse Bücher (bes. „Hammer of the gods“) und Zeitungsartikel verbreiteten, um der heutigen bedeutung der Band und ihrer Musik auf die Spur zu kommen. Der Beitrag ist abwechslungsreich und lebendig, gut zu lesen.

Weitaus akademischer mutet daher der zweite Beitrag an: In „Your time is gonna come“ (2) untersucht Jimmy Guterman die Blues-Wurzeln der Bandmusik. Dieser Ansatz ist keineswegs so sinnlos, wie er anmutet, denn Page & Co. wurden einmal verklagt, dass sie den (liebevoll) kopierten Bluesmusikern keine Tantiemen zahlten, so etwa Willie Dixon.

Eine weitere „Geschichtsstunde“ erteilt Jimmy Page himself in dem Interview „The Crunge“ (3), das er mit Dave Schulps führte, einem Redakteur einer ernsthaften, engagierten Fan-Musikzeitschrift. Den Seltenheitswert des Interviews hab ich bereits erwähnt. Der Informationsgehalt ist ebenfalls sehr hoch. Page erzählt von seinen Anfängen und Motivationen, seinen Musikerkollegen wie Clapton und Beck. Überrascht hat mich die Erwähnung einer ersten Led-Zeppelin-Formation, die mit der später bekannten nichts gemein hatte (außer Page). Im letzten Teil des Gesprächs gibt es Überschneidungen mit Teil 4.

Teil 2 trägt den Titel „Over the hills and far away“ (4), Teil 3 heißt „Wearing and tearing“ (5).

Teil 3 beschäftigt sich mit der hohen Wissenschaft des Sammelns von Platten, Videos und Postern in „I can’t quit you babe“ (6) sowie der Beurteilung der zahlreichen, höchst unterschiedlichen Bootlegaufnahmen in „We’re gonna groove“ (7). Diese Beiträge stammen von Cross und einem gewissen Robert Godwin. Hier sind zahlreiche Plattencover abgedruckt, die aus aller Herren Länder stammen, darunter Singles und ausländische Produktionen, etwa aus japan, die bekannte Songs auf interessante Weise kombinieren. Keinerlei Bootlegs sind aus rechtlichen Gründen abgedruckt – Bootlegs sind in den USA seit 1972 verboten.

Der vierte Teil mit dem Titel „The song remains the same“ (8), der von Cross geschrieben wurde, stellt im Grunde jedes der 10 Alben mit jedem einzelnen Stück darauf vor. Das sind eine Menge Infos. Hinzukommt, dass Cross auch die Soundtrack-LP zum Film vorstellt und darauf hinweist, wie sich die beiden Medien unterscheiden. Schließlich finden sich auf dem Boxed Set von 1990 noch drei bis dato unveröffentlichte Stücke, die Cross bespricht. Zu jedem Stück hat er – neben den offiziellen Daten – Aussagen der Bandmitglieder zusammengetragen, so etwa von wem die Lyrics stammen.

Wer will und kann, sollte diese Aussagen mit dem Buch „Dazed and Confused“ von Chris Welch vergleichen, das genau das gleiche tut. Welch jedoch war offizieller Tourbegleiter der band und bietet etwas mehr Insiderwissen. Vor allem beurteilt er auch die musikalische Qualität jedes Stücks, erlaubt sich also ein Urteil, was Cross weitgehend vermeidet.

Teil Nummer 5, mit dem Titel „Train kept a-rollin'“ (9), ist der für nicht an kommerziellen Aspekten interessierte Fans der aufschlussreichste und faszinierendste: Erik Flannigan erweckt in seinem beitrag die band wirklich zum Leben. Er beschreibt in chronologischer Reihenfolge die „Performances and Career Highlights 1968-1990“, also von den „New Yardbirds“ bis zum Live Aid-Auftritt 1987 und der Reunion 1990. Dies ist lebendige Geschichte, und als Fan kann man davon agr nicht genug kriegen. Dieser Abschnitt ist immerhin 40 Seiten lang:).

Alle Titel sind Songtitel oder Songzitate:

(1) aus „Stairway to heaven“, auf LZ 4;
(2) Your time is gonna come: LZ II
(3) The Crunge: auf „Houses of the holy“
(4) Over the hills and far away: auf „Houses of the holy“
(5) Wearing and tearing: auf „Coda“
(6) „I can’t quit you babe“: LZ I und auf „Coda“
(7) We’re gonna groove: auf „Coda“
(8) The song remains the same: auf „Houses of the holy“
(9) Train kept a-rollin‘: nur auf Bootlegs veröffentlicht.

Unterm Strich

Das ganz in Englisch geschriebene Buch bildet eine wertvolle Ergänzung der CD- bzw. Plattensammlung eines LZ-Fans. Es stellt eine wesentliche Ausweitung der Informationsfülle in Chris Welchs Buch dar. Leider ist der Stand der Informationen der von 1991.

Und was mich immer wieder gestört hat, war die schlechte Textqualität: Da wurden nicht nur Buchstaben verdreht, sondern es fehlten ganze Wörter. Auf S. 285 wurde sogar „Battle of Evermore“ mit „Gallows Pole“ verwechselt. So etwas sollte nicht vorkommen.

Wer mit LZ nix am Hut hat, kann dieses 50-Dollar-Buch getrost links liegen lassen. Aber bei Amazon.de ist es bereits ab 6,00 Euro aufwärts zu bekommen.

Hardcover: 208 Seiten
Originaltitel: Led Zeppelin – Heaven and Hell. An illustrated history
ISBN-13: 978-0283061141

https://us.macmillan.com/

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