Brian Herbert & Kevin J. Anderson: Die Jäger des Wüstenplaneten (DUNE 7)

Wiederauferstehung hoch zwei: Paul vs. Paul

(Band 6) Die Geehrten Matres, ein Konkurrenzorden der Bene Gesserit, kehren schlagartig aus der Diaspora zurück und überziehen die Planeten des Alten Imperiums mit Tod und Vernichtung. So wird auch Rakis, der Wüstenplanet, in einen Schlackehaufen verwandelt, die sagenumwobenen Sandwürmer gnadenlos eingeäschert. Damit scheint die einzige Quelle der Melange versiegt, vom Alten Imperium ist nichts übriggeblieben. Doch ein Nicht-Schiff ist dem Angriff entkommen, und an Bord hat Sheeana sieben Sandwürmer…

(Band 7) Während die Matres versuchen, mittels Gholas verschüttetes Wissen der Vergangenheit nutzbar zu machen, setzen die Bene Gesserit an Bord des Nicht-Schiffes alles daran, mit ihrem Zuchtprogramm die Heroen des Alten Imperiums wiederzubeleben.

Murbella, eine ehemalige, konvertierte Geehrte Mater, bemüht sich, beide Frauenorden zu vereinen, denn sie ahnt, dass die Rückkehr der Matres nicht freiwillig geschah, sondern dass sie fliehen mussten: Sie sind in der Diaspora auf einen furchtbaren Gegner gestoßen, der jenseits der Grenzen des Imperiums lauert und sich anschickt, die Menschheit auszulöschen … (erweiterte Verlagsinfo)

Der Autor

Frank Herbert (1920-1986) wuchs im Nordwesten der USA auf, arbeitete als Reporter und Wahlkampfhelfer, bevor und während er ab 1952 seine ersten SF-Stories veröffentlichte, denen 1956 der erste Roman „Dragon in the Sea“ folgte. 1963 -1965 wurden seine Stories um den Wüstenplaneten Arrakis in „Astounding“ publiziert, doch um seinen daraus aufgebauten Roman „Der Wüstenplanet“ unterzubringen, musste Herbert erst 20 Ablehnungen kassieren, bevor es ihm 1965 gelang, den Verlag Chilton Book Co. zu gewinnen, der mehr für seine Autoreparaturratgeber bekannt war.

Die DUNE-Saga umfasste schließlich sechs Romane aus Frank Herberts Schreibfabrik, von denen die ersten drei verfilmt und vertont worden sind. Herbert schrieb neben 20 anderen SF-Romanen auch einen interessanten Non-SF-Roman namens „Soul Catcher“, der noch nicht übersetzt worden ist.

Die DUNE-Saga:

1) Der Wüstenplanet (1965)
2) Der Herr des Wüstenplaneten (1969)
3) Die Kinder des Wüstenplaneten (1976)
4) Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (1981)
5) Die Ketzer des Wüstenplaneten (1984)
6) Die Ordensburg des Wüstenplaneten (1985)

Herberts Sohn Brian und der SF-Autor Kevin J. Anderson taten sich zusammen, um die Vorgeschichte(n) des Wüstenplanet-Universum zu erzählen. Zunächst entstanden dabei zwei Trilogien, 1) die Trilogie der „Frühen Chroniken“ des Wüstenplaneten, die aus folgenden Bänden besteht:

1) Das Haus Atreides
2) Das Haus Harkonnen
3) Das Haus Corrino

Auch die zweite Trilogie „Der Wüstenplanet: Die Legenden“ wurde abgeschlossen. Sie besteht aus folgenden Bänden:

1) Butlers Djihad (The Butlerian Djihad)
2) Der Kreuzzug (The Machine Crusade)
3) Die Schlacht um Corrin (The Battle of Corrin)

Ein weiterer Band namens „The Road to Dune / Träume vom Wüstenplaneten“ ist 2005 erscheinen und bildet ein Zwischenspiel mit drei „Legenden“-Erzählungen, bevor Herbert & Anderson den zentralen DUNE-Zyklus fortführen, denn…

7) Hunters of DUNE (August 2006)
8) Sandworms of DUNE (2007)

…schließen den ersten DUNE-Zyklus so ab, wie Frank Herbert es vorsah, bevor ein unzeitiger Tod ihn am Weiterschreiben hinderte. 7 und 8 bilden eine Art Doppelroman, der zusammengehört.

Weitere DUNE-Romane:

1) Heroes of DUNE 1: Paul
2) Heroes of DUNE 2: Stürme des Wüstenplaneten
3) Der Thron des Wüstenplaneten (Sisterhood of DUNE)
4) Mentats of DUNE

Handlung

Das Nicht-Schiff

Kurz bevor Rakis, der Wüstenplanet, zu Schlacke verkohlt wurde, ist es Duncan Idaho gelungen, mit einem Nicht-Schiff der Katastrophe zu entkommen. An Bord der „Ithaka“ befinden sich zahlreiche Flüchtlinge, unter ihnen die Ehrwürdige Mutter Sheanna und ein Kloon von Miles Teg, dem genialen Feldherrn der Bene Gesserit. Das Wichtigste aber: Sie haben sieben kleine Sandwürmer an Bord, die nur auf einen geeigneten Planeten warten, um ihn in ein zweites DUNE zu verwandeln.

Leider sind diesen Flüchtlingen eine Menge Verfolger auf den Fersen, allen voran die Geehrten Matres, die „Huren“, sowie die Bene Tleilax, die für die Gilde dringend nach der Spice-Melange suchen. Aber so ein Nicht-Schiff ist nicht leicht zu finden, wenn es sich im Hyperraum befindet. Erst nach einem kleinen Unglück stellt Duncan Idaho fest, dass die „Ithaka“ in den Normalraum zurückgekehrt ist. Nun heißt es, möglichst schnell ein Versteck zu finden.

Denn Duncan und Sheanna wissen, dass da draußen im Universum ein neuer Feind lauert. Ein Feind, vor dem die Geehrten Matres in Scharen geflohen sind, bevor sie in der Schlacht bei Junction vernichtend von den Bene Gesserit geschlagen wurden. Notgedrungen haben sich, wie Sheanna weiß, die Bene Gesserit und geehrten Matres zur Vereintern Schwesternschaftschaft zusammengeschlossen, um unter der Mutter Befehlshaberin Murbella gegen den unbekannten Feind bestehen zu können. Aber wenn Sheanna wüsste, wie es unter Murbella auf dem Planeten Ordensburg zugeht, würde sie sich Sorgen machen.

Ordensburg

Murbella versucht, mit allen Mitteln das Oberkommando zu behalten, doch das ist gar nicht so einfach, wenn sich die Geehrten Matres und die Bene Gesserit untereinander bekämpfen. Immer wieder kommt es zu blutigen Zusammenstößen, weil die Materes keinerlei Selbstkontrolle kennen. Und in den Norden der Welt ziehen sich immer mehr Ordensschwestern zurück, um dort außerhalb des Machtbereichs Murbella zu leben. Eine ihrer Anführerinnen öffentlich hinzurichten, hilft nichts, weiß Murbella.

Doch dann kommt ihr eine Entdeckung zu Hilfe, die eigentlich Anlass zu Bestürzung wäre. Ein altes, beschädigtes Schlachtschiff dringt in den Weltraum um Ordensburg ein. Es gehört den Geehrten Matres, die aus der Diaspora zurückkehrten. Die letzte Überlebende an Bord versucht, den Computer zu zerstören, doch sie kann aufgehlten werden. Die letzte Koordinate verrät die Herkunft des Schlachtschiffs: eine Matres-Welt. Als zehn Gesserit-Schiffe hinfliegen, finden sie eine verwüstete Welt vor und eine völlig zerstörte Sternenflotte, die diesen Schlackeklumpen leblos umkreist. Aber von dem mächtigen Angreifer, der diesen Schaden angerichtet hat, findet sich keine Spur.

Da die nahende Gefahr offensichtlich geworden, setzt Murbella ein Programm durch, das die Vereinte Schwesternschaft auf den Angriff vorbereiten soll. Dazu muss sie mit einigen Tabus brechen und alten Zöpfe abschneiden. Der Widerstand zeigt sich in Form eines heimtückischen Attentat, das eine junge Gesserit mit einem Crysdolch begehen will. Murbella überwältigt und tötet die junge Frau. Was für eine Verschwendung von Ressourcen, wirft sie ihren Ordensschwestern vor. Endlich bekommt sie die anderen Schwestern hinter sich.

Bandalong

Duncans zweiter Feind ist ein geheimnisvolles Paar mächtiger Wesen, die als Erscheinungsform einen alten Mann, Daniel, und eine alte Frau, Martha, gewählt hat. Sie spinnen ein Netz aus Energiefäden und werfen es zum Fang des Nichtschiffs aus. Immer wieder entwischt es ihnen, und deshalb nötigen sie die Gestaltwandler unter ihrem Anführer Khrone, die letzten Bene Tleilax auszuradieren und deren Gestalt anzunehmen. Nur einen Tleilaxu dürfen sie am Leben, denn mit ihm wird ein besonderer Plan verfolgt.

Uxtal ist der Auserwählte, ein kleiner Assistent, der aber über das Können verfügt, einen Ghola herzustellen und die Anfangsstufen der Melange-Produktion einzuleiten. Krone schickt ihn ausgerechnet nach Bandalong, dem heiligen Planeten der Tleilax. Diese Welt haben die gnadenlosen Matres schwer beschädigt und die Bevölkerung versklavt. Die Mater Hellica, die hier herrscht, hat sehr wenig Geduld mit Uxtal, doch er weiß, dass er nur durch maximale Ergebenheit überleben kann. Die Mater hat die behüteten Gene eines Menschen entdeckt und will nun, dass Uxtal daraus einen Ghola, einen Klon, herstellt. Ach ja, und das Spice-Melange nicht vergessen! Uxtal ist neugierig, welche Identität der Ghola haben wird…

Das Nicht-Schiff

Auch an Bord der „Ithaka“ befindet sich ein Tleilaxu: Scytale ist vor den Matres zu den Gesserit geflohen und auf dem Nicht-Schiff gefangengesetzt worden. Nach vier Jahren der Untätigkeit fühlt er sein Ende nahen: Nur noch zehn oder 15 Jahre, dann ist es aus mit dieser körperlichen Hülle – und es steht kein Ersatz bereit, auf den er seine Seele übertragen könnte. Deshalb fasst Scytale den verzweifelten Entschluss, im Tausch für einen Ersatzkörper sein letztes Geheimnis preiszugeben: Erbgut, das die Tleilax über die letzten Jahrtausende gesammelt haben – und das sich nun in neuen Gholas an Bord der „Ithaka“ manifestieren könnte.

Aber wollen Duncan und Sheanna wirklich, dass Paul Atreides, Lady Jessica und die wahnsinnige Imperatorin Alia wiederauferstehen?

Mein Eindruck

Die großen Themen dieser ersten Häfte des abschließenden DUNE-Doppelromans (s.o.) sind Selbstbehauptung, Wiederauferstehung und Verteidigung. Murbella, die „Präsidentin“ des Vereinten Schwesternordens, will Ordensburg und die angrenzenden Welten erst einmal von der Herrschaft der Geehrten Matres befreien. Das gelingt ihr auch im Laufe dieses Buches, und der Showdown zwischen Murbella und der selbsternannten „Königin“ Hellica gehört tzu einem der Höhepunkte der Geschichte. Da kommt keine Langeweile auf. Besonders nicht ab Seite 500 (von 680).

Aber Hellica ist gar keine Geehrte Mater, sondern lediglich ein Gestaltwandler, der unter fremdem Befehl handelt. Khrone, der Anführer der Gestaltwandler, ist ihr Boss, doch er selbst hat weitere Bosse, nämlich den Alten Mann und die Alte Frau. Worum es sich dabei handelt, enthüllen erst die allerletzten Kapitel dieses Buches. Ich werde mich hüten, dies ebenfalls zu tun.

Krone und Hellica setzen (im Auftrag) einen Strang des Themas Wiederauferstehung in Bewegung: Der Tleilaxu Uxtal erschafft Baron Wladimir Harkonnen und Paul Atreides wieder und lässt sie auf Caladan, der Heimatwelt der Atreides, ausbilden und erziehen. Wie nicht anders zu erwarten, bricht im Baron schon bald die Lust an Grausamkeit und am Töten hervor, und das bringt er auch Paul bei.

Erweckte Erinnerungen

Aber es gibt ein Problem mit solchen Gholas, also Klonen aus alten Zellen: Sie sehen zwar aus wie ihre Vorbilder, sie verfügen aber nicht über deren Erinnerungen. Diese Erinnerungen, so die Prämisse, stecken im untersten Unbewussten, vielleicht sogar in den Zellen selbst, und müssen durch eine tramatische Erfahrung „geweckt“ werden. Beim Baron geht die Sache beinahe schief, als er merkt, dass mit seinen alten Erinnerungen auch seine Nemesis und Mörderin Alia, Pauls Schwester, wiedererweckt worden ist. Fortan hört man ihn ständig mit selbst reden…

Uxtal hat in höchster Not einen weiteren Ghola geschaffen, Waff, den Klon eines alten Genetikmeisters. Denn nur dieser kenne angeblich das Geheimnis, wie man aus Sandwürmern die Gewürz-Melange erzeugt, die die Navigatoren-Gilde und die Geehrten Matres so dringend benötigen, um an der Macht zu bleiben. Uxtal veranlasst, dass Waff doppelt so schnell heranwächst wie üblich.

Beim Untergang der Geehrten Matres entkommt Waff und dient fortan den Navigatoren. Aber ob seine modifzierten Sandwürmer wirklich das benötigt Gewürz produzieren werden, muss sich erst noch herausstellen. Auch die Sandwürmer werden also wiedererweckt. Wird sich ein weiteres Arrakis ergeben? Murbella hat bereits ein zweites Arrakis auf dem Planeten Ordensburg, dem Hauptquartier der Bene Gesserit erschaffen: Sie hat derzeit das Monopol auf die Gewürzproduktion.

Die Jäger

Wiederauferstehung passiert auch mit den Gholas auf dem Nicht-Schiff-„Ithaka“, das von Duncan Idaho gesteuert und von Sheeana, einer Bene Gesserit, befehligt wird. Da ist Paul Atreides, der sich schon bald mit Chani, Stilgars Tochter, anfreundet, genau wie sie es in den alten Chroniken, die vor 5000 Jahren verfasst wurden, gelesen haben. Aber da ist auch die Wiedergeburt des Tyrannen Leto II, des „Sohnes“ dieses Paares. Auf ihn wird ein Anschlag verübt – bei weitem nicht der letzte. Es scheint einen Verräter an Bord zu geben.

Die „Ithaka“ sucht getreu ihrem Namen nach einer Heimat für die Flüchtlinge, und auf ihrer Odyssee stößt sie immer wieder auf Spuren der Zerstörung durch einen unbekannten Gegner. Sie nennen ihn den Äußeren Feind. Schließlich gelangen sie auf eine einladend aussehende Waldwelt, die vom Rabbi der Juden an Bord als ideale Zuflucht angesehen wird.

Doch die menschenähnlichen Wesen, die hier anzutreffen sind, haben einen großen Hass auf die Geehrten Matres und aus einer Kreuzung aus Mensch und Katze ein Raubtier geschaffen, um Matres zu jagen und zur Strecke zu bringen: die Futar. Diese können mit Sheeana sprechen. So erfährt sie, dass die vier Futar, die an Bord sind, endlich ihre „Bändiger“ gefunden haben, eben die Waldmenschen. Wie es scheint, verbirgt sich hier ein großes, dunkles Geheimnis. Die Flüchtlinge müssen bald erkennen, dass der Feind ihres Feindes nicht unbedingt auch IHR Freund ist…

Der Kwisatz Haderach

Dieses Überwesen wollten die Bene Gesserit mithilfe ihres Zuchtprogramms schon vor 5000 Jahren schaffen, aber Lady Jessica, ihre Musterschülerin, machte ihnen einen Strich durch die Rechnung, und so wurde ihr Sohn Paul Atreides der Kwisatz Haderach – und nicht etwa einer der Harkonnens. Paul brachte den Tyrannen Leto II hervor, der als Gottkaiser und Zwitter aus Sandwurm und Mensch 3500 Jahre über das Alte Imperium herrschte.

Nun soll der Kwisatz Haderach zweimal wiederauferstehen, aber unter gänzlich verschiedenen Vorzeichen. Das ist der eigentliche Clou an diesem letzten Doppelband von DUNE: Der eine Paul an Bord der „Ithaka“ ist der „gute“ Paul, aber der von Baron Harkonnen erzogene Paolo ist der „böse“ Paul, erschaffen auf Befehl der Gestaltwandler und ihrer unbekannten Auftraggeber. Diese Auftraggeber suchen auch fieberhaft nach dem „guten“ Paul an Bord der „Ithaka“. Sie brauchen irgendeinen Kwisatz Haderach, aber zu welchem Zweck, bleibt vorerst im Dunkeln.

Schon bald haben die beiden Pauls unter dem Einfluss der bewusstseinserweiternden Droge Spice seherische Albträume, vom jeweils anderen ermordet zu werden – ein raffinierter Vorausverweis, der erhebliche Spannung erzeugt. Der entsprechende Showdown dürfte zu einem der Höhepunkte in Band 8 führen.

Die Übersetzung

Die Übersetzung wurde nicht mehr von Ronald M. Hahn ausgeführt, der die ersten sechs Bände übertrug, sondern von Bernhard Kempen. Er macht seine Sache ausgezeichnet, insbesondere was die ko mplizierte Terminologie des DUNE-Universums angeht. Immerhin ist diese Terminologie bislang in einer zweibändigen Enzyklopädie mit 1120 Seiten niedergelegt worden (erhältlich bei Heyne).

Da muss man aufpassen, dass nichts durcheinandergerät. Schon die beiden Autoren Brian Herbert und Kevin Anderson mussten sich von Dr. Attila Torkos beraten lassen. Dieser hat dankenswerterweise auch die Chronologie des DUNE-Universums von seinen Anfängen bis Band 7 niedergelegt. Diese Chronologie findet sich nicht in Band 8.

Natürlich kommt es im Text immer wieder zu Druckfehlern, aber sie sind so selten, dass man sie vernachlässigen kann.

Unterm Strich

Dieser DUNE-Roman unterscheidet sich von den sechs DUNE-Romanen, die Frank Herbert noch selbst verfasste, durch eine wesentlich höhere Verständlichkeit und verstärkte Spannung aus. Die Sprache in den relativ kurzen Kapiteln, die höchstens fünf Seiten lang sind, ist einfach, klar verständlich und übersichtlich. Jeder zwölfjährige Leser soll sie verstehen können. So gelang es mir auch mühelos, an einem Tag rund 300 Seiten während einer Flugreise nach England zu lesen.

Der Schein trügt

Bei soviel Einfachheit darf man aber auch keine komplexeren Beschreibungen erwarten. Selbst Beschreibungen, die das Äußere von Figuren betreffen, werden häufig lediglich angedeutet. Viel wichtiger sind innere, psychologische Vorgänge. Die sind ja schon ungewohnt genug. Wozu dann auch noch Worte über überflüssige Äußerlichkeiten verschwenden? Und außerdem: Da Gestaltwandler jede beliebige äußere Gestalt annehmen können, könnte der Leser die eingehende Beschreibung solcher Äußerlichkeiten als bewusste Irreführung durch die Autoren missverstehen. Dies sollte offenbar auf jeden Fall vermieden werden.

Keine Vorkenntnisse nötig

Wer meint, hier würden weitgehende Vorkenntnisse über das DUNE-Vorkenntnisse vorausgesetzt, liegt falsch. Man muss lediglich mal die Verfilmung durch David Lynch oder die zwei alternativen TV-Fassungen zu DUNE I-III gesehen haben, um die Geschichte zu verstehen. Der Roman setzt nichts weiter voraus, sondern erklärt alle Phänomene kurz und prägnant, ohne sich in langen Erklärungen zu verlieren.

Es gibt auch weder Fußnoten oder Glossar, sondern lediglich die bekannten Motti, die jedem der 96 Kapitel vorangestellt sind. Hier kommen die wichtigsten Figuren zu Wort, um ihre Weisheiten von sich zu geben – meist direkt auf den Inhalt des jeweiligen Kapitels gemünzt. Wer sich etwas näher mit den Motti beschäftigt, entdeckt mitunter feine Ironie.

Quasi-Sex

Da Zwölfjährige als Leserschaft angepeilt wurden, hält sich auch die Darstellung der Sexszenen sehr in Grenzen. Es bleibt immer nur bei Andeutungen, selbst in der eher grotesken Paarung, die der arme Uxtal über sich ergehen lassen muss. Seine Quasi-Vergewaltigung durch eine uralte Geehrte Mater erscheint dem Leser allerdings nur als ausgleichende Gerechtigkeit, weil Uxtal als Tleilaxu keinerlei Achtung vor weiblichen Wesen kennt.

Er betrachtet als einzigen Zweck, die Frauen für Gentechniker wie ihn haben können, die Produktion von Gholas, also nicht etwa von Kindern auf natürlichem Wege. Frauen taugen demnach nur zu hirnlosen Gebärmaschinen – und zur Produktion von Spice. Nun, die Geehrte Mater belehrt ihn eines ganz anderen…

Romantik

Den schönen Gegensatz dazu bildet das Paar Paul Atreides und Chani, die beiden Gholas an Bord der „Ithaka“. Wie schon in DUNE ergänzen sie einander ausgezeichnet und stellen das Inbild romantischer Liebe dar. Es ist, wie immer im DUNE-Universum, bedroht. Diese Bedrohung bildet der Äußere Feind, der Paul als Kwisatz Haderach für seine eigenen Zwecke benutzen will. Und diese Zwecke sehen die vollständige Auslöschung der bekannten Menschheit vor. Denn der Äußere Feind ist alles andere als menschlich…

Nichtmenschlich

Der nächste, achte Band schildert also die Invasion dieses Feindes in den Rest der Galaxis und wie sich die verschiedenen Gruppierungen gegen ihn zur Wehr setzen wollen. Es bleibt spannend – solange sich der Leser mit solchen Vorgängen beschäftigen möchte. Aber allen Fans von DUNE ist die Lektüre von Band 7 und 8, deren Handlungsverlauf noch Frank Herbert vor seinem Tod testamentarisch festlegte (das Exposé wurde in einem Bankschließfach gefunden), zu empfehlen.

Taschenbuch: 688 Seiten
Originaltitel: The Hunters of Dune
ISBN-13: 978-3453522893

www.heyne.de

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