Unter dem Gottkaiser Leto II. wurde die Menschheit über die Galaxis verstreut. 5000 Jahre später kehren ihre Abkömmlinge aus der Diaspora zurück. Neue Kräfte haben sich entfaltet, neue Technologien wurden entwickelt. Der uralte Orden der Bene Gesserit, der seit vielen Jahrtausenden über die Geschicke des Reiches wacht und die Fäden des genetischen Erbes der Atreides in der Hand hält, sieht sich mit Mächten konfrontiert, wie es sie bisher nicht gab.
Von Arrakis selbst, dem Wüstenplaneten, ist wenig Hilfe zu erwarten. Eine zerstrittene Priesterschaft, die den Gottkaiser Leto, den „Zerlegten Gott“, in Gestalt des Shai-Hulud, des gigantischen Sandwurms, anbetet, und Einheimische, die nur noch Schatten der einstigen stolzen Fremen sind. Doch da kommt ein Mädchen aus der Wüste, das mit geheimnisvollen Kräften über den Shai-Hulud gebietet und ihm seinen Willen aufzwingt. (Verlagsinfo) Frank Herbert – Die Ketzer des Wüstenplaneten (DUNE 5) weiterlesen →
Über Jahrtausende hat sich die Menschheit im All ausgebreitet und Planeten besiedelt. Nun, da der Krieg gegen die Maschinen gewonnen ist und ein neues Imperium gegründet wurde, hängt die Zukunft der Galaxis von den Navigatoren ab – genmanipulierten Menschen, die mithilfe des Gewürzes vom Wüstenplaneten gewaltige Raumschiffe durchs All manövrieren. (Verlagsinfo)
Hinweis: Diese Rezension beruht auf der englischsprachigen Originalausgabe.
Vorgeschichte: Im 11. Jahrtausend tun sich der Imperator und Harkonnen zusammen, um das Haus Atreides unter Herzog Leto zu vernichten. Die große Mausefalle ist der Wüstenplanet Arrakis, der Köder unermesslicher Reichtum in Form des einzigartigen Rohstoffs |Spice-Mélange|. Der Plan klappt wie am Schnürchen, doch eine Kleinigkeit geht schief: des Herzogs Konkubine und sein Sohn Paul entkommen in die Wüste. Dort bauen sie mit den einheimischen Fremen eine Guerilla-Organisation auf, die droht, die lebenswichtige Spice-Produktion zum Erliegen zu bringen – und damit jeden Verkehr im Imperium! Der Imperator, gezwungen von der Raumfahrtgilde, muss nach Arrakis kommen …
Der Herr des Wüstenplaneten“: Paul Atreides ist der lang erwartete Prophet und führt die Fremen in den Heiligen Krieg. In einem Siegeszug ohnegleichen pflanzt er sein Banner auf alle von Menschen besiedelten Planeten und errichtet das neue Imperium. Doch seine Machtfülle ruft Neider und Gegner auf den Plan, die unermüdlich auf Mittel sinnen, diese Herrschaft zu brechen. Unter die Pilgerscharen, die über Lichtjahre hinweg in die heilige Stadt Arrakeen kommen, mischen sich Meuchelmörder, manipulierte Zeitbomben in Menschengestalt … (korrigierte Verlagsinfo)
_Der Autor_
Frank Herbert (1920-1986) wuchs im Nordwesten der USA auf, arbeitete als Reporter und Wahlkampfhelfer, bevor und während er ab 1952 seine ersten SF-Storys veröffentlichte, denen 1956 der erste Roman „Dragon in the Sea“ folgte. Herbert schrieb neben 20 anderen SF-Romanen auch einen interessanten Non-SF-Roman namens „Soul Catcher“, der noch nicht übersetzt worden ist.
1963 -1965 wurden seine Storys um den Wüstenplaneten Arrakis in |Astounding| publiziert, doch um seinen daraus aufgebauten Roman „Der Wüstenplanet“ unterzubringen, musste Herbert erst 20 Ablehnungen kassieren, bevor es ihm 1965 gelang, den Verlag |Chilton Book Co.| zu gewinnen, der mehr für seine Autoreparaturratgeber bekannt war. Die DUNE-Saga umfasste schließlich sechs Romane aus Frank Herberts Schreibfabrik, von denen die ersten drei verfilmt worden sind. Zurzeit erscheinen Fortsetzungen, die sein Sohn Brian mit Kevin J. Anderson verfasst hat.
Die DUNE-Saga:
1) Der Wüstenplanet (1965)
2) Der Herr des Wüstenplaneten (1969)
3) Die Kinder des Wüstenplaneten (1976)
4) Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (1981)
5) Die Ketzer des Wüstenplaneten (1984)
6) Die Ordensburg des Wüstenplaneten (1985)
7) Die Jäger des Wüstenplaneten (2006, von Herbert/Anderson)
8) Die Erlöser des Wüstenplaneten (2007, von Herbert/Anderson)
9) Paul of DUNE (2008, von Herbert/Anderson)
|Der Wüstenplanet| auf |Buchwurm.info|:
[DUNE 1: Der Wüstenplanet. Teil 1 von 2 5259 (inszenierte Lesung)
[DUNE 1: Der Wüstenplanet. Teil 2 von 2 5333 (inszenierte Lesung)
[The Road to Dune 2805
[Butlers Djihad 827 (Der Wüstenplanet: Die Legende 1)
[Der Kreuzzug 853 (Der Wüstenplanet: Die Legende 2)
[Die Schlacht von Corrin 2089 (Der Wüstenplanet: Die Legende 3)
[Das Haus Atreides 1621 (Der Wüstenplanet: Die frühen Chroniken 1)
[Das Haus Harkonnen 1622 (Der Wüstenplanet: Die frühen Chroniken 2)
[Das Haus Corrino 1623 (Der Wüstenplanet: Die frühen Chroniken 3)
[Der Wüstenplanet 1662 (Dune 1)
[Der Herr des Wüstenplaneten 1637 (Dune 2)
[Die Kinder des Wüstenplaneten 1634 (Dune 3)
_Sprecher & Produktion_
Simon Jäger (Erzähler, die Atreides-Seite): geboren 1972 in Berlin. Seit 1982 arbeitet er als Synchronsprecher bei Film und TV. Er lieh u. a. Josh Hartnett, James Duvall, Balthazar Getty, River Phoenix seine Stimme, aber auch „Grisu dem kleinen Drachen“ und war auch in TV-Serien wie „Waltons“, „Emergency Room“ zu hören. Seit 1998 arbeitet er zudem als Autor und Dialogregisseur.
Marianne Rosenberg (Prinzessin Irulans Anmerkungen): 1955 geboren, gewann sie im Alter von 14 Jahren einen Talentwettbewerb, welcher der Start für ihre Gesangskarriere war. In den siebziger Jahren avancierte sie zum erfolgreichsten deutschen Schlagerstar des Jahrzehnts. Die Ausnahmekünstlerin änderte in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder ihr Bühnenimage und ist als Musikerin in verschiedenen Genres bis heute aktiv. Sie konnte auch als Schauspielerin bereits Erfahrungen sammeln. In welchen Produktionen, verrät der Verlag allerdings nicht.
Regie führte Kerstin Kaiser, die Aufnahme erfolgte in den |d.c. Studios|, NRW-Berlin, und bei |Margarita Mix|, Los Angeles, durch Jan Mallmann, Jeff Levy und Jimmy Hite. Die Musik trugen Dicky Hank und Dennis Kassel bei.
_Handlung_
Man schreibt das 11. Jahrtausend nach Gründung der Raumgilde. Seit den Ereignissen, die in „Der Wüstenplanet“ erzählt wurden, sind zwölf Jahre vergangen – so verrät es uns der zusammenfassende „Prolog“. Man schreibt das Jahr 10209. Die gottähnliche Position, die Paul Muad’dib in den Augen seiner Anhänger, der Fremen, einnimmt, hat dazu geführt, dass seine Jünger zu einem Djihad, einem Heiligen Krieg, aufgerufen haben und die Worte ihres Propheten mit Feuer und Schwert in der Galaxis verbreiten wollen. In einer der ersten Szenen lernt der gedungene Attentäter Scytale einen dieser Veteranen kennen. Farok erzählt von den fremden Welten, so etwa von einer Wasserwelt.
Die bislang dominierenden Kräfte des Imperiums sind ihrer Macht beraubt, und der Planet Arrakis ist zu einem neuen Mekka der Milchstraße geworden, das jeder Gläubige einmal in seinem Leben besucht haben muss. Pharisäertum und Heuchelei machen sind inzwischen breit. Natürlich ruft die allumfassende Machtfülle, über die Paul gebietet, etliche Neider auf den Plan. Die alten Herren sammeln sich, gehen einen Pakt ein und beschließen, den neuen Imperator und die ihnen aufgezwungene Religion zu vernichten. Sie dingen den Attentäter Scytale, einen Tleilaxu-Gestaltwandler und Hermaphroditen.
Mehrere Anschläge auf Pauls Leben können vereitelt werden, aber unter die Pilgerscharen, die über viele Lichtjahre hinweg nach Arrakis kommen, mischen sich immer mehr Meuchelmörder und manipulierte Zeitbomben in Menschengestalt. Eine davon, als Geschenk von der Raumgilde überreicht, ist der Ghola Hayt, die aus den Zellen eines toten Freundes von Paul, Duncan Idaho, erzeugte Nachbildung eines Menschen. Hayt soll auf ein Codewort hin den Herrscher töten, doch wenn es Paul gelingt, die Identität seines Vorgängers zu wecken, der den Atreides loyal ergeben war, besteht Hoffnung, dass Hayt dem posthypnotischen Befehl der Verschwörer nicht folgt.
Schließlich hat doch noch ein Anschlag Erfolg, als die Verschwörer einen atomar betriebenen Steinbrenner einsetzen. Doch sie hatten Hilfe von den Stammesführern. Paul und viele Soldaten verliert ihr Augenlicht, doch wunderbarerweise kann er weiterhin „sehen“, kraft seines Zweiten Gesichts.
Als seine Geliebte Chani, ein Fremenmädchen, bei der Geburt von Zwillingen stirbt, kommt es zu der kritischen Situation, in der Paul ausgerechnet die Codeworte ausspricht, die im Ghola Hayt die Aggression auslösen sollen. Doch es gibt noch zwei Attentäter unter Pauls Reisegefährten im Sietch Tabr, und jeder davon ist bereit, bei Hayts Versagen bis zum Äußersten zu gehen. Aber Paul erhält Hilfe von unerwarteter Seite …
_Mein Eindruck_
Das Komplott gegen den neuen Beherrscher des Universums, Paul „Muad’dib“ Atreides, ist im Grunde ziemlich einfach gestrickt. Erstaunlich ist allerdings die Unterschiedlichkeit der beteiligten Gruppen: die Raumgilde, die Bene Gesserit inklusive Pauls Gemahlin Irulan, die Bene Tleilax (die den Ghola produzieren) und schließlich sogar die Fremen, die ihre Lebensart durch Pauls Begrünungsprojekt auf Arrakis in Gefahr sehen.
Die Vorbereitung der Attentate ist durchaus spannend zu verfolgen. Jede Szene, in der jeweils vor allem Scytale, der gestaltwandelnde Tleilax-Assassine, im Mittelpunkt steht, ist wie im ersten Band routiniert und effektvoll aufgebaut, wobei das Resultat wieder zur nächsten führt. Allerdings muss der Hörer aufpassen wie ein Luchs: Die Handlungsstränge wechseln einander ab, bauen aber aufeinander auf und sind dadurch miteinander verflochten.
|Die Kernfrage|
Im Grunde handelt es sich also um einen gewöhnlichen Politthriller, nur eben in einem futuristischen Ambiente und mit nicht ganz menschlichen Beteiligten. Solche Politthriller hat Frank Herbert schon mit dem „Dosadi-Experiment“ und ähnlichen Romanen vorgelegt. Das ist jedoch nur eine Seite dieses DUNE-Romans. Die andere und wichtigere ist die Seite der Erkenntnis. Denn mit Paul und Alia herrschen ein weltliches und ein religiöses Oberhaupt über den Kosmos, die über das Zweite Gesicht und die Vorausschau verfügen. Selbst der geblendete Paul kann noch „sehen“.
Wenn sie also voraussehen können, was auf sie zukommt, warum können sie das Komplott dann nicht verhindern? Das ist die Kernfrage des ganzen Romans, und sie wird unzählige Male gestellt, mal offen, mal verhüllt. Denn sie zielt auf Pauls Andersartigkeit. Er ist der Kwisatz Haderach, der Übermensch, den das Zuchtprogramm der Bene Gesserit (mit einem einzigen Fehler durch Lady Jessica) geschaffen hat. Durch die Mélangedroge kann er seine seherischen Fähigkeiten erweitern, und er wird zum Orakel. Nun können sich Orakelvision und Realität überlagern und einem Plan folgen oder divergieren und Verwirrung stiften.
Er ist quasi in Hamlets Lage, der weiß, dass ein Verbrechen geschehen ist („etwas ist faul im Staate Dänemark“), doch grübelt, wie er vorgehen soll: erdulden oder bekämpfen? Wenn er den Anschlag erduldet, dann nur wegen seines schlechten Gewissens gegenüber den Milliarden Opfern, die sein heiliger Krieg im Universums bereits gefordert hat und noch weiter fordert (Stilgar, sein Premier- und Kriegsminister plant weitere Invasionen).
Wenn er das kommende Verbrechen bekämpft, dann vor allem wegen seiner Liebe zu Chani, seiner Dame des Herzens. Die arme Chani, Muad’dibs Fremen-Geliebte, also nicht seine Frau, muss die Existenz ihrer Feindin Prinzessin Irulan hinnehmen, die mit Paul nominell verheiratet ist und von ihrem Orden kein Kind genehmigt bekommt.
Doch mit Chani lebt er nach den Sitten der Wüste, und am Schluss, als sie hochschwanger ist, in einem richtigen Sietch. Jahrelang ist Chani das Opfer einer Verschwörung, die dazu dient, sie keine Kinder von Paul empfangen zu lassen. Sie bekommt von Irulan und den Bene Gesserit Empfängnisverhütungsmittel ins Essen gemischt. Daher ist es umso erstaunlicher, dass sie – nach einer Umstellung ihres Essens und einem weiteren chemischen Anschlag – schließlich Zwillinge zur Welt bringt, die im nächsten DUNE-Buch die Handlung tragen und schließlich den Sieg über die Feinde Arrakis und über Alia erringen.
Wegen seiner Liebe zu Chani und ihren Kindern bekämpft Paul die Verschwörer, doch er kommt um ein Haar zu spät. Denn er unterschätzt sowohl Scytale, den Gestaltwandler, als auch Bijaz, den Zwerg, der den Ghola Hayt umprogrammiert. Als Zünglein an der Waage entpuppt sich eben dieser Hayt, der sich seines früheren Lebens als Duncan Idaho erinnert. Idaho war der Schwerttmeister, der den Atreides in unverbrüchlicher Treue verbunden war. Wird sich auch Hayt als treu erweisen – oder wird er Bijaz‘ Tleilaxu-Konditionierung gehorchen? Gerade diese offenen Fragen machen das Finale so spannend.
Und hier kann Pauls Orakelvision nichts mehr ausrichten: Alle Wege in die Zukunft enden an diesen Verzweigungen. Wäre es anders, dann würde Paul in einem deterministischen Universum leben, in dem alles vorherbestimmt ist und es keinen freien Willen gibt. Das Gegenteil ist, zum Glück, der Fall. Wenn Paul de facto ein Gott ist, dann ein menschlicher, der Menschen braucht, um ein Mensch bleiben zu können. Sobald seiner und Chanis Sieg bestätigt ist, braucht er die Welt nicht mehr.
_Die Inszenierung_
Man beachte, dass der Romantext ungekürzt vorgetragen wird. Der Text folgt der überarbeiteten Übersetzung von 2001. Diese ist gegenüber der deutschen Erstausgabe von 1978 erheblich fehlerbereinigt und genauer.
|Marianne Rosenberg|
Die ehemalige Sängerin hat eine schöne Alt-Stimme. Mit dieser spricht sie alle Zitate, die den einzelnen Kapiteln des Romans vorangestellt sind. Die Kurztexte stammen meist von Prinzessin Irulan, und so liegt die Annahme nahe, der Sprecherin die Rolle Irulans zu geben.
Ich konnte keine Mängel feststellen, denn Marianne Rosenberg liest sowohl deutlich und verständlich als auch mit einem warmen Ausdruck, der von Verständnis für das Vorgetragene zeugt. Dennoch bedeutet ihre Stimme keinerlei Kommentar zum Vorgetragenen, etwas, was ich mir von der ursprünglich vorgesehenen Sprecherin Nina Hagen nur schwer vorstellen kann.
|Simon Jäger|
Simon Jäger ist der Haupterzähler. Mit einer Rekapitulation des in DUNE 1 Erzählten beginnt er seinen Vortrag. Die Annahme liegt nahe, dass er den Part von Paul Atreides spricht. Das ist auch durchgehend der Fall. Aber natürlich wird auch das Personal rings um Paul von Jäger präsentiert. Das ist schon etwas gewöhnungsbedürftiger. Seine Stimmlage ist bei weiblichen Figuren wie zu erwarten höher.
Seine wahre Kunst zeigt sich in der Charakterisierung ausgefallener Figuren wie etwa der alten Bene Gesserit Gaius Helen Mohiam. Sie klingt ein wenig krächzend und heiser, um ihr Alter anzudeuten. Auch die Stimme des Zwergs Bijaz ist ganz eigen: Er quäkt die meiste Zeit, aber nicht harmlos, sondern böse und hinterlistig. Sehr merkwürdig fand ich die knarzige und tiefe Stimme des Gildennavigators Edrig, des Kopfes der Verschwörung. Sie passt eher in einen Wildwestfilm.
Bewundert habe ich jedoch Jägers Darstellung der Autoritätsgestalten wie Stilgar und Hayt/Duncan Idaho. Allen ist eine sehr tiefe und harte Stimme zueigen, die sie unverwechselbar macht. Besonders die langsame Sprechweise von Stilgar hat mir gefallen, denn sie ist sowohl tief als auch warm und von intensiver Verehrung für seinen Herzog erfüllt. Hayt trägt am Schluss feierlich „Des Gholas Hymne“ auf Paul Muad’dib vor. Diesen poetischen Text könnte ich mir nicht besser umgesetzt vorstellen: zwar getragen, aber nicht pathetisch.
|Musik|
Die Musik wurde von Dicky Hank und Dennis Kassel beigesteuert. Von einem „Score“ zu sprechen, wäre vermessen: Es handelt sich nämlich die immer gleiche Jingle-artige Musik, die mal im Hintergrund, mal in einer Pause erklingt, um einen Übergang zwischen Kapiteln zu erleichtern. Melodische E-Gitarren dominieren das kurze Stück, das mit Bass und leichter Percussion unterlegt ist. Also nichts Spektakuläres, aber auch nichts, was nur so dahinplätschert. Damit ist gewährleistet, dass diese Musik den Vortrag im Vordergrund niemals stört. Auch jeweils am Anfang und Ende einer CD ertönt diese Musik.
|Glossar|
Im Einsteckkarten sind zentrale Begriffe aus der Welt des Paul Muad’dib abgedruckt und mit Erklärungen versehen, die sich jeder merken kann. So erfährt man beispielsweise, was es mit einem Ghola auf sich hat und mit der Distrans-Übertragungstechnik.
_Unterm Strich_
Die Stimmung in diesem zweiten Band ist meist rückwärts gewandt und grüblerisch. Eigentlich wollte der Autor diesen Band zusammen mit dem ersten veröffentlichen, doch das Endergebnis wäre zu umfangreich geworden. DUNE II ist die Antithese zu DUNE I, denn nun folgt die Reaktion auf seine Umwälzung des ganzen Universums. Pläne werden geschmiedet, und meist dienen sie der Vernichtung.
Schließlich dankt Paul mehr oder weniger zugunsten Alias ab, und eine Ära endet. Das muss so sein, damit Platz für Neues geschaffen wird. Dies tritt dann in DUNE III in Gestalt seiner Zwillingskinder auf und führt eine weitere Umwälzung herbei. Leto II wird Gottkaiser in Gestalt eines Sandwurms. These, Antithese, Synthese – der dialektische Dreisprung ist vollendet. Bis es Zeit für einen weiteren Bruch ist, 3500 Jahre später …
Wer sich in DUNE II auf die Verschwörung konzentriert und sich nicht von Szenen des privaten Konflikts ablenken lässt, der wird mit einem clever konstruierten Politthriller belohnt. Doch DUNE-Fans wollen natürlich mehr als das. Sie erleben einen Paul Muad’dib, der sich weiterentwickelt und zusehends auf Abstand zum selbst erzeugten Personenkult geht, bis er im Finale die Gelegenheit ergreift, dem allem ein Ende zu machen, solange er noch einen freien Willen hat. Insofern ist DUNE II auch ein Schicksalsdrama und eine philosophische Erörterung vieler Fragen über das Verhältnis zwischen Mensch und Gott, Glaube und Religion.
|Das Hörbuch|
Die akustische Umsetzung ist überraschend gut gelungen und sehr akzeptabel. Hier findet keine Verkürzung aus dramaturgischen Überlegungen heraus statt, und die Musik hält sich sehr zurück. Das kommt dem Vortrag zugute, der doch sehr umfangreich ist und abwechslungsreich gestaltet werden musste. Der Hörer ist gezwungen, genau zuzuhören. Aber die spannende Handlung macht dies im Grunde leicht. |Lübbe Audio| setzt auch den dritten Roman um. DUNE III wird aber wieder wesentlich umfangreicher als Band zwei: 18 CDs sollen es sein, die Mitte August 2009 erscheinen.
|Originaltitel: Dune Messiah, 1969
Aus dem US-Englischen übersetzt von Ronald M. Hahn
573 Minuten auf 8 CDs
ISBN-13: 978-3-7857-3724-8|
http://dune.luebbe.de
http://www.luebbe-audio.de
http://www.dunepedia.net
http://www.dunenovels.com
[WikiProjekt Dune]http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:WikiProjekt__Dune
Zehn Jahre nach seiner Veröffentlichung war DUNE ein Riesenerfolg geworden. Frank Herbert sah sich daher gedrängt, mehrere Folgebände zu schreiben. Zunächst floppte „DUNE Messiah“ wegen seines pessimistischen Schlusses, doch mit „Children of DUNE“ landete Frank Herbert einen echten Hit, den er mit „God Emperor of DUNE“ (DUNE #4) nochmals wiederholen konnte.
Das bedeutet nicht, dass „Die Kinder des Wüstenplaneten“ einfach zu lesen wäre. (Das ist auch [DUNE 1662 nicht.) Doch der Erfolg, den die beiden Titelfiguren haben, stellt die Erwartungen der Leser zufrieden. Das umfangreiche Buch mag anstrengend sein, aber die Mühe lohnt sich.
Auch dieses Buch wurde von den Machern der TV-Miniserie „Frank Herbert’s DUNE“ verfilmt. Susan Sarandon übernimmt die Rolle der intriganten Lady Wensicia.
_Handlung_
Im Jahre 10218, neun Jahre nach den in [„Der Herr des Wüstenplaneten“ 1637 geschilderten Ereignissen, ändert sich die bis dahin relativ friedliche Lage auf Arrakis.
Der Djihad, der Heilige Krieg, der die Menschen des Imperiums zum rechten Glauben bekehren sollte, ist beendet. Die Macht des Planeten Arrakis hat sich gefestigt, aber sie trägt bereits den Keim des Zerfalls in sich. Die neue Religion mit ihren starren Ritualen hat dazu beigetragen, dass Scharlatane und Karrieristen das Sagen haben und niemand zu Reformen bereit ist.
Alia, Pauls geistig labile Schwester, geht inzwischen eigene Wege. Sie will von der Familie unabhängig werden und vor allem ihre einflussreiche Mutter Jessica entmachten, was ihr aber nicht gelingt, da sie selbst mittlerweile zum Objekt von allerlei Intrigen gemacht worden ist. Quasi mit dem Rücken zur Wand muss sie sich gegen selbstherrliche Priester zur Wehr setzen.
Schließlich wird Alias Bewusstsein vom Geist des toten Barons Wladimir Harkonnen, einem ihrer Vorfahren, übernommen (die Bene Gesserit übertragen Geistesinhalte von Persönlichkeiten in einer Blutlinie), und eine der Töchter des entthronten alten Padischah-Imperators, Lady Wensicia, unternimmt alle Anstrengungen, um Muad’dibs zwei Kinder, den ebenfalls hellseherisch begabten Jungen Leto und seine Schwester Ghanima, aus dem Weg zu räumen, weil sie der Ansicht ist, der Thron stünde ihrem eigenen Sohn Farad’n zu.
Ein mit Hilfe von abgerichteten katzenähnlichen Bestien ausgeführter Mordanschlag auf die Zwillinge misslingt, wird aber zum Ausgangspunkt eines von den Kindern ausgeklügelten Plans: In der Öffentlichkeit soll der Eindruck entstehen, Leto sei umgekommen.
In Wirklichkeit zieht sich Leto in die Wüste zurück, folgt seiner Vision vom Goldenen Pfad und begibt sich auf die Suche nach einem namenlosen, blinden Prediger, der seit einigen Monaten durch die Städte zieht, wider die erstarrte Religion wettert und den Untergang prophezeit. Man munkelt, er sei der zurückgekehrte Muad’dib.
Während die Intriganten zum Generalangriff auf die Macht blasen, und Alia einen verzweifelten Kampf mit dem Geist des sie beherrschenden Wladimir Harkonnen durchstehen muss (dem sie schließlich unterliegt), kehrt Leto Atreides mit dem blinden Prediger aus der Wüste zurück. Er demonstriert den verräterischen Mächten und den Priestern seine durch einen Metamorphoseprozess neu gewonnene Macht. (Näheres wird nicht verraten!)
Während der blinde Prediger, dessen Identität niemals eindeutig gelüftet wird, einem Attentat zum Opfer fällt und stirbt, dringt Leto wie ein Racheengel in den hermetisch abgeriegelten Palast Alias ein, übernimmt die Macht und verbindet seine Schwester Ghanima mit Farad’n, der im Gegensatz zu seiner Corrino-Mutter keine Herrschaftsambitionen hat und dem neuen Führer, welcher verspricht, die erstarrte Religion mit neuem Leben zu erfüllen, von nun an zur Seite stehen will.
_Mein Eindruck_
Der spirituelle Werdegang des jungen Leto erinnert stark an den Aufstieg Pauls in DUNE. Daher handelt es sich bei diesem Buch im Grunde um eine Wiederholung des in DUNE bereits Erzählten. Natürlich gibt es hie und da Unterschiede, und die Wandlung Letos zu einem nichtmenschlichen Wesen ist so gewiss noch nicht dagewesen. Dennoch sind die Parallelen und Ähnlichkeiten unübersehbar.
Der Erfolg dieses Buches beruht auf einer einzigen Zahl: 1,5 Millionen verkaufte Hardcover-Exemplare! Das hatte es bis dato noch nicht in der Science-Fiction-Literatur gegeben. Dieser Erfolg läutete das Zeitalter der Science-Fiction-Bestseller, der „Blockbuster“, ein.
Aber dieser umwerfende Erfolg ist ja eher auf die Beisterung der unter DUNE-Entzug leidenden Anhänger zurückzuführen als auf die Qualität des Buches selbst. Sieben harte Jahre hatten sie auf diese Fortsetzung warten müssen. In der Zwischenzeit hatte Herbert andere Zyklen begonnen und Einzelwerke wie „Die Leute von Santaroga“ verfasst – leider mit geringem Erfolg. Er untersuchte den Einfluss der Religion und des Numinosen auf die menschliche Kultur.
Doch erst die Mischung mit Ökologie und mittelalterlichen Gesellschaftsstrukturen wie im „Wüstenplanet“ vermochte die Fans zu begeistern. Also musste Herbert den Zyklus bis zu seinem Tode weiterschreiben: ein Gefangener seines eigenen Erfolgs. DUNE ist eine Saga geworden, die so unaufhaltsam war wie der Djihad, den Paul mit solchem Bedauern voraussah.
Der Umstand, dass Feudalstrukturen, Bewusstseinsveränderung und messianische Gestalten bei den Lesern gefragt waren und immer noch sind, gab so manchem Kritiker Anlass zu Besorgnis. Sind die Leser potenzielle oder gar schon verkappte Faschisten? Wo bleibt denn ihre vernunftgestützte Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Welt? Ich kann nur vermuten, dass dieser Science-Fiction-Modus (den es durchaus gibt) mehr Anlass zu Frust und Unlustgefühlen gibt als zu dem, was Herbert bietet. Nicht umsonst begann DUNE seinen Höhenflug als Untergrundbibel an amerikanischen Unis, und zwar ab 1963, als die erste DUNE-Story in |ANALOG| abgedruckt wurde. Als Campus-Bibel teilt DUNE sein Schicksal mit „The Lord of the Rings“ (US-Taschenbuch-Ausgabe 1966) und Heinleins [„Fremder in einer fremden Welt“ 43 (Taschenbuch-Ausgabe ab ca. 1963).
|Für wen sich dieses Buch eignet|
Wer nichts mit der eigenartigen Mischung von DUNE anfangen konnte, wird es auch nicht mit DUNE III können. Umgekehrt gilt das Gleiche: Jeder von DUNE Begeisterte kann sich an den gleichen Zutaten ergötzen: lange Motti aus fiktiven Werken, seltsame Gruppierungen wie die Bene Gesserit und Bene Tleilax, philosophische Diskurse, Palastintrigen und Klone, Bewusstseinsveränderung, die edlen Wilden der Fremen, die Sandwürmer, edle Kämpfer und aufrechte (oder falsche) Propheten.
Wer an Letos Mission – oder vielmehr Vision – glaubt, der wird glückselig werden, wenn Leto schließlich obsiegt und seine Gegner in den Staub tritt, allen voran die imperiale Lady Wensicia. Dumm nur, dass Leto nun kein Mensch mehr ist … Doch wo bleibt die Liebe?, fragt sich der Romantik-Fan. Da kann man leider lange suchen und wird allenfalls in der lieben Ghanima fündig, die schließlich mit Farad’n liiert ist. (Wer jedoch nicht an den EINEN glaubt, sollte gleich die Finger von der ganzen DUNE-Saga lassen.)
|Schwächen|
Was mich am meisten an diesem Buch genervt hat, ist der Umstand, dass hier endlos gequasselt wird. Sogar wenn die Figuren denken, quasseln sie. Und wenn sie schizophren sind wie Alia, quasseln sie umso mehr. Das alles ist nicht sonderlich lustig, sondern nur selbstverliebt und prätentiös.
Kaum eine Beschreibung von Arrakis, Land und Leuten – wozu auch? Das wurde ja alles schon in Band 1 geschildert. Diese Hard-SF-Seite von DUNE habe ich hier schmerzlich vermisst, denn dies ist das wirklich Faszinierende an DUNE: die fremde Welt und ihre Charakteristika. Schon der alte Homer wusste ja um den Reiz der Berichte von fremden Ländern und ihren Ungeheuern.
Diesem Reiz, dem |sense of wonder|, näherte sich Frank Herbert nur in seiner vierbändigen Space-Opera an, dem Schiff-Zyklus. Dieses rückwärts erzählte Evangelium ist jedoch nur in den Bänden „Der Jesus-Zwischenfall“ und „Der Lazarus-Effekt“ wirklich erträglich, denn sonst wird vor allem – na, was wohl? – gequasselt.
|Hinweis zu den Ausgaben|
Die |Heyne|-Originalausgabe wartet mit Vierfarbtafeln und Schwarzweiß-Illustrationen im Text auf. In der aktuellen Ausgabe von 2001 sind diese Bilder nicht mehr enthalten. Schade.
|Originaltitel: Children of DUNE, 1976
Aus dem US-Englischen übertragen von Ronald M. Hahn|
„Haus Corrino“ bildet quasi den krönenden Abschluss der Trilogie der „frühen Chroniken“ um den Wüstenplaneten DUNE. Das Finale ist spannend und fesselnd, geformt aus einem halben Dutzend parallel verlaufender Handlungsstränge, die zu mehreren dramatischen Höhepunkten führen. Schließlich steht die Existenz des Imperiums und des Wüstenplaneten selbst auf Messers Schneide.
So muss unterhaltsame Science-Fiction sein, finde ich. (Ich sage nicht, dass dies auch gute Science-Fiction ist. Was „gute SF“ ist, darüber streiten sich die Leser – und die Gelehrten sowieso.)
Ich konnte den dritten Band kaum aus der Hand legen und habe ihn binnen drei Tagen verschlungen. Vielleicht ist das eine Empfehlung. Ansonsten gelten die Empfehlungen, die ich am Beginn meiner „Harkonnen“-Rezension gebe.
_Die Autoren_
Brian Herbert ist der Sohn des Schöpfers der Wüstenplaneten DUNE, Frank Herbert. Brian Herbert hat nicht nur selbst einige Science-Fiction-Romane geschrieben, sondern auch die Biografie seines Vaters. Er fragte Kevin J. Anderson, ob dieser an einer DUNE-Vorgeschichte mitarbeiten wollen. Anderson, selbst Autor von 15 Millionen verkauften Büchern (Akte X, Star Wars u.v.a.), sagte geehrt und begeistert zu. Das Ergebnis der Kooperation war erst einmal die vorliegende Trilogie der „frühen Chroniken“ des Wüstenplaneten, es folgte die Trilogie „Die Legende“, die Vorgeschichte zur Vorgeschichte.
_Vorgeschichte 1: Das Haus Atreides_
In „Haus Atreides“, dem ersten Band der „frühen Chroniken“ vom Wüstenplaneten, standen drei Männer im Mittelpunkt des Interesses: Der neue Imperator Shaddam IV. kam durch Vatermord an die Macht über das Universum und setzte das Projekt in Gang, das Gewürz dereinst synthetisch herzustellen; Baron Harkonnen baute seine korrupte Macht auf Kosten des Hauses Atreides aus und saugte Arrakis bis aufs Blut aus, wobei er den Imperator betrog; und Leto Atreides musste schließlich den Mord an seinem Vater miterleben und weiteren Intrigen der Harkonnens begegnen.
Der imperiale Planetologe aus Arrakis, Pardot Kynes, stieg zum Propheten der Fremen auf und setzte mit ihrer Hilfe den Plan in die Tat um, den Wüstenplanet in ein grünes Paradies zu verwandeln. Sein Sohn Liet-Kynes soll ihm nachfolgen. Liet und Stilgar führen weiterhin einen Untergrundkrieg gegen die verhassten Harkonnens. Die späteren Atreides-Getreuen Duncan Idaho und Gurney Halleck erleben auf Giedi Primus, der Harkonenn-Hauptwelt, eine schreckliche Jugend, doch vorerst schafft es nur Duncan, in Letos Dienste zu treten.
Ein wirklich neuer Erzählstrang schildert jedoch das Schicksal des Hauses Vernius, das den Industrieplaneten Ix beherrscht. Doch Familienoberhaupt Dominic Vernius, ein verdienter Kämpfer, hat den Fehler begangen, von Shaddam IV. dessen schönste Konkubine als Belohnung zu fordern. Shaddam schlägt unsichtbar zurück, indem er die Bene Tleilax Ix erobern lässt, um dort ein supergeheimes Labor für die Entwicklung des künstlichen Gewürzes einzurichten.
Bei dem Überfall verliert das Haus Vernius alles: Der für tot gehaltene Dominic muss in den Untergrund, seine Frau wird ermordet, und seine beiden Kinder Kailea und Rhombur finden bei Herzog Leto Atreides Unterschlupf.
_Vorgeschichte 2: Das Haus Harkonnen_
Baron Wladimir Harkonnen siecht dahin, und nicht einmal superteure Suk-Ärzte wie Wellington Yueh können den kinderlosen Herrscher heilen. Als Rache für ihre Vergwaltigung hat nämlich die Bene-Gesserit-Mutter Helen Gaius Mohiam (wir kennen sie aus DUNE 1) den Baron mit einer heimtückischen Krankheit infiziert. Obwohl dieser droht, den Schwesterorden der biologischen Kriegsführung anzuklagen, bieten ihm die „Hexen“ Paroli: Sein Neffe Glossu Rabban („die Bestie“) hat versucht, mit einem unsichtbaren Raumschiff den Orden anzugreifen, war aber dabei abgestürzt. Dumm gelaufen: Sollen die „Hexen“ das Geheimnis des Nicht-Schiffs für sich behalten, muss der Baron die Klappe halten.
Der hält sich dadurch schadlos, dass er in den Haushalt der Atreides eine Agentin einschleust. Sie indoktriniert Kailea Vernius, die Konkubine Letos und die Mutter seines Sohnes Victor. Schon bald wird die tüchtige Kailea immer unzufriedener und schließlich sogar eifersüchtig, als die Bene Gesserit eine weitere Konkubine anbieten und überstellen: Schwester Jessica (die später Pauls Mutter wird). Dieser Erzählstrang führt zu einem traurigen Ende, als Kailea Leto töten lassen will. Dabei kommt jedoch keineswegs der Herzog, sondern ihr Sohn Viktor ums Leben. Die untröstliche Kailea tötet erst die Harkonnen-Agentin und stürzt sich dann in den Freitod.
Während Duncan Idaho als Eliteschwertmeister auf Ginaz ausgebildet und in die Kämpfe zwischen den Häusern verwickelt wird, will sich Gurney Halleck an den Harkonnen für das rächen, was sie seiner Schwester Bheth angetan haben. Doch nach Jahren in den Straflagern gelingt ihm die Flucht: zuerst zu Dominic Vernius‘ Schmugglern und Rebellen, später zu den Atreides. Denn Dominic Vernius erfährt vom Schicksal seines Planeten: Die systematische Ausbeutung und Vernichtung seines Volkes durch die Tleilaxu und die imperialen Truppen. Dominic beschließt, eine Atombombe über dem imperialen Palast auf Kaitain zu zünden.
_Handlung von „Haus Corrino“_
Nach dem Tod seines Vaters übernimmt Liet-Kynes auf Arrakis die Rolle des imperialen Planetologen, kämpft aber nun verstärkt gegen die Harkonnens. Bei einer Audienz bei Shaddam IV. verursacht er einen Eklat: Entweder der Imperator schützt die Fremen vor den Harkonnens oder er hat die Konsequenzen zu tragen. Shaddam denkt gar nicht daran: Der synthetische Ersatz für das Gewürz wird Arrakis und dessen Gewürzmonopol in Vergessenheit geraten lassen. Es kommt zum Großen Gewürzkrieg, denn zunächst will Shaddam alle illegal von den Adelshäusern gehorteten Gewürzlager an sich reißen und notfalls vernichten. Das ist ihm sogar ausreichender Vorwand, um einen letzten Rivalen um den Thron der Corrinos zu beseitigen – bei diesem Überfall sterben auf der Welt Zanovar 14 Millionen Menschen. Der Gewürzkrieg ist blutiger Ernst.
Doch was Shaddam IV. Corrino, der Padishah-Imperator, nicht ahnt: Sein Spice-Ersatz ist bei weitem nicht so gut wie erhofft. Die ersten Riesenraumschiffe der Raumgilde, die von den gewürzabhängigen Navigatoren durch den Faltraum gesteuert werden, stranden im Nichts, weil die Navigatoren unter dem Einfluss des künstlichen Spice die Orientierung verlieren. Während die Raumgilde noch über die Ursache rätselt, holt der Imperator zum entscheidenden Schlag aus: Die Gewürz-Unterschlagungen des Barons Harkonnen dienen ihm als Vorwand, Arrakis und damit die einzige Quelle natürlichen Gewürzes zu vernichten. Es scheint zum Äußersten zu kommen.
Unterdessen bereiten Herzog Leto Atreides und Prinz Rhombur Vernius von Ix die Rückeroberung des von den Tleilaxu besetzten Planeten vor. Die lokale Rebellengruppe hilft ihnen dabei. In der Wüste auf Arrakis machen die Fremen unter Liet-Kynes den Harkonnens das Leben auf Dune schwer. Und auf Kaitain bringt Herzog Letos geliebte Konkubine Jessica einen Knaben zur Welt, der vom Zuchtprogramm ihrer Schwesternschaft nicht eingeplant war: Paul, der spätere Muad’dib. Prompt wird das Neugeborene entführt, und die dem Wahnsinn verfallene Gattin des Imperators, Schwester Anirul, stirbt unter mysteriösen Umständen.
Auf dem Höhepunkt der Geschehnisse ist die weit verzweigte Handlung an Spannung, Drama und Action kaum zu überbieten. Der Science-Fiction-Fan kommt voll auf seine Kosten.
_Mein Eindruck_
|Die Erzählstränge|
Die Trilogie der Vorgeschichte zu DUNE hat zwei Aufgaben zu erfüllen: Erstens muss sie alle Vorgaben aus Frank Herberts Bestsellerroman strikt befolgen, und das ist natürlich ein Handicap, denn da der Kenner bereits weiß, was folgen muss, ist aus der Spannung die Luft raus. Zu diesen Handlungssträngen gehören Leto und Jessica, Rhombur, die Fremen und Harkonnens sowie die Machenschaften der Corrinos und des Frauenordens der Bene Gesserit (das Projekt „Kwisatz Haderach“).
Zweitens muss die Trilogie auch Neues anbieten und dies in das Bekannte geschickt so einflechten, dass das Neue wieder verschwindet, wenn und bevor es mit der späteren DUNE-Geschichte kollidiert. Die zwei neuen Faktoren sind erstens das imperiale Geheimprojekt um die synthetische Gewürzmelange und zweitens, ebenfalls mit Ix verbunden, das Schicksal des Hauses Vernius.
In „Haus Corrino“ gelangt das Amal-Projekt zu seiner Vollendung, mit allen katastrophalen Folgen, die dies für das Imperium haben könnte: Denn wenn alle natürlichen Gewürzquellen vernichtet sind (= Arrakis) und der Gewürzersatz die Erwartungen nicht erfüllt (= gestrandete Raumschiffe), dann kommt der Verkehr zwischen den Welten zum Erliegen und die Raumgilde, die Transport und Kommunikation erledigt, verschwindet. Danach existiert einfach kein Imperium mehr. Shaddam IV. setzt in seiner Dummheit und Aggressivität die Existenz der Welt, wie er sie kennt, aufs Spiel. Ob er verliert oder gewinnt? Bitte selber lesen!
Das Haus Vernius (Rhombur) versucht, seine alte Heimat Ix wieder zurückzugewinnen. Das erscheint auch Leto nur berechtigt, und so hilft er Rhombur, seinem Freund, mit einer großen Militäraktion. Ein Ablenkungsmanöver verhindert ein Eingreifen des Imperators, und Leto selbst begibt sich nach Kaitain, um die Vertretung der Adelshäuser, der Raumgilde und der Handelsorganisation zu informieren, was er gegen die Tleilaxu auf Ix unternimmt. Dabei kann er jedoch nicht sicher sein, ob der Untergrund auf Ix seine Invasion vorbereitet hat, denn Rhombur und Gurney Halleck sind mit einem fehlgeleiteten Raumschiff im Nichts gestrandet … Es ist höchst spannend herauszufinden, ob die Ix-Invasion glückt. Und da Caladan, Letos Planet, völlig schutzlos ist, stürzen sich bereits die Harkonnens darauf. Wird Caladan dies überstehen oder Leto alles verlieren?
Es gibt noch weitere Erzählstränge, aber das würde hier zu weit führen. Immerhin haben sich die Autoren auf die wichtigsten konzentriert, und so ist dieser Band hundert Seiten kürzer geworden als „Haus Harkonnen“. Die Actionszenen – ja, richtiggehende Zweikämpfe mit Schwert, Schild und Dolch – sind hier weitaus stärker vertreten als in den anderen Bänden. Leider sind diese Szenen unvermeidlicherweise auch ziemlich blutig. Auch die Szenen in den Labors der Tleilaxu gehören nicht zu den appetitanregendsten …
|Ausblicke|
Das muss man in Kauf nehmen, wenn man in den Genuss des glänzend herbeigeführten und erzählten Finales gelangen will: Immerhin an die 150 Seiten. Danach folgen noch 50 Seiten Epilog, die zu der Geschichte des ersten DUNE-Romans führen. Allerdings klafft hier eine Lücke von rund 20 Jahren, denn Paul muss ja noch aufwachsen und ausgebildet werden. Diese Geschichte wird entgegen meiner Erwartung nicht in „Haus Corrino“ erzählt. Vielleicht gibt es dazu später noch einen Band. Ich war unvermeidlich, dass es auch zu [„Butlers Djihad“ 827 noch einen Roman geben musste, denn in diesem Kreuzzug gegen die Denkmaschinen entstand das in DUNE geschilderte Imperium.
|Technik|
An vielen Stellen habe ich mich über das Fehlen von Computern und modernen Kommunikationsmitteln gewundert, die unser Zusammenleben so bestimmen und die Erde klein haben werden lassen. Im DUNE-Universum gibt es nur menschliche Computer, die Mentaten. Und Telekommunikation findet zwar statt, aber nicht zwischen Welten – dazu sind Kuriere nötig. Es gibt nur einen einzigen Fall, in dem interstellare Kommunikation stattfindet: mit Hilfe eines kaum erklärten Apparates von C’tair Pilru auf Ix.
|Gesellschaft und Kultur|
Das Fehlen grundlegender Technik scheint der Grund für die altertümlichen Gesellschaftsformen des DUNE-Universums zu sein. Es ist so etwas wie das Britische oder Römische Weltreich. Daran erinnern Namen wie Atreides, Corrinth und Carthag. Die feudal herrschenden Adelsfamilien (Corrinos, Atreides usw.), die Transport- und Handelsverbände sind die primären Machtfaktoren, nicht jedoch eine allmächtige Kirche wie auf unserer Welt. Es gibt zwar Hohepriester auf Kaitain und auch die Tleilaxu sind fanatisch religiös, aber das sind lokal begrenzte Phänomene. Der einzige quasi-religiöse Orden, der auf allen Welten existiert, sind die Schwestern der Bene Gesserit.
Ihr Programm besteht nicht nur darin, Frauen zu Kriegerinnen und Gelehrten auszubilden, sondern auch den Übermenschen „Kwisatz Haderach“ zu züchten. Diese Messiasgestalt wirft ihre Schatten voraus: Die Umstände von Pauls Geburt erinnern in zahlreichen Details (drei Schwestern statt drei Könige, ein Komet über DUNE usw.) an Jesu Geburt. Ganz klar wird hier bereits Paul zum künftigen Messias und Erlöser (zunächst der Fremen, später auch des Rests des Imperiums) stilisiert. Wie man sieht, machen die Autoren einen guten Job, um das Geschehen in DUNE 1 vorzubereiten.
_Unterm Strich_
Hat es sich gelohnt, diese drei Schmöker zu lesen? Auf jeden Fall für denjenigen, der sich für das Universum und den Zyklus um DUNE begeistern kann. Diese Trilogie bringt die Vorgeschichte nicht auf akademisch trockene Manier nahe, sondern in lebendigen Szenen. Dabei wird der geistig-philosophische Hintergrund nicht vernachlässigt, noch die Notwendigkeiten für das Drama des Lebens in diesem Universum missachtet.
Natürlich folgen diese Romane dem ältesten Muster der Unterhaltungsliteratur: Das Gute muss gewinnen (auch nach harten Rückschlägen), und das Böse muss vernichtet bzw. bestraft werden. Die Gerechtigkeit scheint wieder hergestellt. Die Motti zu den Kapiteln warnen uns aber: Die Welt ist nicht an sich gerecht. Wir machen sie so. Und das kann ganz schön wehtun.
|Originaltitel: DUNE: House Corrino, 2001
Aus dem US-Englischen übertragen von Bernhard Kempen|
85 Jahre nach der Schlacht von Corrin ist das Imperium von Kaiser Salvador mehr denn je in zwei Fraktionen gespalten. Auf der einen baut Josef Venport mit seiner Navigatorengilde seinen Machtbereich aus, auf der anderen führt der Maschinenfeind Manford Torondo seine „Butlerianer“ gegen jede Art von Maschinennutzung. Ein Kulturkonflikt von epischen Ausmaßen ist die Folge, und jede Vereinigung muss wählen, auf welcher Seite sie letzten Endes steht.
Gilbertus Albans hat die Mentatenschule auf Lampadas gegründet. Auf Lampadas befindet sich auch Torondos Hauptquartier. Daher muss Gilbertus sehr vorsichtig agieren, zumal er den Speicherkern des letzten Roboters, Erasmus, wie seinen Augapfel hütet.
Obwohl die letzte Reste der Maschinenverbände und alle Denkmaschinen systematisch vernichtet werden, wagen es die Bene Gesserit, im Verbogenen Computer weiterhin einzusetzen. Ein Jahr zuvor haben sie von kaiserlichen Truppen schwere Verluste hinnehmen müssen, konnten aber ihre Computer und Datenbanken retten und verstecken. Damit planen sie das genetische Schicksal der Menschheit. Weil sich die bislang einzige Ehrwürdige Mutter Raquella unter großem Zeitdruck sieht, betraut sie die einzige andere, neue Ehrwürdige Mutter Valya Harkonnen mit heiklen Aufträgen wie etwa der Wiederbeschaffung der Gendatenbank. Aber Valya Harkonnen verfolgt einen geheimen Racheplan: Sie will Vorian Atreides finden und alle seine Nachkommen eliminieren…
Diese Besprechung basiert auf der Taschenbuchedition der englischsprachigen Originalausgabe.
83 Jahre nach der Schlacht um Corrino ändert sich das Schicksal der daran Beteiligten rapide. Der ins Exil gegangene Feldherr Vorian Atreides wird Opfer eines Raubüberfalls von Sklavenjäger, die alle Arbeitsfähigen verschleppen. Auf Poritrin will er sie mit Hilfe des Imperators Corrino befreien. Unterdessen suchen die Harkonnens überall nach ihm, um sich für die nach der Schlacht erlittene Schmach zu rächen: Sein Adjutant Abulurd Harkonnen wurde wegen Feigheit vor dem Feind verbannt.
Obwohl die letzte Reste der Maschinenverbände und alle Denkmaschinen systematisch vernichtet werden, wagen es die Bene Gesserit, im Verbogenen Computer weiterhin einzusetzen. Sie planen das genetische Schicksal der Menschheit. Zugleich sieht sich die einzige Ehrwürdige Mutter Raquella unter großen Zeitdruck: Obwohl sie schon 130 Jahre alt ist, hat sie immer noch keine Nachfolgerin, an die sie ihr Wissen in Form von Erweiterten Erinnerungen weitergegeben. Ist Valya Harkonnen bereit, sich der notwendigen Prüfung zu stellen und das injizierte Gift umzuwandeln? Brian Herbert & Kevin J. Anderson – Sisterhood of Dune (Der Thron des Wüstenplaneten) weiterlesen →
Die Menschheit steht vor ihrer endgültigen Auslöschung. Die Maschinenarmee des Universalcomputers Omnius rückt an allen Fronten vor, erobert einen Planeten nach dem anderen, löscht die Bevölkerung mit Seuchen aus und überzieht unzählige Welten mit Feuer aus ihren riesigen Schlachtschiffen. Die Streitkräfte der Menschheit sind hoffnungslos unterlegen und unterwandert von den Gestaltwandlern der Maschinen.
Die Vereinigte Schwesternschaft und die Geehrten Matres haben ihre letzte Hoffnung auf den Klon von Paul Atreides gesetzt, doch die Pläne schlagen fehl: Paul ist nicht der erhoffte Kwisatz Haderach, der nach den alten Überlieferungen die Menschheit in die letzte Schlacht führen soll. Doch wer ist der verheißene Erlöser, der den grausamen Krieg zwischen Menschen und Maschinen beenden kann? (Verlagsinfo)
In der fernen Zukunft haben die Menschen das Weltall besiedelt, doch das menschliche Denken ist noch immer bestimmt von Machtgier, Korruption und Rachegelüsten: Gilbertus Albans hat eine Schule für Mentaten gegründet, in der Menschen das effiziente Denken der künstlichen Intelligenzen erlernen. Währenddessen will Valya Harkonnen vom Orden der Bene Gesserit Vergeltung für den Ruin ihrer Familie, und die VenHold Spacing Fleet kontrolliert alle Handelswege der Galaxis. Als sich die Interessen der drei Mächte kreuzen, steht das Schicksal der gesamten Menschheit auf dem Spiel … (Verlagsinfo)
Taschenbuch: 720 Seiten
Originaltitel: Mentats of Dune
Heyne
(Band 6) Die Geehrten Matres, ein Konkurrenzorden der Bene Gesserit, kehren schlagartig aus der Diaspora zurück und überziehen die Planeten des Alten Imperiums mit Tod und Vernichtung. So wird auch Rakis, der Wüstenplanet, in einen Schlackehaufen verwandelt, die sagenumwobenen Sandwürmer gnadenlos eingeäschert. Damit scheint die einzige Quelle der Melange versiegt, vom Alten Imperium ist nichts übriggeblieben. Doch ein Nicht-Schiff ist dem Angriff entkommen, und an Bord hat Sheeana sieben Sandwürmer…
(Band 7) Während die Matres versuchen, mittels Gholas verschüttetes Wissen der Vergangenheit nutzbar zu machen, setzen die Bene Gesserit an Bord des Nicht-Schiffes alles daran, mit ihrem Zuchtprogramm die Heroen des Alten Imperiums wiederzubeleben.
Murbella, eine ehemalige, konvertierte Geehrte Mater, bemüht sich, beide Frauenorden zu vereinen, denn sie ahnt, dass die Rückkehr der Matres nicht freiwillig geschah, sondern dass sie fliehen mussten: Sie sind in der Diaspora auf einen furchtbaren Gegner gestoßen, der jenseits der Grenzen des Imperiums lauert und sich anschickt, die Menschheit auszulöschen … (erweiterte Verlagsinfo)
Eine der großartigsten literarischen Schöpfungen unserer Zeit ist Frank Herbert mit seinem Epos um den Planeten Arrakis gelungen, zu dem er selbst nur sechs Romane beisteuerte. Das Konzept, von Herbert als Hintergrund und Basis seiner Geschichte entwickelt, diente in den letzten Jahren einem Autorengespann aus seinem Sohn Brian Herbert und dem „Star Wars“-Schreiber Kevin J. Anderson als Aufhänger für eine beinahe ausufernde Ausschlachtung des Mythos‘ um Dune, wobei sie erst zuletzt die eigentliche unvollendete Saga des Schöpfers zu einem Ende führten.
Lübbe Audio produziert inzwischen die Hörbücher um den ursprünglichen „Dune“-Zyklus, und zwar in einer monumentalen Anstrengung. Allein der erste Roman musste in zwei Teile gehackt werden und umfasst insgesamt ca. 1603 Minuten Spieldauer.
In diesem eigentlich zweiten Teil der Saga ist Paul Muad’dib Imperator und religiöser wie weltlicher Herrscher in einer Person. Seine Schwester Alia führt die Kirche persönlich in allen Belangen ihrer Entwicklung und Verschmelzung mit dem Staatswesen, und es wird deutlich, dass Paul teils nicht richtig über ihre Machenschaften informiert ist, beziehungsweise sich kein echtes Bild von den Folgen ihrer Vergöttlichung gemacht hat. Paul kümmert sich mehr um die weltlichen Belange des Imperiums, sein Regierungsinstrument sind aber fanatische religiöse Fremen.
Noch immer tobt der Djihad der Fremen durch die Galaxis, obwohl Paul weder seine Entstehung noch sein weiteres Fortdauern gutheißt. Er ist durch seine Visionen gequält und folgt einem visionären Weg, der der Menschheit das Überleben sichern soll.
Inzwischen formiert sich ein Widerstand unter geistigem Schutz eines Navigators der Gilde, der durch seine eigenen seherischen Fähigkeiten einen schützenden Bereich um die ihn betreffenden Gedanken und Personen legt, so dass Pauls Visionen darauf keinen Zugriff haben. Beteiligt sind Gruppierungen der Bene Gesserit, die ihr Genprojekt wieder unter Gewalt bekommen wollen, die Gilde, der Pauls Gewürzmonopol gegen den Strich geht sowie die Wesen von Tleilax, deren Interessen verborgen bleiben.
Plan ist, ein Kind Pauls und Irulans auf den Thron zu bringen, sowie Paul und seine Schwester zu töten. Doch gegen die Intrigen Irulans und ihrer Hinterleute wird Pauls Frau Chani endlich schwanger und gebärt die neuen Thronfolger, während Paul selbst mit einem ernst zu nehmenden Hinterhalt konfrontiert wird …
Die Geschichte des Wüstenplaneten, ihre Idee und der Inhalt schon sind faszinierende Details, doch was sie einzigartig macht, ist das Genie, mit dem Frank Herbert seine Sage erzählt. Mit Blick auf heutige Romane würde man Herberts Bücher fast als langatmig und ruhig dahin plätschernd bezeichnen, doch nur, weil heutige Romane meist von Action, coolen Agenten, Explosionen und schönen Frauen dominiert werden. Herbert belebt seine Figuren und seine Geschichte auf andere Art: Er lässt sie reden und tiefgründige Gedanken wälzen. Die Diskussionen seiner Protagonisten sind niemals trivial oder dienen allein der Unterhaltung, sie zielen immer auf Erkenntnisse und haben einen heute schwer anzutreffenden Tiefgang. Die wenigen Kämpfe, die Herbert in diesem Roman ausfechten lässt, handeln nicht von langen Schlagabtauschen mit verrückten Finten oder großkalibrigen Waffen, sondern sie finden vor allem im Geist der Betroffenen statt. Die ausgeführten Bewegungen erscheinen dagegen wirklich einfach, doch kommt auch hier kein unbefriedigender Eindruck zustande, denn diese Bewegungen sind erst das Ergebnis des geistigen Schlagabtauschs und Ausdruck des Überlegenen. Auch wenn Herbert nicht immer den geistig Überlegenen auch körperlich überleben lässt …
In diesem kürzesten Roman der Reihe wird man erschlagen von den Intrigen, die um die Thronfolge, die wirtschaftliche und religiöse Macht, das Leben und Sterben der Atreides gesponnen werden. Das macht zwar die Spannung und den Charakter des Romans aus, gestaltet ihn aber auch recht zähflüssig, bis die Steine endlich ins Rollen kommen und Pauls Visionen so stark werden, dass er ihnen nicht mehr entkommen kann. Er sieht sein Schicksal voraus, erkennt aber auch, was Änderungen daran mit der menschlichen Zukunft anrichten würden und richtet seine Handlungen bewusst direkt und wortgetreu nach den Visionen, um sie zu manifestieren. Sein eigenes Schicksal erscheint ihm dabei zweitrangig, ja, eigentlich kann man in ihm eine Todessehnsucht feststellen, die allerdings wieder hinter die größeren Nöte und Zusammenhänge gestellt wird.
Eine der faszinierendsten Szenen ist der Moment, in dem Pauls Sohn die Augen aufschlägt und eine einmalige Verbindung seinen blinden Vater durch die neugeborenen Augen seines Sohnes sehen lässt. Herbert produziert hier ein eindringliches Ereignis von solcher Bildhaftigkeit und Ausdrucksstärke, dass einem sprachlos die Kinnlade herabfällt und man nur noch genießen kann.
Die Umsetzung als Hörbuch zeugt von großer Professionalität und ist angenehm und eindringlich zu hören. Simon Jäger als Leser des eigentlichen Romans verfügt über eine enorme Modulationsfähigkeit der Stimme, so dass er der Stimmung und der Unterschiedlichkeit seiner Protagonisten mehr als gerecht wird. Mit ihm als Leser gewinnen die aufwühlenden Gedanken Herberts große Klarheit und es ist ein wohliges Gefühl von Großartigkeit, ihm zuzuhören.
Etwas anders Marianne Rosenberg. Sie trägt die einleitenden Auszüge vor, die Herbert seinen Kapiteln als Auszüge aus Artikeln, Chroniken oder Tagebüchern oder Briefen voranstellt. Im gedruckten Roman heben sich diese Auszüge durch Schrägstellung der Schrift ab, so dass die Wahl eines separaten Lesers hierfür durchaus gerechtfertigt ist. Rosenberg trägt die Artikel jedoch in unglücklicher Betonung vor, so dass man recht angestrengt zuhören muss, um die oft komplexen Sätze richtig zu verstehen.
Insgesamt ist auch dieser zweite Teil ein Hörgenuss, und wenn man erst die schwergängigen Phasen der Intrigenbildung überwunden hat, erlebt man die Geschichte hautnah und eindringlich, was noch verstärkt wird durch die Darstellung Pauls als blinden Seher, durch den der ebenfalls blinde Leser/Zuhörer in gleicher Weise in der Geschichte lebt.
573 Minuten auf 8 CDs
ISBN-13: 978-3-7857-3724-8
Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: (No Ratings Yet)
Frank Herberts „Wüstenplanet“ ist unbestreitbar eine der bekanntesten und faszinierendsten Schöpfungen, die die moderne Literatur hervor gebracht hat. Lübbe Audio verlegt nun die einzigartige Romanreihe in ungekürzter Lesung – ein enormes Projekt mit umfangreichem Ergebnis, denn allein dieser dritte Teil der Reihe umfasst siebzehn silberne Scheiben. Aber es lohnt sich!
Nach Paul Muad’dibs Weggang wachsen seine Kinder, die Zwillinge Ghanima und Leto II., in der Obhut Alias und Stilgars, eines Naib der Fremen, auf. Derweil verwaltet Alia das Imperium im Namen der Kinder ihres Bruders, doch mehrt sich der Widerstand gegen sie und ihre absolutistische Priesterschaft, die aus Muad’dib einen gottgleichen Helden machen.
Die Zwillinge, beide gleich Alia Vorgeborene und damit im Besitz aller Erinnerungen und Erfahrungen ihrer Vorfahren, suchen nach einem Weg, ihrer Bestimmung gerecht zu werden, denn mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten besitzen sie die Macht, die Menschheit vor dem Untergang zu beschützen und statt dessen in eine Zukunft zu führen, die ihr das Überleben sichert. Dabei leben die Zwillinge in der steten Sorge, gleich ihrer Tante den „Inneren Leben“, wie sie ihre Vorfahren nennen, anheim zu fallen und zu „Abscheulichkeiten“ zu werden. Bei Alia mehren sich die Anzeichen ihrer Besessenheit, bis nicht nur die Kinder, sondern auch ihr Ehemann Duncan Idaho und ihre Mutter, die Bene Gesserit Lady Jessica, die leere Hülle durchschauen und in ihr den größten Feind der Familie Atreides erkennen, der sich Alias bemächtigt hat.
Jessica selbst und hinter ihr die Bene Gesserit verfolgen eigene Ziele, um wieder in den Besitz des Erbguts und der Macht über die Zwillinge zu gelangen. Das Haus Corrino, das vormals den Imperator stellte, sucht nach Wegen, die Macht zurück zu erlangen, und die Gilde der Navigatoren sowie andere mächtige Parteien ringen um Einfluss auf Arrakis und den Zugang zur Melange, dem Gewürz, das einzig auf Arrakis, dem Wüstenplaneten, zu gewinnen ist und zum Beispiel den Navigatoren ihre Fähigkeiten verleiht. Die Intrigen von allen Seiten spitzen sich zu, bis ein Anschlag auf das Leben der Zwillinge nur knapp abgewehrt werden kann und Ghanima alle Welt überzeugt, Leto sei ein Opfer des Attentats geworden. Nun trennen sich die Wege der Unzertrennlichen, denn sie verfolgen den einzigen Weg, den ihnen eine Vision ihres Vaters Paul Muad’dib zeigte: Den Goldenen Pfad …
Die Geschichte des Wüstenplaneten, ihre Idee und der Inhalt schon sind faszinierende Details, doch was sie einzigartig macht, ist das Genie, mit dem Frank Herbert seine Sage erzählt. Mit Blick auf heutige Romane würde man Herberts Bücher fast als langatmig und ruhig dahin plätschernd bezeichnen, doch nur, weil heutige Romane meist von Action, coolen Agenten, Explosionen und schönen Frauen dominiert werden. Herbert belebt seine Figuren und seine Geschichte auf andere Art: Er lässt sie reden und tiefgründige Gedanken wälzen. Die Diskussionen seiner Protagonisten sind niemals trivial oder dienen allein der Unterhaltung, sie zielen immer auf Erkenntnisse und haben einen heute schwer anzutreffenden Tiefgang. Die wenigen Kämpfe, die Herbert in diesem Roman ausfechten lässt, handeln nicht von langen Schlagabtauschen mit verrückten Finten oder großkalibrigen Waffen, sondern sie finden vor allem im Geist der Betroffenen statt. Die ausgeführten Bewegungen erscheinen dagegen wirklich einfach, doch kommt auch hier kein unbefriedigender Eindruck zu Stande, denn diese Bewegungen sind erst das Ergebnis des geistigen Schlagabtauschs und Ausdruck des Überlegenen. Auch wenn Herbert nicht immer den geistig Überlegenen auch körperlich überleben lässt …
Leto Atreides wirft das Andenken Muad’dibs von seinem Sockel, wenn auch mit Hilfe eben diesen, doch rührt es ein wenig schmerzlich an, wenn der Held der beiden ersten Bände nun erneut auf seinen Sohn trifft und diesem nicht nur unterlegen ist, sondern auch mit seiner Opferbereitschaft nicht gleichziehen kann. Doch hier sehen wir, dass Herbert die Sentimentalität zu seinen Protagonisten immer zu Gunsten der Geschichte ignoriert und damit auch immer für überraschende Wendungen gut ist. Wir erhalten durch Letos Visionen und Gedankengänge einen ersten Einblick in die Zukunft – nicht nur der Menschheit, sondern auch der Romanreihe, deren nächster Titel „Der Gottkaiser des Wüstenplaneten“ bereits die Richtung andeutet. Ghanima dagegen, die zwar eine starke Persönlichkeit ist, aber im gesamten Roman weit hinter Leto zurück bleibt, wird sicherlich auch im weiteren Zyklusverlauf schneller verblassen als ihr Bruder.
In Szenenwechseln beleuchtet Herbert verschiedene Handlungsebenen, die sich meist in Intrigen und gegenseitiger Beeinflussung winden und aus denen nur die überlegenen Geister erfolgreich hervorgehen. Und so entsteht ein komplexes Bild der galaktischen Abhängigkeiten und unterschiedlichen Zielen aller wichtigen Machtgruppen oder Einzelpersonen, das sich immer mehr verwebt und schließlich doch nur ein winziges Teil im großen Plan von Leto II. darstellt, beziehungsweise gegen seine eigenen Vorstellungen keinen Bestand hat und sich ihm beugen muss.
Der Hörer, der sich inzwischen an die Eigenschaften des Wüstenplaneten Arrakis gewöhnt hat, muss mit Entsetzen feststellen, dass die von Liet Kynes angestrebten Umweltveränderungen langsam greifen und auf Arrakis das Grün auf dem Vormarsch ist – bleibt der Titel der Reihe weiterhin gerechtfertigt oder müssen wir uns in Zukunft, so wie auch Leto es prognostiziert, ohne Sandwürmer durch die saftigen Wiesen des Planeten schlagen?
Die Umsetzung als Hörbuch zeugt von großer Professionalität und ist angenehm und eindringlich zu hören. Simon Jäger als Leser des eigentlichen Romans verfügt über eine enorme Modulationsfähigkeit der Stimme, so dass er der Stimmung und der Unterschiedlichkeit seiner Protagonisten mehr als gerecht wird. Mit ihm als Leser gewinnen die aufwühlenden Gedanken Herberts große Klarheit und es ist ein wohliges Gefühl von Großartigkeit, ihm zuzuhören.
Etwas anders Marianne Rosenberg. Sie trägt die einleitenden Auszüge vor, die Herbert seinen Kapiteln als Auszüge aus Artikeln, Chroniken oder Tagebüchern oder Briefen voran stellt. Im gedruckten Roman heben sich diese Auszüge durch Schrägstellung der Schrift ab, so dass die Wahl eines separaten Lesers hierfür durchaus gerechtfertigt ist. Rosenberg trägt die Artikel jedoch in unglücklicher Betonung vor, so dass man recht angestrengt zuhören muss, um die oft komplexen Sätze richtig zu verstehen.
Trotz des Umfangs ein Hörbuch ohne Längen, uneingeschränkt ein Genuss, ein wichtiger und faszinierender Teil von Herberts Meisterwerk. Sehr hörenswert, vor allem, da es eine ungekürzte Fassung ist.
Im 11. Jahrtausend tun sich der Imperator und Harkonnen zusammen, um das Haus Atreides unter Herzog Leto zu vernichten. Die große Mausefalle ist der Wüstenplanet Arrakis, der Köder unermesslicher Reichtum in Form des einzigartigen Rohstoffs |Spice-Mélange|. Der Plan klappt wie am Schnürchen, doch eine Kleinigkeit geht schief: des Herzogs Konkubine und sein Sohn Paul entkommen in die Wüste. Dort bauen sie mit den einheimischen Fremen eine Guerilla-Organisation auf, die droht, die lebenswichtige Spice-Produktion zum Erliegen zu bringen – und damit jeden Verkehr im Imperium! Der Imperator, gezwungen von der Raumfahrtgilde, muss nach Arrakis kommen …
_Der Autor_
Frank Herbert (1920-1986) wuchs im Nordwesten der USA auf, arbeitete als Reporter und Wahlkampfhelfer, bevor und während er ab 1952 seine ersten SF-Storys veröffentlichte, denen 1956 der erste Roman „Dragon in the Sea“ folgte. Herbert schrieb neben 20 anderen SF-Romanen auch einen interessanten Non-SF-Roman namens „Soul Catcher“, der noch nicht übersetzt worden ist.
1963 -1965 wurden seine Storys um den Wüstenplaneten Arrakis in |Astounding| publiziert, doch um seinen daraus aufgebauten Roman „Der Wüstenplanet“ unterzubringen, musste Herbert erst 20 Ablehnungen kassieren, bevor es ihm 1965 gelang, den Verlag |Chilton Book Co.| zu gewinnen, der mehr für seine Autoreparaturratgeber bekannt war. Die DUNE-Saga umfasste schließlich sechs Romane aus Frank Herberts Schreibfabrik, von denen die ersten drei verfilmt worden sind. Zurzeit erscheinen Fortsetzungen, die sein Sohn Brian mit Kevin J. Anderson verfasst hat.
Die DUNE-Saga:
1) Der Wüstenplanet (1965)
2) Der Herr des Wüstenplaneten (1969)
3) Die Kinder des Wüstenplaneten (1976)
4) Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (1981)
5) Die Ketzer des Wüstenplaneten (1984)
6) Die Ordensburg des Wüstenplaneten (1985)
7) Die Jäger des Wüstenplaneten (2006, von Herbert/Anderson)
8) Die Erlöser des Wüstenplaneten (2007, von Herbert/Anderson)
9) Paul of DUNE (2008, von Herbert/Anderson)
|Der Wüstenplanet| auf |Buchwurm.info|:
[DUNE 1: Der Wüstenplanet. Teil 1 von 2 5259 (inszenierte Lesung)
[The Road to Dune 2805
[Butlers Djihad 827 (Der Wüstenplanet: Die Legende 1)
[Der Kreuzzug 853 (Der Wüstenplanet: Die Legende 2)
[Die Schlacht von Corrin 2089 (Der Wüstenplanet: Die Legende 3)
[Das Haus Atreides 1621 (Der Wüstenplanet: Die frühen Chroniken 1)
[Das Haus Harkonnen 1622 (Der Wüstenplanet: Die frühen Chroniken 2)
[Das Haus Corrino 1623 (Der Wüstenplanet: Die frühen Chroniken 3)
[Der Wüstenplanet 1662 (Dune 1)
[Der Herr des Wüstenplaneten 1637 (Dune 2)
[Die Kinder des Wüstenplaneten 1634 (Dune 3)
_Die Sprecher_
Simon Jäger (Erzähler, die Atreides-Seite): geboren 1972 in Berlin. Seit 1982 arbeitet er als Synchronsprecher bei Film und TV. Er lieh u. a. Josh Hartnett, James Duvall, Balthazar Getty, River Phoenix seine Stimme, aber auch „Grisu dem kleinen Drachen“ und war auch in TV-Serien wie „Waltons“, „Emergency Room“ zu hören. Seit 1998 arbeitet er zudem als Autor und Dialogregisseur.
Marianne Rosenberg (Prinzessin Irulans Anmerkungen): 1955 geboren, gewann sie im Alter von 14 Jahren einen Talentwettbewerb, welcher der Start für ihre Gesangskarriere war. In den siebziger Jahren avancierte sie zum erfolgreichsten deutschen Schlagerstar des Jahrzehnts. Die Ausnahmekünstlerin änderte in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder ihr Bühnenimage und ist als Musikerin in verschiedenen Genres bis heute aktiv. Sie konnte auch als Schauspielerin bereits Erfahrungen sammeln. In welchen Produktionen, verrät der Verlag allerdings nicht. Ursprünglich war Nina Hagen als Sprecherin vorgesehen, doch ich bin sehr froh, dass man auf sie verzichtet hat.
Jürgen Prochnow (die Harkonnen-Seite): 1941 in Berlin geboren, ist Prochnow einer der wenigen deutschen Schauspieler, der in Hollywood zahlreiche Angebote bekommt. Er verkörperte Hauptrollen in Filmen wie Petersens „Das Boot“, Schlöndorffs „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“, Mighellas „Der englische Patient“ und Ron Howards „Sakrileg – The DaVinci Code“. In David Lynchs Verfilmung von „Dune – Der Wüstenplanet“ spielte Prochnow die Rolle des Herzogs Leto Atreides.
Regie führte Kerstin Kaiser, die Aufnahme erfolgte in den |d.c. Studios|, NRW-Berlin, und bei |Margarita Mix|, Los Angeles, durch Jan Mallmann, Jeff Levy und Jimmy Hite. Die Musik trugen Dicky Hank und Dennis Kassel bei.
Mehr Informationen gibt es auf http://dune.luebbe.de.
_Vorgeschichte_
Man schreibt das 11. Jahrtausend. Imperator Shaddam IV. hat die Kontrolle über die Handelsorganisation MAFEA inne und verlangt von Herzog Leto Atreides, dem Oberhaupt eines der Großen Häuser, dass er den Wüstenplaneten Arrakis für ein Jahr zum Lehen nimmt. Bislang hat das Haus der Harkonnens die Schürfrechte für die Spice-Mélange innegehabt und dabei ein riesiges Vermögen angesammelt, von dem der Imperator stets den Zehnten abbekommen hat.
Die Spice-Mélange ist ein strategisch wichtiger Stoff, weil er es nicht nur den Navigatoren der Raumschiffe erlaubt, den Kurs zu halten, sondern auch fast allen Adligen des Imperiums, ihr Leben zu verlängern und jung und gesund zu bleiben. Zudem kommt die Mélange nur auf dem Wüstenplaneten Arrakis im System Canopus vor und lässt sich nicht künstlich herstellen (Versuche wurden gemacht und wieder zerschlagen). Niemand darf bei Todesstrafe erfahren, dass der Imperator mit den Harkonnens unter einer Decke steckt, um das Haus Atreides auf Arrakis zu vernichten. Sonst würden sich sofort alle Großen Häuser gegen den Imperator wenden und die Harkonnens wirtschaftlich vernichten.
Nun zieht also die Familie Herzog Letos nach Arrakis um. Kurz zuvor hat die Ehrwürdige Mutter des |Bene-Gesserit|-Ordens, dem die Kokubine des Herzogs, Jessica, angehört, Letos 15-jährigen Sohn Paul geprüft. Ist er der prophezeite |Kwisatz Haderach|, der Supermensch, der nicht nur weibliche Blutlinien, sondern männliche überschauen kann? Die Frage bleibt offen, doch wie sich zeigt, besitzt er die Fähigkeiten eines Mentaten, eines menschlichen Computers. (Maschinen mit menschlichem Bewusstsein wurden in Butlers Dschihad zerstört und sind seitdem verboten.) Zudem haben ihn seine Lehrer Thufir Hawat, Gurney Halleck, Dr. Wellington Yueh und Duncan Idaho in Kampftechnik, Kunst und Medizin unterrichtet. Er ist der optimale Führer – falls er Arrakis überlebt.
Auf dem Wüstenplaneten haben die fiesen Harkonnen jede Menge Todesfallen zurückgelassen, doch die einheimischen Beduinen, die sich |Fremen| nennen, hassen die ausbeuterischen und menschenverachtenden Harkonnens und bieten sich als natürliche Verbündete der auf Ehre und Achtung bedachten Atreiden an. Dunacan Idaho hat sie ausgekundschaftet und berichtet, es seien mindestens zehntausend Fremen über den gesamten Planeten verstreut – die Einzigen, die mit der allgegenwärtigen Bedrohung durch die riesigen Sandwürmer und die furchtbaren Sandstürme des Planeten umzugehen wüssten. Unter den Fremen haben Missionarinnen der Bene Gesserit die Prophezeiung verbreitet, ein Mann werde von der Außenwelt kommen, um das Volk zu befreien. Ist Paul derjenige?
Obwohl die Bedrohung durch die Harkonnenfallen auch im Palast von Arrakeen spürbar ist, erkennen Lady Jessica und Paul die Gefahr nicht, die von dem Verräter in ihrer Mitte ausgeht. Jessica bekommt zwar heraus, dass Wellington Yueh seine Frau Vanna, eine Bene Gesserit, an die Harkonnens verloren hat, doch sie weiß nicht, dass Yueh seine Frau noch am Leben glaubt und deshalb den Verrat begehen wird. Auch seine imperiale Konditionierung als |Suk|-Arzt spricht gegen ihn. Die Warnungen vor einem Verräter reißen nicht ab, seitens der Haushofhälterin Shadout Mapes und seitens Lady Margot Fenring, einer Bene Gesserit.
D-Day. Dr. Yueh setzt seinen verräterischen Plan in die Tat um, doch auch seine Rache an Baron Vladimir Harkonnen in Gang. Er verhilft Lady Jessica und Paul zu einer Chance des Überlebens, indem er sie von den Harkonnen in die tiefe Wüste fliegen lässt, als Fütter für die Sandwürmer. Doch die beiden letzten Atreiden überleben den Absturz in der Wüste und schließen sich den Fremen an. Können sie mit diesen Kämpfern die Harkonnen und den Imperator besiegen?
_Handlung von Teil 2_
Teil zwei umfasst die beiden Buchteile „Muad’dib“ und „Der Prophet“.
Die Harkonnen errichten mit Unterstützung der Sardaukar-Truppen des Imperators eine Schreckensherrschaft auf Arrakis. Unter dem Gouverneur Graf Glossu Rabban, einem Neffen des Barons Wladimir Harkonnen, müssen sie erstens ihre immensen Kriegskosten durch Spice-Gewinnung hereinholen sowie den Imperator für seinen Truppenanteil entschädigen. Folglich ist Rabban, der an keiner Stelle persönlich auftritt, bemüht, die Fremen zu unterdrücken, um deren Angriffe auf die Spicegewinnungsindustrie zu minimieren. Diese Rechnung geht allerdings durch den Einfluss Pauls nicht auf, der die Fremen zu einer schlagkräftigen Guerillatruppe formt. Der gefangen genommene Mentat Thufir Hawat tut ein Übriges, um die Harkonnen zu entzweien.
Schon bei der ersten Begegnung Pauls und Jessicas, die sich zum Vogelfelsen der Südwüste durchgeschlagen haben, erleben die Fremen eine Überraschung. Durch ihre Kampfkünste kann Jessica den Stammesführer (Naib) Stilgar überwältigen und als Geisel nehmen. Paul gelingt es, auch den Felsen auszuweichen, indem er einen Kämpfer überwältigt. Verhandlungen bringen Jessica und Paul freies Geleit zum nächstgelegenen Sietch ein.
Stilgar ist sehr erpicht darauf, dass Jessica seine Leute die Kampfkunst lehrt. Paul hingegen hat es schwerer, denn der von ihm überwältigte Kämpfer besteht auf einem Zweikampf auf Leben und Tod. Paul siegt, doch damit geht die Pflicht auf ihn über, für die Witwe und die Kinder des Besiegten zu sorgen. Seine ganze Liebe jedoch gehört Chani, der Tochter des Planetologen Liet Kynes, den die Harkonnen buchstäblich in die Wüste geschickt haben, wo er in einer Explosion umkommt. So werden die beiden Flüchtlinge in Stilgars Stamm aufgenommen.
Zunächst haben die Fremen keine Ahnung, welch wichtige Persönlichkeiten sie da in ihre Mitte aufgenommen haben. Aber sie merken schnell, dass sich die Prophezeiung (ausgestreut von den Bene Gesserit) zunehmend erfüllt. Ist der 15-jährige Jüngling, der sich nach der Wüstenspringmaus Paul Muad’dib nennt, wirklich die verheißene „Stimme der Außenwelt“ oder nur ein Täuscher, der einen Mythos zunutze zu machen weiß? Und ist Jessica, seine Mutter mit den Zauberkräften, wirklich eine Ehrwürdige Mutter der Bene Gesserit, die weiß, wie man das Gift des Sandwurms ins Wasser des Lebens umwandelt?
Es ist klar, dass früher oder später mehrere Prüfungen die Wahrheit ans Licht bringen müssen. Jede Prüfung ist, wie bei den Fremen üblich, mit Lebensgefahr verbunden. Erst als es Paul sogar gelingt, wie Jessica vom „Wasser des Lebens“ zu trinken und durch seine besondere Körperchemie das „Wasser des Todes“ daraus zu machen, beherrscht er das Spice völlig.
Und er zeigt dem Universum: Wer die Macht hat, das Spice zu zerstören, kontrolliert es vollständig. Nun endlich kann er dem herbeigeeilten Imperator ebenbürtig entgegentreten, als wahrer Erbe seines gemeuchelten Vaters, und Anspruch auf den Thron des Herrschers des bekannten Universums erheben. Und ganz nebenbei wird er Letos Mörder, den fetten Baron, zur Hölle schicken …
_Mein Eindruck_
Hatten wir es im ersten Teil des Hörbuchs mit dem |Menschen| Paul Atreides zu tun, so lernen wir nun den |Übermenschen| kennen, den Kwisatz Haderach, den „Abkürzer des Weges“, die „Stimme der Außenwelt“. Vier Faktoren spielen zusammen:
1) Der von seiner Mutter und den Mentoren ausgebildete Kämpfer führt die Fremen in den Guerillakrieg. Dabei findet er Gurney Halleck bei den Schmugglern wieder. Zusammen legen sie zahlreiche Verstecke an und verfügen über zahlreiche Wasservorräte, die nur darauf warten, Arrakis zu begrünen. Sie drängen die Harkonnen und Sardaukar nach Arakeen zurück, und das jagt dem Imperator einen gewaltigen Schrecken ein. Niemand darf herausfinden, dass es Kämpfer gibt, die seine Elitetruppe besiegt haben, denn sonst würden die Großen Häuser und ihre Welten vom Reich abfallen. Er muss allein schon deswegen die Fremen vernichten.
2) Der Mentat kalkuliert und erstellt Zukunftspläne, die Prophet und Heerführer in Taten umsetzen.
3) Der Seher und Prophet wird durch die Droge des Spice in seinen mentalen Fähigkeiten beflügelt. Er weiß, dass er den Djihad heraufbeschwört, der zahllose Leben im gesamten Kosmos fordern wird. Sein Blick auf die Zukunft wird jedoch an einem bestimmten Punkt gestoppt, den es zu überwinden gilt. Doch wie?
4) Nur die Superdroge des „Wassers des Lebens“ durchbricht die Mauer, auf die Paul gestoßen ist. Endlich hat er wie Jessica und seine Schwester Alia Zugriff auf die genetischen Erinnerungen seines Vorfahren und kann als Mentat den wahrscheinlichsten Kurs der Zukunft „sehen“. Doch immer noch droht der Djihad als Endergebnis. Wie kann er ihn nur umgehen?
Um seinen Herrschaftsanspruch auf das Universums durchzusetzen, muss Paul alle bestehenden Mächte bezwingen: den Imperator, die Harkonnen inklusive Feyd Rautha und natürlich die mächtige Raumgilde. Er besiegt Feyd, den Champion des Imperators, und heiratet Prinzessin Irulan. Damit hat er gleichzeitig mit der politischen Macht auch die Handelsmacht der MAFEA-Gesellschaft. Da er das Spice zerstören kann, bezwingt er die Gilde, die das Spice für ihre Navigatoren benötigt. Er hat es geschafft. Was daraus wird, erzählt der Roman „Der Herr des Wüstenplaneten“ (die Lesung hierzu bringt |Lübbe| im Februar 2009 auf den Markt).
Naturgemäß spielt Teil zwei auf einer völlig fremden Welt, mit einer gnadenlosen Ökologie und einer ebenso harten fremden Kultur, den Fremen. Die Atreides müssen sich anpassen oder untergehen. Zahlreiche Konflikte gilt es zu bewältigen, Prüfungen wie das Reiten des Shai-hulud abzulegen. Dies fand ich schon immer den faszinierendsten Teil des Mammutromans. Im Unterschied zum Film besitzen die Atreides jedoch keinerlei Zauberwaffen in Form von „Schallmodulen“, und so sind ihre Kämpfer keinen Deut besser, wenn es um den Blutzoll geht, den ihre Projektilwaffen fordern.
Was ebenfalls im Film fehlt, ist der ungeheuerliche Verdacht, den sowohl Gurney Halleck als auch Thufir Hawat gegen Jessica hegen. Sie soll ja die Atreides verraten haben und dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Paul kann Guney von ihrer Unschuld überzeugen, doch an Thufir kommt er nicht heran. Bis zum Finale lauert daher ein Spannungsbogen im Hintergrund: Was wird passieren, wenn Thufir die Harkonnen los ist und endlich seinen früheren Atreides-Herren gegenübersteht – und damit auch der Lady Jessica?
_Die Anhänge_
Simon Jäger liest eine ganze Reihe der sechs Anhänge des Romans vor:
Appendix 1: Die Ökologie des Wüstenplaneten
Appendix 2: Die Religion des Wüstenplaneten
Appendix 3: Bericht über die Motive und Ziele der Bene Gesserit
Von diesen drei Anhängen ist Nummer eins der weitaus anschaulichste, denn hier wird erzählt, wie Pardot und Liet Kynes, die imperialen Planetologen, ihren ökologischen Plan zur Begrünung von Arrakis den Fremen näherbrachten und sie dazu brachten, ihn zu übernehmen und in die Tat umzusetzen. Dieser Text beruht auf Herberts berühmtem Zeitungsartikel „They stopped the moving sands“ aus dem Jahr 1957, der zur Keimzelle seines Romans wurde.
Untrennbar mit der Wüste verbunden sind die dort entstandenen Religionen Judentum, Islam und Christentum. Deshalb fand Herbert es angebracht, über die Religion der Fremen ein paar Worte zu verlieren. Leider ist dieser Artikel, der vor allem die Entstehung der Orange-Katholischen Bibel schildert, verwirrend und unübersichtlich. Das Gleiche gilt leider auch für den dritten Anhang, der noch theoretischer geraten ist. Wer ihn nicht liest, sondern anhören will, wird schnell den Überblick verlieren.
Löblich ist zwar die Absicht des Verlags, diese Anhänge zu berücksichtigen, doch man hätte es beim ersten Anhang belassen sollen. Zudem wurde in Anhang II der Fehler von Seite 825 der Übersetzung von 2001 wiederholt. Da heißt es immer noch „ill Delta Panovis“ statt „III (= 3) Delta Pavonis“, also den 3. Planeten des 4. Sterns (Delta) im Sternbild des Pfaus (pavonis). Immerhin ist dies der einzige Fehler, auf den ich auf rund 840 Seiten gestoßen bin.
_Die Sprecher & die Produktion_
Man beachte, dass der Romantext ungekürzt vorgetragen wird. Der Text folgt der überarbeiteten Übersetzung von 2001. Diese ist gegenüber der deutschen Erstausgabe von 1978 erheblich fehlerbereinigt und genauer, enthält aber immer noch Fehler.
|Marianne Rosenberg|
Die ehemalige Sängerin hat eine schöne Alt-Stimme. Mit dieser spricht sie alle Zitate, die den einzelnen Kapiteln des Romans vorangestellt sind. Die Kurztexte stammen meist von Prinzessin Irulan, und so liegt die Annahme nahe, der Sprecherin die Rolle Irulans zu geben.
Ich konnte keine Mängel feststellen, denn Marianne Rosenberg liest sowohl deutlich und verständlich als auch mit einem warmen Ausdruck, der von Verständnis für das Vorgetragene zeugt. Dennoch bedeutet ihre Stimme keinerlei Kommentar zum Vorgetragenen, etwas, was ich mir von der ursprünglich vorgesehenen Sprecherin Nina Hagen nur schwer vorstellen kann.
|Simon Jäger|
Simon Jäger ist der Haupterzähler und beginnt die Story, nachdem Marianne Rosenberg das erste Motto vorgetragen hat. Die Annahme liegt nahe, dass er den Part von Paul Atreides spricht. Das ist auch durchgehend der Fall, also auch in Teil zwei. Aber natürlich wird auch das Personal rings um Paul von Jäger präsentiert. Das ist schon etwas gewöhnungsbedürftiger. Seine Stimmlage ist bei weiblichen Figuren wie zu erwarten höher.
Seine wahre Kunst zeigt sich in der Charakterisierung ausgefallener Figuren wie etwa der alten BG Gaius Helen Mohiam. Sie klingt ein wenig krächzend und heiser, um ihr Alter anzudeuten. Im zweiten Teil findet sich in der Ehrwürdigen Mutter Ramallo ihr Gegenstück.
Bewundert habe ich jedoch Jägers Darstellung der Autoritätsgestalten Gurney Halleck, Thufir Hawat und Herzog Leto. Allen ist eine sehr tiefe und harte Stimme zueigen, die sie unverwechselbar macht. Besonders die Sprechweise von Gurney hat mir gefallen, denn sie ist sowohl tief als auch warm und von intensiver Verehrung für seinen Herzog – erst Leto, dann Paul – erfüllt.
|Jürgen Prochnow|
Da Prochnow diejenigen Kapitel vorträgt, welche die Harkonnen als Hauptfiguren aufweisen, lässt sich annehmen, dass er eine anderen Blickwinkel zu den Geschehnissen um die Atreides beiträgt. Diese Annahme wird immer wieder bestätigt. Wladimir und Feyd Harkonnen (Rabban tritt nie auf) sowie Graf Hasimir Fenring mit Gattin treten auf, ebenso diverse Subalterne. Am wichtigsten ist wohl der Imperator, jedoch nur im zweiten Teil. Die Szenenabfolge des David-Lynch-Films unterscheidet sich von jener der Buchvorlage.
Prochnows beste stimmliche Schöpfung ist der teuflische Baron selbst. Der Harkonnen klingt die ganze Zeit herablassend, heimtückisch und aggressiv. Die Stimmlage ist alles andere als tief. Interessant ist auch Piter de Vries, der Mentat. Er klingt kriecherisch und verschlagen. Man traut ihm sofort sämtliche Schandtaten zu. Der Baron hat ihm Lady Jessica zur freien Verfügung versprochen, sollte der Atreiden-Coup gelingen. Man ahnt schon, was er mit ihr anstellen will. Doch Dr. Yuehs List macht ihm einen dicken Strich durch die Rechnung.
Eine erstaunliche Leistung gelingt Prochnow mit dem seltsamen Grafen Fenring, der im Lynch-Film nicht auftaucht. Fenring ist ein genetischer Eunuch und der einzige Freund des Imperators Shaddam. Der Baron auf seinem Provinzplaneten hält den Höfling Fenring für einen eingebildeten Fatzken. Fenrings Ausdrucksweise mit den unzähligen Ähms und Ähäs, dem Zögern und Lächeln treiben den Baron zur Weißglut, doch er muss die Kontrolle über sich bewahren. Schließlich erweist sich, dass diese Affektiertheit Fenrings nur eine Maske ist, hinter der sich ein fieser Intrigant geschickt verbirgt.
|Musik|
Die Musik wurde von Dicky Hank und Dennis Kassel beigesteuert. Von einem „Score“ zu sprechen, wäre vermessen: Es handelt sich nämlich die immergleiche, Jingle-artige Musik, die mal im Hintergrund, mal in einer Pause erklingt: Melodische E-Gitarren dominieren das kurze Stück, das mit Bass und leichter Percussion unterlegt ist. Also nichts Spektakuläres, aber auch nichts, was nur so dahinplätschert. Damit ist gewährleistet, dass diese Musik den Vortrag im Vordergrund niemals stört.
|Bonusmaterial|
In die Einsteckkartons, in denen die zweimal sechs CDs stecken, sind Informationen gedruckt. Dazu gehören Kurzbiografien der drei Sprecher und des Autors Frank Herbert. Aber es finden sich auch Lexikoneinträge, die dem fiktiven Almanak en-Ashraf (Buchausgabe ab S. 841) entnommen sind. Die Almanak-Einträge des zweiten Teils bieten lediglich Einträge aus der allgemeinen „Terminologie des Imperiums“ wie etwa „Lisan al-Gaib“ oder „Chakobsa“ usw.
_Unterm Strich_
Der zweite Teil ist der eigentlich innovative des Buches. Ging es bislang um die sattsam bekannten Auseinandersetzungen zwischen Herrscherhäusern, so entbrennt nun ein Guerillakrieg, der vor allem eines erreicht: Umwandlung. Zuerst müssen sich Paul und Jessica einer Umwandlung in Körper (durchs Spice und das Wasser des Lebens) und Geist (seherische Fähigkeiten und totale Erinnerung) unterziehen. Dann weiten sie die Umwandlung mit Unterstützung der Fremen und anderer Unterstützung auf den Rest des Universums aus. Die bestehende Ordnung wird nicht revidiert, sondern mit anderen Prioritäten versehen. Und da Paul das Spice für immer zerstören kann, vermag ihm keiner seinen Anspruch streitig zu machen. Es ist die Erfüllung des ultimativen Macht-Traums. Klar, dass der Magazin-Herausgeber John W. Campbell von dieser geilen Story begeistert war.
„Der Wüstenplanet“ mag durchaus der beste Roman der Science-Fiction sein, aber den Rang von Tolkiens [„Herr der Ringe“ 1330 in der Fantasy hat er nicht erreicht. Wo Tolkien schalten und walten konnte, wie er wollte, musste Frank Herbert erhebliche Streichungen vornehmen (die heute wieder nachlesbar sind: in „The Road to Dune“. Immerhin erklären mehrere Anhänge, die in Teil zwei vorgetragen werden, die Ökologie von Arrakis und den religiös-genetischen Plan der Bene Gesserit, den Kwisatz Haderach hervorzubringen. Ansonsten lässt sich das Mammutwerk durchaus gut verstehen. Ähnliche Verhältnisse finden sich in der irdischen Gegenwart und Historie.
Die Fans führen stets die Gedanken über die Ökologie an, wenn sie den Roman verteidigen. Die wenigsten Leser wissen etwas mit der Theologie des Propheten und Messias anzufangen. Und mit der psychedelischen Botschaft des Konsums der Spice-Mélange will sich inzwischen, nachdem doch Drogen in den sechziger Jahren so populär waren, kaum noch jemand abgeben. Von schlechten Drogentrips auf Spice ist jedenfalls bei Herbert nichts nachzulesen, von Horror-Trips auf LSD etc. hingegen in vielen Artikeln der sechziger und siebziger Jahre durchaus. Auch SF-Autoren gehen mit der Mode – und werden ihre Opfer.
Übrig bleibt heute eine enorm aufgebauschte Story vom Untergang und Wiederauferstehen des Hauses Atreides sowie von seinem Guerillakrieg an der Seite der Fremen – sowohl um Arrakis und seine Bewohner zu befreien, als auch um den ökologischen Traum von einem grünen Wüstenplaneten in die Wirklichkeit umzusetzen. Das ist jedoch sehr spannend zu lesen. Der Leser muss sich von den Bildern, die David Lynch für dieses Epos gefunden hat, freimachen und seine eigenen erzeugen. Sie mögen nicht so bombastisch und bizarr sein, aber dafür näher an den Menschen.
|Das Hörbuch|
Die akustische Umsetzung ist überraschend gut gelungen und sehr akzeptabel. Hier findet keine Verkürzung aus dramaturgischen Überlegungen heraus statt, und die Musik hält sich sehr zurück. Das kommt dem Vortrag zugute, der doch sehr umfangreich ist und abwechslungsreich gestaltet werden musste. Der Hörer ist gezwungen, genau zuzuhören. Aber die spannende Handlung macht dies im Grunde leicht.
|Originaltitel: Dune, 1965
Aus dem US-Englischen übersetzt von Ronald M. Hahn
748 Minuten auf 12 CDs
ISBN-13: 978-3-7857-3585-5|
http://dune.luebbe.de
http://www.luebbe-audio.de
Im 11. Jahrtausend tun sich der Imperator und Harkonnen zusammen, um das Haus Atreides unter Herzog Leto zu vernichten. Die große Mausefalle ist der Wüstenplanet Arrakis, der Köder unermesslicher Reichtum in Form des einzigartigen Rohstoffs |Spice-Mélange|. Der Plan klappt wie am Schnürchen, doch eine Kleinigkeit geht schief: des Herzogs Konkubine und sein Sohn Paul entkommen in die Wüste. Dort bauen sie mit den einheimischen Fremen eine Guerilla-Organisation auf, die droht, die lebenswichtige Spice-Produktion zum Erliegen zu bringen – und damit jeden Verkehr im Imperium! Der Imperator, gezwungen von der Raumfahrtgilde, muss nach Arrakis kommen …
_Der Autor_
Frank Herbert (1920-1986) wuchs im Nordwesten der USA auf, arbeitete als Reporter und Wahlkampfhelfer, bevor und während er ab 1952 seine ersten SF-Storys veröffentlichte, denen 1956 der erste Roman „Dragon in the Sea“ folgte. Herbert schrieb neben 20 anderen SF-Romanen auch einen interessanten Non-SF-Roman namens „Soul Catcher“, der noch nicht übersetzt worden ist.
1963 -1965 wurden seine Storys um den Wüstenplaneten Arrakis in |Astounding| publiziert, doch um seinen daraus aufgebauten Roman „Der Wüstenplanet“ unterzubringen, musste Herbert erst 20 Ablehnungen kassieren, bevor es ihm 1965 gelang, den Verlag |Chilton Book Co.| zu gewinnen, der mehr für seine Autoreparaturratgeber bekannt war. Die DUNE-Saga umfasste schließlich sechs Romane aus Frank Herberts Schreibfabrik, von denen die ersten drei verfilmt worden sind. Zurzeit erscheinen Fortsetzungen, die sein Sohn Brian mit Kevin J. Anderson verfasst hat.
Die DUNE-Saga:
1) Der Wüstenplanet (1965)
2) Der Herr des Wüstenplaneten (1969)
3) Die Kinder des Wüstenplaneten (1976)
4) Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (1981)
5) Die Ketzer des Wüstenplaneten (1984)
6) Die Ordensburg des Wüstenplaneten (1985)
7) Die Jäger des Wüstenplaneten (2006, von Herbert/Anderson)
8) Die Erlöser des Wüstenplaneten (2007, von Herbert/Anderson)
9) Paul of DUNE (2008, von Herbert/Anderson)
|Der Wüstenplanet| auf |Buchwurm.info|:
[The Road to Dune 2805
[Butlers Djihad 827 (Der Wüstenplanet: Die Legende 1)
[Der Kreuzzug 853 (Der Wüstenplanet: Die Legende 2)
[Die Schlacht von Corrin 2089 (Der Wüstenplanet: Die Legende 3)
[Das Haus Atreides 1621 (Der Wüstenplanet: Die frühen Chroniken 1)
[Das Haus Harkonnen 1622 (Der Wüstenplanet: Die frühen Chroniken 2)
[Das Haus Corrino 1623 (Der Wüstenplanet: Die frühen Chroniken 3)
[Der Wüstenplanet 1662 (Dune 1)
[Der Herr des Wüstenplaneten 1637 (Dune 2)
[Die Kinder des Wüstenplaneten 1634 (Dune 3)
_Die Sprecher_
Simon Jäger (Erzähler, die Atreides-Seite): geboren 1972 in Berlin. Seit 1982 arbeitet er als Synchronsprecher bei Film und TV. Er lieh u. a. Josh Hartnett, James Duvall, Balthazar Getty, River Phoenix seine Stimme, aber auch „Grisu dem kleinen Drachen“ und war auch in TV-Serien wie „Waltons“, „Emergency Room“ zu hören. Seit 1998 arbeitet er zudem als Autor und Dialogregisseur.
Marianne Rosenberg (Prinzessin Irulans Anmerkungen): 1955 geboren, gewann sie im Alter von 14 Jahren einen Talentwettbewerb, welcher der Start für ihre Gesangskarriere war. In den siebziger Jahren avancierte sie zum erfolgreichsten deutschen Schlagerstar des Jahrzehnts. Die Ausnahmekünstlerin änderte in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder ihr Bühnenimage und ist als Musikerin in verschiedenen Genres bis heute aktiv. Sie konnte auch als Schauspielerin bereits Erfahrungen sammeln. In welchen Produktionen, verrät der Verlag allerdings nicht. Ursprünglich war Nina Hagen als Sprecherin vorgesehen, doch ich bin sehr froh, dass man auf sie verzichtet hat.
Jürgen Prochnow (die Harkonnen-Seite): 1941 in Berlin geboren, ist Prochnow einer der wenigen deutschen Schauspieler, der in Hollywood zahlreiche Angebote bekommt. Er verkörperte Hauptrollen in Filmen wie Petersens „Das Boot“, Schlöndorffs „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“, Mighellas „Der englische Patient“ und Ron Howards „Sakrileg – The DaVinci Code“. In David Lynchs Verfilmung von „Dune – Der Wüstenplanet“ spielte Prochnow die Rolle des Herzogs Leto Atreides.
Regie führte Kerstin Kaiser, die Aufnahme erfolgte in den |d.c. Studios|, NRW-Berlin, und bei |Margarita Mix|, Los Angeles, durch Jan Mallmann, Jeff Levy und Jimmy Hite. Die Musik trugen Dicky Hank und Dennis Kassel bei.
Mehr Informationen gibt es auf http://dune.luebbe.de.
_Handlungsabriss_
Man schreibt das 11. Jahrtausend nach Gründung der Raumgilde. Imperator Shaddam IV. hat die Kontrolle über die Handelsorganisation MAFEA inne und verlangt von Herzog Leto Atreides, dem Oberhaupt eines der Großen Häuser, dass er den Wüstenplaneten Arrakis für ein Jahr zum Lehen nimmt. Bislang hat das Haus der Harkonnens die Schürfrechte für die Spice-Mélange innegehabt und dabei ein riesiges Vermögen angesammelt, von dem der Imperator stets den Zehnten abbekommen hat.
Die Spice-Mélange ist ein strategisch wichtiger Stoff, weil er es nicht nur den Navigatoren der Raumschiffe erlaubt, den Kurs zu halten, sondern auch fast allen Adligen des Imperiums, ihr Leben zu verlängern und jung und gesund zu bleiben. Zudem kommt die Mélange nur auf dem Wüstenplaneten Arrakis im System Canopus vor und lässt sich nicht künstlich herstellen (Versuche wurden gemacht und wieder zerschlagen). Niemand darf bei Todesstrafe erfahren, dass der Imperator mit den Harkonnens unter einer Decke steckt, um das Haus Atreides auf Arrakis zu vernichten. Sonst würden sich sofort alle Großen Häuser gegen den Imperator wenden und die Harkonnens wirtschaftlich vernichten.
Nun zieht also die Familie Herzog Letos nach Arrakis um. Kurz zuvor hat die Ehrwürdige Mutter des |Bene-Gesserit|-Ordens, dem die Kokubine des Herzogs, Jessica, angehört, Letos 15-jährigen Sohn Paul geprüft. Ist er der prophezeite |Kwisatz Haderach|, der Supermensch, der nicht nur weibliche Blutlinien, sondern männliche überschauen kann? Die Frage bleibt offen, doch wie sich zeigt, besitzt er die Fähigkeiten eines Mentaten, eines menschlichen Computers. (Maschinen mit menschlichem Bewusstsein wurden in Butlers Dschihad zerstört und sind seitdem verboten.) Zudem haben ihn seine Lehrer Thufir Hawat, Gurney Halleck, Dr. Wellington Yueh und Duncan Idaho in Kampftechnik, Kunst und Medizin unterrichtet. Er ist der optimale Führer – falls er Arrakis überlebt.
Auf dem Wüstenplaneten haben die fiesen Harkonnen jede Menge Todesfallen zurückgelassen, doch die einheimischen Beduinen, die sich |Fremen| nennen, hassen die ausbeuterischen und menschenverachtenden Harkonnens und bieten sich als natürliche Verbündete der auf Ehre und Achtung bedachten Atreiden an. Dunacan Idaho hat sie ausgekundschaftet und berichtet, es seien mindestens zehntausend Fremen über den gesamten Planeten verstreut – die Einzigen, die mit der allgegenwärtigen Bedrohung durch die riesigen Sandwürmer und die furchtbaren Sandstürme des Planeten umzugehen wüssten. Unter den Fremen haben Missionarinnen der Bene Gesserit die Prophezeiung verbreitet, ein Mann werde von der Außenwelt kommen, um das Volk zu befreien. Ist Paul derjenige?
Obwohl die Bedrohung durch die Harkonnenfallen auch im Palast von Arrakeen spürbar ist, erkennen Lady Jessica und Paul die Gefahr nicht, die von dem Verräter in ihrer Mitte ausgeht. Jessica bekommt zwar heraus, dass Wellington Yueh seine Frau Vanna, eine Bene Gesserit, an die Harkonnens verloren hat, doch sie weiß nicht, dass Yueh seine Frau noch am Leben glaubt und deshalb den Verrat begehen wird. Auch seine imperiale Konditionierung als |Suk|-Arzt spricht gegen ihn.
Thufir Hawat und Gurney Halleck, vom Herzog informiert, halten deshalb Lady Jessica für die Verräterin. Die Warnungen vor einem Verräter reißen nicht ab, seitens der Haushofhälterin Shadout Mapes und seitens Lady Margot Fenring, einer Bene Gesserit. Dr. Yueh erscheint jedoch über jeden Verdacht erhaben zu sein.
D-Day. Ungehindert kann deshalb Dr. Yueh seinen verräterischen Plan in die Tat umsetzen, doch er leitet auch seine Rache an Baron Vladimir Harkonnen in die Wege …
_Mein Eindruck_
Bis zu dieser Stelle ist DUNE ein recht konventioneller Space-Opera-Roman. Wir finden feudalistische Strukturen in der Politik: die Großen Häuser und der Padischah-Imperator. Sie teilen sich die Macht in der Handelsorganisation MAFEA und lechzen nach dem Spice. Die Raumgilde erpresst sie alle mit exorbitanten Beförderungsgebühren und lässt sich mit dem Spice bezahlen, das ihre Navigatoren dringend brauchen, um ihren Dienst zu versehen.
Und weit und breit keine Maschinen oder Computer. Dafür hat Butlers Djihad gesorgt: Du sollst keine Maschine besitzen, die einem Menschen gleichkommt. Deshalb ist das Imperium keine Maschinenkultur, wie sie sich seit dem 18. Jahrhundert auf der Erde entwickelt hat. Und das ist der Grund, warum es einem einzelnen Menschen gelingen könnte, das Universum zu verändern.
Auftritt Paul Atreides. Der Anfang der Verfilmung von David Lynch, die wohl jeder kennen dürfte, folgt der Prüfungszeremonie der Ehrwürdigen Mutter Gaius Helen Mohiam von den Bene Gesserit (BG) ziemlich genau, beinahe wörtlich. Es ist sowohl eine gute, spannende Eröffnung als auch ein Brennpunkt verschiedener Entwicklungen. Es gilt zwei Fragen zu klären. Dass Paul ein Mensch ist, stellt sich heraus, doch was ist er außerdem? Wie sich später zeigt, hat ihn das BG-Training seiner Mutter zu einem Mentaten und Krieger gemacht. Doch seine Gene machen ihn zu einem Übermenschen. Ist er wirklich der Kwisatz Haderach, der „Abkürzer der Wege“, der mächtiger ist als jede Bene Gesserit? Das soll sich erst auf Arrakis herausstellen.
Tragischer als Pauls ist sicherlich das Schicksal seines Vaters. Herzog Leto erhält zur Strafe für Jessicas Ungehorsam – sie gebar einen Sohn statt einer Tochter – keinen Schutz seitens der BG und muss so dem Verrat Dr. Yuehs wie auch des Imperators und der Harkonnen zum Opfer fallen. Dass der Kaiser mit den vormaligen Lehnsherren von Arrakis gemeinsame Sache macht, darf natürlich niemand erfahren, sonst würden sich die Großen Häuser gegen das Staatsoberhaupt wenden. Die Vorgänge hinter den Kulissen sind nicht einfach zu durchschauen, und es gibt jede Menge Personal im Gedächtnis zu behalten, aber es tauchen immer wieder die gleichen Figuren auf, etwa ein Dutzend Namen, die man sich durchaus merken kann.
|Atreides vs. Harkonnen|
Die Atreides haben den Harkonnen |Kanly| geschworen: formelle, ritualisierte Blutfehde. Von Anfang an sympathisieren wir mit den Atreides, denn sie achten das Leben, die Würde und die Ehre von Menschen, ihren Untertanen wie auch Fremden gleichermaßen. Die Harkonnen stehen für das Gegenteil. Gurney Halleck kann ein Lied davon singen: Er verlor seine Schwester in den Verliesen von Giedi Primius, der Hauptwelt dieser Tyrannen und Sklavenhalter. Unter den Harkonnen herrschen alle klassischen Sünden: Neid, Missgunst, Herrschsucht, (pervertierte) Wollust, Verachtung für Menschenleben und Hass natürlich. Dass ein Mentat, ein menschlicher Computer, den Baron unterstützt, macht ihn umso gefährlicher.
Ein weiterer Gegensatz zu den Atreides besteht im körperlichen Bereich. Die Atreides halten sich fit und betrachten Kämpferqualitäten als unbedingt notwendigen Bestandteil ihrer Kultur. (Sie stammen direkt von Agamemnon ab.) Deshalb achten sie die Fremen auch so sehr. Der Baron hingegen ist so fett, dass er Suspensorgeräte braucht, die seinen Wanst vom Boden heben können. Seine Fettleibigkeit, so erfährt man in „Das Haus Harkonnen“, ist eine Krankheit, mit der sich Gaius Helen Mohiam für ihre Vergewaltigung an ihm rächte. Ihre Harkonnen-Tochter ist Lady Jessica, die jedoch als Waise erzogen wird und von den BG nichts von ihrer zweifelhaften Herkunft erfährt.
|Lady Jessica|
Lady Jessica erfüllt nicht weniger als vier Rollen: als Hetäre ist sie die Konkubine des Herzogs Leto. Als Amazone bildet sie Paul zum Krieger und Mentaten aus. Als Medium dient sie den Fremen als Ehrwürdige Mutter, und natürlich ist sie in der gesamten DUNE-Geschichte als Mutter des Propheten Paul Muad’dib bekannt. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass Jessica die wichtigste Frau des Universum ist. Doch wird sie sich mit Pauls Konkubine Chani vertragen, und welches Schicksal wird ihre ungeborene Tochter Alia erfahren? Die Antworten erfahren wir in Teil zwei von DUNE.
|Arrakis|
Arrakis spielt in diesem 1. Teil noch eine untergeordnete Rolle. Doch es wird bereits deutlich, dass auf einer Welt, in der kein offenes Wasser vorkommt, die Werte der Menschen beträchtlich verschoben sind. Wasser ist eine Währung und so wertvoll wie anderswo Gold oder die Spice-Mélange. Folglich werden Menschen, die Wasser verschwenden – wie in dem geheimen Garten im Palast von Arakeen – als Verbrecher angesehen. Um diesem Urteil zuvorzukommen, legen die Atreides schnellstens Destillanzüge an, bevor sie sich in die Wüste begeben, und sei es nur zu einem Inspektionsflug.
Die Fremen sind das versprengte Volk Israel, das in der Diaspora und im Exil lebt. Eigentlich heißen sie |Zensunni| und stammen von den Welten, von denen in den „Legenden des Wüstenplaneten“ die Rede ist. Der Imperator fürchtet sie dennoch. Der Grund wird im Film nie erwähnt, aber es ist der eigentliche Grund, warum der Imperator Arrakis und damit die Fremen vernichten will (gäbe es da nicht das Spice): Sie sind bessere Kämpfer als seine Sardaukar-Elitesoldaten. Das kann er nicht zulassen, denn es zeigt den Großen Häusern, die gegen ihn opponieren, dass er nicht unbesiegbar ist.
Die Bene Gesserit haben auf Arrakis missioniert und die Prophetenlegende eingeführt. Nichts Ungewöhnliches bei einer Wüstenreligion, wie man weiß. Auch im Islam und unter Arabern wird die Wiederkehr des Propheten Mohammed als „Mahdi“ erträumt, und 1881 entfesselte solch ein Mahdi sogar einen Krieg gegen die britischer Besatzer Ägyptens (vgl. den Film „Khartum“ mit Charlton Heston als Genreal Kitchener). Nun erwarten die Wüstensöhne von Arrakis die „Stimme der Außenwelt“, den Lisan al-Gaib. Ist es Paul Atreides, den sie seit Jahrtausenden ersehnen?
_Die Sprecher & die Produktion_
Man beachte, dass der Romantext ungekürzt vorgetragen wird. Der Text folgt der überarbeiteten Übersetzung von 2001. Diese ist gegenüber der deutschen Erstausgabe von 1978 erheblich fehlerbereinigt und genauer, enthält aber immer noch Fehler.
|Marianne Rosenberg|
Die ehemalige Sängerin hat eine schöne Alt-Stimme. Mit dieser spricht sie alle Zitate, die den einzelnen Kapiteln des Romans vorangestellt sind. Die Kurztexte stammen meist von Prinzessin Irulan, und so liegt die Annahme nahe, der Sprecherin die Rolle Irulans zu geben.
Ich konnte keine Mängel feststellen, denn Marianne Rosenberg liest sowohl deutlich und verständlich als auch mit einem warmen Ausdruck, der von Verständnis für das Vorgetragene zeugt. Dennoch bedeutet ihre Stimme keinerlei Kommentar zum Vorgetragenen, etwas, was ich mir von der ursprünglich vorgesehenen Sprecherin Nina Hagen nur schwer vorstellen kann.
|Simon Jäger|
Simon Jäger ist der Haupterzähler und beginnt die Story, nachdem Marianne Rosenberg das erste Motto vorgetragen hat. Die Annahme liegt nahe, dass er den Part von Paul Atreides spricht. Das ist auch durchgehend der Fall, also auch in Teil zwei. Aber natürlich wird auch das Personal rings um Paul von Jäger präsentiert. Das ist schon etwas gewöhnungsbedürftiger. Seine Stimmlage ist bei weiblichen Figuren wie zu erwarten höher.
Seine wahre Kunst zeigt sich in der Charakterisierung ausgefallener Figuren wie etwa der alten BG Gaius Helen Mohiam. Sie klingt ein wenig krächzend und heiser, um ihr Alter anzudeuten. Im zweiten Teil findet sich in der Ehrwürdigen Mutter Ramallo ihr Gegenstück.
Bewundert habe ich jedoch Jägers Darstellung der Autoritätsgestalten Gurney Halleck, Thufir Hawat und Herzog Leto. Allen ist eine sehr tiefe und harte Stimme zueigen, die sie unverwechselbar macht. Besonders die Sprechweise von Gurney hat mir gefallen, denn sie ist sowohl tief als auch warm und von intensiver Verehrung für seinen Herzog – erst Leto, dann Paul – erfüllt.
|Jürgen Prochnow|
Da Prochnow diejenigen Kapitel vorträgt, welche die Harkonnen als Hauptfiguren aufweisen, lässt sich annehmen, dass er eine anderen Blickwinkel zu den Geschehnissen um die Atreides beiträgt. Diese Annahme wird immer wieder bestätigt. Wladimir und Feyd Harkonnen (Rabban tritt nie auf) sowie Graf Hasimir Fenring mit Gattin treten auf, ebenso diverse Subalterne. Am wichtigsten ist wohl der Imperator, jedoch nur im zweiten Teil. Die Szenenabfolge des David-Lynch-Films unterscheidet sich von jener der Buchvorlage.
Prochnows beste stimmliche Schöpfung ist der teuflische Baron selbst. Der Harkonnen klingt die ganze Zeit herablassend, heimtückisch und aggressiv. Die Stimmlage ist alles andere als tief. Interessant ist auch Piter de Vries, der Mentat. Er klingt kriecherisch und verschlagen. Man traut ihm sofort sämtliche Schandtaten zu. Der Baron hat ihm Lady Jessica zur freien Verfügung versprochen, sollte der Atreiden-Coup gelingen. Man ahnt schon, was er mit ihr anstellen will. Doch Dr. Yuehs List macht ihm einen dicken Strich durch die Rechnung.
Eine erstaunliche Leistung gelingt Prochnow mit dem seltsamen Grafen Fenring, der im Lynch-Film nicht auftaucht. Fenring ist ein genetischer Eunuch und der einzige Freund des Imperators Shaddam. Der Baron auf seinem Provinzplaneten hält den Höfling Fenring für einen eingebildeten Fatzken. Fenrings Ausdrucksweise mit den unzähligen Ähms und Ähäs, dem Zögern und Lächeln treiben den Baron zur Weißglut, doch er muss die Kontrolle über sich bewahren. Schließlich erweist sich, dass diese Affektiertheit Fenrings nur eine Maske ist, hinter der sich ein fieser Intrigant geschickt verbirgt.
|Musik|
Die Musik wurde von Dicky Hank und Dennis Kassel beigesteuert. Von einem „Score“ zu sprechen, wäre vermessen: Es handelt sich nämlich die immergleiche, Jingle-artige Musik, die mal im Hintergrund, mal in einer Pause erklingt: Melodische E-Gitarren dominieren das kurze Stück, das mit Bass und leichter Percussion unterlegt ist. Also nichts Spektakuläres, aber auch nichts, was nur so dahinplätschert. Damit ist gewährleistet, dass diese Musik den Vortrag im Vordergrund niemals stört.
|Bonusmaterial|
In die Einsteckkartons, in denen die zweimal sechs CDs stecken, sind Informationen gedruckt. Dazu gehören Kurzbiografien der drei Sprecher und des Autors Frank Herbert. Aber es finden sich auch Lexikoneinträge, die dem fiktiven Almanak en-Ashraf (Buchausgabe ab S. 841) entnommen sind.
Folgende Figuren werden im 1. Teil beschrieben:
Shaddam IV.
Herzog Leto Atreides
Lady Jessica (ehrenhalber Atreides)
Lady Alia Atreides (kein Todesdatum!)
Baron Wladimir Harkonnen
Graf Hasimir Fenring
Graf Glossu Rabban
Die Abwesenheit von Paul Atreides ist etwas irritierend. Wer darauf hofft, im zweiten Teil über sein Leben aufgeklärt zu werden, wird enttäuscht. Denn die Almanak-Einträge des zweiten Teils bieten lediglich Einträge aus der allgemeinen „Terminologie des Imperiums“ wie etwa „Lisan al-Gaib“ oder „Chakobsa“ usw.
_Unterm Strich_
„Der Wüstenplanet“ mag durchaus der beste Roman der Science-Fiction sein, aber den Rang von Tolkiens [„Herr der Ringe“ 1330 in der Fantasy hat er nicht erreicht. Wo Tolkien schalten und walten konnte, wie er wollte, musste Frank Herbert erhebliche Streichungen vornehmen (die heute wieder nachlesbar sind: in „The Road to Dune“. Immerhin erklären mehrere Anhänge, die in Teil zwei vorgetragen werden, die Ökologie von Arrakis und den religiös-genetischen Plan der Bene Gesserit, den Kwisatz Haderach hervorzubringen. Ansonsten lässt sich das Mammutwerk durchaus gut verstehen. Ähnliche Verhältnisse finden sich in der irdischen Gegenwart und Historie.
Die Fans führen stets die Gedanken über die Ökologie an, wenn sie den Roman verteidigen. Die wenigsten Leser wissen etwas mit der Theologie des Propheten und Messias anzufangen. Und mit der psychedelischen Botschaft des Konsums der Spice-Mélange will sich inzwischen, nachdem doch Drogen in den sechziger Jahren so populär waren, kaum noch jemand abgeben. Von schlechten Drogentrips auf Spice ist jedenfalls bei Herbert nichts nachzulesen, von Horror-Trips auf LSD etc. hingegen in vielen Artikeln der sechziger und siebziger Jahre durchaus. Auch SF-Autoren gehen mit der Mode – und werden ihre Opfer.
Übrig bleibt heute eine enorm aufgebauschte Story vom Untergang und Wiederauferstehen des Hauses Atreides sowie von seinem Guerillakrieg an der Seite der Fremen – sowohl um Arrakis und seine Bewohner zu befreien, als auch um den ökologischen Traum von einem grünen Wüstenplaneten in die Wirklichkeit umzusetzen. Das ist jedoch sehr spannend zu lesen. Der Leser muss sich von den Bildern, die David Lynch für dieses Epos gefunden hat, freimachen und seine eigenen erzeugen. Sie mögen nicht so bombastisch und bizarr sein, aber dafür näher an den Menschen.
|Das Hörbuch|
Die akustische Umsetzung ist überraschend gut gelungen und sehr akzeptabel. Hier findet keine Verkürzung aus dramaturgischen Überlegungen heraus statt, und die Musik hält sich sehr zurück. Das kommt dem Vortrag zugute, der doch sehr umfangreich ist und abwechslungsreich gestaltet werden musste. Der Hörer ist gezwungen, genau zuzuhören. Aber die spannende Handlung macht dies im Grunde leicht.
|Originaltitel: Dune, 1965
Aus dem US-Englischen übersetzt von Ronald M. Hahn
855 Minuten auf 12 CDs
ISBN-13: 978-3-7857-3584-8|
http://dune.luebbe.de
http://www.luebbe-audio.de
_Der Wüstenplanet: Steinbruch oder geplündertes Grab?_
„The Road to Dune“ versammelt u. a. aus dem ersten Roman „Der Wüstenplanet“ herausgenommene Kapitel, aber noch vieles mehr: Den Anfang macht ein völlig anderer DUNE-Roman, den Brian Herbert und Kevin Anderson anhand von Frank Herberts Storyline schrieben – nur 230 Seiten, aber sehr interessant. Den Schluss bilden vier ihrer Kurzgeschichten aus dem DUNE-Universum, von denen drei im Legenden-Zyklus spielen (siehe unten).
_Die Autoren_
Frank Herbert (1920-1986) wuchs im Nordwesten der USA auf, arbeitete als Reporter und Wahlkampfhelfer, bevor und während er ab 1952 seine ersten SF-Storys veröffentlichte, denen 1956 der erste Roman „Dragon in the Sea“ folgte. 1963 -1965 wurden seine Storys um den Wüstenplaneten Arrakis in „Astounding“ publiziert, doch um seinen daraus aufgebauten Roman „Der Wüstenplanet“ unterzubringen, musste Herbert erst 20 Ablehnungen kassieren, bevor es ihm 1965 gelang, den Verlag Chilton Book Co. zu gewinnen, der mehr für seine Autoreparaturratgeber bekannt war. Die DUNE-Saga umfasste schließlich sechs Romane aus Frank Herberts Schreibfabrik, von denen die ersten drei verfilmt worden sind. Herbert schrieb neben 20 anderen SF-Romanen auch einen interessanten Non-SF-Roman namens „Soul Catcher“, der noch nicht übersetzt worden ist.
Die DUNE-Saga:
1) Der Wüstenplanet (1965)
2) Der Herr des Wüstenplaneten (1969)
3) Die Kinder des Wüstenplaneten (1976)
4) Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (1981)
5) Die Ketzer des Wüstenplaneten (1984)
6) Die Ordensburg des Wüstenplaneten (1985)
Brian Herbert, geboren 1947, ist der einzige Nachkomme Frank Herberts, der das Schriftstellergen geerbt hat. Mit seinem Vater schrieb Brian 1986 den SF-Roman „Mann zweier Welten“. Seine Biografie „Dreamer of DUNE“ (2003) ist sehr lesenswert und nicht nur wegen der Bibliografie seines Vaters. Ergänzt wird sie durch die HUGO-nominierte Biografie von „The Notebooks of Frank Herbert’s Dune“, die er 1988 herausgab. Brian Herbert wird demnächst einen Zyklus veröffentlichen, der mit dem Roman „Timeweb“ beginnt.
Er fragte Kevin J. Anderson, ob dieser an einer DUNE-Vorgeschichte mitarbeiten wollen. Anderson, selbst Autor von 12 Millionen verkauften Büchern (Akte X, Star Wars u.v.a.), sagte geehrt und begeistert zu.
Kevin J. Anderson, geboren 1962, veröffentlichte 1982 seine erste Kurzgeschichte. Bis 1992 hatte er über 100 Beiträge für Magazine geschrieben, denn Anderson kommt aus der Technik. Sein erster Roman „Resurrection Inc.“ erschien 1988 und enthielt Horrorelemente, danach folgte eine Trilogie um „Gamearth“ (1989/90). Danach folgten „Lifeline“ (1990) und „The Trinity Paradox“ (1991), beide zusammen mit Doug Beason. Anderson ist ein äußerst effizient arbeitender Autor. Das zeigt sich auch an seinem Ausstoß an Star-Wars-Romanen für Jugendliche sowie an „Akte-X“-Romanen (15 Mio. Exemplare gibt |Heyne| an). Zuletzt erschien ab 2002 sein neuer Zyklus „Die Saga der sieben Sonnen“, von dem die ersten drei Romane bei |Heyne| erschienen sind. Mehr Infos unter www.wordfire.com.
Das Ergebnis der Kooperation war zunächst die Trilogie der „Frühen Chroniken“ des Wüstenplaneten, die aus folgenden Bänden besteht:
1) Das Haus Atreides
2) Das Haus Harkonnen
3) Das Haus Corrino
Nun ist mittlerweile die zweite Trilogie „Der Wüstenplanet: Die Legende“ abgeschlossen. Sie besteht aus folgenden Bänden:
1) Butlers Djihad (The Butlerian Djihad)
2) Der Kreuzzug (The Machine Crusade)
3) Die Schlacht um Corrin (The Battle of Corrin)
Ein weiterer Band namens „The Road to Dune“ ist 2005 erscheinen und wird hier besprochen. Er bildet ein Zwischenspiel, bevor Herbert & Anderson den zentralen DUNE-Zyklus fortführen, denn …
7) Hunters of DUNE (August 2006)
8) Sandworms of DUNE (2007)
… schließen den ersten DUNE-Zyklus so ab, wie Frank Herbert es vorsah, bevor ein unzeitiger Tod ihn am Weiterschreiben hinderte. 7 und 8 bilden eine Doppelroman, der zusammengehört, aber aus Platzgründen gesplittet werden musste, denn ein Roman von 1300 Seiten ist absolut unverkäuflich (es sei denn, man hieße Tolkien). Weitere Romane sind angekündigt.
_Handlung von „Spice Planet – The Alternate Dune Novel“_
Der Imperator Wuda befiehlt den Edelmann Jesse Linkam (= Herzog Leto Atreides) zu sich auf die Zentralwelt Renaissance, auf dass dort über das Anliegen der Adelshäuser entschieden werde, an dem einträglichen Abbau von und Handel mit der Spice Melange teilzuhaben. Darauf nämlich hat das Haus Hoskanner unter seinem Lord Valdemar (= Vladimir Harkonnen) ein vom Kaiser verliehenes Monopol, wofür der Kaiser eine hohe Gebühr erhebt. Lord Valdemar bietet Jesse Linkam einen trügerischen Kompromiss an: Linkam darf für zwei Jahre das Spice abbauen, und wenn es ihm gelingt, binnen zwei Jahren die Spice-Produktion der Hoskanner zu übertreffen, darf er Arrakis behalten. Jesse ahnt zwar den Betrug, doch der Imperator zwingt ihn, sich auf das Angebot einzulassen.
Als Linkam mit seiner Konkubine und Managerin Dorothy Mapes (= Lady Jessica) und seinem achtjährigen Sohn Barri (= Paul Atreides) auf Duneworld (= Arrakis) eintrifft, erweist sich schnell, dass die Hoskanner hier eine Todesfalle aufgebaut haben, in denen der Adlige und seine Leute umkommen sollen. Nicht nur sind die ausbedungenen Spice-Abbaugeräte praktisch schrottreif, es gibt auch eine Reihe Fallen und Saboteure. (Noch ahnt Jesse nicht, dass sich auch ein Verräter in seiner Truppe befindet.) Auch die lebenswichtigen Wettersatelliten fallen aus. Als deswegen Linkams Leute einen Coriolis-Sturm fast übersehen, kommen um ein Haar eine Menge Arbeiter um.
Doch der planetarische Ökologe Dr. Haynes (= Pardot oder Liet Kynes) hilft Linkam ebenso wie der Spice-Ingenieur William English. Mit diesen Vertrauten verbringen Linkam und Barri einen Tag auf einer Forschungsstation am fernen Äquator. Die Sandwürmer stellen eine ständige Gefahr dar. Dorothy, die keine Bene Gesserit ist, aber über eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe verfügt, macht sich Sorgen um ihren Geliebten, aber noch mehr um Barri, ihr einziges Kind.
Nachdem aufgrund von Sabotage der Flieger (ein „Ornijet“) von Linkam in einem Sturm hat notlanden müssen, glaubt man den Edelmann und seine Begleiter in der tiefen Wüste verschollen. Dorothy macht sich Vorwürfe, denn alles scheint nun zu enden. Doch Linkam, Barri und English sind nicht tot, sondern machen sich auf den Weg zum nächsten Forschungsposten – mitten durch alle Gefahren, die Duneworld zu bieten hat …
_Mein Eindruck_
Dieser Roman mutet an wie eines der zweitklassigen Planetenabenteuer, wie sie Jack Vance in großer Fülle produziert hat. Er hat auch erstklassige SF-Romane geschrieben, aber von dieser Klasse ist „Spice Planet“ weit entfernt. Ich dachte zunächst, eine Kurzgeschichte lesen, weil hierbei der Schwerpunkt auf der Aktion liegt und nicht auf dem Hintergrund und dem Schauplatz. In diesem Ton ging es auch weiter. Und weiter. Und weiter. Bis auf einmal ein Roman in zwei Teilen erzählt war, aber so rudimentär, dass es auch eine ausgewalzte Kurzgeschichte sein könnte. Das einzige Element, das „Spice Planet“ von anderen 08/15-Romanen der fünfziger und frühen sechziger Jahre unterscheidet, ist der ungewöhnliche Schauplatz: Duneworld.
Die Story verläuft völlig anders als im wohlbekannten Klassiker, doch es gibt auch Parallelen. Barri beispielsweise hat überhaupt keine Bedeutung (außer als bedrohte Geisel des Imperators), wohingegen Linkams Konkubine Dorothy eine recht zentrale Rolle spielt: Sie führt nicht nur Linkams Geschäfte, sondern spürt auch den Verräter in Linkams Haushalt auf. Mit dem Imperator und Linkams Konkurrenten Hoskanner treten zwei Oberschurken auf, die im zweiten Teil des Romans für einen spannungsreichen Höhepunkt sorgen. Das Schicksal des bekannten Universums hängt – in Gestalt von Duneworld – an einem seidenen Faden. Mehr sei nicht verraten. So wie Paul Atreides dem Imperator Shaddam IV. entgegentritt, so bietet Linkam dem obersten Herrscher Paroli. Wer das Spice kontrolliert, hat einen sehr langen Hebel …
Die wichtigste und offensichtlichste Parallele besteht denn auch in Duneworld selbst. Nicht nur wird dort der wichtigste Rohstoff des Universums abgebaut, sondern es gibt dort auch eine in sich geschlossene und komplex gezeichnete Ökologie, die den Sandwurm und seine verschiedenen Formen ins Zentrum stellt. Unter den anderen Formen ist zunächst die Sandforelle zu verstehen, aber auch – und das ist neu und verblüffend – Spice-Pflanzen, die rasch in die Höhe wachsen, um aus dem unterirdischen Höhlensystem Spice-Sporen an die Oberfläche zu befördern, wo aus Sporen und verdorrten Pflanzenresten die begehrte Melange entsteht. Nun ja, das muss man nicht für wahrscheinlich oder plausibel halten, denn es ist ja fremdweltlerisch. Der planetare Ökologe Dr. Haynes jedenfalls ist gebührend fasziniert, als Jesse Linkam von seinem unfreiwilligen Ausflug in die Unterwelt von Duneworld berichtet.
Wer also keine großen Ansprüche an einen SF-Roman stellt, der wird von „Spice Planet“ gut unterhalten. Mich ärgert nur, dass das Buch größtenteils so schlecht geschrieben wurde. Der negative Eindruck wird ein wenig erträglicher, wenn man berücksichtigt, dass die Autoren keine Eulen nach Athen tragen wollten und auf das panoramamäßige Malen eines eh schon bekannten kulturellen Hintergrundes aus dem DUNE-Universum vollständig verzichtet haben.
Ihre Grundlage war eine Storyline von Frank Herbert selbst, aber auch das mit dem Leser geteilte Wissen um dieses DUNE-Universum. Sie erfanden keine Bene Gesserit, denn diese ergänzt der DUNE-Fan automatisch, um sich selbst zu erklären, woher Dorothy (= Lady Jessica) ihre besonderen Fähigkeiten erhalten hat. Und General Tuek hat so viele Züge des Krieger-Mentaten Thufir Hawat (inklusive Spuren des Sapho-Saftes), dass es nicht schwer ist, die beiden miteinander zu identifizieren.
Das größte Manko liegt also im völligen Fehlen der Rolle eines Messias, wie Paul Atreides es wird. Einen Messias einzubauen, hätte den Roman „Spice Planet“ jedoch komplett auf den Kopf gestellt – und dann wäre „Der Wüstenplanet“ daraus geworden.
_Briefe zu DUNE 1+2_
Der zweite Abschnitt des Buches führt den Leser mit verbindenden Anmerkungen durch die Entstehung des Romans „Dune“. Die erste Phase fand bereits 1957 statt, als Frank Herbert einen Artikel mit dem Titel „They Stopped the Moving Sands“ über seinen Agenten unterbringen wollte. Allerdings hatte Lurton Blassingame eine Menge berechtigter Einwände, so dass von dem Projekt lediglich ein Brief und ein Angebot übrig blieben. Aber dies war für den Autor der Anstoß, sich noch weiter mit der Wüste, dem Islam und der arabischen Kultur zu befassen.
Dann konnte Blassingame eine DUNE-Story nach der anderen beim wichtigsten Herausgeber eines SF-Magazins unterbringen: bei John W. Campbell jr, der selbst Schriftsteller war. Aus drei Erzählungen, die zwischen 1963 und 1965 in „Astounding“ erschienen, erstellte der Autor einen Roman zusammen, der mehr als doppelt so lang war wie das übliche SF-Buch zu jener Zeit: 200.000 Wörter. Es dauerte zwei Jahre, das Buch unterzubringen, bis schließlich ein anderer Schriftsteller, der als Lektor bei Chilton Books arbeitete, zuschlug: Sterling Lanier. Sein SF-Roman „Hieros Reise“ ist ein Klassiker.
Als „Dune“ die zwei wichtigsten SF-Preise einheimste, arbeitete Herbert schon an der Fortsetzung. „Dune Messiah“ („Der Herr des Wüstenplaneten“) wurde von Campbell vehement abgelehnt, weil es einen Antihelden als Hauptfigur hat. Dafür schlug nun „Galaxy“ zu und die Buchausgaben waren bald ebenfalls unter Vertrag. „Children of Dune“ („Die Kinder des Wüstenplaneten“) sollte die Trilogie 1976 abrunden. Etwas ulkig fand ich, dass eine Reihe von Kritikern Herbert mit Edgar Rice Burroughs verglichen, der bei uns weniger für seine Marsromane als vielmehr für seine Figur Tarzan bekannt ist. Es hagelte auch negative Kritik.
Was ich an diesem Abschnitt am interessantesten fand, waren die Zitate, in denen der Autor über seine Inspirationen, seine Arbeitstechnik („Kameraperspektive“) und seine musikalische Kompositionstechnik erzählte. Kurios ist seine Methode, Figuren zu erfinden und sie in Beziehungen zu anderen zu setzen: Er erwähnt eine Jung’sche Mandala, wobei natürlich von Carl Gustav Jung die Rede ist. Und wenn es um Heldenfiguren geht, dürfte Herbert auch an Joseph Campbell klassische Studie „The hero of a thousand faces“ gedacht haben, erwähnt dies aber nicht.
Dieser Abschnitt ist nur für Fans und Literaturhistoriker interessant.
_Aus „DUNE 1+2“ gestrichene Kapitel_
Die aus „Dune 1“ gestrichenen oder nie darin aufgenommenen Kapitel konzentrieren sich in auffälliger Weise auf den Beginn des Romans. Hier führt Paul Atreides eine Reihe von Gesprächen mit der Bene-Gesserit-Oberin Gaius Helen Mohiam. Die Kürzungen sind eine Reaktion auf die in den Briefen von Verlagslektoren gestellte Forderung, den Anfang des Romans nicht zu lange werden zu lassen. Interessant ist besonders ein langes „neues“ Kapitel, das Paul und Lady Jessica in einem Labor des planetaren Ökologen Liet Kynes zeigt. Hier wird nicht nach den Grundlagen der Spice Melange geforscht. Und wie es aussieht, gibt es in Kynes’ Gruppe einen Spion der Harkonnen …
Zwei Hauptpersonen spielen in den gekürzten bzw. gestrichenen Kapiteln zu „Dune 2“ eine Hauptrolle: Alia und ihr Bruder, der Prophet-Imperator Paul Muad’Dib Atreides. Alia, die mit einem Klon des Schwertmeisters Duncan Idaho verheiratet ist, überführt einen Gildennavigator des Verrats: Der Angriff, den er angestiftet hat, schlägt fehl. Sie vergilt ihm dies mit einer üblen Maßnahme: Sie entzieht ihm das Spice-Gas, das er zum Leben braucht. Auch Prinzessin Irulan und Gaius Helen Mohiam kommen nicht gut weg: Die Nachricht vom Tod des Propheten Muad’Dib löst einen Fremen-Aufstand aus, der zum Lynchmord an den drei genannten Herrschaften führt.
Einer der ärgerlichen Fehler von „Dune 2“ ist die fehlende Szene, in der uns der Tod oder wenigstens das Verschwinden des Propheten Paul Muad’Dib Atreides geschildert wird. Endlich können wir diese Szene nachlesen, und zwar als alternativen Schluss zu „Dune Messiah“. Es ist ein sehr stimmungsvolles und schönes Kapitel, das ich gerne im veröffentlichten Roman gesehen hätte.
_Die Erzählungen_
|1) „Dune: A Whisper of Caladans Seas“ (1999)|
Man schreibt das 10.191 Jahr der Raumgilde. Der Angriff der Harkonnen auf Arrakeen, die Zitadelle der Atreiden, ist in vollem Gange. Der Verräter Wellington Yueh hat den schützenden Störschild deaktiviert, und die Festung ist dem Angriff der Harkonnen-Truppen, dem Kanonenbeschuss schutzlos preisgegeben. Gurney Halleck, der Schlachtenführer, hat die herzoglichen Soldaten in den Verteidigungskampf geführt.
Doch dabei ist eine kleine Gruppe, die Vorräte schütze und von der Flanke Deckung geben sollte, in einer Felshöhle des Schildwalls durch einen Steinschlag vom Rest der Verteidiger abgeschnitten worden. Nun sitzt hier etwa ein halbes Dutzend Soldaten fest. Mit Hoh Vitt haben sie einen Meistergeschichtenerzähler vom Planeten Jongleur in ihrer Mitte. Mit seinen Geschichten schafft er es immer wieder, dass die Soldaten nicht die Nerven oder den Mut verlieren. Leider trennen drei Meter solider Fels sie von der Außenwelt. Sie sind sicher – aber auch verloren. Und der junge verletzte Elto Vitt, der Neffe des Erzählers, erinnert sich voll Sehnsucht an das Flüstern der Meere von Caladan.
Man munkelt, dass manche der Jongleur-Erzähler auch über magische Kräfte verfügen, und als nun Hoh Vitt in der letzte Stunde, als den Menschen der Sauerstoff ausgeht, von Caladan zu erzählen, erweisen sich die Gerüchte als begründet. Später dringen Fremen-Plünderer in die Höhle ein und wundern sich über den Ausdruck der Freude auf den Gesichtern der Toten. Als sie auch die Lungen öffnen, um ihr Wasser zu nehmen, beschließen sie allerdings, die Höhle sofort wieder zu verschließen …
MEIN EINDRUCK: Der Geschichtenerzähler ist leicht als Frank Herbert selbst zu erkennen, und seine Macht, die in seinem Umgang mit Worten gründet, ist in der Tat groß. Die Pointe ist zugleich erschütternd und überraschend. Dies macht diese Erzählung über einen Nebenschauplatz nicht nur zu einem schön aufgebauten Stück Dichtung, sondern wirft ein Schlaglicht auf die Tatsache, dass alle Soldaten auch Menschen sind, mit einer Zukunft, einer Vergangenheit, einer Seele. Erst der letzte Satz, die Pointe, macht aus der Geschichte, obwohl sie auf einer fremden Welt spielt, schließlich doch ein Stück Phantastik. –
Kein Wunder, dass 1999 die Magazinausgabe, in der diese Story abgedruckt wurde, reißenden Absatz fand und ruckzuck vergriffen war. Denn die Story verweist auch auf die sechs Romane, die noch folgen sollten: die „Frühen Chroniken“ der drei wichtigsten Häuser (Atreides, Harkonnen, Corrino) und die „Legenden“ über Butlers Djihad.
|2) „Dune: Hunting Harkonnens“ (2002)|
Dies ist eine Geschichte, die wenige Jahre vor dem Beginn von „Butlers Djihad“ spielt, so um das Jahr 220 v.G. (vor Gründung der Raumgilde). Im Mittelpunkt des Geschehens steht die Familie Harkonnen. Xavier Harkonnen spielt im Roman „Butlers Djihad“ eine zentrale Rolle, doch hier ist er noch ein junger Knabe aus Salusa Secundus, der von Pflegeeltern aufgenommen wird. Das ist Nebensache. Im Mittelpunkt steht das Schicksal seiner Eltern Ulf und Katarina sowie das seines Bruders Piers. Xavier glaubt, sie seien alle tot und er der einzige Überlebende seines Hauses. Dies ist nicht ganz zutreffend …
Auf dem Rückflug von seinen Diamantminen auf Hagal wird Ulf Harkonnens Yacht von einer Jägergruppe der Cymeks – menschlichen Gehirnen in mechanischen Körpern – überrascht und angegriffen. Der grausame Titan Agamemnon selbst führt die Gruppe. Die Yacht verteidigt sich, doch sie schafft es nicht zur nahen Wasserwelt Caladan. Piers’ Eltern sterben in einer Explosion, während er selbst in einer Rettungskapsel entkommen kann und in den Bergen Caladans notlandet.
Vier Cymeks, die ihn verfolgen, landen bald danach an der Absturzstelle und verfolgen den flüchtenden und verwundeten Menschen. Doch sie haben nicht mit den Tricks der Bergbewohner gerechnet, Nachkommen der Zensunni-Wanderer, die sich unter dem Gletscher eine kleine Siedlung aufgebaut haben. Hier kommt es zu einem Showdown zwischen Piers und dem General Agamemnon …
MEIN EINDRUCK: Die Zahl der Niederlagen, die Agamemnon, der Führer aller Cymeks, hat einstecken müssen, ist nicht gerade Legion, wenn man den Erzählungen in den drei „Legenden“-Romanen glauben darf. Das macht diese actionreiche Geschichte bemerkenswert. Zum anderen wird es möglicherweise später noch wichtig, dass Xavier seinen Bruder nicht ganz verloren hat. Wenn Piers Nachkommen hat, so könnten diese noch in späteren Romanen auftauchen. Menschlich interessant wird die Story nur durch die Figur des Piers Harkonnen, der ein harter Sklavenhalter werden soll, darin aber völlig versagt, weil er viel lieber ein Geschichtenerzähler wäre – und sich am Ende diesen Traum auch erfüllen kann. Wenn auch auf völlig andere Weise als erwartet.
|3) „Dune: Whipping Mek“ (2003)|
Diese Story schlägt eine Brücke zwischen „Butlers Djihad“ und „Der Kreuzzug“, den Bänden 1 und 2 der „Legenden“-Trilogie. Im Mittelpunkt steht Vergyl Tantor, der 23-jährige Halbbruder von Xavier Harkonnen. Er lebt jetzt auf Giedi Primus, der späteren Heimatwelt der Harkonnens, die jetzt aber noch eine grüne Welt ist. Xavier ist Oberbefehlshaber der Djihad-Kriegsflotte, die gerade von ihrem Einsatz bei Peridot zurückkehrt. Die Schiffe sind zerschunden und beschädigt, denn sie haben eine Schlacht gegen die Denkmaschinen hinter sich, welche Peridot zu einer Synchronisierten Welt machen wollten.
Soldat Vergyl Tantor hört zwar von Xavier, was auf Peridot Schreckliches passiert, doch das schreckt ihn nicht etwa ab, sondern stachelt vielmehr seinen Hass gegen die Denkmaschinen weiter an. Er will unbedingt bald mal in einen richtigen Kampfeinsatz. Einen Vorgeschmack darauf erhält er, als er an Bord von Xaviers Flaggschiff den berühmten Ginaz-Söldner Zon Noret beim Schwerttraining gegen einen echten Kampfroboter erblickt. Er überredet Noret, ihn selbst auch einmal einen Waffengang probieren zu lassen. Doch er erlebt sein blaues Wunder.
MEIN EINDRUCK: Diese Brückenstory hat eigentlich keine richtige Handlung mit Anfang, Mitte und Ende, sondern bildet so etwas wie ein Porträt für eine Nebenfigur in „Der Kreuzzug“. Immerhin kommt es zu etwas Action, als Vergyl sich im Kampf mit dem Trainingsroboter Chirox reichlich verausgabt. Chirox ist eine Figur, die dauernd im Zusammenhang mit den Ginaz-Söldnern auftaucht, einer ihrer wichtigsten Lehrer. Inhaltlich belanglos, weiß die Story doch halbwegs zu unterhalten. Sie ist aber nur für Leser einigermaßen verständlich, die den 1. Band gelesen haben, „Butlers Djihad“.
|4) „Dune: The Faces of a Martyr” (2004)|
Auch diese Erzählung ist ein Brückenstück. Es verbindet Band 2 und 3 der Legenden-Trilogie. Am Anfang von Band 3 „Die Schlacht von Corrin“ fragt sich der Leser erstaunt, woher all die Veränderungen kommen, mit denen er unvorbereitet konfrontiert wird. Diese Fragen werden in der Story beantwortet. Im Grunde geht es nur um zwei Hauptfiguren: Vorian Atreides und Rekur Van.
Man schreibt das Jahr 165 v.G. (vor der Gilde). Vorian Atreides ist nach dem Tod von Xavier Harkonnen der neue Oberbefehlshaber der Djihad-Streitkräfte. Er muss eine seltsame Geschichtsfälschung verkraften. Obwohl er weiß und mehrmals gesagt hat, dass Xavier die Machenschaften des Großen Patriarchen Iblis Ginjo mit den Tlulaxa aufdeckte und diesen Kriegsgewinnler daraufhin in Selbstaufopferung tötete, ist inzwischen der Bösewicht zum Märtyrer (daher der Titel!) gemacht und Xavier zum Schurken gestempelt worden. Ginjos Witwe und ihr Polizeichef, eine sehr gefährlicher Mann, haben Iblis neben Serena und Manion Butler gestellt und eine Dreifaltigkeit von Märtyrern geschaffen. Vorian ist angeekelt, muss aber seine Meinung für sich behalten, will er nicht dem Djihad gegen seine geschworenen Feinde, die Maschinen, ernsten Schaden zufügen.
Serena Butlers Anhänger haben die Genzüchtungsfabriken der Tlulaxa zerstört. Was für eine Verschwendung, denkt der Genhändler Rekur Van verbittert. Die Tlulaxa fliehen in Scharen von ihren zerstörten Planeten und werden abgeschossen. Wohin kann er sich wenden? Indem er sich tot stellt, kann er davonschleichen. Die einzige Partei, die an seinen Errungenschaften interessiert sein könnte, sind die Denkmaschinen.
Der unabhängige Roboter Erasmus stellt laufend grausame Experimente an, um mehr über das Wesen und die Schwächen des Gegners, der Menschen, herauszubekommen. Als Rekur Van ihm die Zellen von Serena Butler im Tausch für sein Leben offeriert, ist Erasmus einverstanden. Er will wieder heiße Debatten mit jener Frau führen, die vor 35 Jahren den Djihad ausgelöst hat. Doch das Ergebnis entspricht nicht ganz Erasmus’ Erwartungen. Rekur muss für seinen Fehler bezahlen … (Und so sehen wir ihn am Anfang von „Die Schlacht von Corrin“ wieder.)
MEIN EINDRUCK: Die ist keine Erzählung, sondern ein herausgeschnittenes Stück aus einem Roman, in den es nicht hineinpasste. Oder weil es entbehrlich war. Insofern teilt es die gleiche Kategorie mit jenen gekürzten Texten aus Dune 1 und 2. Die Vorgänge sind ohne die Lektüre des Romans „Der Kreuzzug“ kaum zu verstehen oder zuzuordnen.
Von den vier Erzählungen wusste mich nur die erste zu beeindrucken, die anderen kann man getrost vergessen. „A Whisper of Caladan Seas“ ist nicht nur erstklassige Short-Story-Kunst, sondern auch ein Loblied auf Frank Herbert und dessen Talent des Geschichtenerzählens. Die Figur eines magischen „Master-Storytellers“ wie Hoh Vitt finde ich faszinierend und vielversprechend. Diese Figur erfüllt eine wichtige und hier tragisch geschilderte Rolle für die menschliche Gesellschaft.
_Unterm Strich_
Das Gesamturteil kann nicht besonders begeistert ausfallen, wenn es sich hauptsächlich um Resteverwertung handelt, was die beiden Autoren hier treiben. Neben einem minderwertigen SF-Abenteuerroman stehen jede Menge Erzählungen, teils gekürzte Szenen, neue Kapitel und wiedergefundene Brückenstücke zwischen Romanen sind. Einzige Ausnahme ist meines Erachtens „A Whisper of Caladan Seas“, das nicht nur eigenständig als Story bestehen kann, sondern auch eine bemerkenswerte Aussage innerhalb des ursprünglichen DUNE-Universums mitbringt. Wertvoll fand ich auch die Briefe zu Dune 1 und 2.
|Für wen sich das Buch eignet|
Sicher können die angeblich „Millionen von DUNE-Fans“ da draußen etwas mit Fund- und Bruchstücken aus den ersten beiden DUNE-Romanen anfangen, aber wollen sie das überhaupt? Ich käme mir wie einer der Leichenfledderer in „A Whisper of Caladan Seas“ vor. Es sei denn, ich wäre ein Literaturwissenschaftler, der danach strebt, das ganze Werk, das Dune 1 und 2 bildet, inklusive aller „Deleted Scenes“ kennen zu lernen. Dann würde ich auch die Briefe zu diesen beiden Romanen sehr interessant finden. Und Herbert verrät uns darin sogar ein paar nette Details über seine Arbeitsmethode.
Den Löwenanteil an diesem Buch bestreitet ohne Zweifel der Roman „Spice Planet“. Ich habe mein Urteil oben bereits differenziert erläutert. Der Roman steht auf dem Niveau eines B-Movies aus den 1950er Jahren, wäre da nicht das einzigartige Setting des Wüstenplaneten. Aber da wir es schon ausgiebig aus Verfilmungen und den Romanen kennen, hält sich der Neuheitswert stark in Grenzen.
Kurz und gut: Ein paar Texte sind für bestimmte Lesergruppen von Interesse, aber die breite Masse, selbst wenn sie DUNE mögen, braucht das Buch nicht zu kennen. Und um die letzten drei Erzählungen zu verstehen, muss man sowieso bereits die Legenden-Trilogie gelesen haben.
Eins steht für mich fest: Im DUNE-Universum lassen sich mindestens ebenso viele Geschichten ansiedeln wie in „Star Wars“ und „Star Trek“. Will heißen: Anderson und Herbert können noch bis an ihr Lebensende darüber schreiben und Geld damit verdienen.
Zehntausend Jahre, bevor das Haus Atreides die Herrschaft über Arrakis, den Wüstenplaneten (Dune) und seine wertvollen Spice-Vorräte antritt, ereigneten sich Dinge, die die Geschichte der Menschen veränderten – und die in späteren Legenden als Butlers Dschihad, der Kreuzzug der Maschinen und die Schlacht von Corrin erwähnt werden. Es ist die Zeit, in der die Künstlichen Intelligenzen (KIs) des irdischen Großcomputers Omnius die Synchronisierten Welten beherrschen, wohingegen die Liga der Edlen von Salusa Secundus aus eine Reihe freier Welten beschützt. Unter den Unverbündeten Welten befindet sich ein wüstenhafter Planet am Rande des Siedlungsgebiets: Arrakis.
Im Jahre 200 vor Gründung der Gilde (V.G.) wird dort erstmals Spice für den Export zu den Zentralwelten der Liga abgebaut. Doch es gibt jemanden, der einer göttlichen Vision folgt und gegen den absehbaren Raubbau einschreitet …
Die Autoren
Brian Herbert ist der Sohn des Schöpfers des Wüstenplaneten DUNE, Frank Herbert. Brian Herbert hat nicht nur selbst einige Science-Fiction-Romane geschrieben, sondern auch die Biografie seines Vaters („Dreamer of DUNE“). Er fragte Kevin J. Anderson, ob dieser an einer DUNE-Vorgeschichte mitarbeiten wollen. Anderson, selbst Autor von 12 Millionen verkauften Büchern (Akte X, Star Wars u.v.a.), sagte geehrt und begeistert zu.
Das Ergebnis der Kooperation war zunächst die Trilogie der „Frühen Chroniken“ des Wüstenplaneten, die aus folgenden Bänden besteht:
1) Das Haus Atreides
2) Das Haus Harkonnen
3) Das Haus Corrino
Nun ist mittlerweile die zweite Trilogie „Der Wüstenplanet: Die Legende“ abgeschlossen. Sie besteht aus folgenden Bänden:
1) Butlers Djihad (The Butlerian Djihad)
2) Der Kreuzzug (The Machine Crusade)
3) Die Schlacht von Corrin (The Battle of Corrin)
Ein weiterer Band namens „The Road to Dune“ ist 2005 erscheinen. Er versammelt u. a. aus dem ersten Roman“Der Wüstenplanet“ herausgenommene Kapitel. Weitere Bände befinden sich offenbar in Vorbereitung.
Vorgeschichte
Rund 1200 Jahre vor Gründung der Gilde (V.G.) übernahmen die „Maschinen“ die Herrschaft über die Menschen. Unter „Maschinen“ sind alle Roboter und KIs zu verstehen, die vom Zentralcomputer Omnius, dem „Allgeist“ gesteuert werden. Omnius hat Kopien seiner Zentraldatenbank auf den eroberten Welten installiert, die folglich als Synchronisierte Welten bezeichnet werden. Regelmäßige Updates halten sie auf dem neuesten Stand. Eine interstellare Telekommunikation gibt es nicht, daher müssen Langstreckenschiffe die Updates verteilen …
Wie konnte es zu diesem Supremat der „Maschinen“ kommen? Schuld waren die Rebellen, die das Alte Imperium stürzten. Das Imperium war alt und behäbig geworden, und ein junger Außenseiter namens Tlaloc (der Name eines antiken Regengottes) sah seine Chance und die Notwendigkeit, etwas Neues zu errichten: die Herrschaft der „Titanen“. (Diese einzelnen Vorgänge werden nicht kompakt, sondern sukzessive im Verlauf des Romans berichtet.)
Zwanzig Rebellen konnte Tlaloc für seine Sache gewinnen: Informatiker, Kämpfer, Bürokraten, Wissenschaftler, Gamer. Diese „Titanen“ hatten selbstverständlich bürgerliche Namen, die sie jedoch alsbald durch Decknamen wie Juno, Dante, Barbarossa oder Xerxes ersetzten. Nach dem Tod von Tlaloc ist inzwischen Agamemnon ihr Anführer. Er ist ein geborener Atreides. 13 Söhne hat er bis zum Jahr 200 V.G. aus seiner Samenbank gezeugt, doch zwölf davon erwiesen sich als Fehlschläge. Vorian Atreides, die Nummer 13, soll nicht nur eine wichtige Rolle im Roman spielen (und in „Der Kreuzzug“), sondern auch Agamemnons größte Enttäuschung werden. Vorian ist ein Update-Lieferant (s.o.).
Unter den Titanen erwies sich Xerxes als ein sinnenfreudiger, aber leider feiger Zeitgenosse. Nachdem die nahen Menschenwelten unterworfen waren, übertrug er immer mehr Verwaltungs- und Steuerungsaufgaben an die KIs. Diese erkannten ihre Chance und übernahmen ihrerseits die Herrschaft von den Titanen. Der Coup überraschte die Titanen, und Omnius trat seine 1000-jährige Herrschaft an. Doch der Titan Barbarossa hatte die KIs darauf programmiert, aggressiv ihr Territorium auszudehnen. Dies nahmen die weiter entfernt liegenden Welten nicht hin und gründeten die Liga der Edlen mit Hauptsitz auf Salusa Secundus. Giedi Primus, spätere Hauptwelt der Harkonnen, gehört ebenfalls zum lockeren Schutzverband.
Doch die 20 Titanen haben sich unter der Omnius-Herrschaft stark verändert. Wie sonst hätten sie 1000 Jahre überdauern können? Auf den Vorschlag des Philosophen Eklo hin (der in „Butlers Djihad“ auftritt) trennten sie ihr Gehirn vom schwachen, hinfälligen Körper und versetzten es, eingehüllt in Nähr- und Kontaktflüssigkeit in auswechselbare, stabile Metallkörper. Sie sind nun Cymeks (ähnlich Cyborgs). Und natürlich müssen sie Omnius laufend ihre Loyalität unter Beweis stellen. Der Titan Ajax hat zum Beispiel die gesamte menschliche Bevölkerung der Welt Walgis ausgelöscht, um ihren Aufstand niederzuschlagen und ein Exempel zu statuieren.
Und natürlich verlangt die Programmierung von Omnius, weitere Welten zu unterwerfen. Diesmal ist Salusa Secundus an der Reihe. Wieder einmal.
Handlung
Salusa Secundus
Doch die Menschen der Liga haben technische Erfindungen gemacht, die regelmäßig von Tio Holtzman auf der Welt Poritrin geliefert werden. Sein Holtzman-Störschild – wir kennen ihn von der Arrakis-Festung – zerstört die Schaltungen in elektronischen Gehirnen, kann aber biologischen Gehirnen nichts anhaben. Deshalb fühlt sich die Bevölkerung auf Salusa recht gut geschützt, als der Angriff der irdischen Flotte der „Maschinen“ gemeldet wird.
Während die Roboter abstürzen oder abgeschossen werden, dringen jedoch zum Entsetzen der Truppenführung unbeschadet über zwei Dutzend Fluggeräte durch, die auf dem Boden ihre tödliche Fracht ausspeien. Gesteuert werden sie von Neo-Cymeks, also biologischen Gehirnen in mechanischen Robotern. Diese Neo-Cymeks – Agamemnon und Co. bleiben in sicherer Distanz – greifen nicht nur die Truppen und die Wohngebiete an, sondern haben es auf die Generatoren des Störschildes abgesehen.
Als der Tercero (oder Drittrangige) Xavier Harkonnen erkennt, befiehlt er den geordneten Rückzug seiner Truppen zu den Generatoren sowie die Konzentration der Angriffe auf die Neo-Cymeks. Da er mittlerweile durch Ausfall der Vorgesetzten zum Oberbefehlshaber geworden ist, leistet man ihm Folge. Obwohl er durch einen Gasangriff kaum noch atmen kann, führt er den Abwehrschlag erfolgreich an. Die Neo-Cymeks fliehen! Die feindlich Flotte verschwindet. Salusa ist gerettet!
Intermezzo
Xavier verlobt sich mit Serena Butler, der schönen und energischen Tochter des Parlamentspräsidenten Manion Butler. Sie setzt sich für humanitäre Hilfe auf angegriffenen und unverbündeten Welten ein und hat schon so manchen Lorbeer dafür geerntet. Auf eine Jagdpartie wird sie beim Liebesspiel schwanger. Die Empfängnis bemerkt sie angeblich erst, als sie schon im dritten Monat ist. Kein Wunder, denn sie hat viel zu tun: Salusa wiederaufbauen, Pläne gegen die „Maschinen“ schmieden und vieles mehr.
Auf der Welt Rossak ist ein eingeschworener Zirkel von telepathiebegabten Frauen unter Führung der strengen „Zauberin“ Zufa Cenva entstanden. Nur die Frauen des vielerorts giftigen und teratogenen Planeten sind in der Lage, einen Energieblitz mental zu erzeugen und so eine „Maschine“ außer Gefecht zu setzen. Dies ist der Vorläufer des Bene-Gesserit-Ordens. Nach dem erfolgreichen Einsatz wird Rossak Opfer eines Angriffs durch die Titanen …
Cenvas zwergwüchsige Tochter Norma ist eine geniale Mathematikerin, doch ihre Fähigkeiten werden von ihrer Mutter verkannt. Als ihr Vater, Zufas Lebensgefährte Aurelius Venport, ein wohlhabender Drogenhändler, ihr Tio Holtzmans Einladung überbringt, besorgt er ihr ein Ticket nach Poritrin. Norma erfindet auf dieser Sklavenwelt die schwebenden Leuchtgloben und das Suspensorfeld. Ihr gelingt die Anwendung des Holtzman-Schildes für Kriegsschiffe, während Holtzman selbst den Körperschild zur Serienreife bringt. Doch Wissenschaft muss nicht mit sozialem Gewissen gepaart sein. Die Sklaven bereiten den Aufstand gegen ihre Herren vor …
Auf Arrakis, dem Wüstenplaneten, sieht sich der ausgestoßene Zensunni-Wüstenbewohner Selim dem Tod durch Verdursten gegenüber. Oder ein Sandwurm wird ihn verschlingen. Durch Zufall gelingt es ihm, einen Sandwurm zu reiten und tief in der inneren Wüste eine botanische Teststation des Alten Imperiums zu entdecken. Er hat Wasser, Proviant und Informationen. Die Stationen bilden ein Netzwerk. Als er auch noch pure Spice-Melange isst, empfängt er eine göttliche Vision.
Giedi Primus
Der nächste Angriff der Maschinen gilt rund ein halbes Jahr später der rohstoffreichen Welt Giedi Primus. Es ist eine grüne Welt, vor dem Angriff. Giedi City verfügt über einen Störschild, doch Agamemnon hat eine List dagegen entwickelt. Er opfert ein komplettes Roboterschlachtschiff, das in seinem Sturz die Generatoren zerstört und den Planeten für den restlichen Angriff bloßlegt. Die „Maschinen“ installieren ihre Herrschaftsstruktur und beginnen, die Rohstoffe auszubeuten, mit den ehemaligen Bürgern als Sklaven.
Der Verlust von Giedi ist ein schwerer Schlag für die Liga. Xavier Harkonnen, inzwischen Segundo (Zweitrangiger) und mit künstlichen Lungen versehen, hatte die Verteidigung des Planeten selbst kürzlich inspiziert und macht sich nun schwere Vorwürfe, nicht an diese Schwäche gedacht zu haben. Doch seine Gedanken waren bei seiner Liebsten …
Serena jedoch hat einen Plan zur Befreiung Giedis vorbereitet, im Geheimen bereits einen Blockadebrecher und eine Mannschaft organisiert. Sie schleicht sich nächstens vom Liebeslager fort, um Salusa zu verlassen. Ihr Plan: Sie will den beinahe fertiggestellten Sekundärgenerator am Nordpol von Giedi instandsetzen und einen neuen Störschild errichten. Doch dieser kann natürlich nur effektiv wirken, wenn zugleich auch die Liga-Kampfflotte zu Hilfe eilt, um den Gegenangriff der Maschinen abzuwehren.
Xavier wird von Serenas geheim gehaltenem Plan ebenso überrumpelt wie das Liga-Parlament. Es ist jedoch sonnenklar, dass man Serena, immerhin eine Parlamentarierin und verdiente Bürgerin, nicht im Stich lassen kann. Xaviers Flotte trifft über Giedi ein und vernichtet die „Maschinen“, unterstützt von neuen Holtzman-Erfindungen und einer Rossak-Zauberin, die den Titanen Barbarossa besiegt. (Heoma wird später ein Schrein errichtet.)
Terra
Doch wo ist Serena abgeblieben, Xaviers Ein und Alles? Sie wurden von Robotern gefangen genommen und zur Erde gebracht. Dort soll sie dem unabhängigen Roboter Erasmus zu Anschauungszwecken dienen. Der Mengele-Nachfolger hat mit Omnius eine Wette abgeschlossen: Er will beweisen, dass man keinem Menschen trauen kann. Sollte er seine Wette gewinnen, so müsste Omnius alle Menschen auf der Erde exterminieren.
Doch bis es soweit ist, hat Erasmus noch viel Freude am Experimentieren mit Serena, die nun auf der Erde ihren Sohn zur Welt bringt: Manion Butler, Xaviers einzigen Sohn. Und schon bald registriert Erasmus zu seinem großen Missfallen, wie eine große Veränderung in dieser Menschenfrau vor sich geht …
Mein Eindruck
Zu meinem Missfallen fand ich mich gleich am Anfang mitten in einer Military-Action-Schmonzette wieder, in der sich der Schlagabtausch zwischen Menschen und „Maschinen“ in martialischen Handlungen erschöpft. Ich dachte schon, ich würde das Buch nach fünfzig Seiten in die Ecke feuern müssen, doch zum Glück kam es anders. Es ist nur eine von Kevin Andersons Standarderöffnungen, wie sie in jedem beliebigen seiner Star-Wars-Machwerke zu finden sind – und dort offenbar vom nach Action lechzenden (männlichen) Leser verschlungen werden. Wie George Lucas weiß Anderson, wie man das Publikum für ein Garn interessiert, auch wenn es noch so hanebüchen daherkommt.
Ich wage nicht, die einzelnen Kapitel jeweils einem der beiden Autoren zuzuordnen, aber ich schätze, dass ich mit der Zuweisung der Militäraction zu Anderson richtig liege. Doch was hat dann Brian Herbert geschrieben? Ich neige zu der Einschätzung, dass er sämtliche Szenen lieferte, die auf Arrakis spielen. Der Grund für meine Einschätzung liegt darin, dass diese Szenen erstens anders aufgebaut sind, keinerlei Militäraction beinhalten und – das ist der Hauptgrund – uns das Innenleben einer Figur auf das Intensivste öffnen.
Selim Wurmreiter
Daher gehört Selim Wurmreiter auf Arrakis zu den wenigen Figuren, die dem Leser nach dem Zuschlagen des Buches in Erinnerung bleiben. Obwohl er lange nicht so intim geschildert wird wie später Paul „Muad’dib“ und Herzog Leto Atreides, beginnen wir doch an Selims Schicksal Anteil zu nehmen. Sein buddhislamischer Zensunni-Glauben lässt ihn an die Vorsehung glauben und an einen Gott, der Großes mit ihm vorhat.
Diese Glaube deckt sich mit dem vieler Propheten – alle drei großen Weltreligionen kommen aus der Wüste, und das nicht ohne Grund. Die extremen Umweltbedingungen reduzieren die Wahrnehmung und Interpretation der Welt ringsum auf das Wesentliche. Und was könnte wichtiger sein, als in der lebensfeindlichen Arrakis-Wüste Methoden zum Überleben zu finden? Dazu gehört natürlich, Wasser zu finden, den Wurm zu reiten und letzten Endes die Herrschaft über die Spice-Melange zu erringen. Das ist ein volles Programm, und es dauert Jahre, bis Selim es umgesetzt hat. Ich fand es spannend, dies zu verfolgen. Aber leider geht es wie mit allen Episoden, die das Autorengespann liefert: Die Szenen sind oftmals viel zu kurz.
Erasmus
Der unabhängige Roboter – ein paradoxes Unikum schon von vornherein. Er ist das Paradebeispiel eines bösartigen Wissenschaftlers. Er stellt Experimente mit seinen menschlichen Zuchtsklaven an, um das Geheimnis menschlichen Verhaltens – vorgeblich für Omnius – herauszufinden. Und da gibt es ja bekanntlich so viele Widersprüche. Seine Lieblingsobjekte sind eineiige Zwillinge. Diese Vorliebe teilt er mit Dr. Mengele, dem grausamen Nazi-Arzt in Auschwitz, der dort tausende Opfer forderte.
Sein wichtigstes Experiment aber besteht in der Beobachtung der gefangenen Serena Butler, die in seiner feudalen Villa als Gärtnerin Sklavendienste verrichten muss und auf ihrer Heimatwelt für tot gehalten wird. Doch im Gegensatz zu den unterworfenen und vernachlässigten Sklaven hat er es bei Serena mit einer gebildeten Freien der Herrscherkaste von Salusa Secundus zu tun. Ein äußerst interessantes Objekt.
Seltsamerweise interessiert sich Erasmus (abgeleitet von Erasmus von Rotterdam, einem Humanisten des Mittelalters) nur für ihre Biologie und ihr Verhalten, nicht aber für die politischen Vorteile, die Omnius aus einer Geisel ziehen könnte. Sollen wir dieses Manko als Engstirnigkeit seitens der „Maschinen“ auffassen? Mir kommt es eher als Nachlässigkeit der Autoren vor. Andererseits: Würden die „Maschinen“ den freien Menschen von Seren erzählen, würden diese nur an eine Lüge glauben, halten sie doch Serena für tot, umgekommen auf Giedi Primus.
Vorian Atreides
Der Sohn des Agamemnon durchläuft eine Entwicklung, die ihn als Figur interessant macht, doch sein Umschwung basiert einfach auf neuem Wissen und seiner Liebe zu Serena, nicht mehr. Aus dem treuen Untertanen und Sohn, der sowohl seinen ruhmreichen Vater liebt als auch die Herrschaft der „Maschinen“ voll in Ordnung findet, wird durch diese Begegnung mit der ersten freien Frau seines Lebens ein anderer Mensch.
Eigentlich wollte er sich ja zum Neo-Cymek machen lassen und hat bereits die Langlebigkeitsbehandlung* über sich ergehen lassen, doch nun, nach seiner Konversion zum Glauben an die Freiheit der Menschen hält er wenig von einem Exoskelett. Dennoch empfangen ihn die Leute der Liga zunächst als Verräter – warum auch nicht? Besonders Xavier ist gegen ihn eingestellt. Er muss sich zunächst als Freund bewähren und verrät die militärischen Geheimnisse von Titanen, Omnius und Terra.
* Diese Langlebigkeitsbehandlung erfolgt zwangsweise durch Agamemnon. Sie ist nicht von Vorian erbeten worden. Folglich fühlt sich Vorian quasi durch seinen Vater wie vergewaltigt. Ich darf daran erinnern, dass auch in „Der Wüstenplanet“ Paul, der Sohn des Herzogs Leto Atreides, einer äußerst schmerzhaften Prüfung unter Zwang unterworfen wird (durch eine Bene Gesserit).
Beide Situationen sind nicht aus der Luft gegriffen! Sie haben ein reales Vorbild in Prüfungen, die der Autor Frank Herbert an seinem Sohn Brian vornahm und die für diesen selbstverständlich sehr schmerzhaft und demütigend waren. Frank fand die Prüfung notwendig und nahm sie in seinen DUNE-Roman auf, Brian münzt sie um und verarbeitet sie in „Butlers Djihad“. Siehe dazu besonders Brians Biografie seines Vaters: „Dreamer of Dune“ (bislang unübersetzt).
Der Djihad
Nun habe ich noch mit keinem Wort erklärt, warum dieser Roman den Titel einer Legende aus „Der Wüstenplanet“ trägt. Was ist nun mit dem „heiligen Krieg“ (‚djihad‘ heißt eigentlich „heiliger Weg“)? Und was hat das mit Serena Butler zu tun?
VORSICHT SPOILER
Im Jahre 201 V.G. wird Serenas Sohn Manion von Erasmus ermordet, ein Jahr später erscheint die Liga-Armada über Terra und vernichtet die „Maschinen“, darunter auch den Terra-Omnius (es gibt ja noch die Kopien!). Das ist aber nicht das, was man unter „heiligem Krieg“ versteht.
Um es dazu kommen zu lassen, muss es erst einen Aufstand der Menschen von Terra und anderen Planeten gegen ihre Roboterherren kommen. Die Ermordung Manion Butlers ist der Zündfunke, der das schon seit Jahren vorbereitete Pulverfass des Aufstandes endgültig zur Explosion bringt. Anführer ist auf Terra ein Vorarbeiter mit dem schönen Namen Iblis Ginjo (das arabische Wort „iblis“ bezeichnet eigentlich einen Teufel). Er hat sofort die freie Menschenfrau, die sich als Helferin der Erasmus-Sklaven profiliert hat, als potenzielle Galionsfigur erkannt und für seine Rebellion vereinnahmt. Sie ahnt davon nichts.
Doch der Aufstand gegen eine globale Maschinenkultur ist zum Scheitern verurteilt, wenn die Liga nicht eingreift. Als es endlich dazu kommt, ist dies der zweite Teil des Djihad. Nach erfolgreichem Abschluss müssen die restlichen Synchronisierten Welt befreit werden – der dritte Abschnitt des heiligen Krieges gegen die Maschinen.
Erst die Schlacht um Corrin, wohin Erasmus geflohen ist, entscheidet das Schicksal der „Maschinen“ und führt jene politischen Verhältnisse herbei, die in der Trilogie der drei Häuser und im Dune-Zyklus selbst wir vorzufinden gewohnt sind.
ENDE SPOILER
Unterm Strich
Der SF-Roman folgt wie alle Anderson-Herbert-Kooperationen dem bewährten Kochrezept eines Retorten-Bestsellers. Die Kapitel sind nicht länger als fünf Seiten, und wir bekommen daher gleich 126 Stück davon in mundgerechten Häppchen serviert. Das Glossar bewahrt den Leser vor größerer Verwirrung, selbst dann, wenn er noch nie einen Dune-Roman in der Hand gehalten hat.
Doch die Gefahr der Verwirrung ist denkbar gering: Die meisten Leser dürften DUNE-Junkies sein. Und ob der einfachen Sprache und kurzen Kapitel können schon 13- bis 14-Jährige das Buch verstehen, ohne Angst um ihre grauen Zellen haben zu müssen. (Der Sex ist jugendfrei, doch Blut – meist das Ersatzblut von Robotern – darf bis zur Decke spritzen. Amis haben mit Gewaltdarstellungen offenbar kein Problem)
Innerhalb des DUNE-Zyklus bringt der Roman noch eine weitere Vorgeschichtsebene, eben die legendäre Zeit des Djihad (den Paul und Leto Atreides ja fortsetzen sollten) mit der Schlacht um Corrin. Noch ahnen wir nicht, wie es zur Entstehung der Gilde und der Adelshäuser, zum neuen Imperator und der Blutfehde zwischen Atreides und Harkonnen kommt. Aber das soll noch in den Bänden 2 und 3 der Legenden-Trilogie nachgeliefert werden.
Fazit: durchschnittliche, aber gut gemachte Trivial-Science-Fiction im Space-Opera-Format alter Schule. Muss man nicht kennen, auch nicht als DUNE-Fan.
Originaltitel: DUNE: The Butlerian Djihad, 2002 797 Seiten Aus dem US-Englischen von Bernhard Kempen www.heyne.de
Dieser Band erzählt vom Ende der Herrschaft Paul Muad’dibs. Die rückwärts gewandten oder negativen Aspekte der Geschichte überwiegen. Und wo sich die Dinge mal nach vorne entwickeln, scheint es sich um eine schier endlose Abfolge von Anschlägen auf das Leben des Herrschers Muad’dib zu handeln. Das mag ja spannend sein, endet aber traurig.
So verwundert es auch nicht, dass dieser Band bei den Lesern weniger gut ankam. Vor allem das pessimistische Ende fand ich zum Beispiel kaum akzeptabel. Aber es ist ein Naturgesetz, dass das Alte weichen muss, damit das Junge gedeihen kann. Ich sehe daher diesen Band als Übergang zu „Die Kinder des Wüstenplaneten“, der ein Riesenerfolg wurde.
Wenn es etwas definitiv Positives über diesen Band zu sagen gibt, so dies, dass er mit 300 Seiten der mit weitem Abstand kürzeste des gesamten Zyklus ist.
_Handlung_
Seit den Ereignissen, die in [„Der Wüstenplanet“ 1662 erzählt wurden, sind zwölf Jahre vergangen – so verrät es uns der zusammenfassende „Prolog“. Man schreibt das Jahr 10209. Die gottähnliche Position, die Paul Muad’dib in den Augen seiner Anhänger, der Fremen, einnimmt, hat dazu geführt, dass seine Jünger zu einem Djihad, einem Heiligen Krieg, aufgerufen haben und die Worte ihres Propheten mit Feuer und Schwert in der Galaxis verbreiten wollen. In einer der ersten Szenen lernt der gedungene Attentäter Scytale einen dieser Veteranen kennen. Farok erzählt von den fremden Welten, so etwa von einer Wasserwelt.
Die bislang dominierenden Kräfte des Imperiums sind ihrer Macht beraubt, und der Planet Arrakis ist zu einem neuen Mekka der Milchstraße geworden, das jeder Gläubige einmal in seinem Leben besucht haben muss. Pharisäertum und Heuchelei machen sind inzwischen breit. Natürlich ruft die allumfassende Machtfülle, über die Paul gebietet, etliche Neider auf den Plan. Die alten Herren sammeln sich, gehen einen Pakt ein und beschließen, den neuen Imperator und die ihnen aufgezwungene Religion zu vernichten. Sie dingen den Attentäter Scytale, einen Tleilaxu-Gestaltwandler und Hermaphroditen.
Mehrere Anschläge auf Pauls Leben können vereitelt werden, aber unter die Pilgerscharen, die über viele Lichtjahre hinweg nach Arrakis kommen, mischen sich immer mehr Meuchelmörder und manipulierte Zeitbomben in Menschengestalt. Eine davon ist der Ghola Hayt, die aus den Zellen eines toten Freundes von Paul, Duncan Idaho, erzeugte Nachbildung eines Menschen. Hayt soll auf ein Codewort hin den Herrscher töten, wird jedoch von der Identität seines Vorgängers beherrscht, der den Atreides loyal ergeben ist, und führt seinen Auftrag nicht aus.
Schließlich hat doch noch ein Attentat Erfolg; Paul verliert sein Augenlicht. Als seine Nebenfrau Chani, ein Fremenmädchen, bei der Geburt von Zwillingen stirbt, übergibt er die Macht an seine Schwester Alia. Er selbst zieht als geschlagener Mann in die Wüste hinaus, da er nicht mehr länger mit ansehen kann, wie in seinem Namen Mord und Tod in der Galaxis verbreitet werden.
_Mein Eindruck_
Wie schon eingangs zusammengefasst, ist die Stimmung in diesem Band rückwärts gewandt. Falls doch Pläne geschmiedet werden, dienen sie der Vernichtung. Selbst Paul dankt ab, und eine Ära endet.
Einziger Lichtblick ist die arme Chani, Muad’dibs Fremen-Geliebte, also nicht seine Frau. Doch mit Chani lebt er in der Nähe der Wüste, in einem Sietch. Jahrelang ist Chani das Opfer einer Verschörung, die dazu dient, sie keine Kinder von Paul empfangen zu lassen. Sie bekommt Kontrazeptiva ins Essen gemischt.
Daher ist es umso erstaunlicher, dass sie schließlich Zwillinge zur Welt bringt, die im nächsten DUNE-Buch die Handlung tragen und schließlich den Sieg über die Feinde Arrakis und über Alia erringen.
Die Vorbereitung von Attentaten zu verfolgen, mag durchaus spannend zu lesen sein. Jede Szene ist wie im ersten Band routiniert und effektvoll aufgebaut, wobei das Resultat wieder zur nächsten führt. Die Handlungsstränge wechseln einander ab und sind dadurch miteinander verflochten.
Kurzum: „Der Herr des Wüstenplaneten“ ist durchaus flott zu lesen. Nur darf man nicht den Fehler machen, das Gleiche zu erwarten, das Frank Herbert im Startband aufgeboten hat. Sonst wäre die Enttäuschung gewiss.
Wie in allen DUNE-Bänden finden sich zu jedem Kapitel vorangestellte Motti und Textauszüge von fiktiven Büchern und Gruppen. Liest man sie am Ende des jeweiligen Kapitels statt am Anfang, merkt man, dass sie dem Leser entweder einen Kommentar zum Text oder einen Hinweis zu dessen Deutung liefern.
Kein Band der neuesten Ausgabe außer dem ersten ist durch Landkarten ergänzt, die die südliche und die nördliche Hemisphäre des Planeten Arrakis zeigen. Diese Karte findet sich in „Der Wüstenplanet“ auf den Seiten 856/857. In den Prequel-Bänden „Die frühen Chroniken“ ist die Karte auf den vorderen Seiten abgedruckt. Auch Illustrationen sucht man in der aktuellen Ausgabe vergeblich.
Um jedoch die vielfältigen Verwandtschaftsverhältnisse zu durchschauen, sollte man die Stammtafeln konsultieren, die sich nur im ersten Band des Zyklus finden.
|Originaltitel: DUNE Messiah, 1969
Aus dem US-Englischen übertragen von Ronald M. Hahn|
Der Wüstenplanet, Dune, Arrakis … viele Namen trägt der Planet, der zum Synonym für einen mehrere Tausend Seiten umfassenden Zyklus und ein Universum, das unzählige Leser beflügelte, wurde. Mit „Dune“ gelangte Frank Herbert zu Weltruhm. Längst nicht so bekannt wie der namensgebende erste Teil des Zyklus sind die übrigen fünf Bände.
|Der junge Paul Atreides reist mit seiner Familie nach Arrakis, um dort das Lehen des Imperators in Besitz zu nehmen. Doch seine Familie wird Opfer einer Verschwörung und er muss in die Wüste fliehen. Dort trifft er auf die Fremen, die Ureinwohner von Dune. Mit ihrer Hilfe gelingt es ihm, seine Familie zu rächen und die Kontrolle über Arrakis und damit über das bekannte Universum an sich zu reißen.|
Herbert lässt vor dem Auge des Lesers ein komplexe Gesellschaft erstehen, die unzählige Systeme umfasst. Ein vielschichtiges Geflecht herrschender Häuser, im ewigen Streit um die Macht untereinander und gegen die verschiedenen Geheimgesellschaften, Technokraten und die allgegenwärtige Gilde. Und inmitten dieser Gesellschaft befindet sich der Planet Arrakis. Der einzige Fundort der Wunderdroge, die einfach nur Gewürz genannt wird. Die lebensverlängernde Substanz, ohne die die Navigatoren der Gilde nicht durch den Warp navigieren können, machen Arrakis zum wichtigsten Planeten der Galaxis.
Obwohl „Dune“ natürlich zur klassischen SF-Literatur zählt, so zeigen sich bei genauerem Hinsehen doch viele Unterschiede. Auffällig für einen SF-Roman, aber eigentlich für den Zyklus nicht offensichtlich entscheidend, ist das Verbot aller sogenannter Denkmaschinen. Nachdem [Butlers Djihad 827 in fernster Vergangenheit durch die Galaxis fegte und alle Denkmaschinen vernichtet wurden, sind alle künstlichen Intelligenzen oder Forschungen in diese Richtung verboten. Die Antwort auf diesen Umstand besteht in der Ausbildung von Menschen mit besonderen psychischen Kräften. Ein Beispiel sind die Mentaten. Menschliche Computer, die mit Hilfe bestimmter Drogen komplexe Problemstellungen innerhalb kürzester Zeit zu lösen imstande sind.
Doch auch andere Dinge unterscheiden Herberts Werk von vielem, was andere SF-Autoren hervorgebracht haben. Herbert betreibt keine Extrapolation bestehender Trends oder Projektion irdischer Probleme in eine andere Welt. „Der Wüstenplanet“ ist vielleicht in dieser Hinsicht noch am ehesten verdaulich. Stellt er doch für den SF Fan noch am ehesten vertrautes Terrain dar. Ein Held in einer Extremsituation, der allen Widerständen zum Trotz das Unmögliche schafft. Manche haben Herbert die Fortsetzung seiner Geschichte übel genommen, doch dabei übersehen sie, dass Herbert den Wüstenplaneten nie als allein stehenden SF-Roman angelegt hatte.
In den folgenden Bänden führt Herbert mehr und mehr aus, was er (trotz des Umfangs) in „Dune“ nur andeuten konnte. Nach dem Tode des Propheten schwingt sein Sohn sich zum Gottkaiser auf. Längst nicht mehr in menschlicher Gestalt, regiert Leto II. für Jahrtausende sein Reich. Spätestens mit mit dem Tod des Gottkaisers wendet sich Herbert endgültig von zentralen Hauptpersonen ab. Zwar überleben frühe Hauptdarsteller als Klone und genetische Replikate über Jahrtausende, aber zunehmend werden sie zu Marionetten in einem Spiel der Mächte, in dem längst die Spieler die Kontrolle über ihr Spiel verloren haben.
Herbert fächert seine Geschichte in unzählige Facetten auf. Jahrtausende vergehen, ganze Planeten wandeln ihr Angesicht. Die Menschheit stürzt ins Chaos und erhebt sich wieder daraus. Manch einer verliert wohl irgendwo den Faden und wird von Herberts Vision erdrückt. So wird es für viele immer schwieriger, dem Autor zu folgen und die Ideen zu begreifen, die hier so umfangreich niedergelegt wurden. Anders als zum Beispiel bei der bekannten SF-Serie „Perry Rhodan“, ändern sich die Protagonisten dramatisch. Herbert beschreibt nicht die Abenteuer einer Person, Gruppe oder auch nur einer Gesellschaft. Nein, hier wird der totale Wandel gesellschaftlicher Strukturen über Jahrtausende und den bekannten Raum hinweg beschrieben. So ist Herberts eigentliche Hauptperson auch kein Mensch, sondern vielmehr die gesamte Menschheit in ihrer komplexen Struktur.
Sicher trifft dies nicht gerade den Geschmack der meisten SF-Fans. Wer in jungen Jahren zum ersten Mal den Wüstenplaneten liest, wird vermutlich irgendwo zwischen dem zweiten und dem fünften Band entnervt aufgeben. Wer dennoch bereit ist, sich darauf einzulassen, wird in dem gewaltigen Epos mehr finden als in jedem anderen SF-Roman. Vielleicht ist das der Grund, warum sich der Wüstenplanet auch Jahrzehnte nach seinem Erscheinen noch immer solcher Beliebtheit erfreut. Die Tiefe, die Herbert in seinen Romanen erreicht, wurde auf dem Gebiet der Phantastik nur noch von sehr Wenigen, wie zum Beispiel Tolkien, erreicht. Wer aber bereit ist, sich gefangen nehmen zu lassen von den Visionen des Autors, kann sich wohl völlig in der Welt von Dune verlieren.
Für alle, die nicht ganz so weit gehen wollen, sich aber trotzdem gerne zwischen MAFEA, Tleilaxu, Mentaten und Bene Gesserit bewegen möchten, sei eine kleine Empfehlung ausgesprochen. Es erscheinen im gleichen Verlag weitere Bücher aus der Welt von Dune. Herberts Sohn Brian hat zusammen mit dem rennomierten SF-Autor Kevin J. Anderson drei weitere Bände geschrieben. Keine Fortsetzungen des Zyklus, sondern vielmehr seine Vorgeschichte. Hier dreht es sich wieder um Intrigen und Machtkämpfe zwischen Häusern und Personen. Der Leser bewegt sich also auf sicherem Boden, kann aber trotzdem versichert sein, in den vollen Genus des „Dune-Feelings“ zu kommen. Neben den „frühen Chroniken“ gibt es vom gleichen Autorenpaar auch die Vorgeschichte zur Vorgeschichte, „Die Legende“, in drei Bänden.
_Johannes Heck_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [buchrezicenter.de]http://www.buchrezicenter.de/ veröffentlicht.|
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