Diese Sammlung von 30 Kurzgeschichten des Erfinders des „Wüstenplaneten“ bietet einen repräsentativen Querschnitt durch Herberts Werk als Ehrung und Erinnerung an ihn: Denn am 11. Februar 1986 starb der Science Fiction-Autor an den unerwarteten Komplikationen nach einer vorsorglichen Krebsoperation. Acht Jahre später veröffentlichte der Heyne Verlag diese Erzählsammlung. Die chronologische Abfolge veranschaulicht die stilistische Entwicklung des Autors.
Der Spice-Krieg: Geheimnisse sexueller Kriegsführung
Unter dem Gottkaiser Leto II. wurde die Menschheit über die Galaxis verstreut. 5000 Jahre später kehren ihre Abkömmlinge aus der Diaspora zurück. Neue Kräfte haben sich entfaltet, neue Technologien wurden entwickelt. Der uralte Orden der Bene Gesserit, der seit vielen Jahrtausenden über die Geschicke des Reiches wacht und die Fäden des genetischen Erbes der Atreides in der Hand hält, sieht sich mit Mächten konfrontiert, wie es sie bisher nicht gab.
Von Arrakis selbst, dem Wüstenplaneten, ist wenig Hilfe zu erwarten. Eine zerstrittene Priesterschaft, die den Gottkaiser Leto, den „Zerlegten Gott“, in Gestalt des Shai-Hulud, des gigantischen Sandwurms, anbetet, und Einheimische, die nur noch Schatten der einstigen stolzen Fremen sind. Doch da kommt ein Mädchen aus der Wüste, das mit geheimnisvollen Kräften über den Shai-Hulud gebietet und ihm seinen Willen aufzwingt. (Verlagsinfo) Frank Herbert – Die Ketzer des Wüstenplaneten (DUNE 5) weiterlesen →
Vorgeschichte: Im 11. Jahrtausend tun sich der Imperator und Harkonnen zusammen, um das Haus Atreides unter Herzog Leto zu vernichten. Die große Mausefalle ist der Wüstenplanet Arrakis, der Köder unermesslicher Reichtum in Form des einzigartigen Rohstoffs |Spice-Mélange|. Der Plan klappt wie am Schnürchen, doch eine Kleinigkeit geht schief: des Herzogs Konkubine und sein Sohn Paul entkommen in die Wüste. Dort bauen sie mit den einheimischen Fremen eine Guerilla-Organisation auf, die droht, die lebenswichtige Spice-Produktion zum Erliegen zu bringen – und damit jeden Verkehr im Imperium! Der Imperator, gezwungen von der Raumfahrtgilde, muss nach Arrakis kommen …
Der Herr des Wüstenplaneten“: Paul Atreides ist der lang erwartete Prophet und führt die Fremen in den Heiligen Krieg. In einem Siegeszug ohnegleichen pflanzt er sein Banner auf alle von Menschen besiedelten Planeten und errichtet das neue Imperium. Doch seine Machtfülle ruft Neider und Gegner auf den Plan, die unermüdlich auf Mittel sinnen, diese Herrschaft zu brechen. Unter die Pilgerscharen, die über Lichtjahre hinweg in die heilige Stadt Arrakeen kommen, mischen sich Meuchelmörder, manipulierte Zeitbomben in Menschengestalt … (korrigierte Verlagsinfo)
_Der Autor_
Frank Herbert (1920-1986) wuchs im Nordwesten der USA auf, arbeitete als Reporter und Wahlkampfhelfer, bevor und während er ab 1952 seine ersten SF-Storys veröffentlichte, denen 1956 der erste Roman „Dragon in the Sea“ folgte. Herbert schrieb neben 20 anderen SF-Romanen auch einen interessanten Non-SF-Roman namens „Soul Catcher“, der noch nicht übersetzt worden ist.
1963 -1965 wurden seine Storys um den Wüstenplaneten Arrakis in |Astounding| publiziert, doch um seinen daraus aufgebauten Roman „Der Wüstenplanet“ unterzubringen, musste Herbert erst 20 Ablehnungen kassieren, bevor es ihm 1965 gelang, den Verlag |Chilton Book Co.| zu gewinnen, der mehr für seine Autoreparaturratgeber bekannt war. Die DUNE-Saga umfasste schließlich sechs Romane aus Frank Herberts Schreibfabrik, von denen die ersten drei verfilmt worden sind. Zurzeit erscheinen Fortsetzungen, die sein Sohn Brian mit Kevin J. Anderson verfasst hat.
Die DUNE-Saga:
1) Der Wüstenplanet (1965)
2) Der Herr des Wüstenplaneten (1969)
3) Die Kinder des Wüstenplaneten (1976)
4) Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (1981)
5) Die Ketzer des Wüstenplaneten (1984)
6) Die Ordensburg des Wüstenplaneten (1985)
7) Die Jäger des Wüstenplaneten (2006, von Herbert/Anderson)
8) Die Erlöser des Wüstenplaneten (2007, von Herbert/Anderson)
9) Paul of DUNE (2008, von Herbert/Anderson)
|Der Wüstenplanet| auf |Buchwurm.info|:
[DUNE 1: Der Wüstenplanet. Teil 1 von 2]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5259 (inszenierte Lesung)
[DUNE 1: Der Wüstenplanet. Teil 2 von 2]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5333 (inszenierte Lesung)
[The Road to Dune]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2805
[Butlers Djihad]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=827 (Der Wüstenplanet: Die Legende 1)
[Der Kreuzzug]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=853 (Der Wüstenplanet: Die Legende 2)
[Die Schlacht von Corrin]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2089 (Der Wüstenplanet: Die Legende 3)
[Das Haus Atreides]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1621 (Der Wüstenplanet: Die frühen Chroniken 1)
[Das Haus Harkonnen]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1622 (Der Wüstenplanet: Die frühen Chroniken 2)
[Das Haus Corrino]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1623 (Der Wüstenplanet: Die frühen Chroniken 3)
[Der Wüstenplanet]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1662 (Dune 1)
[Der Herr des Wüstenplaneten]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1637 (Dune 2)
[Die Kinder des Wüstenplaneten]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1634 (Dune 3)
_Sprecher & Produktion_
Simon Jäger (Erzähler, die Atreides-Seite): geboren 1972 in Berlin. Seit 1982 arbeitet er als Synchronsprecher bei Film und TV. Er lieh u. a. Josh Hartnett, James Duvall, Balthazar Getty, River Phoenix seine Stimme, aber auch „Grisu dem kleinen Drachen“ und war auch in TV-Serien wie „Waltons“, „Emergency Room“ zu hören. Seit 1998 arbeitet er zudem als Autor und Dialogregisseur.
Marianne Rosenberg (Prinzessin Irulans Anmerkungen): 1955 geboren, gewann sie im Alter von 14 Jahren einen Talentwettbewerb, welcher der Start für ihre Gesangskarriere war. In den siebziger Jahren avancierte sie zum erfolgreichsten deutschen Schlagerstar des Jahrzehnts. Die Ausnahmekünstlerin änderte in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder ihr Bühnenimage und ist als Musikerin in verschiedenen Genres bis heute aktiv. Sie konnte auch als Schauspielerin bereits Erfahrungen sammeln. In welchen Produktionen, verrät der Verlag allerdings nicht.
Regie führte Kerstin Kaiser, die Aufnahme erfolgte in den |d.c. Studios|, NRW-Berlin, und bei |Margarita Mix|, Los Angeles, durch Jan Mallmann, Jeff Levy und Jimmy Hite. Die Musik trugen Dicky Hank und Dennis Kassel bei.
_Handlung_
Man schreibt das 11. Jahrtausend nach Gründung der Raumgilde. Seit den Ereignissen, die in „Der Wüstenplanet“ erzählt wurden, sind zwölf Jahre vergangen – so verrät es uns der zusammenfassende „Prolog“. Man schreibt das Jahr 10209. Die gottähnliche Position, die Paul Muad’dib in den Augen seiner Anhänger, der Fremen, einnimmt, hat dazu geführt, dass seine Jünger zu einem Djihad, einem Heiligen Krieg, aufgerufen haben und die Worte ihres Propheten mit Feuer und Schwert in der Galaxis verbreiten wollen. In einer der ersten Szenen lernt der gedungene Attentäter Scytale einen dieser Veteranen kennen. Farok erzählt von den fremden Welten, so etwa von einer Wasserwelt.
Die bislang dominierenden Kräfte des Imperiums sind ihrer Macht beraubt, und der Planet Arrakis ist zu einem neuen Mekka der Milchstraße geworden, das jeder Gläubige einmal in seinem Leben besucht haben muss. Pharisäertum und Heuchelei machen sind inzwischen breit. Natürlich ruft die allumfassende Machtfülle, über die Paul gebietet, etliche Neider auf den Plan. Die alten Herren sammeln sich, gehen einen Pakt ein und beschließen, den neuen Imperator und die ihnen aufgezwungene Religion zu vernichten. Sie dingen den Attentäter Scytale, einen Tleilaxu-Gestaltwandler und Hermaphroditen.
Mehrere Anschläge auf Pauls Leben können vereitelt werden, aber unter die Pilgerscharen, die über viele Lichtjahre hinweg nach Arrakis kommen, mischen sich immer mehr Meuchelmörder und manipulierte Zeitbomben in Menschengestalt. Eine davon, als Geschenk von der Raumgilde überreicht, ist der Ghola Hayt, die aus den Zellen eines toten Freundes von Paul, Duncan Idaho, erzeugte Nachbildung eines Menschen. Hayt soll auf ein Codewort hin den Herrscher töten, doch wenn es Paul gelingt, die Identität seines Vorgängers zu wecken, der den Atreides loyal ergeben war, besteht Hoffnung, dass Hayt dem posthypnotischen Befehl der Verschwörer nicht folgt.
Schließlich hat doch noch ein Anschlag Erfolg, als die Verschwörer einen atomar betriebenen Steinbrenner einsetzen. Doch sie hatten Hilfe von den Stammesführern. Paul und viele Soldaten verliert ihr Augenlicht, doch wunderbarerweise kann er weiterhin „sehen“, kraft seines Zweiten Gesichts.
Als seine Geliebte Chani, ein Fremenmädchen, bei der Geburt von Zwillingen stirbt, kommt es zu der kritischen Situation, in der Paul ausgerechnet die Codeworte ausspricht, die im Ghola Hayt die Aggression auslösen sollen. Doch es gibt noch zwei Attentäter unter Pauls Reisegefährten im Sietch Tabr, und jeder davon ist bereit, bei Hayts Versagen bis zum Äußersten zu gehen. Aber Paul erhält Hilfe von unerwarteter Seite …
_Mein Eindruck_
Das Komplott gegen den neuen Beherrscher des Universums, Paul „Muad’dib“ Atreides, ist im Grunde ziemlich einfach gestrickt. Erstaunlich ist allerdings die Unterschiedlichkeit der beteiligten Gruppen: die Raumgilde, die Bene Gesserit inklusive Pauls Gemahlin Irulan, die Bene Tleilax (die den Ghola produzieren) und schließlich sogar die Fremen, die ihre Lebensart durch Pauls Begrünungsprojekt auf Arrakis in Gefahr sehen.
Die Vorbereitung der Attentate ist durchaus spannend zu verfolgen. Jede Szene, in der jeweils vor allem Scytale, der gestaltwandelnde Tleilax-Assassine, im Mittelpunkt steht, ist wie im ersten Band routiniert und effektvoll aufgebaut, wobei das Resultat wieder zur nächsten führt. Allerdings muss der Hörer aufpassen wie ein Luchs: Die Handlungsstränge wechseln einander ab, bauen aber aufeinander auf und sind dadurch miteinander verflochten.
|Die Kernfrage|
Im Grunde handelt es sich also um einen gewöhnlichen Politthriller, nur eben in einem futuristischen Ambiente und mit nicht ganz menschlichen Beteiligten. Solche Politthriller hat Frank Herbert schon mit dem „Dosadi-Experiment“ und ähnlichen Romanen vorgelegt. Das ist jedoch nur eine Seite dieses DUNE-Romans. Die andere und wichtigere ist die Seite der Erkenntnis. Denn mit Paul und Alia herrschen ein weltliches und ein religiöses Oberhaupt über den Kosmos, die über das Zweite Gesicht und die Vorausschau verfügen. Selbst der geblendete Paul kann noch „sehen“.
Wenn sie also voraussehen können, was auf sie zukommt, warum können sie das Komplott dann nicht verhindern? Das ist die Kernfrage des ganzen Romans, und sie wird unzählige Male gestellt, mal offen, mal verhüllt. Denn sie zielt auf Pauls Andersartigkeit. Er ist der Kwisatz Haderach, der Übermensch, den das Zuchtprogramm der Bene Gesserit (mit einem einzigen Fehler durch Lady Jessica) geschaffen hat. Durch die Mélangedroge kann er seine seherischen Fähigkeiten erweitern, und er wird zum Orakel. Nun können sich Orakelvision und Realität überlagern und einem Plan folgen oder divergieren und Verwirrung stiften.
Er ist quasi in Hamlets Lage, der weiß, dass ein Verbrechen geschehen ist („etwas ist faul im Staate Dänemark“), doch grübelt, wie er vorgehen soll: erdulden oder bekämpfen? Wenn er den Anschlag erduldet, dann nur wegen seines schlechten Gewissens gegenüber den Milliarden Opfern, die sein heiliger Krieg im Universums bereits gefordert hat und noch weiter fordert (Stilgar, sein Premier- und Kriegsminister plant weitere Invasionen).
Wenn er das kommende Verbrechen bekämpft, dann vor allem wegen seiner Liebe zu Chani, seiner Dame des Herzens. Die arme Chani, Muad’dibs Fremen-Geliebte, also nicht seine Frau, muss die Existenz ihrer Feindin Prinzessin Irulan hinnehmen, die mit Paul nominell verheiratet ist und von ihrem Orden kein Kind genehmigt bekommt.
Doch mit Chani lebt er nach den Sitten der Wüste, und am Schluss, als sie hochschwanger ist, in einem richtigen Sietch. Jahrelang ist Chani das Opfer einer Verschwörung, die dazu dient, sie keine Kinder von Paul empfangen zu lassen. Sie bekommt von Irulan und den Bene Gesserit Empfängnisverhütungsmittel ins Essen gemischt. Daher ist es umso erstaunlicher, dass sie – nach einer Umstellung ihres Essens und einem weiteren chemischen Anschlag – schließlich Zwillinge zur Welt bringt, die im nächsten DUNE-Buch die Handlung tragen und schließlich den Sieg über die Feinde Arrakis und über Alia erringen.
Wegen seiner Liebe zu Chani und ihren Kindern bekämpft Paul die Verschwörer, doch er kommt um ein Haar zu spät. Denn er unterschätzt sowohl Scytale, den Gestaltwandler, als auch Bijaz, den Zwerg, der den Ghola Hayt umprogrammiert. Als Zünglein an der Waage entpuppt sich eben dieser Hayt, der sich seines früheren Lebens als Duncan Idaho erinnert. Idaho war der Schwerttmeister, der den Atreides in unverbrüchlicher Treue verbunden war. Wird sich auch Hayt als treu erweisen – oder wird er Bijaz‘ Tleilaxu-Konditionierung gehorchen? Gerade diese offenen Fragen machen das Finale so spannend.
Und hier kann Pauls Orakelvision nichts mehr ausrichten: Alle Wege in die Zukunft enden an diesen Verzweigungen. Wäre es anders, dann würde Paul in einem deterministischen Universum leben, in dem alles vorherbestimmt ist und es keinen freien Willen gibt. Das Gegenteil ist, zum Glück, der Fall. Wenn Paul de facto ein Gott ist, dann ein menschlicher, der Menschen braucht, um ein Mensch bleiben zu können. Sobald seiner und Chanis Sieg bestätigt ist, braucht er die Welt nicht mehr.
_Die Inszenierung_
Man beachte, dass der Romantext ungekürzt vorgetragen wird. Der Text folgt der überarbeiteten Übersetzung von 2001. Diese ist gegenüber der deutschen Erstausgabe von 1978 erheblich fehlerbereinigt und genauer.
|Marianne Rosenberg|
Die ehemalige Sängerin hat eine schöne Alt-Stimme. Mit dieser spricht sie alle Zitate, die den einzelnen Kapiteln des Romans vorangestellt sind. Die Kurztexte stammen meist von Prinzessin Irulan, und so liegt die Annahme nahe, der Sprecherin die Rolle Irulans zu geben.
Ich konnte keine Mängel feststellen, denn Marianne Rosenberg liest sowohl deutlich und verständlich als auch mit einem warmen Ausdruck, der von Verständnis für das Vorgetragene zeugt. Dennoch bedeutet ihre Stimme keinerlei Kommentar zum Vorgetragenen, etwas, was ich mir von der ursprünglich vorgesehenen Sprecherin Nina Hagen nur schwer vorstellen kann.
|Simon Jäger|
Simon Jäger ist der Haupterzähler. Mit einer Rekapitulation des in DUNE 1 Erzählten beginnt er seinen Vortrag. Die Annahme liegt nahe, dass er den Part von Paul Atreides spricht. Das ist auch durchgehend der Fall. Aber natürlich wird auch das Personal rings um Paul von Jäger präsentiert. Das ist schon etwas gewöhnungsbedürftiger. Seine Stimmlage ist bei weiblichen Figuren wie zu erwarten höher.
Seine wahre Kunst zeigt sich in der Charakterisierung ausgefallener Figuren wie etwa der alten Bene Gesserit Gaius Helen Mohiam. Sie klingt ein wenig krächzend und heiser, um ihr Alter anzudeuten. Auch die Stimme des Zwergs Bijaz ist ganz eigen: Er quäkt die meiste Zeit, aber nicht harmlos, sondern böse und hinterlistig. Sehr merkwürdig fand ich die knarzige und tiefe Stimme des Gildennavigators Edrig, des Kopfes der Verschwörung. Sie passt eher in einen Wildwestfilm.
Bewundert habe ich jedoch Jägers Darstellung der Autoritätsgestalten wie Stilgar und Hayt/Duncan Idaho. Allen ist eine sehr tiefe und harte Stimme zueigen, die sie unverwechselbar macht. Besonders die langsame Sprechweise von Stilgar hat mir gefallen, denn sie ist sowohl tief als auch warm und von intensiver Verehrung für seinen Herzog erfüllt. Hayt trägt am Schluss feierlich „Des Gholas Hymne“ auf Paul Muad’dib vor. Diesen poetischen Text könnte ich mir nicht besser umgesetzt vorstellen: zwar getragen, aber nicht pathetisch.
|Musik|
Die Musik wurde von Dicky Hank und Dennis Kassel beigesteuert. Von einem „Score“ zu sprechen, wäre vermessen: Es handelt sich nämlich die immer gleiche Jingle-artige Musik, die mal im Hintergrund, mal in einer Pause erklingt, um einen Übergang zwischen Kapiteln zu erleichtern. Melodische E-Gitarren dominieren das kurze Stück, das mit Bass und leichter Percussion unterlegt ist. Also nichts Spektakuläres, aber auch nichts, was nur so dahinplätschert. Damit ist gewährleistet, dass diese Musik den Vortrag im Vordergrund niemals stört. Auch jeweils am Anfang und Ende einer CD ertönt diese Musik.
|Glossar|
Im Einsteckkarten sind zentrale Begriffe aus der Welt des Paul Muad’dib abgedruckt und mit Erklärungen versehen, die sich jeder merken kann. So erfährt man beispielsweise, was es mit einem Ghola auf sich hat und mit der Distrans-Übertragungstechnik.
_Unterm Strich_
Die Stimmung in diesem zweiten Band ist meist rückwärts gewandt und grüblerisch. Eigentlich wollte der Autor diesen Band zusammen mit dem ersten veröffentlichen, doch das Endergebnis wäre zu umfangreich geworden. DUNE II ist die Antithese zu DUNE I, denn nun folgt die Reaktion auf seine Umwälzung des ganzen Universums. Pläne werden geschmiedet, und meist dienen sie der Vernichtung.
Schließlich dankt Paul mehr oder weniger zugunsten Alias ab, und eine Ära endet. Das muss so sein, damit Platz für Neues geschaffen wird. Dies tritt dann in DUNE III in Gestalt seiner Zwillingskinder auf und führt eine weitere Umwälzung herbei. Leto II wird Gottkaiser in Gestalt eines Sandwurms. These, Antithese, Synthese – der dialektische Dreisprung ist vollendet. Bis es Zeit für einen weiteren Bruch ist, 3500 Jahre später …
Wer sich in DUNE II auf die Verschwörung konzentriert und sich nicht von Szenen des privaten Konflikts ablenken lässt, der wird mit einem clever konstruierten Politthriller belohnt. Doch DUNE-Fans wollen natürlich mehr als das. Sie erleben einen Paul Muad’dib, der sich weiterentwickelt und zusehends auf Abstand zum selbst erzeugten Personenkult geht, bis er im Finale die Gelegenheit ergreift, dem allem ein Ende zu machen, solange er noch einen freien Willen hat. Insofern ist DUNE II auch ein Schicksalsdrama und eine philosophische Erörterung vieler Fragen über das Verhältnis zwischen Mensch und Gott, Glaube und Religion.
|Das Hörbuch|
Die akustische Umsetzung ist überraschend gut gelungen und sehr akzeptabel. Hier findet keine Verkürzung aus dramaturgischen Überlegungen heraus statt, und die Musik hält sich sehr zurück. Das kommt dem Vortrag zugute, der doch sehr umfangreich ist und abwechslungsreich gestaltet werden musste. Der Hörer ist gezwungen, genau zuzuhören. Aber die spannende Handlung macht dies im Grunde leicht. |Lübbe Audio| setzt auch den dritten Roman um. DUNE III wird aber wieder wesentlich umfangreicher als Band zwei: 18 CDs sollen es sein, die Mitte August 2009 erscheinen.
|Originaltitel: Dune Messiah, 1969
Aus dem US-Englischen übersetzt von Ronald M. Hahn
573 Minuten auf 8 CDs
ISBN-13: 978-3-7857-3724-8|
http://dune.luebbe.de
http://www.luebbe-audio.de
http://www.dunepedia.net
http://www.dunenovels.com
[WikiProjekt Dune]http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:WikiProjekt__Dune
1971 drehte der Regisseur Walon Green den Film „The Hellström Chronicle“ um den erfundenen Insektenforscher Nils Hellström, der die Insekten als die wahren Herrscher der Erde zeigt. Frank Herbert, betroffen und tief beeindruckt von Greens Film, fragte sich, welche Überlebenstechniken der Mensch wohl entwickeln müsse, um seinen Fortbestand über vergleichsweise lange Zeiträume zu sichern, und spielte den Gedanken in diesem 1972/73 veröffentlichten Roman durch. Dies ist wahrscheinlich Frank Herberts künstlerisch gelungenster Roman neben dem „Wüstenplanet“-Zyklus. Frank Herbert – Hellstrøms Brut weiterlesen →
Paul Atreides, der Retter des Wüstenplaneten, ist verschwunden. In seiner Abwesenheit regiert seine Schwester Alia mit immer grausamerer Hand, bis sich schließlich die anderen Kinder von Paul Atreides gegen sie erheben. Doch der Machtkampf hat ungeahnte Folgen für den Planeten und das ganze Sternenimperium … (Verlagsinfo)
In ferner Zukunft sind Raumschiffe überflüssig geworden, denn sogenannte „Sprungtüren“ gewährleisten Nullzeitreise- Verbindungen zu jedem Punkt unserer Milchstraße. Schöpfer und Besitzer der Sprungtüren sind die Calebaner, geheimnisvolle Aliens, die nach und nach aus der Galaxis verschwinden, bis nur noch ein einziger übrigbleibt.
Gleichzeitig mit dem Verschwinden der Calebaner machen Agenten des Galaktischen Kontrollbüros eine bestürzende Entdeckung: Wenn der letzte Caleban stirbt, wird jeder zusammen mit ihm ausgelöscht, der jemals eine Sprungtür benutzt hat.
Und da es kaum einen Bürger der Galaxis – egal ob Mensch, Humanoide oder Nicht-Humanoide – , der nicht wenigstens einmal „gesprungen“ ist, bedeutet dies das Ende der galaktischen Zivilisation. (Verlagsinfo) Frank Herbert – Der letzte Caleban. SF-Roman weiterlesen →
Zehn Jahre nach seiner Veröffentlichung war DUNE ein Riesenerfolg geworden. Frank Herbert sah sich daher gedrängt, mehrere Folgebände zu schreiben. Zunächst floppte „DUNE Messiah“ wegen seines pessimistischen Schlusses, doch mit „Children of DUNE“ landete Frank Herbert einen echten Hit, den er mit „God Emperor of DUNE“ (DUNE #4) nochmals wiederholen konnte.
Das bedeutet nicht, dass „Die Kinder des Wüstenplaneten“ einfach zu lesen wäre. (Das ist auch [DUNE]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1662 nicht.) Doch der Erfolg, den die beiden Titelfiguren haben, stellt die Erwartungen der Leser zufrieden. Das umfangreiche Buch mag anstrengend sein, aber die Mühe lohnt sich.
Auch dieses Buch wurde von den Machern der TV-Miniserie „Frank Herbert’s DUNE“ verfilmt. Susan Sarandon übernimmt die Rolle der intriganten Lady Wensicia.
_Handlung_
Im Jahre 10218, neun Jahre nach den in [„Der Herr des Wüstenplaneten“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1637 geschilderten Ereignissen, ändert sich die bis dahin relativ friedliche Lage auf Arrakis.
Der Djihad, der Heilige Krieg, der die Menschen des Imperiums zum rechten Glauben bekehren sollte, ist beendet. Die Macht des Planeten Arrakis hat sich gefestigt, aber sie trägt bereits den Keim des Zerfalls in sich. Die neue Religion mit ihren starren Ritualen hat dazu beigetragen, dass Scharlatane und Karrieristen das Sagen haben und niemand zu Reformen bereit ist.
Alia, Pauls geistig labile Schwester, geht inzwischen eigene Wege. Sie will von der Familie unabhängig werden und vor allem ihre einflussreiche Mutter Jessica entmachten, was ihr aber nicht gelingt, da sie selbst mittlerweile zum Objekt von allerlei Intrigen gemacht worden ist. Quasi mit dem Rücken zur Wand muss sie sich gegen selbstherrliche Priester zur Wehr setzen.
Schließlich wird Alias Bewusstsein vom Geist des toten Barons Wladimir Harkonnen, einem ihrer Vorfahren, übernommen (die Bene Gesserit übertragen Geistesinhalte von Persönlichkeiten in einer Blutlinie), und eine der Töchter des entthronten alten Padischah-Imperators, Lady Wensicia, unternimmt alle Anstrengungen, um Muad’dibs zwei Kinder, den ebenfalls hellseherisch begabten Jungen Leto und seine Schwester Ghanima, aus dem Weg zu räumen, weil sie der Ansicht ist, der Thron stünde ihrem eigenen Sohn Farad’n zu.
Ein mit Hilfe von abgerichteten katzenähnlichen Bestien ausgeführter Mordanschlag auf die Zwillinge misslingt, wird aber zum Ausgangspunkt eines von den Kindern ausgeklügelten Plans: In der Öffentlichkeit soll der Eindruck entstehen, Leto sei umgekommen.
In Wirklichkeit zieht sich Leto in die Wüste zurück, folgt seiner Vision vom Goldenen Pfad und begibt sich auf die Suche nach einem namenlosen, blinden Prediger, der seit einigen Monaten durch die Städte zieht, wider die erstarrte Religion wettert und den Untergang prophezeit. Man munkelt, er sei der zurückgekehrte Muad’dib.
Während die Intriganten zum Generalangriff auf die Macht blasen, und Alia einen verzweifelten Kampf mit dem Geist des sie beherrschenden Wladimir Harkonnen durchstehen muss (dem sie schließlich unterliegt), kehrt Leto Atreides mit dem blinden Prediger aus der Wüste zurück. Er demonstriert den verräterischen Mächten und den Priestern seine durch einen Metamorphoseprozess neu gewonnene Macht. (Näheres wird nicht verraten!)
Während der blinde Prediger, dessen Identität niemals eindeutig gelüftet wird, einem Attentat zum Opfer fällt und stirbt, dringt Leto wie ein Racheengel in den hermetisch abgeriegelten Palast Alias ein, übernimmt die Macht und verbindet seine Schwester Ghanima mit Farad’n, der im Gegensatz zu seiner Corrino-Mutter keine Herrschaftsambitionen hat und dem neuen Führer, welcher verspricht, die erstarrte Religion mit neuem Leben zu erfüllen, von nun an zur Seite stehen will.
_Mein Eindruck_
Der spirituelle Werdegang des jungen Leto erinnert stark an den Aufstieg Pauls in DUNE. Daher handelt es sich bei diesem Buch im Grunde um eine Wiederholung des in DUNE bereits Erzählten. Natürlich gibt es hie und da Unterschiede, und die Wandlung Letos zu einem nichtmenschlichen Wesen ist so gewiss noch nicht dagewesen. Dennoch sind die Parallelen und Ähnlichkeiten unübersehbar.
Der Erfolg dieses Buches beruht auf einer einzigen Zahl: 1,5 Millionen verkaufte Hardcover-Exemplare! Das hatte es bis dato noch nicht in der Science-Fiction-Literatur gegeben. Dieser Erfolg läutete das Zeitalter der Science-Fiction-Bestseller, der „Blockbuster“, ein.
Aber dieser umwerfende Erfolg ist ja eher auf die Beisterung der unter DUNE-Entzug leidenden Anhänger zurückzuführen als auf die Qualität des Buches selbst. Sieben harte Jahre hatten sie auf diese Fortsetzung warten müssen. In der Zwischenzeit hatte Herbert andere Zyklen begonnen und Einzelwerke wie „Die Leute von Santaroga“ verfasst – leider mit geringem Erfolg. Er untersuchte den Einfluss der Religion und des Numinosen auf die menschliche Kultur.
Doch erst die Mischung mit Ökologie und mittelalterlichen Gesellschaftsstrukturen wie im „Wüstenplanet“ vermochte die Fans zu begeistern. Also musste Herbert den Zyklus bis zu seinem Tode weiterschreiben: ein Gefangener seines eigenen Erfolgs. DUNE ist eine Saga geworden, die so unaufhaltsam war wie der Djihad, den Paul mit solchem Bedauern voraussah.
Der Umstand, dass Feudalstrukturen, Bewusstseinsveränderung und messianische Gestalten bei den Lesern gefragt waren und immer noch sind, gab so manchem Kritiker Anlass zu Besorgnis. Sind die Leser potenzielle oder gar schon verkappte Faschisten? Wo bleibt denn ihre vernunftgestützte Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Welt? Ich kann nur vermuten, dass dieser Science-Fiction-Modus (den es durchaus gibt) mehr Anlass zu Frust und Unlustgefühlen gibt als zu dem, was Herbert bietet. Nicht umsonst begann DUNE seinen Höhenflug als Untergrundbibel an amerikanischen Unis, und zwar ab 1963, als die erste DUNE-Story in |ANALOG| abgedruckt wurde. Als Campus-Bibel teilt DUNE sein Schicksal mit „The Lord of the Rings“ (US-Taschenbuch-Ausgabe 1966) und Heinleins [„Fremder in einer fremden Welt“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=43 (Taschenbuch-Ausgabe ab ca. 1963).
|Für wen sich dieses Buch eignet|
Wer nichts mit der eigenartigen Mischung von DUNE anfangen konnte, wird es auch nicht mit DUNE III können. Umgekehrt gilt das Gleiche: Jeder von DUNE Begeisterte kann sich an den gleichen Zutaten ergötzen: lange Motti aus fiktiven Werken, seltsame Gruppierungen wie die Bene Gesserit und Bene Tleilax, philosophische Diskurse, Palastintrigen und Klone, Bewusstseinsveränderung, die edlen Wilden der Fremen, die Sandwürmer, edle Kämpfer und aufrechte (oder falsche) Propheten.
Wer an Letos Mission – oder vielmehr Vision – glaubt, der wird glückselig werden, wenn Leto schließlich obsiegt und seine Gegner in den Staub tritt, allen voran die imperiale Lady Wensicia. Dumm nur, dass Leto nun kein Mensch mehr ist … Doch wo bleibt die Liebe?, fragt sich der Romantik-Fan. Da kann man leider lange suchen und wird allenfalls in der lieben Ghanima fündig, die schließlich mit Farad’n liiert ist. (Wer jedoch nicht an den EINEN glaubt, sollte gleich die Finger von der ganzen DUNE-Saga lassen.)
|Schwächen|
Was mich am meisten an diesem Buch genervt hat, ist der Umstand, dass hier endlos gequasselt wird. Sogar wenn die Figuren denken, quasseln sie. Und wenn sie schizophren sind wie Alia, quasseln sie umso mehr. Das alles ist nicht sonderlich lustig, sondern nur selbstverliebt und prätentiös.
Kaum eine Beschreibung von Arrakis, Land und Leuten – wozu auch? Das wurde ja alles schon in Band 1 geschildert. Diese Hard-SF-Seite von DUNE habe ich hier schmerzlich vermisst, denn dies ist das wirklich Faszinierende an DUNE: die fremde Welt und ihre Charakteristika. Schon der alte Homer wusste ja um den Reiz der Berichte von fremden Ländern und ihren Ungeheuern.
Diesem Reiz, dem |sense of wonder|, näherte sich Frank Herbert nur in seiner vierbändigen Space-Opera an, dem Schiff-Zyklus. Dieses rückwärts erzählte Evangelium ist jedoch nur in den Bänden „Der Jesus-Zwischenfall“ und „Der Lazarus-Effekt“ wirklich erträglich, denn sonst wird vor allem – na, was wohl? – gequasselt.
|Hinweis zu den Ausgaben|
Die |Heyne|-Originalausgabe wartet mit Vierfarbtafeln und Schwarzweiß-Illustrationen im Text auf. In der aktuellen Ausgabe von 2001 sind diese Bilder nicht mehr enthalten. Schade.
|Originaltitel: Children of DUNE, 1976
Aus dem US-Englischen übertragen von Ronald M. Hahn|
Mit dem Roman „The Whipping Star“ (dt. als „Der letzte Caleban“ bei |Heyne|) schrieb Frank Herbert (1920-86) den ersten Band der Caleban-Dilogie. „Das Dosadi-Experiment“ ist die direkte Fortsetzung zu „Der letzte Caleban“, mit den gleichen Hauptfiguren, den intelligenten Sonnen (Calebans) und dem menschlichen Agenten Jorj X.McKie.
Beide Bücher sind sowohl Agententhriller als auch Untersuchungen über das Phänomen fremdartiger Intelligenzformen und Herberts Aussagen dazu. Sie mögen interessante Analysen sein, doch als Thriller funktionieren nicht, denn die Handlungsstruktur ist etwas zu komplex. Wenn Herbert hier die Null-A-Serie van Vogts nachahmen wollte, so ging der Versuch daneben.
„Das Dosadi-Experiment“ ist zwar nicht gerade ein Flop, aber weit von der Qualität der meisten Wüstenplanet-Romane entfernt.
„The Dosadi Experiment“ wurde für einen Locus Award als bester SF-Roman des Jahres 1978 nominiert, verlor aber gegen Frederik Pohls weitaus besseren Roman „Gateway“.
Der Autor
Frank Herbert (1920-1986) wuchs im Nordwesten der USA auf, arbeitete als Reporter und Wahlkampfhelfer, bevor und während er ab 1952 seine ersten SF-Stories veröffentlichte, denen 1956 der erste Roman „Dragon in the Sea“ folgte. 1963 -1965 wurden seine Stories um den Wüstenplaneten Arrakis in „Astounding“ publiziert, doch um seinen daraus aufgebauten Roman „Der Wüstenplanet“ unterzubringen, musste Herbert erst 20 Ablehnungen kassieren, bevor es ihm 1965 gelang, den Verlag Chilton Book Co. zu gewinnen, der mehr für seine Autoreparaturratgeber bekannt war.
Die DUNE-Saga umfasste schließlich sechs Romane aus Frank Herberts Schreibfabrik, von denen die ersten drei verfilmt worden sind. Herbert schrieb neben 20 anderen SF-Romanen auch einen interessanten Non-SF-Roman namens „Soul Catcher“, der noch nicht übersetzt worden ist.
Die Fortsetzung von „Der letzte Caleban“ trägt den Titel „Das Dosadi-Experiment“ (siehe meinen Bericht). Beiden Romanen ging 1964 die Story „The tactful saboteur“ voraus, die in dem Sammelband „Frank Herbert: Der Tod einer Stadt“ abgedruckt ist.
Handlung
Die Calebans haben der Gemeinschaft menschlicher Welten die Sprungtüren hinterlassen, die kreuz und quer durch die Galaxis führen. Inzwischen sind auch Aliens wie die froschartigen Gowachin und die Pan-Spechi in die Geistesgemeinschaft der besiedelten Welten aufgenommen worden und dürfen die Sprungtüren benutzen. taprisioten vermitteln verzögerungsfreie Gehirn-zu-Gehirn-Gespräche.
Unterstützt von einem Caleban führen die Gowachin auf dem Planeten Dosadi seit 20 Generationen unter dem Schutz eines (fast) undurchdringlichen tempokinetischen Energieschirms – der Gottes-Mauer“ – ein Experiment durch. Auf engstem Raum zusammengepfercht und inmitten einer giftigen Umwelt leben mehr als 300 Millionen Nachkommen verschleppter Menschen und Gowachin unter schlimmsten Bedingungen.
Das Experiment
Dieses Experiment sollte ursprünglich der Zuchtwahl dienen und so die jeweils rassisch wertvollsten Exemplare hervorbringen. Diese wiederum sollten der Führungsschicht der Gowachin, den „Puppenspielern“, Körper von höchster Qualität für den Körpertransfer liefern. So würden die Puppenspieler Unsterblichkeit erlangen. In diesem Universum sind Körper und Geist austauschbar geworden, und keine Identität ist, was sie zu sein scheint.
Doch nach so langer Zeit ist Dosadi zu einer sozialen Bombe geworden, vor der selbst ihre Schöpfer Angst haben. Sie wollen das Experiment stoppen und den Planeten vernichten, bevor die Geistesgemeinschaft davon erfährt, die solche Experimente als höchst illegal einstuft.
Der Saboteur
Jorj X.McKie ist einer der wenigen Menschen, die vielleicht noch etwas unternehmen können. Als Anwalt eines Gowachin namens Aritch – eines Strohmanns der „Puppenspieler“ – begibt er sich nach Dosadi und schließt sich schon bald der Widerstandsbewegung der Menschen an, die unter Führung der früheren Regierungsbeamtin Keila Jedrick gegen die Gowachin-Machthaber rebellieren.
Zwar ist McKie anfangs noch unbedarft wie ein Kind, doch er wird in kurzer Zeit zum Dosadi, brutal und illusionslos. In den Kämpfen gegen die Dosadi-Gowachin erfährt er als Jedricks Gefährte, was hinter dem Experiment steckt. Und er hat nur noch 60 Stunden Zeit, eine Lösung zu finden und die ganze Bombe zu entschärfen.
Mit Jedrick vereinigt er sich zunächst körperlich, dann auch geistig, der Austausch der Bewusstseine klappt reibungslos. Zusammen teleportieren sie vom Planeten, nachdem sich der Anführer der Dosadi-Gowachin, Broey, gestellt hat. Während sich Jedrick, eine wertvolle Zeugin, versteckt, steht McKie vor Gericht.
Es ist ein Gericht nach Gowachin-Recht, und der Ausgang ist daher immer tödlich – doch für wen? Mit mehreren Winkelzügen gelingt es ihm, den Fall zu gewinnen. Leider bringen seine Gegner seine Geliebte Jedrick um, doch was bedeutet schon ein Körper? Ihr Geist lebt in McKie weiter. Und alle Dosadi-Bewohner werden auf die ahnungs- und wehrlose Galaxis losgelassen…
Meine Meinung
Überbevölkerung war eines der Schreckgespenster der 70er Jahre, nachdem der |Club of Rome| seine schrecklichen Prognosen abgegeben hatte. Auch John Brunner schrieb 1968 mit „Stand on Zanzibar“ eine dystopische Horrorvision von den Folgen dieser Entwicklung. Doch nur Herbert verknüpft das Thema mit seinem alten Standard der rassischen Zuchtwahl, den er schon in „Der Wüstenplanet“ benutzt hatte (der Held, Paul Atreides, ist das Produkt der Zuchtwahl eines Frauenordens).
Während es ihm in „Dune“ gelungen war, fremde Intelligenz – die Fremen, die Mentaten, Bene Tleilax usw. – interessant darzustellen, führt Herbert hier die Gowachin und anderen Aliens nur oberflächlich vor, anhand weniger Exponenten: Aritch, die Puppenspieler, die Calebans usw.
Die Dosadis werden vor allem durch Jedrick verkörpert, eine taffe Kriegerin, die auch strategische Fähigkeiten besitzt. Leider ist die psychologische Porträtierung zugunsten eines raschen Handlungstempos kurz gehalten. Dem Leser ist daher herzlich egal, wer nun wen umbringt oder auch nicht.
Nach der langen Exposition, die in McKies Einweisung und sein Verhör Aritchs besteht, folgt der Hauptteil auf Dosadi, der abrupt abgebrochen wird. Am interessantesten ist der letzte Teil: die lange Gerichtsszene steht einem „Court Drama“, wie es Hollywood im Dutzend produziert, in nichts nach, was Tricks, böse Überraschungen und Spannung anbelangt.
Originaltitel: The Dosadi Experiment, 1977
Taschenbuch: 285 Seiten
Aus dem US-Englischen übertragen von Walter Brumm
ISBN-13: 978-3453306196 www.heyne.de
Der Autor vergibt: (3.0/5) Ihr vergebt: (No Ratings Yet)
Paul Atreides, der Retter des Wüstenplaneten, ist verschwunden. In seiner Abwesenheit regiert seine Schwester Alia mit immer grausamerer Hand, bis sich schließlich die anderen Kinder von Paul Atreides gegen sie erheben. Doch der Machtkampf hat ungeahnte Folgen für den Planeten und das ganze Sternenimperium … (Verlagsinfo)
Sammlerstück: Einheit aus SF-Erzählungen und Bildern
„Auge“ ist eine Sammlung von illustrierten Kurzgeschichten des Erfinders des „Wüstenplaneten“ und bietet einen repräsentativen Querschnitt durch Herberts Werk eine Ehrung und Erinnerung an ihn: Denn am 11. Februar 1986 starb der Science Fiction-Autor an den unerwarteten Komplikationen nach einer vorsorglichen Krebsoperation. Es ist eine Ausgabe für das Auge des Betrachters. Frank Herbert – Auge. SF-Erzählungen. Illustriert von Jim Burns weiterlesen →
Frank Herberts U-Boot-Klassiker als entstellter Torso
Zwanzig Atom-U-Boote, die denselben Auftrag erhalten hatten wie die S 1881 – zur feindlichen Küste vorzudringen und die Öllager anzubohren – waren nicht zurückgekehrt. Waren sie in der Tiefsee einer neuen Waffe des Gegners zum Opfer gefallen? Hatten sie sich selbst versenkt, Opfer von Verrat?
Die kleine Crew der S 1881 wird es bald herausfinden. Ihr Boot läuft befehlsgemäß aus, um dasselbe Operationsgebiet anzusteuern, das zum Grab seiner Vorgänger wurde. Doch diesmal ist ein Psychologe und Elektronikfachmann an Bord, und dem Kapitän wurde eine spezielle Sonde in den Nacken gepflanzt. Doch werden diese Maßnahmen ausreichen? Frank Herbert – Atom-U-Boot S 1881 weiterlesen →
Jenseits der Barriere: realistisches Sozialexperiment?
Keiner der Agenten, die auf das Geheimnis der Ortschaft Santaroga angesetzt worden waren, hat seinen Auftrag erfüllen können. Sobald sie sich für die unheimliche Macht zu interessieren begannen, die das abgelegene Tal im Südwesten der USA und dessen Bewohner in seinem Bann hält, starben sie.
Jetzt ist Dr. Gilbert Dasein an der Reihe, nach Santaroga vorzustoßen. Der junge Psychologe und Marktforscher rechnet sich eine gute Chance aus, die „Santaroga-Barriere“ zu durchdringen und das Geheimnis des Tales zu lüften.
Doch schon bei seiner Ankunft schlägt die unbekannte Macht zu. Dr. Dasein hat seinen ersten „Unfall“, und je mehr er sich mit dem geheimnisvollen Stoff Jaspers befasst, einer Substanz, die alle Einwohner von Santaroga regelmäßig zu sich nehmen, desto erbitterter muss er um sein Leben kämpfen. (Verlagsinfo) Frank Herbert – Die Leute von Santaroga weiterlesen →
Ein gigantisches Raumschiff mit Tausenden von Siedlern im Kälteschlaf, ausgerüstet für die Gründung einer Kolonie, bricht auf in ein fernes Sonnensystem. Nur kleine Teams von Wissenschaftlern überwachen den Flug, der Jahrzehnte dauern soll.
Das Schiff wird von einem Cyborg gesteuert, einem „kybernetischen Organismus“, der nur noch zum Teil organischer, zum größten Teil aber elektronischer Natur ist. Dieser Cyborg fällt aus, als das Schiff sich bereits auf einer Bahn befindet, die aus dem Sonnensystem herausführt… Frank Herbert – Ein Cyborg fällt aus (Schiff 1) weiterlesen →
Die Menschheit steht vor ihrer endgültigen Auslöschung. Die Maschinenarmee des Universalcomputers Omnius rückt an allen Fronten vor, erobert einen Planeten nach dem anderen, löscht die Bevölkerung mit Seuchen aus und überzieht unzählige Welten mit Feuer aus ihren riesigen Schlachtschiffen. Die Streitkräfte der Menschheit sind hoffnungslos unterlegen und unterwandert von den Gestaltwandlern der Maschinen.
Die Vereinigte Schwesternschaft und die Geehrten Matres haben ihre letzte Hoffnung auf den Klon von Paul Atreides gesetzt, doch die Pläne schlagen fehl: Paul ist nicht der erhoffte Kwisatz Haderach, der nach den alten Überlieferungen die Menschheit in die letzte Schlacht führen soll. Doch wer ist der verheißene Erlöser, der den grausamen Krieg zwischen Menschen und Maschinen beenden kann? (Verlagsinfo)
Eine der großartigsten literarischen Schöpfungen unserer Zeit ist Frank Herbert mit seinem Epos um den Planeten Arrakis gelungen, zu dem er selbst nur sechs Romane beisteuerte. Das Konzept, von Herbert als Hintergrund und Basis seiner Geschichte entwickelt, diente in den letzten Jahren einem Autorengespann aus seinem Sohn Brian Herbert und dem „Star Wars“-Schreiber Kevin J. Anderson als Aufhänger für eine beinahe ausufernde Ausschlachtung des Mythos‘ um Dune, wobei sie erst zuletzt die eigentliche unvollendete Saga des Schöpfers zu einem Ende führten.
Lübbe Audio produziert inzwischen die Hörbücher um den ursprünglichen „Dune“-Zyklus, und zwar in einer monumentalen Anstrengung. Allein der erste Roman musste in zwei Teile gehackt werden und umfasst insgesamt ca. 1603 Minuten Spieldauer.
In diesem eigentlich zweiten Teil der Saga ist Paul Muad’dib Imperator und religiöser wie weltlicher Herrscher in einer Person. Seine Schwester Alia führt die Kirche persönlich in allen Belangen ihrer Entwicklung und Verschmelzung mit dem Staatswesen, und es wird deutlich, dass Paul teils nicht richtig über ihre Machenschaften informiert ist, beziehungsweise sich kein echtes Bild von den Folgen ihrer Vergöttlichung gemacht hat. Paul kümmert sich mehr um die weltlichen Belange des Imperiums, sein Regierungsinstrument sind aber fanatische religiöse Fremen.
Noch immer tobt der Djihad der Fremen durch die Galaxis, obwohl Paul weder seine Entstehung noch sein weiteres Fortdauern gutheißt. Er ist durch seine Visionen gequält und folgt einem visionären Weg, der der Menschheit das Überleben sichern soll.
Inzwischen formiert sich ein Widerstand unter geistigem Schutz eines Navigators der Gilde, der durch seine eigenen seherischen Fähigkeiten einen schützenden Bereich um die ihn betreffenden Gedanken und Personen legt, so dass Pauls Visionen darauf keinen Zugriff haben. Beteiligt sind Gruppierungen der Bene Gesserit, die ihr Genprojekt wieder unter Gewalt bekommen wollen, die Gilde, der Pauls Gewürzmonopol gegen den Strich geht sowie die Wesen von Tleilax, deren Interessen verborgen bleiben.
Plan ist, ein Kind Pauls und Irulans auf den Thron zu bringen, sowie Paul und seine Schwester zu töten. Doch gegen die Intrigen Irulans und ihrer Hinterleute wird Pauls Frau Chani endlich schwanger und gebärt die neuen Thronfolger, während Paul selbst mit einem ernst zu nehmenden Hinterhalt konfrontiert wird …
Die Geschichte des Wüstenplaneten, ihre Idee und der Inhalt schon sind faszinierende Details, doch was sie einzigartig macht, ist das Genie, mit dem Frank Herbert seine Sage erzählt. Mit Blick auf heutige Romane würde man Herberts Bücher fast als langatmig und ruhig dahin plätschernd bezeichnen, doch nur, weil heutige Romane meist von Action, coolen Agenten, Explosionen und schönen Frauen dominiert werden. Herbert belebt seine Figuren und seine Geschichte auf andere Art: Er lässt sie reden und tiefgründige Gedanken wälzen. Die Diskussionen seiner Protagonisten sind niemals trivial oder dienen allein der Unterhaltung, sie zielen immer auf Erkenntnisse und haben einen heute schwer anzutreffenden Tiefgang. Die wenigen Kämpfe, die Herbert in diesem Roman ausfechten lässt, handeln nicht von langen Schlagabtauschen mit verrückten Finten oder großkalibrigen Waffen, sondern sie finden vor allem im Geist der Betroffenen statt. Die ausgeführten Bewegungen erscheinen dagegen wirklich einfach, doch kommt auch hier kein unbefriedigender Eindruck zustande, denn diese Bewegungen sind erst das Ergebnis des geistigen Schlagabtauschs und Ausdruck des Überlegenen. Auch wenn Herbert nicht immer den geistig Überlegenen auch körperlich überleben lässt …
In diesem kürzesten Roman der Reihe wird man erschlagen von den Intrigen, die um die Thronfolge, die wirtschaftliche und religiöse Macht, das Leben und Sterben der Atreides gesponnen werden. Das macht zwar die Spannung und den Charakter des Romans aus, gestaltet ihn aber auch recht zähflüssig, bis die Steine endlich ins Rollen kommen und Pauls Visionen so stark werden, dass er ihnen nicht mehr entkommen kann. Er sieht sein Schicksal voraus, erkennt aber auch, was Änderungen daran mit der menschlichen Zukunft anrichten würden und richtet seine Handlungen bewusst direkt und wortgetreu nach den Visionen, um sie zu manifestieren. Sein eigenes Schicksal erscheint ihm dabei zweitrangig, ja, eigentlich kann man in ihm eine Todessehnsucht feststellen, die allerdings wieder hinter die größeren Nöte und Zusammenhänge gestellt wird.
Eine der faszinierendsten Szenen ist der Moment, in dem Pauls Sohn die Augen aufschlägt und eine einmalige Verbindung seinen blinden Vater durch die neugeborenen Augen seines Sohnes sehen lässt. Herbert produziert hier ein eindringliches Ereignis von solcher Bildhaftigkeit und Ausdrucksstärke, dass einem sprachlos die Kinnlade herabfällt und man nur noch genießen kann.
Die Umsetzung als Hörbuch zeugt von großer Professionalität und ist angenehm und eindringlich zu hören. Simon Jäger als Leser des eigentlichen Romans verfügt über eine enorme Modulationsfähigkeit der Stimme, so dass er der Stimmung und der Unterschiedlichkeit seiner Protagonisten mehr als gerecht wird. Mit ihm als Leser gewinnen die aufwühlenden Gedanken Herberts große Klarheit und es ist ein wohliges Gefühl von Großartigkeit, ihm zuzuhören.
Etwas anders Marianne Rosenberg. Sie trägt die einleitenden Auszüge vor, die Herbert seinen Kapiteln als Auszüge aus Artikeln, Chroniken oder Tagebüchern oder Briefen voranstellt. Im gedruckten Roman heben sich diese Auszüge durch Schrägstellung der Schrift ab, so dass die Wahl eines separaten Lesers hierfür durchaus gerechtfertigt ist. Rosenberg trägt die Artikel jedoch in unglücklicher Betonung vor, so dass man recht angestrengt zuhören muss, um die oft komplexen Sätze richtig zu verstehen.
Insgesamt ist auch dieser zweite Teil ein Hörgenuss, und wenn man erst die schwergängigen Phasen der Intrigenbildung überwunden hat, erlebt man die Geschichte hautnah und eindringlich, was noch verstärkt wird durch die Darstellung Pauls als blinden Seher, durch den der ebenfalls blinde Leser/Zuhörer in gleicher Weise in der Geschichte lebt.
573 Minuten auf 8 CDs
ISBN-13: 978-3-7857-3724-8
Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: (No Ratings Yet)
Frank Herberts „Wüstenplanet“ ist unbestreitbar eine der bekanntesten und faszinierendsten Schöpfungen, die die moderne Literatur hervor gebracht hat. Lübbe Audio verlegt nun die einzigartige Romanreihe in ungekürzter Lesung – ein enormes Projekt mit umfangreichem Ergebnis, denn allein dieser dritte Teil der Reihe umfasst siebzehn silberne Scheiben. Aber es lohnt sich!
Nach Paul Muad’dibs Weggang wachsen seine Kinder, die Zwillinge Ghanima und Leto II., in der Obhut Alias und Stilgars, eines Naib der Fremen, auf. Derweil verwaltet Alia das Imperium im Namen der Kinder ihres Bruders, doch mehrt sich der Widerstand gegen sie und ihre absolutistische Priesterschaft, die aus Muad’dib einen gottgleichen Helden machen.
Die Zwillinge, beide gleich Alia Vorgeborene und damit im Besitz aller Erinnerungen und Erfahrungen ihrer Vorfahren, suchen nach einem Weg, ihrer Bestimmung gerecht zu werden, denn mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten besitzen sie die Macht, die Menschheit vor dem Untergang zu beschützen und statt dessen in eine Zukunft zu führen, die ihr das Überleben sichert. Dabei leben die Zwillinge in der steten Sorge, gleich ihrer Tante den „Inneren Leben“, wie sie ihre Vorfahren nennen, anheim zu fallen und zu „Abscheulichkeiten“ zu werden. Bei Alia mehren sich die Anzeichen ihrer Besessenheit, bis nicht nur die Kinder, sondern auch ihr Ehemann Duncan Idaho und ihre Mutter, die Bene Gesserit Lady Jessica, die leere Hülle durchschauen und in ihr den größten Feind der Familie Atreides erkennen, der sich Alias bemächtigt hat.
Jessica selbst und hinter ihr die Bene Gesserit verfolgen eigene Ziele, um wieder in den Besitz des Erbguts und der Macht über die Zwillinge zu gelangen. Das Haus Corrino, das vormals den Imperator stellte, sucht nach Wegen, die Macht zurück zu erlangen, und die Gilde der Navigatoren sowie andere mächtige Parteien ringen um Einfluss auf Arrakis und den Zugang zur Melange, dem Gewürz, das einzig auf Arrakis, dem Wüstenplaneten, zu gewinnen ist und zum Beispiel den Navigatoren ihre Fähigkeiten verleiht. Die Intrigen von allen Seiten spitzen sich zu, bis ein Anschlag auf das Leben der Zwillinge nur knapp abgewehrt werden kann und Ghanima alle Welt überzeugt, Leto sei ein Opfer des Attentats geworden. Nun trennen sich die Wege der Unzertrennlichen, denn sie verfolgen den einzigen Weg, den ihnen eine Vision ihres Vaters Paul Muad’dib zeigte: Den Goldenen Pfad …
Die Geschichte des Wüstenplaneten, ihre Idee und der Inhalt schon sind faszinierende Details, doch was sie einzigartig macht, ist das Genie, mit dem Frank Herbert seine Sage erzählt. Mit Blick auf heutige Romane würde man Herberts Bücher fast als langatmig und ruhig dahin plätschernd bezeichnen, doch nur, weil heutige Romane meist von Action, coolen Agenten, Explosionen und schönen Frauen dominiert werden. Herbert belebt seine Figuren und seine Geschichte auf andere Art: Er lässt sie reden und tiefgründige Gedanken wälzen. Die Diskussionen seiner Protagonisten sind niemals trivial oder dienen allein der Unterhaltung, sie zielen immer auf Erkenntnisse und haben einen heute schwer anzutreffenden Tiefgang. Die wenigen Kämpfe, die Herbert in diesem Roman ausfechten lässt, handeln nicht von langen Schlagabtauschen mit verrückten Finten oder großkalibrigen Waffen, sondern sie finden vor allem im Geist der Betroffenen statt. Die ausgeführten Bewegungen erscheinen dagegen wirklich einfach, doch kommt auch hier kein unbefriedigender Eindruck zu Stande, denn diese Bewegungen sind erst das Ergebnis des geistigen Schlagabtauschs und Ausdruck des Überlegenen. Auch wenn Herbert nicht immer den geistig Überlegenen auch körperlich überleben lässt …
Leto Atreides wirft das Andenken Muad’dibs von seinem Sockel, wenn auch mit Hilfe eben diesen, doch rührt es ein wenig schmerzlich an, wenn der Held der beiden ersten Bände nun erneut auf seinen Sohn trifft und diesem nicht nur unterlegen ist, sondern auch mit seiner Opferbereitschaft nicht gleichziehen kann. Doch hier sehen wir, dass Herbert die Sentimentalität zu seinen Protagonisten immer zu Gunsten der Geschichte ignoriert und damit auch immer für überraschende Wendungen gut ist. Wir erhalten durch Letos Visionen und Gedankengänge einen ersten Einblick in die Zukunft – nicht nur der Menschheit, sondern auch der Romanreihe, deren nächster Titel „Der Gottkaiser des Wüstenplaneten“ bereits die Richtung andeutet. Ghanima dagegen, die zwar eine starke Persönlichkeit ist, aber im gesamten Roman weit hinter Leto zurück bleibt, wird sicherlich auch im weiteren Zyklusverlauf schneller verblassen als ihr Bruder.
In Szenenwechseln beleuchtet Herbert verschiedene Handlungsebenen, die sich meist in Intrigen und gegenseitiger Beeinflussung winden und aus denen nur die überlegenen Geister erfolgreich hervorgehen. Und so entsteht ein komplexes Bild der galaktischen Abhängigkeiten und unterschiedlichen Zielen aller wichtigen Machtgruppen oder Einzelpersonen, das sich immer mehr verwebt und schließlich doch nur ein winziges Teil im großen Plan von Leto II. darstellt, beziehungsweise gegen seine eigenen Vorstellungen keinen Bestand hat und sich ihm beugen muss.
Der Hörer, der sich inzwischen an die Eigenschaften des Wüstenplaneten Arrakis gewöhnt hat, muss mit Entsetzen feststellen, dass die von Liet Kynes angestrebten Umweltveränderungen langsam greifen und auf Arrakis das Grün auf dem Vormarsch ist – bleibt der Titel der Reihe weiterhin gerechtfertigt oder müssen wir uns in Zukunft, so wie auch Leto es prognostiziert, ohne Sandwürmer durch die saftigen Wiesen des Planeten schlagen?
Die Umsetzung als Hörbuch zeugt von großer Professionalität und ist angenehm und eindringlich zu hören. Simon Jäger als Leser des eigentlichen Romans verfügt über eine enorme Modulationsfähigkeit der Stimme, so dass er der Stimmung und der Unterschiedlichkeit seiner Protagonisten mehr als gerecht wird. Mit ihm als Leser gewinnen die aufwühlenden Gedanken Herberts große Klarheit und es ist ein wohliges Gefühl von Großartigkeit, ihm zuzuhören.
Etwas anders Marianne Rosenberg. Sie trägt die einleitenden Auszüge vor, die Herbert seinen Kapiteln als Auszüge aus Artikeln, Chroniken oder Tagebüchern oder Briefen voran stellt. Im gedruckten Roman heben sich diese Auszüge durch Schrägstellung der Schrift ab, so dass die Wahl eines separaten Lesers hierfür durchaus gerechtfertigt ist. Rosenberg trägt die Artikel jedoch in unglücklicher Betonung vor, so dass man recht angestrengt zuhören muss, um die oft komplexen Sätze richtig zu verstehen.
Trotz des Umfangs ein Hörbuch ohne Längen, uneingeschränkt ein Genuss, ein wichtiger und faszinierender Teil von Herberts Meisterwerk. Sehr hörenswert, vor allem, da es eine ungekürzte Fassung ist.
Im 11. Jahrtausend tun sich der Imperator und Harkonnen zusammen, um das Haus Atreides unter Herzog Leto zu vernichten. Die große Mausefalle ist der Wüstenplanet Arrakis, der Köder unermesslicher Reichtum in Form des einzigartigen Rohstoffs |Spice-Mélange|. Der Plan klappt wie am Schnürchen, doch eine Kleinigkeit geht schief: des Herzogs Konkubine und sein Sohn Paul entkommen in die Wüste. Dort bauen sie mit den einheimischen Fremen eine Guerilla-Organisation auf, die droht, die lebenswichtige Spice-Produktion zum Erliegen zu bringen – und damit jeden Verkehr im Imperium! Der Imperator, gezwungen von der Raumfahrtgilde, muss nach Arrakis kommen …
_Der Autor_
Frank Herbert (1920-1986) wuchs im Nordwesten der USA auf, arbeitete als Reporter und Wahlkampfhelfer, bevor und während er ab 1952 seine ersten SF-Storys veröffentlichte, denen 1956 der erste Roman „Dragon in the Sea“ folgte. Herbert schrieb neben 20 anderen SF-Romanen auch einen interessanten Non-SF-Roman namens „Soul Catcher“, der noch nicht übersetzt worden ist.
1963 -1965 wurden seine Storys um den Wüstenplaneten Arrakis in |Astounding| publiziert, doch um seinen daraus aufgebauten Roman „Der Wüstenplanet“ unterzubringen, musste Herbert erst 20 Ablehnungen kassieren, bevor es ihm 1965 gelang, den Verlag |Chilton Book Co.| zu gewinnen, der mehr für seine Autoreparaturratgeber bekannt war. Die DUNE-Saga umfasste schließlich sechs Romane aus Frank Herberts Schreibfabrik, von denen die ersten drei verfilmt worden sind. Zurzeit erscheinen Fortsetzungen, die sein Sohn Brian mit Kevin J. Anderson verfasst hat.
Die DUNE-Saga:
1) Der Wüstenplanet (1965)
2) Der Herr des Wüstenplaneten (1969)
3) Die Kinder des Wüstenplaneten (1976)
4) Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (1981)
5) Die Ketzer des Wüstenplaneten (1984)
6) Die Ordensburg des Wüstenplaneten (1985)
7) Die Jäger des Wüstenplaneten (2006, von Herbert/Anderson)
8) Die Erlöser des Wüstenplaneten (2007, von Herbert/Anderson)
9) Paul of DUNE (2008, von Herbert/Anderson)
|Der Wüstenplanet| auf |Buchwurm.info|:
[DUNE 1: Der Wüstenplanet. Teil 1 von 2]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5259 (inszenierte Lesung)
[The Road to Dune]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2805
[Butlers Djihad]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=827 (Der Wüstenplanet: Die Legende 1)
[Der Kreuzzug]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=853 (Der Wüstenplanet: Die Legende 2)
[Die Schlacht von Corrin]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2089 (Der Wüstenplanet: Die Legende 3)
[Das Haus Atreides]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1621 (Der Wüstenplanet: Die frühen Chroniken 1)
[Das Haus Harkonnen]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1622 (Der Wüstenplanet: Die frühen Chroniken 2)
[Das Haus Corrino]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1623 (Der Wüstenplanet: Die frühen Chroniken 3)
[Der Wüstenplanet]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1662 (Dune 1)
[Der Herr des Wüstenplaneten]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1637 (Dune 2)
[Die Kinder des Wüstenplaneten]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1634 (Dune 3)
_Die Sprecher_
Simon Jäger (Erzähler, die Atreides-Seite): geboren 1972 in Berlin. Seit 1982 arbeitet er als Synchronsprecher bei Film und TV. Er lieh u. a. Josh Hartnett, James Duvall, Balthazar Getty, River Phoenix seine Stimme, aber auch „Grisu dem kleinen Drachen“ und war auch in TV-Serien wie „Waltons“, „Emergency Room“ zu hören. Seit 1998 arbeitet er zudem als Autor und Dialogregisseur.
Marianne Rosenberg (Prinzessin Irulans Anmerkungen): 1955 geboren, gewann sie im Alter von 14 Jahren einen Talentwettbewerb, welcher der Start für ihre Gesangskarriere war. In den siebziger Jahren avancierte sie zum erfolgreichsten deutschen Schlagerstar des Jahrzehnts. Die Ausnahmekünstlerin änderte in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder ihr Bühnenimage und ist als Musikerin in verschiedenen Genres bis heute aktiv. Sie konnte auch als Schauspielerin bereits Erfahrungen sammeln. In welchen Produktionen, verrät der Verlag allerdings nicht. Ursprünglich war Nina Hagen als Sprecherin vorgesehen, doch ich bin sehr froh, dass man auf sie verzichtet hat.
Jürgen Prochnow (die Harkonnen-Seite): 1941 in Berlin geboren, ist Prochnow einer der wenigen deutschen Schauspieler, der in Hollywood zahlreiche Angebote bekommt. Er verkörperte Hauptrollen in Filmen wie Petersens „Das Boot“, Schlöndorffs „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“, Mighellas „Der englische Patient“ und Ron Howards „Sakrileg – The DaVinci Code“. In David Lynchs Verfilmung von „Dune – Der Wüstenplanet“ spielte Prochnow die Rolle des Herzogs Leto Atreides.
Regie führte Kerstin Kaiser, die Aufnahme erfolgte in den |d.c. Studios|, NRW-Berlin, und bei |Margarita Mix|, Los Angeles, durch Jan Mallmann, Jeff Levy und Jimmy Hite. Die Musik trugen Dicky Hank und Dennis Kassel bei.
Mehr Informationen gibt es auf http://dune.luebbe.de.
_Vorgeschichte_
Man schreibt das 11. Jahrtausend. Imperator Shaddam IV. hat die Kontrolle über die Handelsorganisation MAFEA inne und verlangt von Herzog Leto Atreides, dem Oberhaupt eines der Großen Häuser, dass er den Wüstenplaneten Arrakis für ein Jahr zum Lehen nimmt. Bislang hat das Haus der Harkonnens die Schürfrechte für die Spice-Mélange innegehabt und dabei ein riesiges Vermögen angesammelt, von dem der Imperator stets den Zehnten abbekommen hat.
Die Spice-Mélange ist ein strategisch wichtiger Stoff, weil er es nicht nur den Navigatoren der Raumschiffe erlaubt, den Kurs zu halten, sondern auch fast allen Adligen des Imperiums, ihr Leben zu verlängern und jung und gesund zu bleiben. Zudem kommt die Mélange nur auf dem Wüstenplaneten Arrakis im System Canopus vor und lässt sich nicht künstlich herstellen (Versuche wurden gemacht und wieder zerschlagen). Niemand darf bei Todesstrafe erfahren, dass der Imperator mit den Harkonnens unter einer Decke steckt, um das Haus Atreides auf Arrakis zu vernichten. Sonst würden sich sofort alle Großen Häuser gegen den Imperator wenden und die Harkonnens wirtschaftlich vernichten.
Nun zieht also die Familie Herzog Letos nach Arrakis um. Kurz zuvor hat die Ehrwürdige Mutter des |Bene-Gesserit|-Ordens, dem die Kokubine des Herzogs, Jessica, angehört, Letos 15-jährigen Sohn Paul geprüft. Ist er der prophezeite |Kwisatz Haderach|, der Supermensch, der nicht nur weibliche Blutlinien, sondern männliche überschauen kann? Die Frage bleibt offen, doch wie sich zeigt, besitzt er die Fähigkeiten eines Mentaten, eines menschlichen Computers. (Maschinen mit menschlichem Bewusstsein wurden in Butlers Dschihad zerstört und sind seitdem verboten.) Zudem haben ihn seine Lehrer Thufir Hawat, Gurney Halleck, Dr. Wellington Yueh und Duncan Idaho in Kampftechnik, Kunst und Medizin unterrichtet. Er ist der optimale Führer – falls er Arrakis überlebt.
Auf dem Wüstenplaneten haben die fiesen Harkonnen jede Menge Todesfallen zurückgelassen, doch die einheimischen Beduinen, die sich |Fremen| nennen, hassen die ausbeuterischen und menschenverachtenden Harkonnens und bieten sich als natürliche Verbündete der auf Ehre und Achtung bedachten Atreiden an. Dunacan Idaho hat sie ausgekundschaftet und berichtet, es seien mindestens zehntausend Fremen über den gesamten Planeten verstreut – die Einzigen, die mit der allgegenwärtigen Bedrohung durch die riesigen Sandwürmer und die furchtbaren Sandstürme des Planeten umzugehen wüssten. Unter den Fremen haben Missionarinnen der Bene Gesserit die Prophezeiung verbreitet, ein Mann werde von der Außenwelt kommen, um das Volk zu befreien. Ist Paul derjenige?
Obwohl die Bedrohung durch die Harkonnenfallen auch im Palast von Arrakeen spürbar ist, erkennen Lady Jessica und Paul die Gefahr nicht, die von dem Verräter in ihrer Mitte ausgeht. Jessica bekommt zwar heraus, dass Wellington Yueh seine Frau Vanna, eine Bene Gesserit, an die Harkonnens verloren hat, doch sie weiß nicht, dass Yueh seine Frau noch am Leben glaubt und deshalb den Verrat begehen wird. Auch seine imperiale Konditionierung als |Suk|-Arzt spricht gegen ihn. Die Warnungen vor einem Verräter reißen nicht ab, seitens der Haushofhälterin Shadout Mapes und seitens Lady Margot Fenring, einer Bene Gesserit.
D-Day. Dr. Yueh setzt seinen verräterischen Plan in die Tat um, doch auch seine Rache an Baron Vladimir Harkonnen in Gang. Er verhilft Lady Jessica und Paul zu einer Chance des Überlebens, indem er sie von den Harkonnen in die tiefe Wüste fliegen lässt, als Fütter für die Sandwürmer. Doch die beiden letzten Atreiden überleben den Absturz in der Wüste und schließen sich den Fremen an. Können sie mit diesen Kämpfern die Harkonnen und den Imperator besiegen?
_Handlung von Teil 2_
Teil zwei umfasst die beiden Buchteile „Muad’dib“ und „Der Prophet“.
Die Harkonnen errichten mit Unterstützung der Sardaukar-Truppen des Imperators eine Schreckensherrschaft auf Arrakis. Unter dem Gouverneur Graf Glossu Rabban, einem Neffen des Barons Wladimir Harkonnen, müssen sie erstens ihre immensen Kriegskosten durch Spice-Gewinnung hereinholen sowie den Imperator für seinen Truppenanteil entschädigen. Folglich ist Rabban, der an keiner Stelle persönlich auftritt, bemüht, die Fremen zu unterdrücken, um deren Angriffe auf die Spicegewinnungsindustrie zu minimieren. Diese Rechnung geht allerdings durch den Einfluss Pauls nicht auf, der die Fremen zu einer schlagkräftigen Guerillatruppe formt. Der gefangen genommene Mentat Thufir Hawat tut ein Übriges, um die Harkonnen zu entzweien.
Schon bei der ersten Begegnung Pauls und Jessicas, die sich zum Vogelfelsen der Südwüste durchgeschlagen haben, erleben die Fremen eine Überraschung. Durch ihre Kampfkünste kann Jessica den Stammesführer (Naib) Stilgar überwältigen und als Geisel nehmen. Paul gelingt es, auch den Felsen auszuweichen, indem er einen Kämpfer überwältigt. Verhandlungen bringen Jessica und Paul freies Geleit zum nächstgelegenen Sietch ein.
Stilgar ist sehr erpicht darauf, dass Jessica seine Leute die Kampfkunst lehrt. Paul hingegen hat es schwerer, denn der von ihm überwältigte Kämpfer besteht auf einem Zweikampf auf Leben und Tod. Paul siegt, doch damit geht die Pflicht auf ihn über, für die Witwe und die Kinder des Besiegten zu sorgen. Seine ganze Liebe jedoch gehört Chani, der Tochter des Planetologen Liet Kynes, den die Harkonnen buchstäblich in die Wüste geschickt haben, wo er in einer Explosion umkommt. So werden die beiden Flüchtlinge in Stilgars Stamm aufgenommen.
Zunächst haben die Fremen keine Ahnung, welch wichtige Persönlichkeiten sie da in ihre Mitte aufgenommen haben. Aber sie merken schnell, dass sich die Prophezeiung (ausgestreut von den Bene Gesserit) zunehmend erfüllt. Ist der 15-jährige Jüngling, der sich nach der Wüstenspringmaus Paul Muad’dib nennt, wirklich die verheißene „Stimme der Außenwelt“ oder nur ein Täuscher, der einen Mythos zunutze zu machen weiß? Und ist Jessica, seine Mutter mit den Zauberkräften, wirklich eine Ehrwürdige Mutter der Bene Gesserit, die weiß, wie man das Gift des Sandwurms ins Wasser des Lebens umwandelt?
Es ist klar, dass früher oder später mehrere Prüfungen die Wahrheit ans Licht bringen müssen. Jede Prüfung ist, wie bei den Fremen üblich, mit Lebensgefahr verbunden. Erst als es Paul sogar gelingt, wie Jessica vom „Wasser des Lebens“ zu trinken und durch seine besondere Körperchemie das „Wasser des Todes“ daraus zu machen, beherrscht er das Spice völlig.
Und er zeigt dem Universum: Wer die Macht hat, das Spice zu zerstören, kontrolliert es vollständig. Nun endlich kann er dem herbeigeeilten Imperator ebenbürtig entgegentreten, als wahrer Erbe seines gemeuchelten Vaters, und Anspruch auf den Thron des Herrschers des bekannten Universums erheben. Und ganz nebenbei wird er Letos Mörder, den fetten Baron, zur Hölle schicken …
_Mein Eindruck_
Hatten wir es im ersten Teil des Hörbuchs mit dem |Menschen| Paul Atreides zu tun, so lernen wir nun den |Übermenschen| kennen, den Kwisatz Haderach, den „Abkürzer des Weges“, die „Stimme der Außenwelt“. Vier Faktoren spielen zusammen:
1) Der von seiner Mutter und den Mentoren ausgebildete Kämpfer führt die Fremen in den Guerillakrieg. Dabei findet er Gurney Halleck bei den Schmugglern wieder. Zusammen legen sie zahlreiche Verstecke an und verfügen über zahlreiche Wasservorräte, die nur darauf warten, Arrakis zu begrünen. Sie drängen die Harkonnen und Sardaukar nach Arakeen zurück, und das jagt dem Imperator einen gewaltigen Schrecken ein. Niemand darf herausfinden, dass es Kämpfer gibt, die seine Elitetruppe besiegt haben, denn sonst würden die Großen Häuser und ihre Welten vom Reich abfallen. Er muss allein schon deswegen die Fremen vernichten.
2) Der Mentat kalkuliert und erstellt Zukunftspläne, die Prophet und Heerführer in Taten umsetzen.
3) Der Seher und Prophet wird durch die Droge des Spice in seinen mentalen Fähigkeiten beflügelt. Er weiß, dass er den Djihad heraufbeschwört, der zahllose Leben im gesamten Kosmos fordern wird. Sein Blick auf die Zukunft wird jedoch an einem bestimmten Punkt gestoppt, den es zu überwinden gilt. Doch wie?
4) Nur die Superdroge des „Wassers des Lebens“ durchbricht die Mauer, auf die Paul gestoßen ist. Endlich hat er wie Jessica und seine Schwester Alia Zugriff auf die genetischen Erinnerungen seines Vorfahren und kann als Mentat den wahrscheinlichsten Kurs der Zukunft „sehen“. Doch immer noch droht der Djihad als Endergebnis. Wie kann er ihn nur umgehen?
Um seinen Herrschaftsanspruch auf das Universums durchzusetzen, muss Paul alle bestehenden Mächte bezwingen: den Imperator, die Harkonnen inklusive Feyd Rautha und natürlich die mächtige Raumgilde. Er besiegt Feyd, den Champion des Imperators, und heiratet Prinzessin Irulan. Damit hat er gleichzeitig mit der politischen Macht auch die Handelsmacht der MAFEA-Gesellschaft. Da er das Spice zerstören kann, bezwingt er die Gilde, die das Spice für ihre Navigatoren benötigt. Er hat es geschafft. Was daraus wird, erzählt der Roman „Der Herr des Wüstenplaneten“ (die Lesung hierzu bringt |Lübbe| im Februar 2009 auf den Markt).
Naturgemäß spielt Teil zwei auf einer völlig fremden Welt, mit einer gnadenlosen Ökologie und einer ebenso harten fremden Kultur, den Fremen. Die Atreides müssen sich anpassen oder untergehen. Zahlreiche Konflikte gilt es zu bewältigen, Prüfungen wie das Reiten des Shai-hulud abzulegen. Dies fand ich schon immer den faszinierendsten Teil des Mammutromans. Im Unterschied zum Film besitzen die Atreides jedoch keinerlei Zauberwaffen in Form von „Schallmodulen“, und so sind ihre Kämpfer keinen Deut besser, wenn es um den Blutzoll geht, den ihre Projektilwaffen fordern.
Was ebenfalls im Film fehlt, ist der ungeheuerliche Verdacht, den sowohl Gurney Halleck als auch Thufir Hawat gegen Jessica hegen. Sie soll ja die Atreides verraten haben und dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Paul kann Guney von ihrer Unschuld überzeugen, doch an Thufir kommt er nicht heran. Bis zum Finale lauert daher ein Spannungsbogen im Hintergrund: Was wird passieren, wenn Thufir die Harkonnen los ist und endlich seinen früheren Atreides-Herren gegenübersteht – und damit auch der Lady Jessica?
_Die Anhänge_
Simon Jäger liest eine ganze Reihe der sechs Anhänge des Romans vor:
Appendix 1: Die Ökologie des Wüstenplaneten
Appendix 2: Die Religion des Wüstenplaneten
Appendix 3: Bericht über die Motive und Ziele der Bene Gesserit
Von diesen drei Anhängen ist Nummer eins der weitaus anschaulichste, denn hier wird erzählt, wie Pardot und Liet Kynes, die imperialen Planetologen, ihren ökologischen Plan zur Begrünung von Arrakis den Fremen näherbrachten und sie dazu brachten, ihn zu übernehmen und in die Tat umzusetzen. Dieser Text beruht auf Herberts berühmtem Zeitungsartikel „They stopped the moving sands“ aus dem Jahr 1957, der zur Keimzelle seines Romans wurde.
Untrennbar mit der Wüste verbunden sind die dort entstandenen Religionen Judentum, Islam und Christentum. Deshalb fand Herbert es angebracht, über die Religion der Fremen ein paar Worte zu verlieren. Leider ist dieser Artikel, der vor allem die Entstehung der Orange-Katholischen Bibel schildert, verwirrend und unübersichtlich. Das Gleiche gilt leider auch für den dritten Anhang, der noch theoretischer geraten ist. Wer ihn nicht liest, sondern anhören will, wird schnell den Überblick verlieren.
Löblich ist zwar die Absicht des Verlags, diese Anhänge zu berücksichtigen, doch man hätte es beim ersten Anhang belassen sollen. Zudem wurde in Anhang II der Fehler von Seite 825 der Übersetzung von 2001 wiederholt. Da heißt es immer noch „ill Delta Panovis“ statt „III (= 3) Delta Pavonis“, also den 3. Planeten des 4. Sterns (Delta) im Sternbild des Pfaus (pavonis). Immerhin ist dies der einzige Fehler, auf den ich auf rund 840 Seiten gestoßen bin.
_Die Sprecher & die Produktion_
Man beachte, dass der Romantext ungekürzt vorgetragen wird. Der Text folgt der überarbeiteten Übersetzung von 2001. Diese ist gegenüber der deutschen Erstausgabe von 1978 erheblich fehlerbereinigt und genauer, enthält aber immer noch Fehler.
|Marianne Rosenberg|
Die ehemalige Sängerin hat eine schöne Alt-Stimme. Mit dieser spricht sie alle Zitate, die den einzelnen Kapiteln des Romans vorangestellt sind. Die Kurztexte stammen meist von Prinzessin Irulan, und so liegt die Annahme nahe, der Sprecherin die Rolle Irulans zu geben.
Ich konnte keine Mängel feststellen, denn Marianne Rosenberg liest sowohl deutlich und verständlich als auch mit einem warmen Ausdruck, der von Verständnis für das Vorgetragene zeugt. Dennoch bedeutet ihre Stimme keinerlei Kommentar zum Vorgetragenen, etwas, was ich mir von der ursprünglich vorgesehenen Sprecherin Nina Hagen nur schwer vorstellen kann.
|Simon Jäger|
Simon Jäger ist der Haupterzähler und beginnt die Story, nachdem Marianne Rosenberg das erste Motto vorgetragen hat. Die Annahme liegt nahe, dass er den Part von Paul Atreides spricht. Das ist auch durchgehend der Fall, also auch in Teil zwei. Aber natürlich wird auch das Personal rings um Paul von Jäger präsentiert. Das ist schon etwas gewöhnungsbedürftiger. Seine Stimmlage ist bei weiblichen Figuren wie zu erwarten höher.
Seine wahre Kunst zeigt sich in der Charakterisierung ausgefallener Figuren wie etwa der alten BG Gaius Helen Mohiam. Sie klingt ein wenig krächzend und heiser, um ihr Alter anzudeuten. Im zweiten Teil findet sich in der Ehrwürdigen Mutter Ramallo ihr Gegenstück.
Bewundert habe ich jedoch Jägers Darstellung der Autoritätsgestalten Gurney Halleck, Thufir Hawat und Herzog Leto. Allen ist eine sehr tiefe und harte Stimme zueigen, die sie unverwechselbar macht. Besonders die Sprechweise von Gurney hat mir gefallen, denn sie ist sowohl tief als auch warm und von intensiver Verehrung für seinen Herzog – erst Leto, dann Paul – erfüllt.
|Jürgen Prochnow|
Da Prochnow diejenigen Kapitel vorträgt, welche die Harkonnen als Hauptfiguren aufweisen, lässt sich annehmen, dass er eine anderen Blickwinkel zu den Geschehnissen um die Atreides beiträgt. Diese Annahme wird immer wieder bestätigt. Wladimir und Feyd Harkonnen (Rabban tritt nie auf) sowie Graf Hasimir Fenring mit Gattin treten auf, ebenso diverse Subalterne. Am wichtigsten ist wohl der Imperator, jedoch nur im zweiten Teil. Die Szenenabfolge des David-Lynch-Films unterscheidet sich von jener der Buchvorlage.
Prochnows beste stimmliche Schöpfung ist der teuflische Baron selbst. Der Harkonnen klingt die ganze Zeit herablassend, heimtückisch und aggressiv. Die Stimmlage ist alles andere als tief. Interessant ist auch Piter de Vries, der Mentat. Er klingt kriecherisch und verschlagen. Man traut ihm sofort sämtliche Schandtaten zu. Der Baron hat ihm Lady Jessica zur freien Verfügung versprochen, sollte der Atreiden-Coup gelingen. Man ahnt schon, was er mit ihr anstellen will. Doch Dr. Yuehs List macht ihm einen dicken Strich durch die Rechnung.
Eine erstaunliche Leistung gelingt Prochnow mit dem seltsamen Grafen Fenring, der im Lynch-Film nicht auftaucht. Fenring ist ein genetischer Eunuch und der einzige Freund des Imperators Shaddam. Der Baron auf seinem Provinzplaneten hält den Höfling Fenring für einen eingebildeten Fatzken. Fenrings Ausdrucksweise mit den unzähligen Ähms und Ähäs, dem Zögern und Lächeln treiben den Baron zur Weißglut, doch er muss die Kontrolle über sich bewahren. Schließlich erweist sich, dass diese Affektiertheit Fenrings nur eine Maske ist, hinter der sich ein fieser Intrigant geschickt verbirgt.
|Musik|
Die Musik wurde von Dicky Hank und Dennis Kassel beigesteuert. Von einem „Score“ zu sprechen, wäre vermessen: Es handelt sich nämlich die immergleiche, Jingle-artige Musik, die mal im Hintergrund, mal in einer Pause erklingt: Melodische E-Gitarren dominieren das kurze Stück, das mit Bass und leichter Percussion unterlegt ist. Also nichts Spektakuläres, aber auch nichts, was nur so dahinplätschert. Damit ist gewährleistet, dass diese Musik den Vortrag im Vordergrund niemals stört.
|Bonusmaterial|
In die Einsteckkartons, in denen die zweimal sechs CDs stecken, sind Informationen gedruckt. Dazu gehören Kurzbiografien der drei Sprecher und des Autors Frank Herbert. Aber es finden sich auch Lexikoneinträge, die dem fiktiven Almanak en-Ashraf (Buchausgabe ab S. 841) entnommen sind. Die Almanak-Einträge des zweiten Teils bieten lediglich Einträge aus der allgemeinen „Terminologie des Imperiums“ wie etwa „Lisan al-Gaib“ oder „Chakobsa“ usw.
_Unterm Strich_
Der zweite Teil ist der eigentlich innovative des Buches. Ging es bislang um die sattsam bekannten Auseinandersetzungen zwischen Herrscherhäusern, so entbrennt nun ein Guerillakrieg, der vor allem eines erreicht: Umwandlung. Zuerst müssen sich Paul und Jessica einer Umwandlung in Körper (durchs Spice und das Wasser des Lebens) und Geist (seherische Fähigkeiten und totale Erinnerung) unterziehen. Dann weiten sie die Umwandlung mit Unterstützung der Fremen und anderer Unterstützung auf den Rest des Universums aus. Die bestehende Ordnung wird nicht revidiert, sondern mit anderen Prioritäten versehen. Und da Paul das Spice für immer zerstören kann, vermag ihm keiner seinen Anspruch streitig zu machen. Es ist die Erfüllung des ultimativen Macht-Traums. Klar, dass der Magazin-Herausgeber John W. Campbell von dieser geilen Story begeistert war.
„Der Wüstenplanet“ mag durchaus der beste Roman der Science-Fiction sein, aber den Rang von Tolkiens [„Herr der Ringe“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1330 in der Fantasy hat er nicht erreicht. Wo Tolkien schalten und walten konnte, wie er wollte, musste Frank Herbert erhebliche Streichungen vornehmen (die heute wieder nachlesbar sind: in „The Road to Dune“. Immerhin erklären mehrere Anhänge, die in Teil zwei vorgetragen werden, die Ökologie von Arrakis und den religiös-genetischen Plan der Bene Gesserit, den Kwisatz Haderach hervorzubringen. Ansonsten lässt sich das Mammutwerk durchaus gut verstehen. Ähnliche Verhältnisse finden sich in der irdischen Gegenwart und Historie.
Die Fans führen stets die Gedanken über die Ökologie an, wenn sie den Roman verteidigen. Die wenigsten Leser wissen etwas mit der Theologie des Propheten und Messias anzufangen. Und mit der psychedelischen Botschaft des Konsums der Spice-Mélange will sich inzwischen, nachdem doch Drogen in den sechziger Jahren so populär waren, kaum noch jemand abgeben. Von schlechten Drogentrips auf Spice ist jedenfalls bei Herbert nichts nachzulesen, von Horror-Trips auf LSD etc. hingegen in vielen Artikeln der sechziger und siebziger Jahre durchaus. Auch SF-Autoren gehen mit der Mode – und werden ihre Opfer.
Übrig bleibt heute eine enorm aufgebauschte Story vom Untergang und Wiederauferstehen des Hauses Atreides sowie von seinem Guerillakrieg an der Seite der Fremen – sowohl um Arrakis und seine Bewohner zu befreien, als auch um den ökologischen Traum von einem grünen Wüstenplaneten in die Wirklichkeit umzusetzen. Das ist jedoch sehr spannend zu lesen. Der Leser muss sich von den Bildern, die David Lynch für dieses Epos gefunden hat, freimachen und seine eigenen erzeugen. Sie mögen nicht so bombastisch und bizarr sein, aber dafür näher an den Menschen.
|Das Hörbuch|
Die akustische Umsetzung ist überraschend gut gelungen und sehr akzeptabel. Hier findet keine Verkürzung aus dramaturgischen Überlegungen heraus statt, und die Musik hält sich sehr zurück. Das kommt dem Vortrag zugute, der doch sehr umfangreich ist und abwechslungsreich gestaltet werden musste. Der Hörer ist gezwungen, genau zuzuhören. Aber die spannende Handlung macht dies im Grunde leicht.
|Originaltitel: Dune, 1965
Aus dem US-Englischen übersetzt von Ronald M. Hahn
748 Minuten auf 12 CDs
ISBN-13: 978-3-7857-3585-5|
http://dune.luebbe.de
http://www.luebbe-audio.de
Im 11. Jahrtausend tun sich der Imperator und Harkonnen zusammen, um das Haus Atreides unter Herzog Leto zu vernichten. Die große Mausefalle ist der Wüstenplanet Arrakis, der Köder unermesslicher Reichtum in Form des einzigartigen Rohstoffs |Spice-Mélange|. Der Plan klappt wie am Schnürchen, doch eine Kleinigkeit geht schief: des Herzogs Konkubine und sein Sohn Paul entkommen in die Wüste. Dort bauen sie mit den einheimischen Fremen eine Guerilla-Organisation auf, die droht, die lebenswichtige Spice-Produktion zum Erliegen zu bringen – und damit jeden Verkehr im Imperium! Der Imperator, gezwungen von der Raumfahrtgilde, muss nach Arrakis kommen …
_Der Autor_
Frank Herbert (1920-1986) wuchs im Nordwesten der USA auf, arbeitete als Reporter und Wahlkampfhelfer, bevor und während er ab 1952 seine ersten SF-Storys veröffentlichte, denen 1956 der erste Roman „Dragon in the Sea“ folgte. Herbert schrieb neben 20 anderen SF-Romanen auch einen interessanten Non-SF-Roman namens „Soul Catcher“, der noch nicht übersetzt worden ist.
1963 -1965 wurden seine Storys um den Wüstenplaneten Arrakis in |Astounding| publiziert, doch um seinen daraus aufgebauten Roman „Der Wüstenplanet“ unterzubringen, musste Herbert erst 20 Ablehnungen kassieren, bevor es ihm 1965 gelang, den Verlag |Chilton Book Co.| zu gewinnen, der mehr für seine Autoreparaturratgeber bekannt war. Die DUNE-Saga umfasste schließlich sechs Romane aus Frank Herberts Schreibfabrik, von denen die ersten drei verfilmt worden sind. Zurzeit erscheinen Fortsetzungen, die sein Sohn Brian mit Kevin J. Anderson verfasst hat.
Die DUNE-Saga:
1) Der Wüstenplanet (1965)
2) Der Herr des Wüstenplaneten (1969)
3) Die Kinder des Wüstenplaneten (1976)
4) Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (1981)
5) Die Ketzer des Wüstenplaneten (1984)
6) Die Ordensburg des Wüstenplaneten (1985)
7) Die Jäger des Wüstenplaneten (2006, von Herbert/Anderson)
8) Die Erlöser des Wüstenplaneten (2007, von Herbert/Anderson)
9) Paul of DUNE (2008, von Herbert/Anderson)
|Der Wüstenplanet| auf |Buchwurm.info|:
[The Road to Dune]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2805
[Butlers Djihad]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=827 (Der Wüstenplanet: Die Legende 1)
[Der Kreuzzug]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=853 (Der Wüstenplanet: Die Legende 2)
[Die Schlacht von Corrin]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2089 (Der Wüstenplanet: Die Legende 3)
[Das Haus Atreides]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1621 (Der Wüstenplanet: Die frühen Chroniken 1)
[Das Haus Harkonnen]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1622 (Der Wüstenplanet: Die frühen Chroniken 2)
[Das Haus Corrino]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1623 (Der Wüstenplanet: Die frühen Chroniken 3)
[Der Wüstenplanet]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1662 (Dune 1)
[Der Herr des Wüstenplaneten]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1637 (Dune 2)
[Die Kinder des Wüstenplaneten]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1634 (Dune 3)
_Die Sprecher_
Simon Jäger (Erzähler, die Atreides-Seite): geboren 1972 in Berlin. Seit 1982 arbeitet er als Synchronsprecher bei Film und TV. Er lieh u. a. Josh Hartnett, James Duvall, Balthazar Getty, River Phoenix seine Stimme, aber auch „Grisu dem kleinen Drachen“ und war auch in TV-Serien wie „Waltons“, „Emergency Room“ zu hören. Seit 1998 arbeitet er zudem als Autor und Dialogregisseur.
Marianne Rosenberg (Prinzessin Irulans Anmerkungen): 1955 geboren, gewann sie im Alter von 14 Jahren einen Talentwettbewerb, welcher der Start für ihre Gesangskarriere war. In den siebziger Jahren avancierte sie zum erfolgreichsten deutschen Schlagerstar des Jahrzehnts. Die Ausnahmekünstlerin änderte in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder ihr Bühnenimage und ist als Musikerin in verschiedenen Genres bis heute aktiv. Sie konnte auch als Schauspielerin bereits Erfahrungen sammeln. In welchen Produktionen, verrät der Verlag allerdings nicht. Ursprünglich war Nina Hagen als Sprecherin vorgesehen, doch ich bin sehr froh, dass man auf sie verzichtet hat.
Jürgen Prochnow (die Harkonnen-Seite): 1941 in Berlin geboren, ist Prochnow einer der wenigen deutschen Schauspieler, der in Hollywood zahlreiche Angebote bekommt. Er verkörperte Hauptrollen in Filmen wie Petersens „Das Boot“, Schlöndorffs „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“, Mighellas „Der englische Patient“ und Ron Howards „Sakrileg – The DaVinci Code“. In David Lynchs Verfilmung von „Dune – Der Wüstenplanet“ spielte Prochnow die Rolle des Herzogs Leto Atreides.
Regie führte Kerstin Kaiser, die Aufnahme erfolgte in den |d.c. Studios|, NRW-Berlin, und bei |Margarita Mix|, Los Angeles, durch Jan Mallmann, Jeff Levy und Jimmy Hite. Die Musik trugen Dicky Hank und Dennis Kassel bei.
Mehr Informationen gibt es auf http://dune.luebbe.de.
_Handlungsabriss_
Man schreibt das 11. Jahrtausend nach Gründung der Raumgilde. Imperator Shaddam IV. hat die Kontrolle über die Handelsorganisation MAFEA inne und verlangt von Herzog Leto Atreides, dem Oberhaupt eines der Großen Häuser, dass er den Wüstenplaneten Arrakis für ein Jahr zum Lehen nimmt. Bislang hat das Haus der Harkonnens die Schürfrechte für die Spice-Mélange innegehabt und dabei ein riesiges Vermögen angesammelt, von dem der Imperator stets den Zehnten abbekommen hat.
Die Spice-Mélange ist ein strategisch wichtiger Stoff, weil er es nicht nur den Navigatoren der Raumschiffe erlaubt, den Kurs zu halten, sondern auch fast allen Adligen des Imperiums, ihr Leben zu verlängern und jung und gesund zu bleiben. Zudem kommt die Mélange nur auf dem Wüstenplaneten Arrakis im System Canopus vor und lässt sich nicht künstlich herstellen (Versuche wurden gemacht und wieder zerschlagen). Niemand darf bei Todesstrafe erfahren, dass der Imperator mit den Harkonnens unter einer Decke steckt, um das Haus Atreides auf Arrakis zu vernichten. Sonst würden sich sofort alle Großen Häuser gegen den Imperator wenden und die Harkonnens wirtschaftlich vernichten.
Nun zieht also die Familie Herzog Letos nach Arrakis um. Kurz zuvor hat die Ehrwürdige Mutter des |Bene-Gesserit|-Ordens, dem die Kokubine des Herzogs, Jessica, angehört, Letos 15-jährigen Sohn Paul geprüft. Ist er der prophezeite |Kwisatz Haderach|, der Supermensch, der nicht nur weibliche Blutlinien, sondern männliche überschauen kann? Die Frage bleibt offen, doch wie sich zeigt, besitzt er die Fähigkeiten eines Mentaten, eines menschlichen Computers. (Maschinen mit menschlichem Bewusstsein wurden in Butlers Dschihad zerstört und sind seitdem verboten.) Zudem haben ihn seine Lehrer Thufir Hawat, Gurney Halleck, Dr. Wellington Yueh und Duncan Idaho in Kampftechnik, Kunst und Medizin unterrichtet. Er ist der optimale Führer – falls er Arrakis überlebt.
Auf dem Wüstenplaneten haben die fiesen Harkonnen jede Menge Todesfallen zurückgelassen, doch die einheimischen Beduinen, die sich |Fremen| nennen, hassen die ausbeuterischen und menschenverachtenden Harkonnens und bieten sich als natürliche Verbündete der auf Ehre und Achtung bedachten Atreiden an. Dunacan Idaho hat sie ausgekundschaftet und berichtet, es seien mindestens zehntausend Fremen über den gesamten Planeten verstreut – die Einzigen, die mit der allgegenwärtigen Bedrohung durch die riesigen Sandwürmer und die furchtbaren Sandstürme des Planeten umzugehen wüssten. Unter den Fremen haben Missionarinnen der Bene Gesserit die Prophezeiung verbreitet, ein Mann werde von der Außenwelt kommen, um das Volk zu befreien. Ist Paul derjenige?
Obwohl die Bedrohung durch die Harkonnenfallen auch im Palast von Arrakeen spürbar ist, erkennen Lady Jessica und Paul die Gefahr nicht, die von dem Verräter in ihrer Mitte ausgeht. Jessica bekommt zwar heraus, dass Wellington Yueh seine Frau Vanna, eine Bene Gesserit, an die Harkonnens verloren hat, doch sie weiß nicht, dass Yueh seine Frau noch am Leben glaubt und deshalb den Verrat begehen wird. Auch seine imperiale Konditionierung als |Suk|-Arzt spricht gegen ihn.
Thufir Hawat und Gurney Halleck, vom Herzog informiert, halten deshalb Lady Jessica für die Verräterin. Die Warnungen vor einem Verräter reißen nicht ab, seitens der Haushofhälterin Shadout Mapes und seitens Lady Margot Fenring, einer Bene Gesserit. Dr. Yueh erscheint jedoch über jeden Verdacht erhaben zu sein.
D-Day. Ungehindert kann deshalb Dr. Yueh seinen verräterischen Plan in die Tat umsetzen, doch er leitet auch seine Rache an Baron Vladimir Harkonnen in die Wege …
_Mein Eindruck_
Bis zu dieser Stelle ist DUNE ein recht konventioneller Space-Opera-Roman. Wir finden feudalistische Strukturen in der Politik: die Großen Häuser und der Padischah-Imperator. Sie teilen sich die Macht in der Handelsorganisation MAFEA und lechzen nach dem Spice. Die Raumgilde erpresst sie alle mit exorbitanten Beförderungsgebühren und lässt sich mit dem Spice bezahlen, das ihre Navigatoren dringend brauchen, um ihren Dienst zu versehen.
Und weit und breit keine Maschinen oder Computer. Dafür hat Butlers Djihad gesorgt: Du sollst keine Maschine besitzen, die einem Menschen gleichkommt. Deshalb ist das Imperium keine Maschinenkultur, wie sie sich seit dem 18. Jahrhundert auf der Erde entwickelt hat. Und das ist der Grund, warum es einem einzelnen Menschen gelingen könnte, das Universum zu verändern.
Auftritt Paul Atreides. Der Anfang der Verfilmung von David Lynch, die wohl jeder kennen dürfte, folgt der Prüfungszeremonie der Ehrwürdigen Mutter Gaius Helen Mohiam von den Bene Gesserit (BG) ziemlich genau, beinahe wörtlich. Es ist sowohl eine gute, spannende Eröffnung als auch ein Brennpunkt verschiedener Entwicklungen. Es gilt zwei Fragen zu klären. Dass Paul ein Mensch ist, stellt sich heraus, doch was ist er außerdem? Wie sich später zeigt, hat ihn das BG-Training seiner Mutter zu einem Mentaten und Krieger gemacht. Doch seine Gene machen ihn zu einem Übermenschen. Ist er wirklich der Kwisatz Haderach, der „Abkürzer der Wege“, der mächtiger ist als jede Bene Gesserit? Das soll sich erst auf Arrakis herausstellen.
Tragischer als Pauls ist sicherlich das Schicksal seines Vaters. Herzog Leto erhält zur Strafe für Jessicas Ungehorsam – sie gebar einen Sohn statt einer Tochter – keinen Schutz seitens der BG und muss so dem Verrat Dr. Yuehs wie auch des Imperators und der Harkonnen zum Opfer fallen. Dass der Kaiser mit den vormaligen Lehnsherren von Arrakis gemeinsame Sache macht, darf natürlich niemand erfahren, sonst würden sich die Großen Häuser gegen das Staatsoberhaupt wenden. Die Vorgänge hinter den Kulissen sind nicht einfach zu durchschauen, und es gibt jede Menge Personal im Gedächtnis zu behalten, aber es tauchen immer wieder die gleichen Figuren auf, etwa ein Dutzend Namen, die man sich durchaus merken kann.
|Atreides vs. Harkonnen|
Die Atreides haben den Harkonnen |Kanly| geschworen: formelle, ritualisierte Blutfehde. Von Anfang an sympathisieren wir mit den Atreides, denn sie achten das Leben, die Würde und die Ehre von Menschen, ihren Untertanen wie auch Fremden gleichermaßen. Die Harkonnen stehen für das Gegenteil. Gurney Halleck kann ein Lied davon singen: Er verlor seine Schwester in den Verliesen von Giedi Primius, der Hauptwelt dieser Tyrannen und Sklavenhalter. Unter den Harkonnen herrschen alle klassischen Sünden: Neid, Missgunst, Herrschsucht, (pervertierte) Wollust, Verachtung für Menschenleben und Hass natürlich. Dass ein Mentat, ein menschlicher Computer, den Baron unterstützt, macht ihn umso gefährlicher.
Ein weiterer Gegensatz zu den Atreides besteht im körperlichen Bereich. Die Atreides halten sich fit und betrachten Kämpferqualitäten als unbedingt notwendigen Bestandteil ihrer Kultur. (Sie stammen direkt von Agamemnon ab.) Deshalb achten sie die Fremen auch so sehr. Der Baron hingegen ist so fett, dass er Suspensorgeräte braucht, die seinen Wanst vom Boden heben können. Seine Fettleibigkeit, so erfährt man in „Das Haus Harkonnen“, ist eine Krankheit, mit der sich Gaius Helen Mohiam für ihre Vergewaltigung an ihm rächte. Ihre Harkonnen-Tochter ist Lady Jessica, die jedoch als Waise erzogen wird und von den BG nichts von ihrer zweifelhaften Herkunft erfährt.
|Lady Jessica|
Lady Jessica erfüllt nicht weniger als vier Rollen: als Hetäre ist sie die Konkubine des Herzogs Leto. Als Amazone bildet sie Paul zum Krieger und Mentaten aus. Als Medium dient sie den Fremen als Ehrwürdige Mutter, und natürlich ist sie in der gesamten DUNE-Geschichte als Mutter des Propheten Paul Muad’dib bekannt. Man kann mit Fug und Recht sagen, dass Jessica die wichtigste Frau des Universum ist. Doch wird sie sich mit Pauls Konkubine Chani vertragen, und welches Schicksal wird ihre ungeborene Tochter Alia erfahren? Die Antworten erfahren wir in Teil zwei von DUNE.
|Arrakis|
Arrakis spielt in diesem 1. Teil noch eine untergeordnete Rolle. Doch es wird bereits deutlich, dass auf einer Welt, in der kein offenes Wasser vorkommt, die Werte der Menschen beträchtlich verschoben sind. Wasser ist eine Währung und so wertvoll wie anderswo Gold oder die Spice-Mélange. Folglich werden Menschen, die Wasser verschwenden – wie in dem geheimen Garten im Palast von Arakeen – als Verbrecher angesehen. Um diesem Urteil zuvorzukommen, legen die Atreides schnellstens Destillanzüge an, bevor sie sich in die Wüste begeben, und sei es nur zu einem Inspektionsflug.
Die Fremen sind das versprengte Volk Israel, das in der Diaspora und im Exil lebt. Eigentlich heißen sie |Zensunni| und stammen von den Welten, von denen in den „Legenden des Wüstenplaneten“ die Rede ist. Der Imperator fürchtet sie dennoch. Der Grund wird im Film nie erwähnt, aber es ist der eigentliche Grund, warum der Imperator Arrakis und damit die Fremen vernichten will (gäbe es da nicht das Spice): Sie sind bessere Kämpfer als seine Sardaukar-Elitesoldaten. Das kann er nicht zulassen, denn es zeigt den Großen Häusern, die gegen ihn opponieren, dass er nicht unbesiegbar ist.
Die Bene Gesserit haben auf Arrakis missioniert und die Prophetenlegende eingeführt. Nichts Ungewöhnliches bei einer Wüstenreligion, wie man weiß. Auch im Islam und unter Arabern wird die Wiederkehr des Propheten Mohammed als „Mahdi“ erträumt, und 1881 entfesselte solch ein Mahdi sogar einen Krieg gegen die britischer Besatzer Ägyptens (vgl. den Film „Khartum“ mit Charlton Heston als Genreal Kitchener). Nun erwarten die Wüstensöhne von Arrakis die „Stimme der Außenwelt“, den Lisan al-Gaib. Ist es Paul Atreides, den sie seit Jahrtausenden ersehnen?
_Die Sprecher & die Produktion_
Man beachte, dass der Romantext ungekürzt vorgetragen wird. Der Text folgt der überarbeiteten Übersetzung von 2001. Diese ist gegenüber der deutschen Erstausgabe von 1978 erheblich fehlerbereinigt und genauer, enthält aber immer noch Fehler.
|Marianne Rosenberg|
Die ehemalige Sängerin hat eine schöne Alt-Stimme. Mit dieser spricht sie alle Zitate, die den einzelnen Kapiteln des Romans vorangestellt sind. Die Kurztexte stammen meist von Prinzessin Irulan, und so liegt die Annahme nahe, der Sprecherin die Rolle Irulans zu geben.
Ich konnte keine Mängel feststellen, denn Marianne Rosenberg liest sowohl deutlich und verständlich als auch mit einem warmen Ausdruck, der von Verständnis für das Vorgetragene zeugt. Dennoch bedeutet ihre Stimme keinerlei Kommentar zum Vorgetragenen, etwas, was ich mir von der ursprünglich vorgesehenen Sprecherin Nina Hagen nur schwer vorstellen kann.
|Simon Jäger|
Simon Jäger ist der Haupterzähler und beginnt die Story, nachdem Marianne Rosenberg das erste Motto vorgetragen hat. Die Annahme liegt nahe, dass er den Part von Paul Atreides spricht. Das ist auch durchgehend der Fall, also auch in Teil zwei. Aber natürlich wird auch das Personal rings um Paul von Jäger präsentiert. Das ist schon etwas gewöhnungsbedürftiger. Seine Stimmlage ist bei weiblichen Figuren wie zu erwarten höher.
Seine wahre Kunst zeigt sich in der Charakterisierung ausgefallener Figuren wie etwa der alten BG Gaius Helen Mohiam. Sie klingt ein wenig krächzend und heiser, um ihr Alter anzudeuten. Im zweiten Teil findet sich in der Ehrwürdigen Mutter Ramallo ihr Gegenstück.
Bewundert habe ich jedoch Jägers Darstellung der Autoritätsgestalten Gurney Halleck, Thufir Hawat und Herzog Leto. Allen ist eine sehr tiefe und harte Stimme zueigen, die sie unverwechselbar macht. Besonders die Sprechweise von Gurney hat mir gefallen, denn sie ist sowohl tief als auch warm und von intensiver Verehrung für seinen Herzog – erst Leto, dann Paul – erfüllt.
|Jürgen Prochnow|
Da Prochnow diejenigen Kapitel vorträgt, welche die Harkonnen als Hauptfiguren aufweisen, lässt sich annehmen, dass er eine anderen Blickwinkel zu den Geschehnissen um die Atreides beiträgt. Diese Annahme wird immer wieder bestätigt. Wladimir und Feyd Harkonnen (Rabban tritt nie auf) sowie Graf Hasimir Fenring mit Gattin treten auf, ebenso diverse Subalterne. Am wichtigsten ist wohl der Imperator, jedoch nur im zweiten Teil. Die Szenenabfolge des David-Lynch-Films unterscheidet sich von jener der Buchvorlage.
Prochnows beste stimmliche Schöpfung ist der teuflische Baron selbst. Der Harkonnen klingt die ganze Zeit herablassend, heimtückisch und aggressiv. Die Stimmlage ist alles andere als tief. Interessant ist auch Piter de Vries, der Mentat. Er klingt kriecherisch und verschlagen. Man traut ihm sofort sämtliche Schandtaten zu. Der Baron hat ihm Lady Jessica zur freien Verfügung versprochen, sollte der Atreiden-Coup gelingen. Man ahnt schon, was er mit ihr anstellen will. Doch Dr. Yuehs List macht ihm einen dicken Strich durch die Rechnung.
Eine erstaunliche Leistung gelingt Prochnow mit dem seltsamen Grafen Fenring, der im Lynch-Film nicht auftaucht. Fenring ist ein genetischer Eunuch und der einzige Freund des Imperators Shaddam. Der Baron auf seinem Provinzplaneten hält den Höfling Fenring für einen eingebildeten Fatzken. Fenrings Ausdrucksweise mit den unzähligen Ähms und Ähäs, dem Zögern und Lächeln treiben den Baron zur Weißglut, doch er muss die Kontrolle über sich bewahren. Schließlich erweist sich, dass diese Affektiertheit Fenrings nur eine Maske ist, hinter der sich ein fieser Intrigant geschickt verbirgt.
|Musik|
Die Musik wurde von Dicky Hank und Dennis Kassel beigesteuert. Von einem „Score“ zu sprechen, wäre vermessen: Es handelt sich nämlich die immergleiche, Jingle-artige Musik, die mal im Hintergrund, mal in einer Pause erklingt: Melodische E-Gitarren dominieren das kurze Stück, das mit Bass und leichter Percussion unterlegt ist. Also nichts Spektakuläres, aber auch nichts, was nur so dahinplätschert. Damit ist gewährleistet, dass diese Musik den Vortrag im Vordergrund niemals stört.
|Bonusmaterial|
In die Einsteckkartons, in denen die zweimal sechs CDs stecken, sind Informationen gedruckt. Dazu gehören Kurzbiografien der drei Sprecher und des Autors Frank Herbert. Aber es finden sich auch Lexikoneinträge, die dem fiktiven Almanak en-Ashraf (Buchausgabe ab S. 841) entnommen sind.
Folgende Figuren werden im 1. Teil beschrieben:
Shaddam IV.
Herzog Leto Atreides
Lady Jessica (ehrenhalber Atreides)
Lady Alia Atreides (kein Todesdatum!)
Baron Wladimir Harkonnen
Graf Hasimir Fenring
Graf Glossu Rabban
Die Abwesenheit von Paul Atreides ist etwas irritierend. Wer darauf hofft, im zweiten Teil über sein Leben aufgeklärt zu werden, wird enttäuscht. Denn die Almanak-Einträge des zweiten Teils bieten lediglich Einträge aus der allgemeinen „Terminologie des Imperiums“ wie etwa „Lisan al-Gaib“ oder „Chakobsa“ usw.
_Unterm Strich_
„Der Wüstenplanet“ mag durchaus der beste Roman der Science-Fiction sein, aber den Rang von Tolkiens [„Herr der Ringe“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1330 in der Fantasy hat er nicht erreicht. Wo Tolkien schalten und walten konnte, wie er wollte, musste Frank Herbert erhebliche Streichungen vornehmen (die heute wieder nachlesbar sind: in „The Road to Dune“. Immerhin erklären mehrere Anhänge, die in Teil zwei vorgetragen werden, die Ökologie von Arrakis und den religiös-genetischen Plan der Bene Gesserit, den Kwisatz Haderach hervorzubringen. Ansonsten lässt sich das Mammutwerk durchaus gut verstehen. Ähnliche Verhältnisse finden sich in der irdischen Gegenwart und Historie.
Die Fans führen stets die Gedanken über die Ökologie an, wenn sie den Roman verteidigen. Die wenigsten Leser wissen etwas mit der Theologie des Propheten und Messias anzufangen. Und mit der psychedelischen Botschaft des Konsums der Spice-Mélange will sich inzwischen, nachdem doch Drogen in den sechziger Jahren so populär waren, kaum noch jemand abgeben. Von schlechten Drogentrips auf Spice ist jedenfalls bei Herbert nichts nachzulesen, von Horror-Trips auf LSD etc. hingegen in vielen Artikeln der sechziger und siebziger Jahre durchaus. Auch SF-Autoren gehen mit der Mode – und werden ihre Opfer.
Übrig bleibt heute eine enorm aufgebauschte Story vom Untergang und Wiederauferstehen des Hauses Atreides sowie von seinem Guerillakrieg an der Seite der Fremen – sowohl um Arrakis und seine Bewohner zu befreien, als auch um den ökologischen Traum von einem grünen Wüstenplaneten in die Wirklichkeit umzusetzen. Das ist jedoch sehr spannend zu lesen. Der Leser muss sich von den Bildern, die David Lynch für dieses Epos gefunden hat, freimachen und seine eigenen erzeugen. Sie mögen nicht so bombastisch und bizarr sein, aber dafür näher an den Menschen.
|Das Hörbuch|
Die akustische Umsetzung ist überraschend gut gelungen und sehr akzeptabel. Hier findet keine Verkürzung aus dramaturgischen Überlegungen heraus statt, und die Musik hält sich sehr zurück. Das kommt dem Vortrag zugute, der doch sehr umfangreich ist und abwechslungsreich gestaltet werden musste. Der Hörer ist gezwungen, genau zuzuhören. Aber die spannende Handlung macht dies im Grunde leicht.
|Originaltitel: Dune, 1965
Aus dem US-Englischen übersetzt von Ronald M. Hahn
855 Minuten auf 12 CDs
ISBN-13: 978-3-7857-3584-8|
http://dune.luebbe.de
http://www.luebbe-audio.de
Die Menschheit der übervölkerten Erde hat sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengefunden. Um die schrumpfenden Nahrungsreserven zu sichern, entschließt man sich, alle gefräßigen Insektenarten zu vernichten. Mit immer raffinierteren Methoden schafft man insektenfreie Zonen, bis nur noch das Innere Südamerikas auf den Einsatz der Kammerjäger der Internationalen Ökologischen Organisation (IEO) wartet.
Doch aus dem brasilianischen Urwald dringen erschreckende Nachrichten an die Weltöffentlichkeit. Raubtiere von menschlicher Gestalt, aber mit seltsam funkelnden Augen, werden beobachtet. Und dann ist da die Rede von Menschen, deren perfekt geformte Finger sich bei näherer Betrachtung als Kolonien von Millionen krabbelnder, summender, gieriger „Teile“ entpuppen.
„Auge“ ist eine Sammlung von illustrierten Kurzgeschichten des Erfinders des „Wüstenplaneten“ und bietet einen repräsentativen Querschnitt durch Herberts Werk als Ehrung und Erinnerung an ihn: Denn am 11. Februar 1986 starb der Science-Fiction-Autor an den unerwarteten Komplikationen nach einer vorsorglichen Krebsoperation.
_Der Autor_
Frank Herbert (1920-1986) wuchs im Nordwesten der USA auf, arbeitete als Reporter und Wahlkampfhelfer, bevor und während er ab 1952 seine ersten SF-Storys veröffentlichte, denen 1956 der erste Roman „Dragon in the Sea“ folgte. 1963 -1965 wurden seine Storys um den Wüstenplaneten Arrakis in „Astounding“ publiziert, doch um seinen daraus aufgebauten Roman „Der Wüstenplanet“ unterzubringen, musste Herbert erst 20 Ablehnungen kassieren, bevor es ihm 1965 gelang, den Verlag |Chilton Book Co.| zu gewinnen, der mehr für seine Autoreparaturratgeber bekannt war. Die DUNE-Saga umfasste schließlich sechs Romane aus Frank Herberts Schreibfabrik, von denen die ersten drei verfilmt worden sind. Herbert schrieb neben 20 anderen SF-Romanen auch einen interessanten Non-SF-Roman namens „Soul Catcher“, der noch nicht übersetzt worden ist.
Die DUNE-Saga:
1) [Der Wüstenplanet]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1662 (1965)
2) [Der Herr des Wüstenplaneten]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1637 (1969)
3) [Die Kinder des Wüstenplaneten]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1634 (1976)
4) Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (1981)
5) Die Ketzer des Wüstenplaneten (1984)
6) Die Ordensburg des Wüstenplaneten (1985)
_Inhalte_
Der Herausgeber hat die Geschichten jeweils mit genauen Angaben zur Erstveröffentlichung versehen und in zeitlicher Reihenfolge sortiert. Die Auswahl hingegen erfolgt noch durch Herbert selbst, der das Erscheinen der US-Ausgabe noch erleben konnte. Durch den engen Kontakt, den Herbert und der bekannte Illustrator Jim Burns pflegten, entstanden realistische, eng an den jeweiligen Text angelehnte Schwarzweiß-Illustrationen.
Einen Höhepunkt dieser Arbeiten stellt sicherlich der Bilderzyklus „Auf dem Wüstenplaneten“ dar. Der nach den Illustrationen geschriebene Text dieses Kapitels (keine Story!) steht umschreibend neben der Hauptsache, dem Bild. Zu sehen sind auf diesem „Rundgang“ die Palastanlagen in Arrakeen, der Tempel Alias, ein Außenpanorama – vor allem aber mehrere Figuren aus den Romanen: Prinzessin Irulan, hier tituliert als „Mua’dibs jungfräuliche Gefährtin“ (?!), daneben auch Duncan Idaho und eine hohe Vertreterin des Bene-Gesserit-Ordens, Gaius Helen Mohiam.
Die zwölf Geschichten selbst sind von unterschiedlicher Qualität und oftmals von politischer Thematik. Ein Beispiel sei herausgegriffen. „Der Drache in der See“ ist die Vorlage zu Herberts erstem Roman „Atom-U-Boot 1181“ („The Dragon in the Sea“). Darin geht es recht spannend um die Frage, wie ein Kapitän eines Schiffstyps mit solcher Vernichtungskraft ethisch angemessen oder rechtfertigbar handeln kann. Am Ende der Geschichte bricht der Spannungsbogen leider abrupt ab. Wer wissen will, wie es weitergeht, muss sich den entsprechenden Roman im Antiquariat kaufen.
Eine gewisse Entschädigung bildet die Einführung zu dieser Sammlung. Herbert liefert hier interessante Hintergrundinformationen zur Filmproduktion von „DUNE – Der Wüstenplanet“ aus einer eigenen Sicht. Dazu gehört eine Detailliste von herausgeschnittenen, bereits fertig gedrehten Szenen. Sie und andere Szenen machen etwa drei Fünftel des Gesamtmaterials aus! Inklusive dieses Materials hätte es der Film auf eine Gesamtlänge von rund 5 Stunden gebracht. Leider wurde die damit anvisierte TV-Mini-Serie nie realisiert. Dies gelang erst Ende 2000 mit völlig anderen Darstellern. Diese DUNE-Version fand im Januar 2001 ihren Weg ins deutsche Fernsehen (|Pro7|).
Porträts des Autors, des Illustrators und weitere Erklärungen zu den Illustrationen runden die ganze Ausgabe ab. Das trägt zu einer selten anzutreffenden Geschlossenheit dieser Buchproduktion bei. Zahlreiche Geschichten dieser Sammlung sind nochmals in der Kollektion „Der Tod einer Stadt“ wiederzufinden (ebenfalls bei |Heyne|), die wesentlich umfangreicher ist.
_Unterm Strich_
Zweifellos handelt es bei diesem Buch um ein Sammlerstück. Für nur 12 Storys ebenso viele Markstücke hinzulegen, war schon 1987 recht teuer. Aber es lohnt sich: So eine geschlossene, wertvolle Buchausgabe von einem der wichtigsten Science-Fiction-Autoren und dem bestbezahlten Science-Fiction-Illustrator kommt niemals wieder.
|Originaltitel: Eye, 1985
Aus dem US-Englischen übertragen von Ronald M. Hahn
Zahlreiche Illustrationen von Jim Burns|
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