Brian Herbert/Kevin J. Anderson – Mentats of Dune / Die Mentaten des Wüstenplaneten (Die großen Schulen 2)

Das DUNE-Universum: Kampf der Mentaten

85 Jahre nach der Schlacht von Corrin ist das Imperium von Kaiser Salvador mehr denn je in zwei Fraktionen gespalten. Auf der einen baut Josef Venport mit seiner Navigatorengilde seinen Machtbereich aus, auf der anderen führt der Maschinenfeind Manford Torondo seine „Butlerianer“ gegen jede Art von Maschinennutzung. Ein Kulturkonflikt von epischen Ausmaßen ist die Folge, und jede Vereinigung muss wählen, auf welcher Seite sie letzten Endes steht.

Gilbertus Albans hat die Mentatenschule auf Lampadas gegründet. Auf Lampadas befindet sich auch Torondos Hauptquartier. Daher muss Gilbertus sehr vorsichtig agieren, zumal er den Speicherkern des letzten Roboters, Erasmus, wie seinen Augapfel hütet.

Obwohl die letzte Reste der Maschinenverbände und alle Denkmaschinen systematisch vernichtet werden, wagen es die Bene Gesserit, im Verbogenen Computer weiterhin einzusetzen. Ein Jahr zuvor haben sie von kaiserlichen Truppen schwere Verluste hinnehmen müssen, konnten aber ihre Computer und Datenbanken retten und verstecken. Damit planen sie das genetische Schicksal der Menschheit. Weil sich die bislang einzige Ehrwürdige Mutter Raquella unter großem Zeitdruck sieht, betraut sie die einzige andere, neue Ehrwürdige Mutter Valya Harkonnen mit heiklen Aufträgen wie etwa der Wiederbeschaffung der Gendatenbank. Aber Valya Harkonnen verfolgt einen geheimen Racheplan: Sie will Vorian Atreides finden und alle seine Nachkommen eliminieren…

Diese Besprechung basiert auf der Taschenbuchedition der englischsprachigen Originalausgabe.

Die Autoren

1) Brian Herbert, geboren 1947, ist der einzige Nachkomme Frank Herberts, der das Schriftstellergen geerbt hat. Mit seinem Vater schrieb Brian 1986 den SF-Roman „Mann zweier Welten“. Seine Biografie „Dreamer of DUNE“ (2003) ist sehr lesenswert und nicht nur wegen der Bibliografie seines Vaters ein Geheimtipp. Ergänzt wird sie durch die HUGO-nominierte Monografie von „The Notebooks of Frank Herbert’s Dune“, die er 1988 herausgab. Brian Herbert hat einen Zyklus zu veröffentlichen begonnen, der mit dem Roman „Timeweb“ startet.

Er fragte Kevin J. Anderson, ob dieser an einer DUNE-Vorgeschichte mitarbeiten wollen. Anderson, selbst Autor von über 15 Millionen verkauften Büchern (AkteX, Star Wars u.v.a.), sagte geehrt und begeistert zu.

2) Kevin J. Anderson, geboren 1962, veröffentlichte 1982 seine erste Kurzgeschichte. Bis 1992 hatte er über 100 Beiträge für Magazine geschrieben, denn Anderson kommt aus der Technik. Sein erster Roman „Resurrection Inc.“ erschien 1988 und enthielt Horrorelemente, danach folgte eine Trilogie um „Gamearth“ (1989/90). Danach folgten „Lifeline“ (1990) und „The Trinity Paradox“ (1991), beide zusammen mit Doug Beason.

Anderson ist ein äußerst effizient arbeitender Autor. Das zeigt sich auch an seinem Ausstoß an Star-Wars-Romanen für Jugendliche sowie an „Akte-X“-Romanen (15 Mio. Exemplare gibt Heyne an). Ab 2002 erschien sein neuer Zyklus „Die Saga der sieben Sonnen“, von dem die ersten Romane bei Heyne erschienen sind, darauf die HELLHOLE-Trilogie, die er mit Brian Herbert verfasste. Mehr Infos unter www.wordfire.com.

Das Ergebnis der Kooperation war zunächst die Trilogie der „Frühen Chroniken“ des Wüstenplaneten, die aus folgenden Bänden besteht:

1) Das Haus Atreides
2) Das Haus Harkonnen
3) Das Haus Corrino

Mittlerweile ist die zweite Trilogie „Der Wüstenplanet: Die Legenden“ abgeschlossen. Sie besteht aus folgenden Bänden:

1) Butlers Djihad (The Butlerian Djihad)
2) Der Kreuzzug (The Machine Crusade)
3) Die Schlacht um Corrin (The Battle of Corrin)

Die DUNE-Saga:

1) Der Wüstenplanet (1965)
2) Der Herr des Wüstenplaneten (1969)
3) Die Kinder des Wüstenplaneten (1976)
4) Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (1981)
5) Die Ketzer des Wüstenplaneten (1984)
6) Die Ordensburg des Wüstenplaneten (1985)

Mit
7) Die Jäger des Wüstenplaneten (2006, dt. 2007)
8) Die Erlöser des Wüstenplaneten (2007, dt. 2008)

…schließen sie den ersten Dune-Zyklus so ab, wie Frank Herbert es vorsah, bevor ein unzeitiger Tod ihn am Weiterschreiben hinderte. Die Bände 7 und 8 bilden eine Art Doppelroman, der zusammengehört, aber aus Platzgründen gesplittet werden musste, denn ein Roman von 1300 Seiten ist absolut unverkäuflich (es sei denn, man hieße „Tolkien“).

Weitere Romane: „Paul of DUNE“ (dt. Titel „Paul Atreides“), „Winds of DUNE“ („Stürme des Wüstenplaneten“). Ein weiterer Band namens „Träume vom Wüstenplaneten“ ist 2005 erschienen und bietet eine alternative Version des ersten Romans, mehrere Erzählungen, Briefe und ergänzendes Material.

Die Trilogie „Die großen Schulen des Wüstenplaneten“:

1) Sisterhood of Dune („Der Thron des Wüstenplaneten“)
2) Mentats of Dune („Die Mentaten des Wüstenplaneten“)
3) Navigators of Dune „Die Navigatoren des Wüstenplaneten“)
Alle drei Bände hängen nahtlos miteinander zusammen. Sie werdene rgänzt durch die Novelle „Red Plague“,

2020 erscheint der Roman „Duke of Caladan“ über Herzog Leto Atreides, den Vater von Paul Muad’dib.

Handlung

Die Butlerianer

Die Handlung setzt sich aus mehreren Strängen zusammen, die zunehmend enger miteinander verbunden werden. Die geschilderten Ereignisse setzen rund 90 Jahre nach der Schlacht um Corrin ein (siehe oben), in der die Denkmaschinen des Omnius-Überwesens vernichtet wurden. Seitdem hat es sich der reiche Krüppel Manford Torondo zur Lebensaufgabe gemacht, sämtliche, nunmehr führerlose Verbände der Denkmaschinen zu beseitigen, quasi als galaktische Müllabfuhr. Erfolgreich gelingt es ihm und seinen Butlerianern, Planet um Planet mithilfe seiner Raumschiffflotte dazu zu bewegen, die Sache und Ideologie der Butlerianer zu unterstützen. Ihm zur Seite steht die Schwertmeisterin Anari Idaho, die Manford verehrt und auf ihren Schultern transportiert.

Nach ein paar Jahren erweisen sich diese Butlerianer, die den Kampf von Serena Butler (siehe „Der Kreuzzug“) fortsetzen wollen, als wahre Plage für viele Welten des Imperiums. Nicht nur verwehren sie die Entwicklung von Maschinen, sondern auch den Import von Medikamenten und von Schutzmitteln gegen zu harte Strahlung von dem jeweiligen Zentralgestirn. Doch der Demagoge Torondo begeht einen folgenschweren Fehler, als er auch in der Hauptstadt Zimvia auf Salusa Secundus einen „Maschinensturm“ der tobenden Menge einleitet und duldet: Die kleine Tochter von Roderick Corrino, dem Bruder des Imperators, wird dabei getötet. Diesen Schmerz kann Roderick nicht verwinden.

Josef Venport

Torondos direkter Gegenspieler ist Josef Venport, Konzernchef von VenHold, des größten Speditionsunternehmens im Imperium von Imperator Salvador Corrino. Er ist ein direkter Abkömmling von Norma Cenva, der ersten Navigatorin und Anwenderin des Holtzman-Antriebs, der es Navigatoren erlaubt, den Raum zu falten und so riesige Raumschiffe zuverlässig von Welt zu Welt zu steuern. Es gibt nur noch zwei Konkurrenzunternehmen, doch Josef ist dabei, sie entweder aufzukaufen oder durch Sabotage als unzuverlässig erscheinen zu lassen. Mithilfe des Mentaten Draigo Roget rekrutiert er sogar Fremen von Arrakis, um die rivalisierenden Schiffe zu sabotieren. Die Geschichte dieser Fremen verläuft meist tragisch, doch eines Tages erhält Taref die unerwartete Gelegenheit, sich auszuzeichnen: Torondo besucht Arrakis persönlich! Taref zögert keine Sekunde, um den Erzfeind seines Gönners Venport ins Visier zu nehmen und seine Pistole abzufeuern…

VenHold besitzt das Monopol für die Spice-Förderung und verfügt über entsprechend viel Macht. Die Erlöse lässt Venport in Banken im gesamten Universum investieren. Die imperiale Flotte ist auf seine Schiffe angewiesen. Im Finale wird ihm diese Machtfülle zum Verhängnis.

Die Mentaten

Zu gerne würde Josef Venport, der sich als Verfechter von Fortschritt und Zivilisation im Gegensatz zur Barbarei Torondos betrachtet, auch die Mentaten von Gilbertus Albans auf seiner Seite wissen. Auf Lampadas hat der 180 Jahre alte Gilbertus Albans die Schule für Mentaten gegründet. Fünf Bene-Gesserit-Schwestern haben seine Kurse bereits absolviert und sind zu ihrem Orden zurückgekehrt, um sie das Denken zu lehren. Doch nicht nur Ordensschwestern und Albans-Anhänger dürfen hier studieren, sondern auch Anhänger der Butlerianer. Denn Gilbertus hat Manford Torondo, der hier auf Lampadas seinen Sitz hat, um eine Sondererlaubnis bitten müssen, um sein Institut eröffnen zu dürfen. Immerhin sollen hier Menschen lernen, schneller als die Denkmaschinen zu berechnen, zu extrapolieren und wer weiß was noch für schreckliche Dinge zu tun.

Wegen der ständigen Gefahr durch Butlerianer-Studenten bemüht sich Gilbertus um höchste Geheimhaltung, was die Präsenz in seinem besten Versteck angeht: den Speicherkern von Erasmus, dem wichtigsten Lehrer der Denkmaschinen. Tatsächlich nennt Gilbertus ihn „Vater“, denn nur Erasmus‘ Neugier hat er sein eigenes Überleben und seine Ausbildung zum Mentaten zu verdanken. Doch immer wieder äußert Erasmus seinen sehnlichsten Wunsch: einen eigenen Körper.

Als Anna Corrino, eine gescheiterte Ordensschwester, in die Mentatenschule aufgenommen wird, erweist sich ihr Geist als sehr fähig – und das macht sie zu einem interessanten „Untersuchungsobjekt“ für Erasmus. Er weist ihr den Weg zu der neuen Droge Sapho, die die Gedanken beschleunigen soll. Doch die Droge bewirkt in Anna das Gegenteil: Alle ihre verschütteten und verdrängten Erinnerungen an die schrecklichen Geschehnisse im Kaiserpalast auf Salusa Secundus, werden lebendig und bereiten ihrer Seele ungeahnte Schmerzen. Aber sie stößt auch auf viele Rätsel: Was wurde aus ihrem Geliebten, dem Koch? Was wurde aus dem Liebhaber der Kaiserin, einem gewissen Bomoko? Sie verschwanden spurlos. Als Torondo die Mentatenschule belagert, entscheidet sich sein Schicksal, das Annas und das von Erasmus…

Wallach IX

Was Manford nicht ahnt und auch niemals erfahren darf, ist die geheime Tatsache, dass die Bene-Gesserit-Schwesternschaft, die sich auf Wallach IX einen zweiten Stützpunkt und eine Schule geschaffen hat, die verbotenen Computer erneut nutzen. Valya Harkonnen hat es geschafft, sie aus ihrem Versteck auf Rossak zu holen und erneut zu aktivieren. Die Schwestern brauchen die Maschinen, um die gewaltigen Datensammlungen über die genetischen Stammlinien der gesamten Menschheit, die sie angesammelt haben, zu durchforsten und auszuwerten.

Nach sechs Jahren der Ausbildung wird Valya Harkonnen endlich von Mutter Oberin Raquella Berto-Anirul, der einzigen Ehrwürdigen Mutter des Schwesternordens, ins Vertrauen gezogen und Valya dazu überredet, das Gift zu trinken, das aus ihr eine Ehrwürdige Mutter macht. Valya hat die schmerzhafte Prozedur überlebt und ist mit ihrer Schwester Tula nach Wallach IX gekommen.

Raquella war bislang die einzige Ehrwürdige Mutter und ist schon 130 Jahre alt ist, nun muss sie dringendst vor ihrem Ableben eine Nachfolgerin finden. Valya scheint sowohl intelligent als auch gehorsam und eifrig zu sein. Was Raquella nicht ahnt: Valya verfolgt einen geheimen Racheplan: Sie will Vorian Atreides finden und alle seine Nachkommen eliminieren, um sich für die Schmach zu rächen, die die Atreiden den Harkonnens in der Schlacht von Corrin zugeführt hatten – und für die Ermordung ihres Bruders Griffin. Als sie erfährt, dass Raquella die Versöhnung ihres Ordenszweiges mit dem der zum Imperator übergelaufenen Schwestern um Schwester Dorotea plant, fasst Valya einen finsteren Plan, der ihr die alleinige Macht sichern soll.

Lankiveil

Valya stammt vom Planeten Lankiveil, einer kalten Wasserwelt, auf der Fellwale die einzige Einkommensquelle für die verbannten Harkonnens darstellen. Zusammen mit ihrem Bruder Griffin wollte Valya ihrem einst so edlen Geschlecht, das seit der Schlacht um Corrin verbannt ist, wieder zu einstiger Größe und Bedeutung verhelfen. Leider sind ihr Vater Vergyl und dessen Bruder Weller zwar tüchtig, aber nicht ehrgeizig genug, um diesen Plan umzusetzen. Griffin kehrte in einem Sarg zurück.

Die Harkonnens wurden verbannt, weil Großvater Abulurd in jener vermaledeiten Schlacht angeblich Feigheit an den Tag legte. Diese Anklage kam von den Atreides, genauer gesagt: von Vorian Atreides. Abulurd war der Adjutant dieses Feldherrn und starb verbittert 20 Jahre später. Doch wo ist dieser Vorian Atreides jetzt? Das wollte Griffin herausfinden. Valya weiß nicht, dass Vorian ihren Bruder auf Arrakis nicht tötete, sondern lediglich seinen Unfalltod nicht verhindern konnte. Sie ahnt auch nicht, dass der unsterbliche Vorian seitdem, von Gewissensbissen geplagt, bei ihrer eigenen Familie weilt und ihr beim Walfang hilft. Stattdessen schickt sie ihre Schwester Tula nach Caladan, um dort Vorians zwei Söhne zu töten…

Cymeks auf Arrakis

Auf Arrakis, dem Wüstenplaneten, läuft die Spice-Produktion auf vollen Touren, sabotiert von den Fremen. Der Aufseher muss sich jetzt allerdings gegenüber Josef Venport verantworten. Venports Aufseher haben festgestellt, dass ein anderes Unternehmen heimlich Raubbau an den Spice-Vorkommen treibt. Solche Probleme lassen sich leicht beheben, weiß Venport, besonders dann, wenn man auf die Hilfe eines Mentaten wie Draigo zählen kann.

Venport hat in die heimliche Entwicklung von riesigen Kampfrobotern investiert, und ein Mann namens Ptolemy, der unter Torondos Butlerianern gelitten und einen Freund verloren hatte, hat die Cymeks für ihn mit den Gehirnen gescheiterter Navigatoren ausgestattet. Heute soll die erste Demonstration von sieben Cymeks stattfinden. Wie die einheimischen Fremen klopfen sie auf den Sand der Wüste, und als sie ihre Holtzman-Schilde aktivieren, sollen die Vibrationen eigentlich Sandwürmer anlocken. Ein riesiger Shai-Hulud erhebt sich aus der Wüste. Die schwer bewaffneten Cyborgs feuern aus allen Rohren, wirken aber wie winzige Zwerge in seinem gewaltigen Schatten. Werden seine Schöpfungen den Test bestehen, fragt sich Ptolemy bangen Herzens…

Mein Eindruck

Vorian Atreides und andere Größen wie etwa die Ehrwürdige Mutter Raquella sowie Norma Cenva führen ihre Unternehmungen in die neue Zeit des Imperiums. So müssen es mit den quasi-religiösen Fanatikern der Butlerianer aufnehmen, die das Alte in Form von Technikgläubigkeit und Maschinenfetischismus ausrotten wollen. Dies ist der grundlegende Konflikt, der auch diesen Mittelband der neuen Trilogie durchzieht.

Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen. Sie steigern sich ganz sachte in Heftigkeit, bis es zu Belagerungen der Butlerianern vor der Mentatenschule kommt. Die großen Schlachten werden allerdings für den dritten Band „Navigatoren“ aufgehoben. Daher hält sich die Dimension der Aktionen noch in Grenzen. Aber Vorian Atreides beispielsweise wird Augenzeuge der vielen Morde, die Tula Harkonnen auf Caladan begeht. So viel Hass hätte er auf der idyllischen Wasserwelt nicht für möglich gehalten.

Zwei Fragen werden immer wieder behandelt: Wie kann die Menschheit überhaupt ohne Technik oder wenigstens Forschung überleben? Myriaden werden wie im Seuchenzeitalter von Epidemien hingerafft werden, wenn die Butlerianer keine Forschung erlauben. Zweitens: Welchen Beitrag können die drei, vier neuen Schulen leisten, um die zerstörte Technologie sowie die Maschinengehirne abzulösen und zu ersetzen? Dieser Frage widmet sich die neue Trilogie „Die Großen Schulen“. Alle drei Bände „Thron“, „Mentaten“ und „Navigatoren“ hängen nahtlos zusammen und bilden auf diese Weise einen großen Mega-Roman.

1) Die Schwesternschaft

Raquellas Schwesternschaft trägt noch nicht den Namen „Bene Gesserit“ und befindet nunmehr auf dem Planeten Wallach XI. Die Ereignisse, die dazu geführt haben, wurden in Band 1 „Sisterhood od Dune / Der Thron des Wüstenplaneten“ erzählt (siehe meinen Bericht). Die Schwesternschaft spaltet sich in Raquellas Computernutzer (darunter Valya Harkonnen) und in die Butler-Anhängerinnen unter Schwester Dorotea. Diese Spaltung will Raquella überwinden, doch Valya hat ihre eigenen Absichten.

2) Die Mentaten

Gilbertus Albans hat unter Anleitung des KI-Gehirns Erasmus die menschlichen Computer geschaffen, die Mentaten, stets misstrauisch beobachtet von den Butlerianern. Gilbertus wird von den Butlerianern mit Vernichtung seines Lebenswerkes bedroht, weil er sich argumentativ THEORETISCH für die Nutzung der Maschinengehirne ausgesprochen hat. Er musste feststellen, dass man mit religiösen Kreuzzüglern nicht vernünftig reden kann. Nun sieht er sich erneut seinem besten Schüler Draigo Roget gegenüber, der ihn dazu überreden will, Lampadas zu verlassen.

3) Die Navigatoren

Venport und Draigo haben die große Schlacht in band 1 nur deshalb überlebt, weil ein Schiff der Navigatoren aus dem Nichts erscheint, sie aufnimmt und ebenso spurlos wieder verschwindet. Es geht eben nichts über die Überwindung des Raums durch dessen Faltung mittels Gedankenkraft. Norma Cenva ist die führende Denkerin dieser Gilde und hat direkten Kontakt zum Imperator, also große Macht. Sollte sie Venport und ihrer Tochter Cioba, seiner Frau, gehorchen, dann werden alle Welten, die Butler-Sympathien verlautbart haben, nicht mehr von Raumfalterschiffen angeflogen – dem Imperium droht der Zerfall. Roderick Corrino wird dies zunehmend klarer, aber sein Bruder Salvador, der sich als eine Art „Sonnenkönig“ betrachtet, kann sich nicht zwischen Venport und Torondo entscheiden und lässt sich von beiden Seiten ausmanövrieren – bis es für ihn zu spät ist…

4) Die Suk-Doktoren

Zhoma, die Direktorin der Suk-Medizinerschule, wurde in band 1 von Raquella angewiesen, den Imperator unfruchtbar zu machen. Salvador werde nur eine Blutlinie von Tyrannen hervorbringen, was um jeden Preis verhindert werden muss. Doch Zhoma ist ein klein wenig zu eifrig und nervös, so dass ihr Komplott aufgedeckt wird und sie unter der Folter ihre Auftraggeber verrät: die Schwesternschaft. Der Gegenschlag lässt nicht lange auf sich warten. Im Mittelband spielen die Suk-Doktoren keine Rolle mehr.

5) Die Tleilaxu

Eines der traurigsten, anrührendsten Schicksale erlitt in Band 1 der Biogenetiker Ptolemäus. Er wollte dem Halbmann Manford Torondo per Prothese zu einer zweiten Körperhälfte verhelfen. Doch daraus wird nichts, im Gegenteil: Nicht nur zerstört Manford die Prothese, sondern auch deren Schöpfer, den Tleilaxu Dr. Elchan, Ptolemäus‘ besten Freund – und dessen gesamtes Forschungsinstitut. Ptolemäus schwört bittere Rache bis zur völligen Vernichtung Manfords: Er erweckt an einem anderen Standort der Tleilaxu die alten Cybermeks zum Leben, sich völlig bewusst, dass genau dies in Manfords Augen die größte Blasphemie ist, die er begehen kann. Josef Venport finanziert dieses Unternehmen großzügig (siehe oben).

Unterm Strich

Man sieht also, dass die beiden Schöpfer der DUNE-Fortsetzungen es nicht bei Ansätzen bewenden lassen, denn das wäre sehr unbefriedigend gewesen. Vielmehr führen sie bereits im ersten Band der neuen Trilogie folgenreiche Konfrontationen und Entscheidungen herbei, die die Geschehnisse in den Folgebänden bestimmen werden. In Band 2 stehen die Mentaten im Vordergrund, denn ihr Schicksal entscheidet sich, als Manford Torondo davon überzeugt ist, dass Gilbertus Albans teuflische Zwecke verfolgt. Nur die Präsenz von Anna Corrino hat ihn bislang zurückgehalten, die Mentaten auszulöschen, doch er schickt ein Kommando aus, um Anna zu entführen, dann will er losschlagen. Allerdings verläuft dieser Plan anders als erwartet.

Wenn ich raten müsste, welcher der beiden Autor welche Kapitel geschrieben hat, würde ich sagen Brian Herbert sich um Vorian Atreides und die Schwesternschaft sowie die Fremen gekümmert hat, aber Kevin J. Anderson den Löwenanteil zu bewältigen hatte: alle Szenen mit dem Imperator und seinem Bruder, alle Venport- und Navigator-Szenen sowie alle Butlerianer-Szenen.

Diese Einteilung ist aber nur eine grobe Schätzung. Anderson scheint etwas kürzere Sätze zu formulieren und schneller zur Action zu gelangen als Herbert. Der Sohn des DUNE-Schöpfers kümmert sich mehr um die interne Psychologie der drei Schulen. Insbesondere bei der Begründung von Raquellas Wunsch, die beiden Ordenszweige zu versöhnen und zu vereinen, ist Fingerspitzengefühl angebracht.

Für wen sich diese Trilogie eignet

Es lohnt sich aber für SF- und DUNE-Fans auf jeden Fall, diesen Roman zu lesen – sofern man zumindest einmal „Der Wüstenplanet“ gelesen oder als Verfilmung gesehen hat. Sonst kann man mit diesem Garn nichts anfangen. Eine Kenntnis der Vorgängertrilogie ist m.E. nicht notwendig, denn die Autoren streuen so viele Verweise auf die Vorgeschichte ein, dass man sich die Lektüre der Vorgängertrilogie (siehe oben) sparen kann.

Man sollte aber auf jeden Fall den Vorgängerband „Sisterhood of Dune“ kennen, um die Fortsetzung der zahlreichen Handlungsstränge nachvollziehen zu können. Der Leser könnte sich sonst fragen, warum die Kapitel mit der Schwesternschaft und den Mentaten so viel Raum einnehmen.

Können die Autoren nicht bald zur Sache bzw. zur Action kommen? Nun, am Ende ist klar, dass die sorgfältig choreografierte Entwicklung aller Handlungsstränge einer heftigen Krise zusteuert, die als Ergebnis möglicherweise den Anfang des Ursprungsbandes „Der Wüstenplanet“ ermöglicht. Von Fortsetzungsplänen in Form einer weiteren Trilogie ist mir nichts bekannt, aber als nöchste Figur wird Herzog Leto Atreides in einem Roman vorgestellt (siehe oben). Wer echte Space Opera Action will, der sollte woanders zugreifen.

Taschenbuch: 720 Seiten
Originaltitel: Mentats of Dune, 2014;
Aus dem Englischen von Jakob Schmidt
ISBN-13: 9783453527195

www.heyne.de

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