Michael Marcus Thurner – Leccores Wandlungen (Perry Rhodan 2872)

Im Herzen des Tamaniums – eine Verschwörung soll verhindert werden

Auf der Erde schreibt man das Jahr 1518 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ). Die Menschen haben mit der Liga Freier Terraner ein großes Sternenreich in der Milchstraße errichtet; sie leben in Frieden mit den meisten bekannten Zivilisationen. Doch wirklich frei ist niemand. Die Milchstraße wird vom Atopischen Tribunal kontrolliert. Dessen Vertreter behaupten, nur seine Herrschaft verhindere den Untergang – den Weltenbrand – der gesamten Galaxis.

Perry Rhodan ist von einer Expedition in vergangene Zeiten in die Gegenwart zurückgekehrt. Diese wird nicht nur von der Herrschaft der Atopen bedroht, sondern auch durch die brutalen Tiuphoren, die durch einen Zeitriss aus tiefster Vergangenheit zurückgekehrt sind. Immerhin scheint mit dem ParaFrakt eine Abwehrwaffe gefunden zu sein. Zum Glück arbeitet Rhodan nicht allein, obwohl ihm ein wichtiger Bündnispartner noch fehlt: Vetris-Molaud. Doch wird er sich überzeugen lassen? Erste Anzeichen gab es – und nun ereignen sich zudem LECCORES WANDLUNGEN…
(Verlagsinfo)

In diesem Band der unendlichen Serie »Perry Rhodan« nimmt sich der Autor Michael Marcus Thurner der Zerrissenheit einer ganz besonderen Figur an: Der Koda Aratier Attilar Leccore, ein Gestaltwandler, der sich den Menschen verbunden fühlt und derzeit in Gestalt eines spirituellen Begleiters unter den ärgsten Feinden allen Lebens in der Milchstraße, den Tiuphoren, weilt. Das Problem: Er übernimmt nicht nur die äußerliche Erscheinungsform eines Opfers, sondern auch dessen Erinnerungen, Wertvorstellungen, Charakterzüge. Vorstellbar, dass ihm dabei das Bewusstsein der eigentlichen Herkunft und Moral nur unter großer Anstrengung gelingt. Und der Titel verrät schon: In dieser heißen Phase bleibt es für Leccore nicht bei dieser einen Verkörperung …


Dies ist einer der hervorstechendsten Romane des laufenden Handlungsabschnitts. Das ist erfreulich, endet letzterer doch bereits mit der laufenden Nummer 2874, so dass prinzipiell nur noch geballte, aufklärende, fokussierte Romane zu erwarten sind. Allerdings ist nun offenbar, dass die Frage des übergeordneten Themas nach dem Atopischen Tribunal und dem Weltenbrand, den der Titelheld Perry Rhodan aus Sicht der selbsternannten Richter vom Ende aller Zeiten her gesehen auslösen soll, in den verbliebenen drei Heftromanen nicht beantwortbar ist. Zu verzweigt ist die aktuelle Situation und die aufgebauten Probleme, die sich seit Beginn dieses Unterzyklus‘ »Die jenzeitigen Lande« vor allem mit der Konfrontation der Tiuphoren beschäftigen. Es bleibt sogar fraglich, ob man in den verbliebenen Heften des Abschnitts die Tiuphorengefahr abschließend wird behandeln können. Eher ergibt sich der Eindruck eines fließenden Übergangs ohne offensichtliches Ende.

Nichts desto trotz ist der vorliegende Roman sehr unterhaltsam. Thurner unternimmt den anspruchsvollen Versuch, die Problematik des Gestaltwandlers, der von jeder Wandlung verändert zurück bleibt, über die Innensicht erlebbar zu machen. In der urspünglichen Rolle des Orakelpagen wird so Leccores Zerrissenheit auch sehr schön deutlich, doch behält Thurner stets das Quäntchen Kontrolle auf Seiten des Wahlterraners, um ihn seine Aufgabe und sein Selbst nicht vergessen zu lassen.

Dagegen nimmt das Erlebbare im Gegenzug zum ansteigenden Tempo der Handlung ab, wenn Thurner den Koda Aratier in die Rolle anderer Tiuphoren oder tefrodischer Agenten (eines Zweigvolks der Menschheit) schickt. Jetzt erzählt uns der Autor eher, als dass er es uns zeigt, wie sich Leccore fühlen muss. Immerhin baut sich eine ausgeprägte Spannung schon allein aus der Frage auf, ob er mit seinem verzwickten Wechselspiel unerkannt durchkommt. Andere Figuren werden in dieser Phase allerdings stärker charakterisiert, so erfährt man zum Beispiel über die Ränkespiele der Tiuphoren mehr, und vor allem erfahren wir von der ungeheuerlichen geistigen Macht des tefrodischen Psi-Begabten Assan-Assoul, mit dem sich auch schon der Mausbiber Gucky messen durfte. Hier verbirgt sich noch Potenzial für spannende Einzelschicksale, da kann man nur auf die entsprechende Weisheit im Autorenteam hoffen.

Für den Zyklus-Fortschritt ergeben sich aus diesem Roman zwei kleine Siege Leccores und damit Schwächen auf Seiten der Tiuphoren: Die Mission der BRITOMARTIS, die den Gegner über die wahren Möglichkeiten der Galaktiker in der Abwehr der mächtigsten Waffe der Tiuphoren täuschen sollte, konnte mit Leccores Hilfe erfolgreich beendet werden. Und er konnte – nicht ohne Zweifel – die Macht der Tiuphoren über Vetris Molaud und die Tefroder brechen, so dass zumindest in diesem Kampf nun ein starker Verbündeter für die Galaktiker und die Menschen im Besonderen zur Verfügung steht.

Im nächsten Band geht es zur Erde, die nun das Ziel des mächtigen Gegners ist. Und auch das Ziel einer katastrophalen Naturgewalt.

(Mehr zu den Hintergründen der Perry-Rhodan-Serie in der Perrypedia.)

Hörbuch
gelesen von Andreas Laurenz Maier
Spieldauer: 3 Stunden und 43 Minuten
Ungekürzte Ausgabe
Verlag: Eins A Medien GmbH

http://www.perry-rhodan.net/

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 5,00 von 5)