Sage, Angie – Septimus Heap – Physic

Mit „Physic“ legt Angie Sage den mittlerweile dritten Band ihrer „Septimus Heap“-Reihe vor. Septimus Heap, der als siebter Sohn eines siebten Sohnes ein ganz besonderes magisches Potenzial aufweist, hat in den beiden vorangegangenen Bänden [„Magyk“ 1856 und „Flyte“ bereits so manches haarsträubende Abenteuer bestehen müssen. In „Physic“ muss er sich einer ganz neuen Gefahr stellen, die ihn tief in die Vergangenheit der Burg befördert.

Alles beginnt damit, dass Silas Heap, der Vater von Septimus, ohne es zu ahnen den versiegelten Geist der grausamen Königin Etheldredda befreit. Etheldredda regierte die Burg vor 500 Jahren und sie ist besessen davon, die Macht in der Burg wieder an sich zu reißen und dann, dank der Wunder der Alchemie, ewig zu leben und zu regieren. Ehe Septimus sich versieht, wird er auch schon Teil der finsteren Pläne Etheldreddas. Durch einen Spiegel wird Septimus 500 Jahre in die Vergangenheit befördert, um dem Alchemisten Marcellus Pye als Lehrling zur Hand zu gehen – beim Brauen eines Tranks, der ewiges Leben verheißt.

Septimus ist gleichermaßen verstört wie fasziniert. Die Alchemie hält spannende Aufgaben für ihn bereit, wenngleich ihm vieles sonderbar erscheint. Die Verwandlung von Metall in Gold, die Formel für ewiges Leben, all das übersteigt seinen Horizont. Sein Interesse ist eher von pragmatischerem Denken geleitet. Ihn interessieren vor allem das Herstellen von Gegengiften und das Brauen von Heiltränken. Das wäre ihm auch in seinem alten Leben von Nutzen, wo eine eigenartige Seuche die Burgbewohner dahinrafft.

Trotz all der nützlichen Dinge, die Septimus bei Marcellus Pye lernt, will er eigentlich nur eines: zurück in sein altes Leben, zurück in die Gegenwart. Doch Marcellus hält den jungen Lehrling in der Vergangenheit gefangen. Nur der Weg durch die Türen der Zeit könnte Septimus zurückbringen, aber den Schlüssel dazu trägt Marcellus stets an einer Kette um den Hals.

Derweil lassen auch Septimus‘ Freunde in der Gegenwart nichts unversucht, um Septimus zurückzuholen. Prinzessin Jenna, Septimus‘ Bruder Nicko und der Drache Feuerspei suchen nach einem Weg, durch den Spiegel zu Septimus zu gelangen. Sie schaffen es schließlich, doch wie soll es weitergehen? Wie sollen sie gemeinsam wieder heimkehren? Dazu bräuchten sie immer noch den Schlüssel für die Türen der Zeit …

Der Plot an sich klingt zunächst vielversprechend. Statt mit simpler Magie darf Septimus hier mit Alchemie hantieren. Er beschäftigt sich mit der Heilkunst, und so erhält seine Arbeit als Lehrling einen etwas wissenschaftlicheren Anstrich, der dennoch seine Schattenseite hat: die dunklen Geheimnisse der Alchemie.

Das klingt eigentlich sehr spannungsverheißend, bleibt dann aber doch etwas unspektakulär. Bei Marcellus muss Septimus dessen sagenumwobenen Almanach mit fertigstellen und geht ihm beim Brauen verschiedener Tränke zur Hand. Obwohl Septimus ja im Grunde das Opfer einer Entführung ist, wird er von Marcellus nicht schlecht behandelt. Im Grunde geht es ihm gut und er lernt eine Menge Dinge, die er bei seiner eigentlichen Lehrmeisterin, der außergewöhnlichen Zauberin Marcia Overstrand, niemals lernen könnte.

Und so verlaufen der Ereignisse nach Septimus‘ Entführung in die Vergangenheit auch eher unspektakulär. Septimus arbeitet für Marcellus, während Jenna mit ihren Freunden einen Weg sucht, Septimus zu befreien. Dazu bedient sie sich des Drachens Feuerspei, den sie auf Septimus‘ Fährte ansetzt. Auch dieses Unterfangen verläuft an sich nicht sonderlich aufregend, und so kommt der Spannungsbogen erst richtig in Fahrt, als Jenna durch einen anderen Spiegel ebenfalls 500 Jahre in die Vergangenheit reist und dort auf Septimus trifft.

Für Jenna bedeutet die Reise in die Vergangenheit eine wirkliche Gefahr. Etheldredda, die bereits ihre eigenen Kinder ermordet hat, schickt sich an, auch die junge Prinzessin zu meucheln, denn schließlich könnte eine Thronfolgerin ihrem Streben nach ewiger Macht im Wege stehen. Doch um an diesen spannenden Punkt der Handlung zu gelangen, muss man erst einmal 300 Seiten hinter sich bringen, die höchstens eine Handvoll kleinerer Spannungsmomente bereithalten. Erst auf den letzten gut 150 Seiten kommt der Spannungsbogen richtig auf Touren und die Geschichte beginnt, den Leser zu fesseln.

Die Flucht der Kinder vor der bösen Königin Etheldredda und ihre Versuche, zurück in die Gegenwart zu gelangen, sind der interessanteste Aspekt der Geschichte. Die übrigen Momente bleiben oft etwas farblos dagegen. Gerade mit Blick auf die Figuren leistet Angie Sage sich auch einige Schwächen, die vor allem auch dadurch zutage treten, dass der Plot diesmal insgesamt etwas spannungsärmer verläuft. Septimus wirkt in seiner Rolle als Entführungsopfer etwas blass. Er wurde zwar in eine Zeit gebracht, in der er sich nicht wohlfühlt, und er vermisst seine Freunde, aber emotional ist das auch schon so ziemlich alles, was sein Charakter offenbart.

Ähnlich sieht es mit den übrigen Figuren aus. Sonderlich weiterentwickelt haben sie sich seit dem letzten Band [„Flyte“ 3057 nicht, und ihr Seelenleben bleibt etwas zu eindimensional, als dass man wirklich mit ihnen fiebern könnte. Die einzige interessante neue Figur ist das junge Händlermädchen Snorri Snorrelssen, das mit einer Katze umherreist, die sich des Nachts in einen Panther verwandelt, und eher zufällig in das Abenteuer von Jenna, Nicko und Feuerspei hineingezogen wird. Ihre Rolle am Ende ist eine ganz seltsam diffuse, die dazu beiträgt, dass das Finale etwas eigenartig konstruiert wirkt. Wie schon im letzten Band, bleibt auch hier so manches offen. Sage hält sich also potenziellen Erzählstoff für einen vierten Band warm.

Was die ersten beiden Bände der Reihe so sympathisch macht, ist die Vielzahl fantasievoller Einfälle, mit denen Sage ihren Plot garniert. Sie entwirft interessante Kreaturen und würzt die Geschichte mit einer humorvollen Note. Mit dem dritten Band beginnen diese Stilmittel sich allmählich etwas abzunutzen. Die Gags wiederholen sich im Grunde – man kann halt nicht endlos schmunzeln über die Gefräßigkeit des Drachen und die Größe seiner „Häufchen“.

Neue interessante Kreaturen gibt es auch kaum. Die interessanteste wäre schon Snorris Katze/Panther, ansonsten hat Sage in dieser Beziehung nicht mehr viel zu bieten. Das sind wiederum zwei Aspekte, die den Unterhaltungswert des Romans schmälern. Man merkt, dass der Geschichte mit dem dritten Band so langsam die Puste auszugehen droht.

Der Plot verliert an Dynamik und die Figuren bleiben blass – das ist der Eindruck, der sich mit zunehmender Seitenzahl aufdrängt. Waren „Magyk“ und „Flyte“ noch angenehm fantasievoll, farbenprächtig und unterhaltsam erzählt, so bleibt „Physic“ doch recht deutlich hinter den Qualitäten der ersten beiden „Septimus Heap“-Romane zurück.

Bleiben unterm Strich also vor allem enttäuschte Erwartungen zurück, eine Geschichte, die viel Potenzial verschenkt und deren Figuren mit der Zeit zunehmend verblassen. „Septimus Heap“ ist nicht mehr das schöne, unterhaltsame Lesevergnügen für Jung und Alt, das die ersten beiden Bände versprochen haben. Die Geschichte ist abgeflacht und spannungsarm und die Figuren werden zunehmend uninteressant. Schade eigentlich, denn der Beginn der Reihe war Sage noch wirklich gut gelungen.

[Website zum Buch]http://www.septimus-heap.de/
[Hanser-Verlag]http://www.hanser-verlag.de/
[Reihe Hanser im dtv]http://www.dtvjunior.de/dtvjunior.cfm?bereich=RH

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