David, Peter – Battlestar Galactica: Sagittarius is bleeding (Band 3)

Band 1: [„Das Geheimnis der Zylonen“ 3383

_Story_

Nach ihrer tödlichen Krankheit und der wundersamen Heilung durch das Blut eines ungeborenen Zylonen-Babys wird Laura Roslin schon wieder von neuen Sorgen geplagt. Seit geraumer Zeit wird sie von fürchterlichen Visionen heimgesucht, in denen sie immer wieder auf Sharon Valerii, die inhaftierte Zylonin, stößt, deren Ungeborenes sie einst vor dem Tod bewahrt hat. Jedes Mal wieder enden ihre Tagräume mit dem stillen Hinweis, Sagittarius würde bluten. Während die Präsidentin vor ihren finsteren Gedankenspielen kaum mehr sicher ist, gerät die Flotte beinahe in einen tödlichen Hinterhalt. Ein Sprung der |Galactica| endet in direkter Umgebung zylonischer Jäger und bringt die Überlebenden des Anschlags auf Caprica in arge Bedrängnis. Doch woher konnten die Zylonen von den Navigationsplänen der |Galactica| wissen?

Adama und Colonel Tigh gehen der Sache auf den Grund, installieren Wanzen in den Lagern der Crew und erfahren auf diesem Weg von Roslins derzeitiger Misere. Immer deutlich manifestiert sich schließlich der Gedanke, ein Agent der Kampfroboter sei an Bord des Schiffes und habe die Flotte verraten. Der Verdacht fällt auf den jungen Boxey, der sich regelmäßig mit der inhaftierten Sharon Valerii trifft und Sympathie für die hochschwangere Zylonin empfindet. Da er wegen eines Vergehens vorzeitig auf die |Bifrost| versetzt wurde, reisen Helo und Starbuck ihm nach, um ihn erneut einem Test bei Dr. Baltar zu unterziehen und das Geheimnis seiner Herkunft endgültig zu lüften. Dabei geraten die beiden Viper-Piloten jedoch mitten in ein folgenschweres Komplott der Midguardians, einer religiös-fanatischen Gruppierung, welche die Prophezeiung ihrer Götter endgültig wahr machen möchte.

Während Roslin, Adama und der Rat der Zwölf noch im Dunkeln tappen, bereiten Teile der Flotte scheinbar das vorzeitige Ende der Menschheit vor. Zu spät scheint Roslin klar zu sehen, was ihr die Botschaft ihrer Träume wirklich sagen möchte …

_Persönlicher Eindruck_

Ähnlich wie auch die überraschend zwiespältig aufgenommene TV-Serie zum berüchtigten Kampfstern, so stand auch die parallel veröffentlichte Roman-Reihe aus dem Hause |Panini| bislang unter starkem Beschuss. Die beiden bisherigen Publikationen über den ewigen Kampf zwischen den Überlebenden der Menschheit und den unerbittlichen Zylonen waren inhaltlich bestenfalls Schonkost, voller Widersprüche und sphärisch nicht einmal ansatzweise auf dem Level angesiedelt, welches sowohl die Klassiker aus den späten Siebzigern als auch das stark modernisierte, mitunter finsterere Remake aufweisen.

Mit dem nunmehr dritten Teil dieser Serie gelobt der Verlag nun Besserung; mit Peter David wurde ein erfahrener Science-Fiction-Schreiber herangezogen, um die langatmigen Geschichten deutlich zu entzerren und sie mit Ideen zu füllen, die eines |Galactica|-Romans würdig sind. Und siehe da: Der Mann hat in der Tat ganze Arbeit geleistet!

„Sagittarius is bleeding“ ist alles andere als eine typische Kampfstern-Story. Der Konflikt der beiden Parteien wird vorwiegend auf der mentalen Ebene ausgetragen und über ethische und moralische Fragestellungen recht unkonventionell heraufbeschworen. Im Mittelpunkt steht dabei nicht dringend der sonstige Protagonist Adama, sondern zumeist die geplagte Präsidentin Roslin, die einmal mehr stark unter Beschuss gerät. Ihre Visionen rütteln an der Fähigkeit zur Regentschaft über die Flotte, so dass ihre Position infolge einiger Zwischenfälle bei öffentlichen Veranstaltungen wieder in Zweifel gerät. Außerdem trägt sie immer noch ihren eigenen inneren Konflikt mit sich, der sich mit der Rechtmäßigkeit der Inhaftierung Valeriis auseinandersetzt. Roslin verdankt dem Zylonen-Mutanten ihr Leben, gewährt ihr aber dennoch keine Freiheiten, obwohl auch hier der Druck wächst. Sobald nämlich Außenstehende erfahren, welche Brut die |Galactica |in ihren Zellen birgt, droht Sharon ein unschönes Ende, ebenso wie ihrem Baby, welches zwischenzeitlich auch für die Missstimmungen der Präsidentin verantwortlich gemacht werden kann.

Derweil werden hinter den Rücken der militärischen Führung weitere Intrigen gesponnen. Es gilt als sicher, dass die Zylonen auch auf der |Galactica| vertreten sind und auf die passende Gelegenheit warten, die gesamte Flotte in den Tod zu stürzen. Zu diesem Zweck wurde Baltar beauftragt, jeglichen Verdächtigen sofort zu prüfen und festzustellen, ob es sich um einen Zylonen handelt. Doch ausgerechnet der gemeine Vizepräsident steckt mit der Roboter-Rasse unter einer Decke und ist auf dem besten Wege, selber Verrat an seinem Volk zu begehen. Eine Agentin der Zylonen setzt ihn unter Druck und spielt mit ihm, hat seine moralischen Prinzipien aber noch nicht gänzlich gebrochen. Doch wie lange wird Baltar noch standhaft bleiben?

Im letzten Strang werden schließlich die Midguardians aufgegriffen, eine unscheinbare religiöse Vereinigung, der es tatsächlich gelungen ist, den Angriff auf Caprica unbeschadet zu überstehen. Ihr Anführer Wolf Gunnerson strebt derweil nach einem Platz im Rat, um seinen Einfluss in der Flotte geltend zu machen. Zur gleichen Zeit kämpft seine Tochter Freya an Bord der |Galactica| für die Rechte Valeriis und pocht darauf, dass ihre Gefangenschaft nicht mit dem Gesetz vereinbar ist. Sowohl Roslin als auch Adama lassen die Midguardians zunächst gewähren, um das Gleichheitsprinzip innerhalb der Flotte nach außen hin zu wahren. Niemand vermutet, dass hinter der Besatzung der |Bifrost| eine enorm fanatische Gruppe steckt, die scheinbar alles dafür tun wird, um die Prophezeiung der Edda zu realisieren.

Die drei Stränge fügen sich schließlich wunderbar zusammen und haben allesamt ein gehöriges Spannungspotenzial. Durch geschickte und schnelle Wechsel gelingt es dem Autor jedoch auch spielerisch, den Leser hin und her zu reißen und die emotionale Zerrissenheit aller Personen nicht nur sinnbildlich in Szene zu setzen. Seine Charakterzeichnungen sind teilweise sogar phänomenal. David beschreibt die Gefühllosigkeit der eingesperrten Zylonin wirklich beeindruckend; ebenso toll gelingt ihm das Profil der völlig verwirrten Laura Roslin, der zentralen Figur dieses Romans, welche diesen Part aber durchaus überzeugend ausübt. Der einzige Kritikpunkt besteht in der fehlenden Detailfülle auf den letzten Seiten. Das Tempo ist bis hierhin sehr angenehm, wenn auch nicht übertrieben schnell, wird dann aber plötzlich angezogen und lässt somit einen Eindruck entstehen, als müsse nun rasch alles vorbeigehen. Auch wenn das Ende inhaltlich befriedigend ist und der Cliffhanger gar fantastisch herüberkommt, hätte man sich hier doch noch einige zusätzliche Nuancen gewünscht.

Dennoch: Peter David führt den eigentlich schon längst gekenterten literarischen Kampfstern wieder zurück auf den richtigen Kurs und präsentiert die mit Abstand beste Mission dieser neuen Reihe. Trotz oder gerade wegen der Reduzierung der Action ist „Sagittarius is bleeding“ ein Feinschmeckerwerk für Science-Fiction-Liebhaber und endlich das Highlight, welches man sich unter diesem Titel von Beginn an versprochen hatte. Danke, Mr. David!

http://www.paninicomics.de/

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