Uderzo, Albert – Gallien in Gefahr (Asterix 33)

|Wer kennt das Paar nicht? Der Kleine und der Dicke, alias Asterix und Obelix. In ihrem neuen Abenteuer „Gallien in Gefahr“ teilt Albert Uderzo Seitenhiebe in Richtung des Superhelden-Genres aus. Die charakteristische Eigenständigkeit seiner beiden Helden scheint ihn schon lange nicht mehr zu interessieren.|

Hat man einmal einen gewissen Status an Popularität erreicht, gibt es kein Zurück mehr. Asterix und Obelix bilden da keine Ausnahme. Sie sind Ikonen unserer Zeit. Im ewigen Kampf mit den Römern stehen sie für Herzlichkeit und Lebensfreude, für Eigenständigkeit und Individualität.

Inzwischen schert sich Albert Uderzo nicht mehr um den Charme und die Liebenswürdigkeit seiner beiden gallischen Helden. Seit Szenarist und Miterfinder René Goscinny 1977 gestorben ist, hat der Zeichner auch die inhaltliche Federführung übernommen. Die einst so unterhaltsame und avantgardistische Serie befindet sich auf dem Rückzug und hat dabei im letzten Sommer einen weiteren Tiefpunkt angesteuert.

Während die frankobelgischen Kollegen Spirou und Fantasio immer wieder versuchen, den Spagat zwischen Tradition und Modernisierung zu meistern, haben die Verlagsherren von Asterix und Obelix jeglichen Anspruch aufgegeben. Die traurige Lesewirklichkeit des neuen Bandes sieht so aus: Das berühmte gallische Dorf wird von Außerirdischen heimgesucht. Fliegende Klone im Superhelden-Kostüm schweben über dem so lieb gewonnenen gallischen Dorf. Angeführt wird die Truppe von Tuun, einer außerirdischen Mischung aus Schlumpf und Pumuckl. Er ist auf der Suche nach dem Zaubertrank, um sich gegen eine andere, bösartige Alienspezies zur Wehr zu setzen. Kurzum: Die Ideen sind aus – es lebe die Trotzdem-Veröffentlichung.

Aber nicht so voreiligt. Nehmen wir einmal an, Uderzo hätte wirklich ein Interesse daran, den knubbeligen Lila-Alien Tuun vom Stern Tadsyweni ins Asterix-Universum einzuführen. Was abseits dieser Extravaganz bleibt, ist eine über alle Maßen geistlose Handlung. Eigentlich geht es nur um die Frage, wer wem kräftig auf die Schnauze haut. Nebenbei werden alle signifikanten Markenzeichen der Serie hintereinander abgefrühstückt. Asterix, sonst ein Freund raffinierter Winkelzüge und Tricksereien, benimmt sich wie ein cholerischer Hamster im Laufrad. Denn trotz des Zaubertranks waren Asterix und Obelix niemals Berserker. Schlagdraufundschlus war nicht ohne Grund der Name eines römischen Legionärs.

Das neue Asterix-Abenteuer ist eigentlich gar kein Asterix-Abenteuer. Es hat sich seine Seele nicht verdient und straft seine Titelfiguren hart ab. Ebenso wie den Leser, der einfach nicht vergessen kann, wie die beiden frechen Gallier einst Cäsar die Lorbeeren vom Kopf stahlen.

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