Heitz, Markus – Mächte des Feuers, Die

|“Siegfried bekämpfte sie.
Beowulf starb durch sie.

Der heilige Georg tötete einen. Einen von vielen. Es gab sie schon immer, zu allen Zeiten, in allen Kulturen der Völker der Welt. Babylonische Könige, antike Helden, römische Gelehrte, christliche Streiter standen ihnen gegenüber. Unzählige Schriften, vom Gilgamesch-Epos bis zur Bibel, zeugen davon. Die Schrecklichsten unter ihnen trugen Namen wie Leviathan, Tiamat, Hydra, Python, Jörmungand, Grendel, Tarasque oder Fafnir – einst als Ungeheuer gefürchtet, dann von Helden nahezu ausgerottet. Nahezu …

Noch immer kriechen oder fliegen ihre vielgestaltigen Nachkommen aus ihren Verstecken, verbreiten Schrecken unter uns Menschen, bis wackere Kämpfer erscheinen, um sie zu bezwingen, wie es Generationen von Kämpfern vor ihnen taten.

Bis heute.

Bis 1924.

Wir wollen ihnen ein Denkmal aus Worten und Bildern bauen.“|

(Vorwort zur Serie „Drachentöterinnen und Drachentöter im Verlauf der Jahrhunderte“ und aus „Die Mächte des Feuers“)

_Handlung_

„Die Mächte des Feuers“ spielt in einer Welt, die unserer Welt der goldenen 20er fast bis aufs Haar genau gleicht. Der einzige wirkliche Unterschied ist, dass es Drachen gibt und die Menschen auch davon wissen, mit allen daraus erfolgenden Konsequenzen.

Die Hauptperson Silena ist ein Nachfahre des heiligen Georgs, des biblischen Drachentöters. Ihre Linie und auch die Linien anderer Drachenheiliger jagen für einen Orden namens Officium Draconis, welcher der Kirche untersteht, die geschuppten Ungeheuer.

Sie hat sich der Jagd in der Luft verschrieben, und erlegt ihre Gegner im Zweikampf in der Luft mit dem Flugzeug. Ihre Brüder sind ebenfalls Großmeister des Officums. Doch diese kommen bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz ums Leben, so dass Silena nunmehr der letzte Nachkomme des heiligen Georgs ist. Silena entdeckt Kratzspuren am Flugzeugwrack ihrer Brüder. Dies bestätigt sie in der Annahme, dass diese Opfer eines Anschlages der Drachen geworden sind. Silena sinnt auf Rache. Doch da sie die Letzte ihrer Linie ist, befiehlt ihr der Erzbischof, den Kampf einzustellen und erst einmal für den Erhalt der Linie zu sorgen. Sprich: sich einen netten Mann zu suchen und Kinder zu bekommen. Doch nach einigen merkwürdigen Diebstählen und Morden an Drachentötern wird Silena nach London geschickt.

Dort trifft sie nicht nur einen furchterregenden, schwarzen Drachen mit sechs Köpfen, sondern sie bekommt auch Hilfe von einem russischen Hellseher, einem französischen Medium und einem englischen Versicherungsdetektiv. Doch auch die Mächte des Feuers, eine Vereinigung aus uralten Drachen, welche die Geschicke der Menschheit schon seit Jahrtausenden leiten, haben bereits ein Auge auf die Großmeisterin geworfen.

_Der Autor_

Markus Heitz, Jahrgang 1971 lebt zusammen mit seiner Frau in Zweibrücken. Mit seiner Romanreihe um [„Die Zwerge“, 2941 für deren dritten Teil er mit dem „Deutschen Phantastikpreis“ ausgezeichnet wurde, und seinem „Ulldart“-Zyklus gehört er zu den erfolgreichsten deutschen Fantasy-Autoren. „Die Mächte des Feuers“ führen ihn nun zu neuen phantastischen Ufern.

Wenn er nicht schreibt, schenkt er in seinem irischen Pub „Killarney“ Guiness und andere Köstlichkeiten aus.

_Mein Eindruck_

Markus Heitz hat es schon mit „Ritus“ und [„Sanctum“ 2875 geschafft, sich von der reinen Fantasy wegzubewegen und Realgeschehen mit Fantasy zu kombinieren. Bei „Die Mächte des Feuers“ erreicht diese Kombination nun ihre Renaissance, indem er die wohl klassischsten Fantasygeschöpfe schlechthin, nämlich Drachen, in unser 20. Jahrundert katapultiert. Genauer gesagt in die goldenen 20er desselben.

Dabei bezieht er auch reale Personen passiv mit in die Handlung ein, und erzeugt so eine gefühlte Autentizität beim Leser. So hat die Hauptfigur Silena etwa ihre Flugkünste bei keinem Geringeren als bei Manfred von Richthofen („Der Rote Baron“) erworben. Auch treibt er seine Späßchen damit, dass ein „aus Österreich stammender Nationalist bei einem Putschversuch in München zu Tode kam“. Allerdings bleiben die Realpersonen durchgehend im Hintergrund und werden eigentlich nur in Gesprächen der verschiedenen Personen erwähnt, ohne in die Handlung einzugreifen.

Wo wir gerade beim Thema sind, kommen wir zu den Charakteren des Buches. Die Charaktere sind eigentlich sehr gut gelungen, auch wenn speziell Silena einige Male etwas sehr merkwürdig, beinahe kindhaft reagiert, wie etwa bei der Szene im Nachtclub. Trotzdem ist der Charakter der Silena als starke Frau in einer Gesellschaft, die solche doch noch sehr mit Misstrauen bedachte, durchaus positiv und interessant; wie übrigens auch die anderen Figuren, beispielsweise der Hellseher Fürst Zadornov, das Medium Madame Satra oder auch der vermeintliche Versicherungsdetektiv Onslow Skelton, wobei mir der Fürst zugegebenermaßen am besten gefällt.

Ebenso hat sich Heitz auch bei den Drachen etwas einfallen lassen, denn es scheint sie in mannigfaltigen Variationen zu geben: von klein bis groß, äußerst intelligent bis tierhaft, flugfähig oder flugunfähig, mit einem, zwei, drei, vier, bis zu sieben Köpfen und in verschiedenen Farben, die jeweils etwas über den Drachen aussagen.

Aus diesen ganzen Teilen erschafft Heitz ein dichtes Netz aus Thriller, Fantasy und Action, das den Leser zwar die meiste Zeit im Dunkeln tappen lässt, aber dadurch nicht weniger fesselt, und dem damit, dass eigentlich die Drachen hinter den Entscheidungen von Regierungen und Völkern stehen, die sprichwörtliche Krone aufgesetzt wird. Der Plot mag zwar verwirrend sein, doch ist er gut durchdacht und führt so den Leser ein ums andere Mal an der Nase herum. So beginnt er, ähnlich wie bei „Die Zwerge“, mit einer Szene, bei welcher der Leser denkt, es handle sich bei der dort vorkommenden Figur um den Protagonisten, nur um eben diesen ziemlich schnell und ziemlich blutig zu Tode kommen zu lassen. Hier bleibt sich der Autor übrigens treu, denn bei „Die Mächte des Feuers“ ist die Todesrate relativ hoch. Hier sind vor allem die Szenen in Edinburgh oder im Hinterland der Stadt (See und schwarzer Drache) besonders blutrünstig, wobei Letztere wirklich richtig cool ist.

Immer wieder verblüfft mich die Kreativität von Heitz. So ziert etwa jedes neue Kapitel ein fiktiver Artikel, der sich mit den Drachentötern befasst. Hier werden dann auch verschiedene Drachentöterlinien und deren „Arbeitsmethoden“ erläutert. Hier auch wieder besonders komisch: Die Linie etwa des heiligen Ferdinand III. ist ausgestorben, weil dessen Nachfahren ihn fälschlicherweise für einen Drachentöter hielten. Andere Drachentöter etwa lassen sich verschlucken, um sich dann … na ja, denn Rest kann man sich ja denken.

Zu kritisieren gibt es ob dieser mannigfaltigen tollen Ideen eigentlich relativ wenig, auch wenn mir die Darstellung der goldenen 20er zu statisch rüberkommt. Der Flair dieser Zeit überträgt sich mir einfach nicht intensiv genug auf den Leser. Da dies aber so ziemlich der einzige Kritikpunkt an diesem Werk und die ganze Aufmachung ebenfalls sehr ansprechend ist, bleibt nur ein sehr positives Fazit.

_Fazit:_ „Die Mächte des Feuers“ ist ein rasanter Fantasy-Thriller, den ich regelrecht verschlungen habe. Heitz setzt sich hier selber neue Maßstäbe. Mal sehen, wie er diesen Roman zu toppen gedenkt.

http://www.die-maechte-des-feuers.de/

|Markus Heitz auf Buchwurm.info:|

[Interview mit Markus Heitz]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=56
[„Ritus“ 2351 (Buch)
[„Ritus“ 3245 (Hörbuch)
[„Sanctum“ 2875 (Buch)
[„Sanctum“ 4143 (Hörbuch)
[„Die Mächte des Feuers“ 2997
[„Kinder des Judas“ 4306
[„Die Zwerge“ 2823
[„Die Zwerge“ 2941 (Hörbuch)
[„Die Rache der Zwerge“ 1958
[„Der Krieg der Zwerge“ 3074
[„Schatten über Ulldart“ 381 (Die Dunkle Zeit 1)
[„Trügerischer Friede“ 1732 (Ulldart – Zeit des Neuen 1)
[„05:58“ 1056 (Shadowrun)
[„Die dritte Expedition“ 2098

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