|Es wird Zeit, seinen alten „Zimmergenossen“ aus der Kiste zu kramen und ihn zum Helden einer eigenen Welt zu machen. Wer kennt sie nicht, die Vorstellung, dass der liebste Teddy ein eigenes Leben führt. Hier könnt ihr es selber erleben.|
_von Sebastian Thies_
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Ein jeder dürfte ihn in seinen jungen Jahren gehabt haben: einen Freund und Gefährten, der in den dunklen Stunden beim Einschlafen an der Seite lag und mit seinem kuscheligem Fell die Sicherheit gab, dass einem die Monster, die unter dem Bett warteten, nichts anhaben konnten. Mit der Veröffentlichung von „Plüsch, Power & Plunder“ können nun auch jene, die es beim ersten Erscheinen verpasst hatten, ihrem alten Freund Leben einhauchen und ihn auf wahnwitzige Abenteuer schicken.
Während der Vorläufer noch ziemlich schlicht in der Aufmachung daherkam, hat das neue Regelwerk grafisch ziemlich aufgeholt. Das Softcover ist in Vollfarbe gehalten und die Zeichnungen bringen Leben ins Spiel(system). Die Bilder passen stimmig zum Thema und geben dem Buch den maximal zu erreichenden Knuddelwert. Mit 76 Seiten ist das Regelwerk zwar ziemlich dünn, enthält aber alles, um ein schnelles und auf die Geschichte konzentriertes Spiel zu leiten. Die Regeln haben sich zum Vorgänger nicht geändert (nach Ansicht des Autors, der leider sein altes Regelwerk nicht mehr vorrätig hat – man sollte halt niemals jemandem ein Buch leihen, der als Charakter einen Teddy spielt, der aussieht wie die Kreuzung aus einer Spinne und einer Schlange), aber die Texte sind komplett neu überarbeitet und sprühen vor Witz. Man merkt, dass hier Autor Ralf Sandfuchs seinen Spaß beim Schreiben hatte.
Für jene, die noch überhaupt nichts von diesem System gehört haben (und ich dachte immer, das „PP&P“ sich schon in der ganzen Rollenspielergemeinde herumgesprochen habe), hier noch ein paar Informationen zum System. Ja, man spielt hier wirklich einen Teddybär (und besonders viel Spaß macht es, wenn man dann noch das Exemplar, das man gerade im Spiel verkörpert, vor sich auf dem Tisch sitzen hat, da es der eigene Teddy aus jungen Jahren ist). Für diejenigen, die eine Erklärung benötigen, warum denn ihrem Teddy Leben eingehaucht worden ist und er nun die Fähigkeit hat, seinen eigenen Weg zu gehen, wird diese auch im Regelwerk gegeben. Es sei nur so viel dazu erwähnt: Es geht dabei um einen Planeten, der die Form eines Cheeseburgers hat und den Namen Woolworth trägt sowie um einige seiner Bewohner, die der Erde einen Besuch abstatteten.
Als Würfel benötigt man W6 und W% für das Spiel. Die Proben auf die vier Eigenschaften und die Fertigkeiten (hier gibt es solche grandiosen Dinge wie Ballen, Loses Auge und Türklinken runterdrücken, aber auch essenzielle Fähigkeiten wie Hacken oder Chemie) werden mit dem W% durchgeführt. Es ist alles ziemlich simpel gehalten, um einen schnellen Spielfluss, aber auch eine schnelle Charaktererschaffung zu erlauben.
In der Welt der Plüschtiere gibt es aber auch den Kampf. Hier kann sich der Teddy mit den verschiedensten Mitteln seiner Holzwolle erwehren. So kann er auf ein tödliches Arsenal von Schaschlikspießen, Tee-Eiern oder Kochlöffeln zurückgreifen. Ebenfalls besitzt er die Möglichkeit, gemeine Schusswaffen zu verwenden und den Gegner mit Zahnpasta, Senf oder Backofenreiniger zu beschießen. Wem dies aber zu barbarisch ist, kann auf die Teddy-eigene Kampfkunst Whum-Uä zurückgreifen. Wer einmal einen zünftigen „Partyzonen-Kick“ erleben musste, wird mit Ehrfurcht einen großen Bogen um die Meister des Nahkampfes machen.
Auch die Magie ist nichts Unbekanntes für Teddys. Hierbei liegt aber viel Verantwortung bei dem Spielleiter und dem Spieler selber, da sie die Zauber selber generieren müssen. Die Zauber werden durch Zaubersteine gewirkt, die miteinander kombiniert werden müssen, damit sie ihre Wirkung entfalten können, dies ist aber ziemlich vage gehalten, was den Vorteil hat, dass man schon mit einer kleinen Anzahl an Steinen ein großes Spektrum an Zaubern abdecken kann, wenn es denn der Meister zulässt.
_Fazit:_ „PP&P“ ist ein Spiel, bei dem man einfach mal auf die Schnelle ein bisschen Spaß haben kann. Ob es Gruppen gibt, die hier große Kampagnen spielen, sei mal dahingestellt, aber das dürfte auch nicht das Ziel der Entwickler gewesen sein. Für eine kleine Runde zwischendurch eignet es sich allemal und wird wohl jedem Spaß machen. Wer über den Preis von 23 Euro bei gerade mal knapp 80 Seiten meckert, sollte sich mal überlegen, wie viel Geld er für so manch anderes Quellenbuch ausgegeben hat, dass er so gut wie nie benutzt. Alleine das Lesen oder auch nur das Durchblättern erfreut. Die Investition dürfte sich für jeden Vielspieler, der mal zwischendurch etwas Auflockerung vom humorlosen Fantasy-Alltag braucht, lohnen.
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