Conan Doyle /Marc Gruppe / Herman Cyril McNeile – Gottes Mühlen (Sherlock Holmes – Folge 59)

Ein Meisterdetektiv auf Irrwegen

Der allseits beliebte Baronet Sir Peter Denne stirbt nach dem Abendessen in seinem Arbeitszimmer an einem Kopfschuss. Da keine Waffe zu finden ist, schließt Inspektor Lestrade auf Mord und nimmt alsbald einen Verdächtigen fest. Muriel Padston, die Nichte des Toten, zweifelt jedoch an Lestrades Ermittlungsarbeit und wendet sich an Sherlock Holmes. Sie tut dies nicht ganz uneigennützig, wie sich herausstellt … (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Hörbuch ab 14 Jahren.

Die Serie wurde mit dem „Blauen Karfunkel“ der Deutschen Sherlock Holmes-Gesellschaft ausgezeichnet.


Die Autoren

1) Herman Cyril McNeile (28. September 1888 – 14. August 1937), meist bekannt als Cyril McNeile der unter dem Namen „H. C. McNeile“ oder dem Pseudonym „Sapper“ veröffentlichte, war ein britischer Soldat und Schriftsteller der Nachkriegszeit. Er starb wahrscheinlich an den Spätfolgen eines Gasangriffs im Ersten Weltkrieg. Die Wikipedia bringt ihn an keiner Stelle in Zusammenhang mit Sherlock Holmes, was erstaunlich ist, denn McNeile schrieb in erster Linie Detektivgeschichten.

2) Sir Arthur Conan Doyle lebte von 1859 bis 1930 und gelangte mit seinen ca. 60 Erzählungen um den Meisterdetektiv Sherlock Holmes zu Weltruhm. Dabei begann der Mediziner, der eine eigene Praxis hatte, erst 1882 mit dem Schreiben, um sein Einkommen aufzubessern. Neben mystischen und parapsychologischen Themen griff er 1912 auch die Idee einer verschollenen Region (mit Dinosauriern und Urzeitmenschen) auf, die von der modernen Welt abgeschnitten ist: „The Lost World“ erwies sich enorm einflussreich und wurde schon 13 Jahre später von einem Trickspezialisten verfilmt. Schon 1913 ließ Doyle eine Fortsetzung unter dem Titel „The Poison Belt“ (dt. als „Im Giftstrom“, 1924) folgen.

3) Marc Gruppe ist der Autor, Produzent und Regisseur der erfolgreichen Hörspielreihe GRUSELKABINETT, die von Titania Medien produziert wird.

„Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs“

Folge 1: Im Schatten des Rippers
2: Spuk im Pfarrhaus
3: Das entwendete Fallbeil
4: Der Engel von Hampstead
5: Die Affenfrau
6: Spurlos verschwunden
7: Der Smaragd des Todes
8: Walpurgisnacht
9: Die Elfen von Cottingley
10: Der Vampir von Sussex / Das gefleckte Band / Der Fall Milverton / Der Teufelsfuß (Neuausgabe)
11: Das Zeichen der Vier (4/2014, Neuausgabe)
12: Ein Skandal in Böhmen (4/2014)
13: Der Bund der Rotschöpfe (5/14)
14: Eine Frage der Identität (9/14)
15: Das Rätsel von Boscombe Valley (10/14)
16: Der blaue Karfunkel
17: Die fünf Orangenkerne
18: Der Mann mit der entstellten Lippe
19: Der Daumen des Ingenieurs
20. Der adlige Junggeselle
21. Die Beryll-Krone
22. Das Haus bei den Blutbuchen
23. Silberblesse (6/16)
24. Das gelbe Gesicht (6/16)
25. Der Angestellte des Börsenmaklers (7/16)
26: Die „Gloria Scott“ (11/16)
27: Das Musgrave Ritual (12/16)
28: Eine Studie in Scharlachrot (2 CDs)
29: Die Junker von Reigate
30: Der bucklige Mann
31: Der Dauer-Patient
32: Der griechische Dolmetscher
33: Das graue Haus
34: Die quietschende Tür
35: Der Hund der Baskervilles (2 CDs)
36: Das unheimliche Pfarrhaus
37: Der verschwundene Kutscher
38: Das Haus mit den Zwingern
39: Eine Frage des Teers
40: Die dritte Botschaft
41: Mayerling (2 CDs)
42: Der Tote im Extra-Waggon
43: Der Zuträger
44: Der zweite Hund
45: Harry Price und der Fall Rosalie
46: Der Mann in Gelb
47: Das verlassene Haus
48: Der Gezeitenstrom
49: Das Grauen von Old Hall
50: Ludwig II. – Der Tod im Würmsee (2022)
51: Was das Feuer übrigließ
52: Der stille Tod
53: Der maskierte Tod
54: Tod eines Giftforschers
55: Geheimsache Styles Court
56: Der Mann im Speisewagen
57: Die vierte Flasche
58: Das Musikzimmer
59: Gottes Mühlen
60: Der zehnte Earl
61: Die Spuren auf der Treppe
62: Mr. Marburys Hände
63: Der Lumpensammler von Paris

Die Sprecher/Die Inszenierung

Die Sprecher und ihre Rollen:

Joachim Tennstedt: Sherlock Holmes
Detlef Bierstedt: Dr. John Watson
Fabienne Hesse: Muriel Padston
Jesse Grimm: Charles Denne
Lutz Reichert: Inspektor Lestrade
David Berton: George Denne
Ferdi Özten: Mr. Jacobsen
Thomas Balou Martin: Sir Kenneth Paine

Die Macher

Regie führten die Produzenten Marc Gruppe und Stephan Bosenius. Die Aufnahmen fanden bei Titania Medien Studio, Advertunes, bei AMI Productions und in den Planet Earth Studios statt. Alle Illustrationen – im Booklet, auf der CD – trugen Ertugrul Edirne und Firuz Askin bei.

Handlung

Ein Baronet ist in den Midlands ermordet worden, und sofort wittert Holmes einen neuen Fall für sich. Todesursache scheint ein Kopfschuss gewesen zu sein. Dass ausgerechnet Inspektor Lestrade in dem Fall ermittelt, lässt indes nichts Gutes erwarten. Wie so häufig geht es den Erben darum, das Vermögen zu erben, doch was heißt schon „rechtmäßig“, wenn es unter ihnen womöglich einen Mörder gibt? Wie auch immer: Muriel Padston, die Nichte des verstorbenen Lord Peter Denne, hat sich an Holmes gewandt.

Nun tritt diese blendende Schönheit in Holmes‘ bescheidenes Heim, Dr. Watson ist erwartungsgemäß sprachlos und von den Socken. Er verhaspelt und wiederholt sich, aber zumindest schafft er es, ihr einen Tee zu kredenzen. Sie berichtet von der Erbsituation, die nicht ganz einfach ist. Rechtmäßiger Erbe scheint – nach dem Tod des Sohnes Harry – der Neffe Charles zu sein, doch aus unerfindlichen Gründen wurde Charles zeitlebens von Lord Peter abgelehnt. Dabei ist Charles doch so ein liebenswerter Charakter! Holmes durchschaut Miss Padston wie mit einem Röntgenblick: Sie liebe Charles Denne! Muriel gibt es zu, ja, sie sei sogar schon heimlich mit ihm verlobt.

Na, prächtig, wo liegt dann das Problem, wundern sich Holmes und Watson. Muriel erklärt, dass Inspektor Lestrade Charles für den Mörder halte, nicht nur, weil er als Erbe ein Motiv habe, sondern auch, weil er, wie alle Adligen, ein Jagdgewehr besitze. Hinzukommt, dass, wie George Denne, ein weiterer Neffe, berichtete, Charles und der Lord einen heftigen Streit gehabt haben sollen, nur zwei Tage vor dem Mord. Klar, dass für Lestrade die Lage eindeutig sei. Zudem habe er unter dem Fenster zu Arbeitszimmer des Lords ein Taschentuch gefunden, das Charles‘ Initialen trage. Schon bald soll daher Charles der Prozess gemacht werden, und sie könne ihren Verlobten niemals in die Arme schließen! Ihrer Ansicht nach war der Täter einer der vielen Wilderer.

Nachdem sie gegangen ist, sind Holmes und Watson gebührend erschüttert und wegen Lestrade besorgt. Das Taschentuch war sicherlich eine Finte, um Charles Denne den Mord in die Schuhe zu schieben. Doch wer ist dann der wahre Mörder? Er muss ein wasserdichtes Alibi haben!

Am Tatort

Auf Horsham Grange gehen alle Dinge inzwischen den Bach runter: Charles ist verhaftet und sitzt im Knast, Muriel ist in Tränen aufgelöst, Butler Synton keine Hilfe, Großbauer Dillon ein weiterer Belastungszeuge. Holmes konzentriert sich auf diesen George Denne, immerhin ebenfalls ein potentieller Erbe. Er sei zur Tatzeit aus London nach Yorkshire gefahren, dann im nahen Grantham umgestiegen. Lestrade hat seinen Fahrschein gezeigt bekommen: George habe ein wasserdichtes Alibi, Charles hingegen keines. Immerhin: Lestrade hat Muriel Padston nie verdächtigt.

Nach der Beerdigung

Sobald Lord Peter bestattet ist, soll Charles der Prozess gemacht werden. Jetzt wird es ganz schön eng für ihn, , die Schlinge des Galgens zieht sich quasi zu. Holmes reist unverrichteter Dinge nach London zurück. Doch auf einmal nennt er sich einen Dummkopf, und das in Watsons Gegenwart! Wie konnte er nur so blind sein?! Watson traut seinen Ohren kaum.

Bei einer eilends arrangierten Zusammenkunft in Holmes‘ Heim in der Baker Street 221B treten auf: Inspector Lestrade, Sir Kenneth Paine, Charles‘ Verteidiger, ein gewisser Mr. Jacobsen, seines Zeichens Wagenmacher aus Yorkshire, und schließlich George Denne. Den Ausgang dieses Treffens könnte Watson nur als „denkwürdig“ bezeichnen…

Mein Eindruck

Eine romantische Liebesbeziehung steht auf dem Spiel! Das schlägt eine besonders empfindsame Saite in Dr. Watsons Herz an, und auch Holmes, der kühle Kopf, scheint genügend motiviert, dieser Liebe zu einer Zukunft zu verhelfen. Doch ihn treibt mehr sein Sinn für Gerechtigkeit – und das bringt ihn auf direkten Kollisionskurs mit Inspektor Lestrade. Der Inspektor ist wie immer ein Freund der einfachen Lösungen, und auch hier tippt er auf das Offensichtliche: Charles muss seinen eigenen Onkel aus niederen Beweggründen getötet haben.

Zwei Ermittlungen

Geschickt führt die Handlung ein Indiz um das andere gegen Charles Denne auf, der dem Galgen immer banger entgegenblickt. Die Handlung treibt in Richtung eines Justizskandals – es wäre nicht der erste in der Geschichte der britischen Justiz. Holmes ermittelt, wie es sich gehört, in alle Richtungen. Was er dabei herausfindet, erfahren wir erst im finalen Showdown.

Showdown

Diese finale Aussprache sucht ihresgleichen in der langen Reihe der Holmes-Fälle, die Titania Medien inszeniert hat. Gemäß den Anweisungen des Meisterdetektivs müssen sich alle außer ihm erst einmal in das angrenzende Schlafzimmer verfügen, dann erst darf der Hauptverdächtige eintreten. Der ahnt natürlich noch nichts von Holmes‘ Absichten und empört sich zu Recht über gewissen Verdächtigungen und sogar Anschuldigungen.

Dabei spielt eine Art Personalausweis, der verloren wurde, eine Hauptrolle als Hinweis auf die Identität des Täters. Das Alibi des Verdächtigen löst sich in Luft auf. Der beste Trick des Meisterdetektivs besteht jedoch darin, den Verdächtigen sich selbst entlarven zu lassen. Das ist ganz schön gewitzt, und es darf gelacht werden. Dass es relativ unwahrscheinlich ist, dass in England jemals eine Art Personalausweis mitgeführt werden musste (sicher nicht von Damen), steht auf einem anderen Blatt. Heute ist das jedenfalls nicht der Fall, soweit ich informiert bin.

Die Inszenierung

Die Sprecher

Dr. Watson, gesprochen von Detlef Bierstedt, nimmt die Stelle des zweifelnden gesunden Menschenverstandes gegenüber Holmes ein, welcher ein getriebener Junkie der Vernunftarbeit zu sein scheint. Watson ist der Gemütsmensch, ein Jedermann mit dem Herz auf dem rechten Fleck, aber auch ein kenntnisreicher Mediziner. Außerdem fungiert er als Chronist, hat also Einfluss auf die Auswahl der hier präsentierten „geheimen“ Fälle des Meisterdetektivs.

Sherlock Holmes

Nicht so gut gefällt mir Joachim Tennstedt als Sherlock, denn was er in diese Figur hineinlegt, ist sehr sympathisch und humorvoll. In dieser Episode lernen wir einen recht kleinmütigen Meisterdetektiv kennen, der an sich und seinem Vorgehen zweifelt. Es kommt nicht oft vor, Holmes in solch verzweifelter Lage zu sehen. Aber er kriegt am Schluss doch die Kurve und spielt seine Karten souverän aus, um den Täter zu entlarven.

Dr. John H. Watson

Dr. John H(amish) Watson ist das genaue Gegenteil seines Freundes: jovial, höflich, frauenfreundlich und durchweg emotional, außerdem glücklich verheiratet. Leider sind seine logischen Schlüsse von dementsprechend unzulänglicher Qualität. Das war zu erwarten und dürfte keinen überraschen. Sobald eine schöne Frau auftritt, ist er von ihr hingerissen, was auch beim Auftritt von Muriel Padston der Fall ist – komplett mit schmachtenden Streichern im Hintergrund.

Nebenfiguren

Die wichtigste Nebenfigur neben Holmes und Watson ist zweifelsohne Muriel Padston. Sie wird Fabienne Hesse mit Charme und Anteilnahme dargestellt, einmal schluchzt sie auch, als die Sprache auf Charles Denne kommt.

Jesse Grimm spricht Charles Denne, einen recht aufrichtig wirkenden jungen Mann, der dennoch einen Streit mit seinem Onkel hatte, der ihn ins Zwielicht rückt.

Lutz Reichert stellt auf seine unverwechselbare Weise den sturen und auch ein wenig einfältigen Inspektor Lestrade dar, der Watson und Holmes in so manchem Fall einen Lachanfall verschafft – wenn ihr nicht gerade auf den Geist geht.

David Berton hat als George Denne nur wenige kurze Auftritte, zunächst in Rückblenden, dann im Showdown. Was wir von ihm zu halten haben, bleibt angesichts seiner Schläue und seines neutralen Verhaltens lange unklar. Aber man sollte bedenken: Wenn sein Cousin Charles Denne gehängt wird, erbt er alles.

Ferdi Özten spricht mit „Mr. Jacobsen“ eine zwar kleine, aber eminent wichtige Rolle. Glücklicherweise verwirrt er den Hörer nicht mit dem starken Akzent eines echten Yorkshire-Mannes, sondern klingt gar normal. Er ist auch nicht arrogant oder selbstgefällig, sondern nur ein einfacher Handwerker, der ein paar wichtige Indizien beisteuert.

Thomas Balou Martin ist als Sir Kenneth Paine die Autorität in Person. Doch mit Autoritäten ist es so eine Sache: Sie können positiv oder negativ wirken, wenn sie nicht schon voreingenommen sind. Paine ist zum Glück als Charles Dennes Verteidiger auf der Seite von Leben und Liebesglück, doch er behält sich sein Urteil über das, was Holmes vorzubringen hat. Paine bringt auch den titelgebenden Spruch: „Gottes Mühlen mahlen langsam, aber gerecht.“

Geräusche

Eine große Vielfalt von Geräuschen verwöhnt das Ohr des Zuhörers. Der Eindruck einer real erlebten Szene entsteht in der Regel immer. Papierrascheln, klappernde Teetassen, gluckernder Tee, quietschende Türen, über den Boden schurrende Stühle, allenthalben knisterndes Kaminfeuer im Anwesen, allerdings kaum Naturgeräusche außer einem Gewitter im Hintergrund – all diese Samples setzt die Tonregie zur Genüge ein, um einer Szene eine Fülle von realistisch klingenden Geräuschen zu vermitteln. In einer Szene stehen Holmes und Lestrade offenbar in einem Bahnhof, um über George Denne zu reden. Im Hintergrund sind Stimmen zu hören, allerdings sind sie so leise, dass sie nicht stören.

Die Musik

Das Intro, eine Art flott-dezente Teemusik, bildet den heiter-beschwingten Auftakt des Hörspiels und deutet die häusliche Idylle von Baker Street 221B an. Von einem Score im klassischen Sinn kann keine Rede mehr sein. Hintergrundmusik dient vor allem dazu, eine düstere oder angespannte Stimmung zu erzeugen, und zwar nur dort, wo sie gebraucht wird. Als Muriel Padston auftritt, schwelgt die Musik in Romantik. Jeder kann verstehen, wie sie sowohl Watson als auch Charles Denne betört hat. Am Schluss klingt die Musik entspannt und langsam aus, so dass der Hörer weiß, dass nun alles in Ordnung ist.

Das Booklet

Das Titelmotiv zeigt eine Szene, in der sich der Meisterdetektiv eine Pfeife ansteckt. Erstaunlich, was der Künstler aus einem einzigen Funken aus einem Zündholz und dem Pfeifentabak geschaffen hat: das archetypische Porträt des Meisterdetektiv inklusive Deerstalker-Kappe.

Im Booklet sind die Titel des GRUSELKABINETTS und der HOLMES-Reihe verzeichnet. Die letzte Seite zählt sämtliche Mitwirkenden auf. Die CD und der Einleger sind mit den Sherlock-Holmes-Motiven versehen, die die Reihe von Anfang an begleitet haben.

Unterm Strich

Holmes auf Irrwegen? Diese schon fast unglaublich klingende Beobachtung seines Freundes Watson versetzt den Hörer nicht nur in Erstaunen, sondern auch in Spannung. Schließlich gilt es das Lebensglück zweiter Liebender zu retten, da kann doch der Meisterdetektiv nicht einfach versagen! Doch keine Bange: Holmes kriegt auch diesmal – dank harter Ermittlungsarbeit – die Kurve und überführt im finalen Showdown den wahren Täter. Da kann sich Lestrade gleich mal vor Ärger und Frust in den Allerwertesten beißen.

Zum Titel

Da dies das titelgebende Motto ist, verdient der Satz „Gottes Mühlen mahlen langsam, aber gerecht“, eine genauere Betrachtung. Sir Paines Spruch ist eine Abwandlung einer Vorlage. In Deutschland wurde Friedrich von Logaus Epigramm „Strafe“ sprichwörtlich: „Gottes Mühlen mahlen langsam, mahlen aber trefflich klein. / Ob aus Langmut er sich säumet, bringt mit Schärf‘ er alles ein. “ Hieraus ist wohl auch die verkürzte Wendung „langsam, aber sicher“ entstanden.

Logau wiederum hat sich auf einen antiken Autor gestützt: Die früheste bekannte Verwendung dieses Ausdrucks stammt vom griechischen Philosophen Sextus Empiricus ((https://de.wikipedia.org/wiki/Sextus_Empiricus)) aus dem 3. Jahrhundert, der schrieb: „Die Mühlen der Götter mahlen langsam, aber sie mahlen klein.“ Sextus Empiricus übte mit seinem Skeptizismus einen beträchtlichen Einfluss auf das Denken des 16. bis 18. Jahrhunderts aus, etwa auf das Denken von Michel de Montaigne ((https://de.wikipedia.org/wiki/Michel_de_Montaigne)). Vom Skeptizismus könnte sich heute im Zeitalter von Fake News. „alternativen Fakten“ und anderen Methoden der Irreführung und Täuschung so mancher Politiker eine Scheibe abschneiden. Man sollte Montaignes „Essays“ mal wieder zur Hand nehmen.

Das Hörspiel

Die professionelle Inszenierung, die filmreife Musik und bekannte Stimmen von Synchronsprechern und Theaterschauspielern einsetzt, bietet dem Hörer ein akustisches Kinoerlebnis, das man sich mehrmals anhören sollte, um auch die Feinheiten mitzubekommen. So tappt Holmes ja diesmal lange im Dunkeln, bis er durch Ermittlungsarbeit, die „offscreen“ stattfindet und daher nicht interessiert, eine Erleuchtung erlangt, wie sich die ganze Sache in Wahrheit verhält. Im Showdown bringt er alle Argumente vor und trickst, bis einem schwindlig wird.

Die Sprecherriege für diese HOLMES-Reihe ist höchst kompetent und renommiert zu nennen, handelt es sich doch um die deutschen Stimmen von Hollywoodstars wie John Malkovich (Tennstedt) und George Clooney (Bierstedt), auch Fabienne Hesse, Lutz Reichert und Thomas Balou Martin sind mir als Synchronsprecher*innen bekannt. Lediglich in der Anfangsszene werden die Stimmen vom ständigen Blubbern eines Samowars beeinträchtigt.

Auch jungen Menschen, die sich einfach nur für spannende Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lässt sich das Hörspiel empfehlen. Es ist leicht verständlich, ohne unspannend zu sein, ist wirkungsvoll inszeniert, und die Stimmen der Hollywoodstars Clooney und Malkovich vermitteln das richtige Kino-Feeling. Der finale Showdown erinnert an gewisse Detektivgeschichten um Hercule Poirot oder Nero Wolfe, ist aber noch trickreicher.

CD: über 72 Minuten.
ISBN-13: 978-3785785935

www.titania-medien.de

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