Margaret Weis & Tracy Hickman – Himmelsstürmer (Die Vergessenen Reiche 1)

Manchmal merkt man, dass man alt wird. Mit einer Tasse heißer Schokolade bewaffnet, setze ich mich gemütlich an eine Besprechung der Saga „Die Vergessenen Reiche“ und recherchiere ein wenig zu aktuellen Informationen dazu, nur um festzustellen, dass es zehn (!) Jahre her ist, seit ich mir meine Paperback-Version der sieben Bände zulegte und es inzwischen – natürlich – eine Taschenbuchversion dazu gibt, die zudem nur zwei Drittel dessen kostet, was ich dazumal dafür hinlegte. Gut, der leidlich zerfledderte Zustand der Bücher hätte mir eigentlich Hinweis genug sein sollen. Das habe ich gerade gebraucht, wo bleibt mein Rollstuhl? Aber dennoch: Auf geht’s! Mir nach!

Die Namensgebung im Deutschen für dieses Meisterwerk von einem Fantasy-Epos ist etwas irreführend; im Original nennt sich der Zyklus „The Death Gate“. Diese Glanzperle der Genremeister Weis und Hickman – Ja, eben jene, die auch die Bücher der Drachenlanze in die Welt setzten – hat nichts mit der gleichnamigen Welt von AD&D zu tun; doppelt irreführend, da die Drachenlanze ebenfalls zum AD&D-Multiversum zählt.

Beschrieben wird eine Welt, die vor längst vergessener Zeit in vier Welten zersplittert wurde, die jede für sich existieren und nur über spezielle Tore im Herzen der Welten miteinander verbunden sind. Eine elementare Bedeutung haben dabei der Nexus als Welt zwischen den Welten sowie das Todestor. Zwei mächtige magische Völker, die Patryn und die Sartan, längst verschwunden und zu Mythen für die Kinder geworden, scheinen mit dem Geheimnis um diese Welten verbunden zu sein und Haplo, ein Runenmagier, durchströmt von Alter Magie, scheint vom Schicksal auserkoren, dieses Geheimnis zu lüften und die Welten vor einem drohenden Untergang zu bewahren. Auf seinen atemberaubenden Reisen durch die Gefilde dieser detailreichen und überaus lebendigen Romanwelt begegnen ihm Alfred, ein kauziger Diener, der jedem Leser direkt ans Herz wachsen wird; Hugh Mordhand, ein etwas ungewöhnlicher Meuchelmörder; Limbeck, ein Prachtexemplar von einem Zwergen (die Zwerge sind ohnehin meine heimlichen Helden dieser Saga, die Beschreibungen sind schlichtweg der Hammer) und natürlich noch so einige Dutzend Wegbegleiter mehr, denn nahezu 3.000 Seiten Gesamtumfang bieten reichlich Raum für Begegnungen aller Art.

Es ist unglaublich, mit welcher Lebendigkeit die Welten von den Autoren erfüllt werden, wie plastisch, glaubwürdig und charakterintensiv die Hauptfiguren zu ständigen, lieb gewonnenen Begleitern des Lesers werden. Allein durch die umfassenden, faszinierend detaillierten Anhänge jeden Bandes mit Informationen zur Welt und besonders zur Magie und magischen Konstrukten laden ein, die vier Welten zu erkunden: Arianus, das Reich des Himmels; Pyran, das Reich des Feuers; Abarrach, die Welt der Steine und Nekromanten (eine erschreckende Vision, die mich damals regelrecht um den Schlaf brachte) und Chelestra, die Welt des Wassers.

Die Geschichte selbst möchte ich nicht anschneiden, der Leser soll selbst eintauchen in die Reiche der Fantasie und der Magie und Teil dieser Welt werden, die ihn sicherlich ebenso wie mich in ihren Bann ziehen wird. Ich habe seither nie wieder etwas derart Erstaunliches, Herausragendes, Bewegendes und Kraftvolles im Sektor der Fantasy-Zyklen gelesen wie „Die Vergessenen Reiche“, die auch heute noch dem „Herr der Ringe“ allemal den Rang ablaufen. Ketzerische Töne, ich weiß, und die Beutlins dort draußen dürfen mich jetzt gern zu Tode kitzeln. Aber während ich bei Mr. Tolkien noch immer gelangweilt bei Seite 150 kapituliere – dennoch Respekt für die mythische Macht seines Epos’ und die Tiefe seiner Welt! – , habe ich „Die Vergessenen Reiche“ in einer Woche förmlich in mich hinein gefressen und lebte während dieser Zeit für und in der Welt von Weis und Hickman.

Insgesamt erschienen folgende Bände im Taschenbuchformat (obige Angaben beziehen sich auf den ersten Band):

Himmelsstürmer
Elfenstern
Feuersee
Drachenmagier
Drachenelfen
Irrwege
Das siebte Tor

Taschenbuch: 603 Seiten
Besprochene Auflage: 1999
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