Huston, Charlie – Ein gefährlicher Mann

Anfangs war der sympathische Verlierertyp Hank Thompson noch [„Der Prügelknabe“. 1469 Durch Zufall und weil er ein so netter Kerl ist, der nichts Böses ahnt, gerät er in einer Auseinandersetzung unter Gangstern zwischen die Fronten. Doch Hank hat eine gehörige Portion Glück und so gelingt ihm die Flucht – im Gepäck viereinhalb Millionen Dollar, die nicht wirklich ihm gehören.

Und so wird aus dem Prügelknaben [„Der Gejagte“. 1518 Hank setzt sich nach Mexiko ab und lebt ein gemütliches Leben zwischen Bungalow und Strandbar. Das geht aber nur so lange gut, bis in Hanks geliebter Strandbar ein Typ mit russischem Akzent auftaucht. Hanks geheimes Leben in Mexiko droht aufzufliegen und so tritt er erneut die Flucht nach vorn an. Zurück in den USA, zieht Hank schon bald wieder eine Spur der Verwüstung hinter sich her, doch so sehr Hank auch zu entkommen versucht, am Ende hat David Dolokhov, ein russischer Gangsterboss, Hank in der Hand. Und Hank hat nicht einmal mehr die viereinhalb Millionen Dollar parat, um sich freizukaufen.

Hank hat keine andere Wahl als in den Dienst von David zu treten, und so wird er „Ein gefährlicher Mann“. Mit David ist vereinbart, dass Hank für ihn als Schläger und Killer arbeitet und David im Gegenzug das Leben von Hanks Eltern verschont. Hank macht, was von ihm verlangt wird, aber er selbst geht dabei vor die Hunde. Er verliert jeglichen Lebensmut und übersteht die meisten Tage nur zugedröhnt mit Tabletten.

David bleibt die schlechte Verfassung seines geheimen Schützlings nicht verborgen, und so setzt er Hank bald auf einen neuen Auftrag an, der etwas weniger düster ist: Hank soll den aufstrebenden Baseballstar Miguel Arenas als Bodyguard beschützen. Arenas hat aufgrund seiner Spielsucht einen riesigen Berg Schulden bei David. Davids Plan ist es, Miguel von sich abhängig zu machen. Unter Hanks Aufsicht soll Miguel weiter Schulden aufhäufen, damit er als Profibaseballer manipulierbar wird.

Doch nebenbei hat Hank noch andere Sorgen. Davids Schwägerin Anna (deren Sohn Mickey in Mexiko von Hank umgebracht wurde) schwört Rache und will Hank aufspüren und notfalls mit Hilfe ihrer beiden skrupellosen, russischen Neffen ermorden. Es kommt zum Showdown in New York, wo sich schon bald die Ereignisse überschlagen …

Bereits mit den ersten beiden Teilen seiner Trilogie um den sympathischen Verlierertypen Hank Thompson hat Charlie Huston, von Haus aus Drehbuchautor, bewiesen, dass er sein Handwerk versteht. Ein Buch der schnellen Schnitte – hart, lakonisch und temporeich erzählt. Die Geschichte ist für eine Verfilmung prädestiniert und so verwundert es nicht, dass die Filmrechte bereits nach Hollywood verkauft wurden. Für „Der Gejagte“ wurde Charlie Huston obendrein mit dem Edgar Award, dem wichtigsten amerikanischen Krimipreis, belohnt.

Huston versteht es, einen actiongeladenen Plot mit rabenschwarzem Humor zu verquicken und hat mit Hank Thompson eine Hauptfigur erschaffen, der man viele Sympathien entgegenbringen kann. Hank schliddert im ersten Band der Reihe so unverhofft in die Geschichte, wie es jeden Menschen treffen könnte. Seine Hilfsbereitschaft wird damit belohnt, dass er zwischen die Fronten einer Auseinandersetzung unter Gangstern gerät. Für Hank geht es dabei ums nackte Überleben, und um mit heiler Haut aus der Sache rauszukommen, muss er schon bald Gewalt anwenden.

Dadurch verliert er im Laufe der Reihe natürlich ein paar Sympathiepunkte. Hanks Weg durch die Geschichte ist gepflastert mit Leichen, dennoch bleibt er durchaus sympathisch. Hank versucht mit allem, was er tut, das Leben seiner Eltern zu schützen, das der Gangsterboss David Dolokhov quasi als Pfand für Hanks Loyalität missbraucht. Die eingebüßten Sympathiepunkte erobert Hank Thompson sich dabei zum Ende der Geschichte wieder zurück. Huston beendet die Geschichte so, dass Hank einem wieder so sympathisch ist wie ganz am Anfang – und das durchaus glaubwürdig.

Auch ganz grundsätzlich betrachtet, ist „Ein gefährlicher Mann“ ein stimmiger Schlusspunkt der Trilogie. Huston führt die Geschichte gelungen und glaubwürdig zu Ende und rundet die Geschichte damit auf gelungene Weise ab. Zwar wirkt der letzte Teil nicht mehr ganz so spritzig und humorvoll, wie es gerade beim zweiten Teil „Der Gejagte“ der Fall ist, dennoch führt Huston die Geschichte auf stimmige Weise fort. Der Humor konzentriert sich in diesem Band vor allem auf den Starkult, den die „Fans“ von Hank Thompson um den meistgesuchten Mann Amerikas in Internet zelebrieren. Letztendlich fällt der letzte Teil gerade anfangs um einiges düsterer aus. Hank ist drauf und dran, den Lebensmut völlig zu verlieren. Ohne Tabletten läuft eigentlich nichts mehr und sein Dasein ist dermaßen trostlos, dass die humorvolle Note des Vorgängerbandes zwangsläufig weniger ausgeprägt ist.

Seinem Stil bleibt sich Huston ansonsten treu. Schnelle Schnitte, wie in einem Actionfilm, harte, ungeschönte Beschreibungen, die auch mit Brutalität nicht geizen, und Dialoge mit vielen F-Wörtern. Charlie Huston lässt sich innerhalb des Krimigenres eben eher der Hard-Boiled-Ecke zuordnen.

Für Quereinsteiger ist „Ein gefährlicher Mann“ übrigens absolut ungeeignet. Wer nicht weiß, was vorher alles schon passiert ist, der wird kaum folgen können. Da sich die Bücher von Charlie Huston aber ohnehin in Rekordzeit durchlesen lassen, da sie äußerst locker und flott geschrieben sind, kann das eigentlich niemanden stören.

Bleibt unterm Strich festzuhalten, dass Charlie Huston mit „Ein gefährlicher Mann“ einen stimmigen Schlusspunkt für seine Hank-Thompson-Trilogie geschaffen hat. Wer schon die Vorgängerbände mochte, der wird auch an diesem Band seine wahre Freude haben. Hank Thompson bleibt ein Sympathieträger in einem temporeichen und mitunter ziemlich blutigen Plot. Actionreiches, rasantes und mitunter schwarzhumoriges Kopfkino, das über alle drei Teile der Reihe zu überzeugen weiß. Das gelungene Finale rundet die Reihe stimmig ab und unterstreicht den guten Eindruck, den Charlie Huston mit den ersten beiden Bänden hinterlassen hat.

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