Kastura, Thomas – geheime Kind, Das

Nach „Der vierte Mörder“ und „Das dunkle Erbe“ legt Thomas Kastura mit „Das geheime Kind“ sein drittes Buch mit Kommissar Klemens Raupach vor.

Raupach wird zusammen mit seiner Kollegin Photini Dirou zu einem Mord in einer Schrebergartenanlage gerufen. Otto Wintrich, ein arbeitsloser Alkoholiker, wurde dort auf einem Grundstück erschlagen. Neben ihm findet man einen Brocken Haschisch. Ein Mord im Drogenmilieu? Immerhin: Der Neffe der Besitzer des Grundstücks arbeitet nicht nur als Taxifahrer, sondern dealt auch, aber eine Verbindung zu Wintrich lässt sich zuerst nicht herstellen.

Doch auch Wintrichs Familie – seine Lebensgefährtin Vera Bahlinger und ihre drei Kinder – scheint ihre Geheimnisse zu haben. Tödliche Geheimnisse? Oder hat vielleicht Veras Ex-Mann, ein zwielichtig wirkender Gastronom, etwas mit dem Mord zu tun? Von Otto schien er jedenfalls nicht besonders begeistert gewesen zu sein. Raupach und seine Kollegen ermitteln in alle Richtungen, doch erst, als eine Babyleiche am Rhein gefunden wird, ergibt sich eine Spur …

Kastura hat mit „Das geheime Kind“ einen ruhigen, aber dennoch mitreißenden Krimi geschrieben, der sich nicht weit von seinem Genre entfernt, innerhalb dessen aber durchaus herausragt. Der Autor erzählt den Fall geradlinig und lenkt nur selten davon ab. Er deckt nach und nach Verdächtige auf, von denen jeder ein Motiv haben könnte. Der Leser kann gut mitraten, die Spannung baut sich allmählich auf. Doch obwohl der Täter tatsächlich unter den Verdächtigen zu finden ist, macht Kastura es nicht so einfach. Die Auflösung erfolgt stückweise und hält noch einige gelungene Überraschungen parat.

Das Privatleben von Raupach und Dirou wird ebenfalls beleuchtet, allerdings nie in einem störenden Ausmaß. Der Fall steht im Vordergrund, doch Raupachs Gedanken und Gefühle werden neben der Ermittlungsarbeit ebenfalls dargestellt. Kastura macht allerdings nicht den Fehler, seinen Kommissar zu nachdenklich zu zeichnen. Raupach hat zwar den einen oder anderen melancholischen Gedanken, wirkt aber trotzdem geerdet und aufgeschlossen. Photini Dirou hat zwar weniger Auftritte als ihr Chef, hat aber trotzdem eine tragende Rolle inne. Vor allem aus dem Zusammenspiel zwischen ihr und ihrem Vorgesetzten entstehen tolle Momente im Buch.

Zusammengehalten wird die Geschichte von Kasturas gekonntem Schreibstil. Dass der Autor auch als Journalist tätig ist, merkt man. Er beherrscht es mit einem verständlichen, großen Wortschatz, Sachverhalte treffend zu beschreibend. Mit wenigen Worten bringt er das, was er sagen möchte, stets auf den Punkt. Er wirkt aber dabei nie distanziert oder zu nüchtern. Im Gegenteil ist das Buch sehr locker geschrieben, manchmal auch unterschwellig humorvoll. Gelungen ist auch die Perspektive von Nicolas, Veras an Asperger-Syndrom leidenden Sohn. Der Autor erzählt sehr anschaulich, was in dem Jungen vorgeht.

„Das geheime Kind“ von Thomas Kastura ist ein sehr gut geschriebener, spannender Krimi, der jeden Krimi-Fan überzeugen sollte.

|Gebunden: 376 Seiten
ISBN-13: 978-3-426-19864-3|
http://www.droemer.de

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