Lo, Malinda – Ash

_Aisling, genannt Ash,_ lebt mit ihrer Familie dicht an einen großen Wald und wird behütet mit den alten Sagen und Märchen ihrer Heimat groß. Mit zwölf Jahren wird sie dann zur Halbwaise, denn ihre Mutter stirbt nach einer kurzen, aber umso heftigeren Krankheit. Ash vermisst ihre Mutter sehr und ist in ihrer tiefen Trauer um sie gefangen. Sie wünscht sich nichts sehnlicher als ihre Mutter zurückzubekommen, und meint auch so manches Mal, diese wäre nicht wirklich tot, sondern in der Gewalt der Feen.

Ihr Vater, der im weit entfernten königlichen Palast arbeitet, kommt nach einer längeren Reise nicht alleine zurück: Ihn begleiten seine neue Frau Lady Isobel und deren Töchter Ana und Clara. Noch nicht einmal den Tod der Mutter verwunden, und schon muss Ash sich an die neue Familie gewöhnen, die ihr nur wenig Herzlichkeit entgegenbringt!

Nur kurz darauf erkrankt auch Ashs Vater schwer, und entgegen der Warnung der Kräuterhexe des Ortes mutet Lady Isobel dem schwerkranken Mann eine lange und beschwerliche Reise in ihre Heimat nahe der Königsstadt zu, um ihn dort zu den Ärzten zu bringen. Maire Solanya, die Kräuterhexe, warnt sie noch, dass der typische Aderlass Ashs Vater umbringen würde. Die stolze Lady Isobel schlägt alle Warnungen in den Wind, und so passiert das Schreckliche: Ash, die gerade erst ihre geliebte Mutter verloren hat, muss nun auch noch den Tod des Vaters ertragen.

Kurz nach dem Tod ihres Vaters, muss Ash einsehen, dass das Schlimmste noch nicht vorbei ist. Zeit zum Trauern wird dem jungen Mädchen nicht gelassen: Lady Isobel schützt schwere Schulden des toten Ehemannes vor, um Ash ohne schlechtes Gewissen zur Dienstmagd zu degradieren. Ash muss nun ihre Stiefmutter und die Stiefschwestern bedienen und sich demütigen lassen.

Wann immer Ash kann, flüchtet sie in die nahen Wälder, in der Hoffnung, von Feenmännern entführt zu werden. Auch dass dies ihren Tod bedeuten würde, nimmt Ash gerne in Kauf. Eine neue Bekanntschaft ändert dann aber alles in Ashs Leben, als der Königssohn mit seiner Jägerin und dem Hofstaat in das Dorf kommt, in dem Ash lebt …

_Kritik_

Mit dem zauberhaften Roman „Ash“ hat Malinda Lo ihren ersten Titel veröffentlicht. Die Autorin beschreibt die Orte der Handlung sehr detailliert und entführt den Leser so in ihre phantastische und verträumte Welt. Malinda Lo hat eine Welt konzipiert, in die der Leser perfekt eintauchen kann, eine bildliche Vorstellung fällt dabei auch aufgrund des facettenreichen Stils sehr leicht.

Das Grundgerüst, auf das sich dieser Roman stützt, ist das bekannte Märchen „Aschenputtel“, aber der Leser sollte sich dabei nicht täuschen lassen, denn dieses Buch ist trotzdem etwas ganz Eigenes. Viele Gemeinsamkeiten mit der Vorlage und trotzdem ganz eigene Ideen erschaffen eine märchenhafte Geschichte. Die Autorin verfügt über eine große Anzahl eigener Ideen, die in diesen Roman einfließen. Bereits die Märchen, die in diesen Roman eingeflochten werden, beweisen, dass die Autorin über jede Menge erzählerisches Potenzial verfügt. Dabei bedient sie sich eines einfach zu lesenden Stils, dem der Leser leicht folgen kann. Die Nebengeschichten über die Feenwelt, die die Autorin geschickt einfließen lässt, passen sich stilvoll dem Plot an.

Aufgeteilt ist der Roman in zwei Teile. Der erste Teil, |Der Feenmann|, beschreibt Ashs Trauer und die ersten Kontakte mit der Welt der Feen sowie dem alten Glauben. Im zweiten Teil, |Die Jägerin|, verbindet sich dann der traditionelle Glaube mit der Welt, die sich im Wandel der Zeit befindet.

Erzählt wird „Ash“ aus der Perspektive eines Beobachters, der sich auf Ash konzentriert und den Leser aus ihrer Sicht an dem Geschehen teilhaben lässt. Dies ist sehr interessant und abwechslungsreich gestaltet. Was genau Ash dann zum Ende des Buches wirklich will, bleibt, obwohl man diese Protagonistin gut kennenlernt, vorerst schleierhaft.

Nachdem die Autorin eine wirklich bildlich vorstellbare Welt geschaffen hat, lässt sie ihre Protagonisten recht eindimensional erscheinen. Lediglich Ash lernt man etwas genauer kennen, die weiteren Figuren sind eher blass konzipiert und erhalten kaum ein eigenes Gesicht. Eine lebendige Vorstellung gelingt daher nur sehr schwer.

Das Cover des handlichen Buches ist in grauen Tönen gehalten, lediglich durch das weiße Kleid von Ash und den helllila Schriftzug aufgehellt. Das Buch wirkt etwas traurig, was aber perfekt zu der Geschichte des mittellosen Waisenmädchens passt. Was auch erwähnenswert ist, ist der Kaufpreis. Trotzdem es sich um ein – wenn auch recht schmales – gebundenes Buch handelt, ist der Preis nicht überzogen, sondern passt zum Format.

_Fazit_

Malinda Lo hat mit ihrem Debütroman „Ash“ einen mutigen, märchenhaften Roman geschrieben, der trotz des bekannten Plots mit einem überraschenden Ende punkten kann. Wer Märchen, Mythen und Romane um die Kraft der Liebe mag, sollte sich „Ash“ auf keinen Fall entgehen lassen. Ich hoffe, von Malinda Lo noch einiges zu lesen. Traditionelle Märchen, in diesem Fall mit einigen überraschenden Wendungen, faszinieren die Leser immer wieder aufs Neue.

_Autor_

Malinda Lo wurde 1974 in China geboren und wuchs in Amerika auf. Sie war gerade zwölf Jahre alt, als sie ihr erstes Gedicht an eine Zeitschrift verkaufte. Malinda Lo studierte am renommierten Wellesley College, in Harvard und Stanford. Später arbeitete sie als Lektoratsassistentin bei einem großen amerikanischen Verlag und als Journalistin. Malinda Lo hat in Boston, New York, London, Peking, Los Angeles und San Francisco gelebt, bevor sie sich mit ihrer Lebensgefährtin in einem kleinen Ort im nördlichen Kalifornien niederließ. „Ash“ ist ihr erster Roman. (Verlagsinfo)

|Gebundene Ausgabe: 268 Seiten
Originaltitel: Ash
ISBN-13: 978-3426283448|
[www.pan-verlag.de]http://www.pan-verlag.de

_Nadine Warnke_

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