Fallon, Jennifer – Kind des Schicksals (Dämonenkind Band 3)

Band 1: [Kind der Magie 1328
Band 2: [Kind der Götter 1332

Wider erwarten ist es gegen Ende des zweiten Bandes den Kariern nicht mehr gelungen, R’shiel nach Karien zu bringen. Stattdessen hat das Dämonenkind mit Hilfe der Hüter den Spieß umgedreht und die Karier gefangen genommen. Aber Tarjanian ist schwer verwundet. Um ihn zu retten, bittet sie die mit ihrer Familie verbundenen Dämonen, eine Verschmelzung zu bilden und den Blutverlust auszugleichen.
Das hat ungeahnte Folgen!

Die Dämonenverschmelzung hat den Bann der Liebesgöttin Kalianah aufgehoben. Als Tarjanian aus der Bewusstlosigkeit erwacht, ist seine Liebe zu R’shiel erloschen. Dass es diese Liebe überhaupt gab, ist ihm nicht nur ein Rätsel, sondern sogar ein Gräuel! Sofort stürzt er sich erneut ins Getümmel, versucht, durch Zerstörung der Fähren das karische Heer am Überqueren des Gläsernen Flusses zu hindern. Kurzzeitig hat er Erfolg, wird aber von den Kariern gefangen genommen und landet schließlich in einer Zelle der Zitadelle, wo er auf seine Hinrichtung wartet.

R’shiel dagegen ist, nachdem sie Damin und Adrina quasi zwangsverheiratet hat, um dadurch Frieden zwischen Fardohnja und Hythria zu stiften, mit den beiden eilig nach Hythria geritten. Sie will nach Groenhaven und die Magiergilde um Rat bitten, wie sie mit Xaphista fertig werden kann. Aber anstatt sich mit Xaphista zu beschäftigen, muss sie sich mit Politik herumärgern. Hythria steht am Rande eines Bürgerkrieges, und Adrinas Vater wirft Brakandaran aus dem Palast, als er von der Heirat erfährt. Abgesehen davon hat die Magiergilde zwar ein riesiges Archiv, nur lässt sich dort keinerlei Hinweis darauf finden, wie Xaphista zu bezwingen sein könnte!

Während R’shiel sich im Süden herumschlägt, gehen Korandellan, der den Zufluchtsort der Harshini aus der normalen Zeit fernhält, allmählich die Kräfte aus.

Und Xaphista hat sich höchstpersönlich aufgemacht, um dem Dämonenkind das Handwerk zu legen …

Klingt alles in allem gar nicht schlecht. Leider halten die viel versprechenden Anlagen nicht ganz, was sie verheißen.

R’shiel ist inzwischen ein ziemlich harter Brocken. Wenn es zur Erreichung ihrer Interessen notwendig ist, wird sie ziemlich derb und rücksichtslos, Drohungen und Erpressungen inklusive! Dennoch setzt sie sich nach einem missglückten Anschlag auf ihr Leben für den Attentäter ein, vollkommen abgebrüht ist sie also noch nicht. Die Aussage Zegarnalds, dergemäß die viele ihr widerfahrene Unbill durchaus in seiner Absicht lag, um sie zu stählen, nimmt R’shiel ihm allerdings äußerst übel. So hat die enorme Energie, die sie in die Einigung zwischen Hythria und Fardohnja steckt, nicht allein den Zweck, wertvolle Bundesgenossen für Medalon zu finden, sondern nebenbei auch, Zegarnalds Macht zu beschneiden.

Im Übrigen gibt es zu den Charakteren nicht mehr viel zu sagen. Tarjanian muss erst die Tatsache seiner unechten Liebe zu R’shiel verdauen, mehr wird dem Leser über seine Gedanken nicht mehr verraten. Damin und Adrina lernen endlich zusammenzuarbeiten, anstatt sich zu streiten. Und Brakandaran verliebt sich in R’shiel, da er aber im ersten Band mit dem Tod um R’shiels Leben geschachert hat, damit sie ihre Bestimmung erfüllen kann, bedeutet ihr Sieg über Xaphista gleichzeitig seinen Tod.
Vor allem die beiden letztgenannten Entwicklungen sind ziemlich absehbar.

An Personenentwicklung wird also nicht mehr allzu viel geboten. Die Handlung hat folglich einiges auszugleichen. Und das gelingt ihr nicht. Trotz einiger Bewegung in den Ereignissen schafft es die Autorin nicht, den Spannungsbogen wirklich straff zu ziehen. Zu glatt, zu flüssig werden alle Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt.

Anhand Meister Dranymirs Warnung, wie schwierig es sei, auf einem Drachen zu reiten, sollte man erwarten, dass R’shiel wirklich ernsthafte Probleme damit hat, wenn sie schon nicht runterfällt. Letztlich hat sie aber nur ein paar steife Knochen, die sie wie durch ein Wunder kein einziges Mal stolpern oder irgendwo anrempeln lassen! Als sie zusammen mit Damin Adrina aus den Fängen ihrer Entführer befreit, sind alle Feinde taub, niemand hört die knarrende Tür, niemand ihre Schritte auf der Treppe! Ein paar Komplikationen, wenigstens kleine, hätten da mehr draus machen können!

Und wie durch einen wunderbaren Zufall kommen die Hüter gerade im entscheidenden Moment, um den Kampf um Groenhaven zu Damins Gunsten zu entscheiden, obwohl sie eigentlich in Krakandar hätten sein sollen: weil nämlich Feldhauptmann Denjon etwas verwechselt hat und deshalb nach Groenhaven geritten ist! Das wirkt konstruiert und unglaubwürdig, zumal die vorgekommene Verwechslung nicht genauer erklärt wird. Und immerhin gelten die Hüter als Musterbeispiel für Kompetenz und Tüchtigkeit!

Auch die Ereignisse in der Zitadelle sind etwas unausgereift.
Nach zweihundert Jahren geschürten Hasses auf die Harshini genügt eine fröhliche Party, um die Medaloner plötzlich zu Harshini-Freunden zu machen? Eher unwahrscheinlich.
Und hat die Puffmutter Humbalda Loclon nach dem Handstreich der Hüter wirklich nur aus der Zitadelle gerettet, um ihn danach bei den karischen Priestern auf Slarn zu deponieren? Welchen Zweck sollte das haben? Hier wurde das Potenzial von Humbaldas gefährlichem Charakter völlig verschenkt, außerdem fehlt etwas, das ihre Handlungsweise plausibel macht.

Andererseits fehlt eine Hinleitung auf die Tatsache, dass Hochmeister Jenga ausgerechnet von Gawn getötet wurde, dem Hüter, den Tarjanian im ersten Band wegen der Schlappe gegen die Hythrier zur Schnecke macht. Gawns Werdegang unter der karischen Besatzung liegt völlig im Dunkeln. Wo kam der Kerl auf einmal her? Und wieso hat er so viel Befehlsgewalt? Eigentlich war er doch ein Nichts.
Am erstaunlichsten fand ich das Auftauchen des Seher-Steins der Zitadelle. Bei einem so großen Komplex wie der Zitadelle wäre zu erwarten gewesen – und R’shiel hat das ja auch erwartet -, dass der Stein schwer zu finden sein würde. Stattdessen fällt er den Anwesenden quasi einfach vor die Füße, und das war in dem Moment absehbar, als Shananara beschloss, den großen Saal wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen, um die Seele der Zitadelle zu beruhigen. Das fand ich dann doch etwas enttäuschend!
Hinzu kommt, dass Xaphistas Versuche, das Dämonenkind aufzuhalten, sich darauf beschränken, einen Attentäter zu suchen, der sie töten soll. Ein ziemlich kümmerlicher Einsatz! Xaphista ist ein Gott! Der zu diesem Zeitpunkt mächtigste Gott überhaupt! Fällt ihm denn nicht mehr ein?

Bleibt nur zu sagen, dass der dritte Band hinter dem zweiten ein gutes Stück zurückfällt. Irgendwie hinterlässt das Buch beim Leser am Ende den Eindruck, der Autorin sei in der Zielgeraden einfach die Puste ausgegangen. Die Handlung ist nicht konsequent durchdacht, Ideen wurden nur halbherzig ausgebaut. Viele Dinge blieben unklar, dafür waren andere zu vorhersehbar. Spannung wollte einfach nicht so recht aufkommen, da Herausforderungen zu problemlos gemeistert wurden. Der Protagonistin fehlt ein ernst zu nehmender Gegenspieler, da Xaphista, der diese Rolle eigentlich in diesem Band hätte ausfüllen sollen, weder Kraft noch Einfallsreichtum zeigt.
Aus zwei mäßig guten und ein mittelmäßigen Band ergibt sich für den Gesamtzyklus folglich untere Mittelklasse.

Fazit: Kann man lesen, muss man aber nicht. Zumal in diesem Fall auch das Lektorat absolut mangelhaft war.

Jennifer Fallon stammt aus einer großen Familie mit zwölf Geschwistern. Sie hat in den verschiedensten Jobs gearbeitet, unter anderem als Kaufhausdetektivin, Sporttrainerin und in der Jugendarbeit. Letzteres scheint ihr immer noch nachzuhängen, unter ihrem Dach leben außer drei eigenen Kindern einige obdachlose Jugendliche als Pflegekinder. Schreiben tut sie nebenher. Die Trilogie |DemonChild| war ihre erste Veröffentlichung. Außerdem stammt die Trilogie |Second Sons| aus ihrer Feder. Derzeit schreibt sie an den |Hythrun Chronicles|, dem Prequel zu ihrer |DemonChild|-Trilogie. Auf Deutsch sind diese Bände jedoch noch nicht erschienen.

http://www.jenniferfallon.com/

_Jennifer Fallon bei |Buchwurm.info|:_

[„Kind der Magie“ 1328 (DemonChild Band 1)
[„Kind der Götter“ 1332 (DemonChild Band 2)
[„Kind des Schicksals“ 1985 (DemonChild Band 3)
[„Erbin des Throns“ 2877

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