Preston & Child: Obsidian. Kammer des Bösen (Special Agent Pendergast 16)

Die Fälle um Special Agent Pendergast versprechen schon seit vielen Jahren Hochspannung pur. Mit entsprechend hohen Erwartungen schlägt man als treuer Fan daher jeden weiteren Fall des Special Agent auf, insbesondere dieses Mal, weil Pendergast im letzten Buch eigentlich umgekommen war. Und so erleben wir im vorliegenden 16. Fall für Aloysius nicht nur seine eigene Auferstehung, sondern auch die seines Bruders Diogenes. Der war vermeintlich durch die Hand von Aloysius Pendergasts Mündel Constance Greene gestorben, doch nun taucht er wieder im Pendergastschen Haus auf und scheucht Pendergasts Bodyguard Proctor auf.

Denn Diogenes hat Constance entführt und flüchtet per Flugzeug bis nach Namibia mit ihr. Dort fährt er mit einem Kühlsarg weiter, in dem sich Constance befinden soll, die laut Auskunft der Piloten überraschend auf dem letzten Flug nach Namibia verstorben ist. Kurzerhand nimmt Proctor sich einen Mietwagen und nimmt die Verfolgung quer durch die Kalahari Wüste auf.

Doch wie der Leser bald erfährt, befindet sich Diogenes gar nicht in Afrika, sondern umwirbt Constance in Wahrheit in Pendergasts New Yorker Anwesen. Als er ihr verspricht, die Substanz, die Constances Leben bislang verlängert hat, erfolgreich synthetisiert zu haben, folgt Constance ihrem ehemaligen Geliebten.

Zu etwa der gleichen Zeit befindet sich Aloysius Pendergast als Geisel an Bord eines Schiffes voller Drogenschmuggler, die sich einen Gefangenenaustausch versprechen. Doch Pendergast kann fliehen – nur um zu erkennen, dass sein Mündel sich in Lebensgefahr befindet.

Auferstanden von den Toten

Das neue Buch aus der Feder von Douglas Preston und Lincoln Child beginnt fulminant. Wir befinden uns in Pendergasts New Yorker Anwesen und werden Zeuge, wie ein Unbekannter Proctor überwältigt, um Pendergasts Mündel Constance Greene zu entführen. Doch nur 30 Minuten später erwacht Proctor aus seiner Ohnmacht und beginnt sofort die Verfolgungsjagd. Gerade noch kann er sehen, wie Diogenes Pendergast mit der gefesselten Constance flieht. Eine atemlose Jagd durch die Lüfte beginnt, die für Proctor in Namibia mit einer schmerzhaften Erkenntnis endet.

Und schon macht das Buch einen Sprung – zu Special Agent Pendergast, der von Seeleuten gefangen gehalten wird. Es soll ein Austausch stattfinden, doch Pendergast kann sich erfolgreich zur Wehr setzen. Bis es allerdings zu diesem Befreiungsschlag kommt, vergeht einige Zeit, ohne dass auch nur irgendetwas passiert, was die eigentliche Handlung des Buches voranbringt. Mit der langen Beschreibung der Drogenschmuggler samt ihrer verqueren Pläne bremsen Preston und Child ihr hohes Erzähltempo komplett aus. Wenn nicht immerhin Pendergast ab und an erwähnt worden wäre, hätte ich vielleicht gar nicht mehr weitergelesen.

In der Zwischenzeit erfahren wir immerhin, dass Constance überhaupt nicht an Bord eines Flugzeugs nach Namibia gesessen hat und schon gar nicht dort gestorben ist. Dies alles war nur Teil eines perfiden Plans von Diogenes Pendergast, um in New York freie Bahn zu haben. Lang und breit umwirbt er Constance, die seinem Charme zu erliegen scheint – wenn auch unter einer wichtigen Bedingung. Etwas Tempo nimmt das Buch wieder auf, als Diogenes an die letzte notwendige Probe für sein Elixier gelangen will und wir wieder mal etwas über seine verschiedenen Identitäten erfahren.

Bruderduell

Als Special Agent Pendergast schließlich befreit ist, dauert es nicht lange, bis er sich zusammen gereimt hat, dass sein Bruder noch am Leben ist. Und nun beginnt endlich das ersehnte „Duell“ der beiden Brüder. Aloysius forscht seinem Mündel hinterher und begibt sich auf Diogenes‘ Spuren, der sich derweil mit seiner Geliebten auf eine einsame Insel verzogen hat – wo er allerdings bereits von seiner ehemaligen und hochgefährlichen Komplizin beobachtet wird.

Am Ende steht der große Showdown auf der Insel, der aber leider ziemlich verpufft – trotz Explosionen und allerlei Trubel. Mich konnte das Ende nicht so recht überzeugen, und auch Constance Greenes Pläne erschlossen sich mir nicht.

Viel Potenzial verschenkt

Das Buch begann stark und spannend, verlor dann aber zwischendurch einen Großteil seiner Faszination, weil Preston und Child verschiedene Geschichten hintereinander erzählen, ohne sie miteinander zu verweben. So bremsen sie ihr Erzähltempo völlig aus. Auch mit ihrem Ende konnten sie mich nicht wieder überzeugen. Klar, das Buch ist spannend und schnell durchgelesen, hinterlässt aber eher keinen bleibenden Eindruck. Da gibt es deutlich bessere Bücher in der Pendergast-Reihe.

Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
ISBN-13: 978-3426654255
www.knaur.de

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