Kirkman, Robert / Moore, Tony – Gute alte Zeit (The Walking Dead 1)

Robert Kirkman ist von Kindheitstagen an ein großer Zombie-Fan und liebt vor allem diejenigen Genre-Streifen, in denen neben der handelsüblichen Action auch noch ein wenig versteckte Gesellschaftskritik enthalten ist. Zu seinen Favoriten zählt Kirkman vor allem die Klassiker von George A. Romero und Sachen wie „Dawn Of The Dead“ und den noch ganz jungen Beitrag „28 Days Later“.

Diese Vorliebe ist seiner neuen Comic-Reihe auch deutlich anzumerken. Im ersten Band von „The Walking Dead“ findet man haufenweise Zitate aus diesen Streifen und somit auch keine Handlung, die jetzt sonderlich originell wäre. Dennoch: Der Start ist voll und ganz gelungen, weil die Geschichte trotz allem kein billiger Abklatsch ist. Kein Wunder, dass der Autor in den Staaten großen Erfolg mit dieser Reihe hatte, deren erste Episoden nun auch bei uns als Sammelband erscheinen.

_Story_

Eigentlich arbeitet Rick Grimes in einem Kleinstädtchen in Kentucky als Police-Officer und führt jenseits des Großstadt-Trubels ein sehr glückliches Leben mit seiner Frau und seinem Sohn. Eines Tages hat sich die Lage jedoch drastisch geändert. Rick wacht nach wochenlangem Koma in einem verlassenen Krankenhaus um und entdeckt dort keine Menschenseele mehr. Stattdessen lauern ihm in den Straßen des damals noch friedlichen Orts plötzlich Zombies auf, die nach seinem Leben trachten. Er kann sich gerade noch so zu seinen Nachbarn retten, die ihm erzählen, dass die gesamten Staaten von Untoten heimgesucht werden. Nur wenige Überlebende sind in ein Camp in Atlanta geflüchtet, darunter auch Ricks Familie und sein ehemaliger Kollege und bester Freund Shane.

Ausgerüstet mit Waffen aus dem Präsidium macht sich Rick ebenfalls auf den Weg nach Atlanta und trifft dort tatsächlich seine Familie. Doch die erste Vorfreude bleibt nicht lange bestehen, denn sein Verhältnis zu Shane wird immer schlechter, und außerdem sind die Bewohner des Camps nicht mehr lange sicher. Die eigenwillige Gruppe Überlebender zerstreitet sich immer mehr aus Uneinigkeit über das weitere Handeln, und bevor man sich versieht, haben die Zombies das abgeschirmte Lager entdeckt und greifen an …

_Meine Meinung:_

Mich wundert es eigentlich kaum, dass Kirkman mit diesem Comic in Amerika auf regen Zupruch gestoßen ist, schließlich enthält „The Walking Dead“ neben den bekannten Genre-Klischees auch eine sehr gute Story mit vielen Sub-Plots und diversen Beziehungskisten, die eine überraschend gute Rahmenhandlung abgeben. Vorwerfen lassen muss sich der Autor lediglich, dass nicht alle verwendeten Ideen tatsächlich auch seinem Kopf entsprungen sind. So weist die Anfangssequenz einfach zu starke Parallelen zu „28 Days Later“ auf – ein Mann wacht im Krankenhaus auf und findet sich in einer völlig verlassenen, von Zombies umsäumten Stadt wieder. Hallo?

An anderer Stelle, sprich bei den Szenen in der überfüllten Zombie-Stadt Atlanta, offenbaren sich gravierende Ähnlichkeiten zu „Dawn Of The Dead“, die Kirkman auch nicht von der Hand weisen kann.

Nun, es ist sicherlich nicht einfach, in diesem Genre frische Elemente zu etablieren, und es ist nunmal Fakt, dass sich sehr viele Zombiefilme stark ähneln. Insofern kann man Kirkman hier auch keinen Vorwurf machen. Und anscheinend hat es den Macher dieser Serie auch nicht wirklich interessiert. Davon profitiert die Handlung schließlich auch, denn sie wirkt im Gegensatz zu manchen cineastischen Vorlagen absolut nicht verkrampft und enthält auch mehrere, wenn auch vorauszuahnende Wendungen, die schließlich in ein tolles (vorläufiges) Finale münden.

Rein auf die Geschichte bezogen, ist „The Walking Dead“ definitiv eine Bereicherung für das Genre, denn die Umsetzung samt den sehr starken, Marvel-typischen S/w-Zeichnungen ist fantastisch, anders darf man das gar nicht sagen. Vor allem die Zeichnungen, in denen die Untoten in großen Massen dargestellt werden, sind echte Augenweiden, an denen man sich als Fan dieses Themas gar nicht satt sehen kann. Aus diesem Grunde kann ich das Ganze auch nur wärmstens empfehlen, denn die Kombination aus Erzählung und zugehörigen Illustration ist durchweg überzeugend – trotz sehr vieler bekannter Inhalte!

Einen weiteren Pluspunkt gibt es für die wunderschöne Aufmachung des Buches. „The Walking Dead 1 – Gute alte Zeit“ kommt als Hardcover-Ausgabe auf den Markt und enthält neben dem eigentlichen Comic noch jede Menge Hintergrundinformationen. So schreibt der Autor selber ein kurzes Vorwort und erläutert seine Inspirationsquellen, wird aber auch anschließend in einem Interview noch mal zur Rede gestellt. Auch Zeichner Tony Moore darf sich im nachfolgenden Zwiegespräch kurz zu seiner Zusammenarbeit mit Kirkman äußern und gibt einige Tipps und Empfehlungen hinsichtlich anderer Reihen. Als Letztes folgt noch ein kurzer Überblick über einige wichtige Filme aus dem Zombie-Genre, der aber im Vergleich zum Rest ein wenig oberflächlich daherkommt. Außerdem weiß ich jetzt nicht, ob man sich damit einen Gefallen tut, die zitierten Streifen hier noch ein weiteres Mal zu beleuchten, schließlich werden die sehr deutlichen Parallelen hierdurch nur noch verstärkt. Aber gut, trotzdem ist dies ein nettes Gimmick, das Neulingen vielleicht weiterhelfen wird.

Alles in allem ist der Gesamteindruck vom ersten Sammelband durchweg positiv; „The Walking Dead“ hat alles, was ein guter Zombie-Comic braucht und ist für einen solchen auch noch ziemlich spannend aufgebaut. Ich freue mich jetzt schon auf die für August angekündigte Fortsetzung und rate euch, mal einen Blick auf die Website von [Cross Cult]http://www.cross-cult.de zu werfen, wo noch weitere interessante Titel und Reihen angepriesen werden.

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