Marx, André – Die drei ??? – The Haunted Ship (American English)

Die Zeiten ändern sich. Wurden früher die Geschichten der drei Fragezeichen vom Englischen ins Deutsche übersetzt, geschieht dies heute umgekehrt. Allerdings nicht etwa zum Zwecke der Veröffentlichung im angloamerikanischen Sprachraum, auch diese Varianten einiger ausgewählter Stories, sind für den deutschen Markt bestimmt. Es sind bereits eine ganze Reihe Fälle diesen Weg gegangen – Das „Geisterschiff“ war mit einer der ersten, welcher diesem sprachlichen re-engineering unterzogen wurde. Der Kosmos-Verlag leistet damit seinen Beitrag der lernwilligen Zielgruppe modernes Alltagsenglisch („Ab dem 4. Lernjahr – mit Vokalbelhilfe“ weiß das Cover zu berichten) in Form des beliebten Jugend-Detektiv-Trios näher zu bringen.

_Zur Story_

Dichter Nebel liegt über der Bucht von Rocky Beach, als Peter und Kelly mit dem roten MG auf der Küstenstraße unterwegs sind. Die Stimmung steht nicht grade zum Besten. Man zofft sich grade. Beinahe überfahren sie dadurch eine Joggerin, welche sie vollkommen aufgelöst bittet sie zum Strand herunter zu begleiten – sie bräuchte dringend Zeugen. Für was sagt sie zunächst nicht. Dort angelangt ist aber nichts Außergewöhnliches zu entdecken, dabei schwört die Frau Stein und Bein, dass sie dort grade ein leibhaftiges Geisterschiff hat vorüberfahren sehen. Einen unter zerfetzten Segeln dahinziehenden Dreimaster, ohne Besatzung und noch dazu aschfahl-gespenstisch aus sich heraus leuchtend. Wie dem auch sei: Der Spuk ist jetzt aber offenbar vorüber und die Bucht Rocky Beachs präsentiert sich gespensterfrei wie eh und je.

Justus ist von der Geschichte fasziniert, als er sie am nächsten Tag von Peter geschildert bekommt. Interessanterweise hat ein Nachlass, den Onkel Titus gerade von Mr Qin erstanden hat ebenfalls Bezug zu Schiffen bzw. Piraten. Sogar einem der beiden berühmtesten aus der Gegend Kaliforniens: Hawk und Duncan, welche sich Zeit ihres Lebens gegenseitig bekämpft haben, was Duncan seinerzeit einen Arm und seinen größten Schatz kostete. Diesen hat Hawk so gut versteckt, dass er seither verschollen ist. Hawk ist übrigens der Ururururgroßvater von Mr Qin, der ausgerechnet dessen Sachen an Familie Jonas verkaufte. Befinden sich vielleicht handfeste Hinweise auf den Verbleib des Schatzes darunter? Bei einem buchstäblichen Nacht-und-Nebelausflug bekommen die drei auch endlich das Geisterschiff selbst zu Gesicht: Es ist die „Stormrider“, Duncans Flaggschiff.

_Eindrücke_

Die Elemente, welche André Marx in seiner Geschichte verwendet sind innerhalb der Serie alles andere als neu. Die Versatzstücke aus dem Fall „Phantomsee“ (geheimnisvolle Seemannskiste und daraus resultierend ein Rätsel über lange zurückliegende Ereignisse bzw. einen verschollenen Schatz) oder „Roter Pirat“ (Piratenthematik generell, sowie auch Leuchtturm im speziellen) sind überdeutlich. Nicht zu vergessen auch der dichte Nebel, wie er in diversen Storys als atmosphärenbildender, stummer wie verschleiernder Verbündeter – auf beiden Seiten: Gut wie Böse – häufiger auftritt: Alles selbstverständlich schon einmal, in dieser oder ähnlicher Form, dagewesen. Allerdings ist es bekanntlich nicht zuletzt die Mischung, welche über Wohl und Wehe entscheidet – und das ist hier nicht anders. Das Gesamtkonzept ist stimmig und trifft den von Fans so goutierten Stil quasi mit einer Punktlandung.

Figurenzeichnung, Spannungsbogen, Pace und Showdown passen ebenso, wie die kleinen Querverbindungen innerhalb der Serie, Peters Freundin Kelly Madigan und mal wieder ihre nervige Tante Eleonora (bekannt aus dem Fall „Poltergeist“) etwa. Auch versteckte Anspielungen auf Dinge außerhalb, real oder fiktiv, sind zu finden z.B. tragen die für die Lösung des Falles nicht unwichtigen Buddelschiffe allesamt Raumschiff-Namen aus der SciFi-Serie „STAR TREK“. Ein netter kleiner Gag, für welche Marx in der Fangemeinde bekannt und berühmt ist. Da sieht man es ihm auch nach, dass die Sache mit einem ausgewachsenen Dreimastschoner als Piratenschiff ein wenig überzogen ist. Realiter waren diese eher klein und vor allem wendig, grade in den tückischen Gewässern Kaliforniens. Eine Brigg, Brigantine oder Schaluppe dürften also wesentlich wahrscheinlicher sein, zumal wenn man sich damit so nah an die zerklüftete Küste wagt.

So ein stattlicher Dreimaster wirkt natürlich wesentlich anziehender und phantasieanregender, vor allem wenn sich ein solcher auch noch quasi vor Justus‘ superkritischem Auge in Luft auflösen kann, ohne dass der Oberschlauberger dafür eine Erklärung parat hat. Diese fällt im Übrigen wesentlich nachvollziehbarer aus, als in der gleichnamigen EUROPA-Hörspieladaption, wo das unter anderem aufgrund von Kürzungen zur Vorlage nicht so recht hinhaut. Doch das ist ein anderes Thema. Insgesamt geht der Plot bis zum Schluss gut und nachvollziehbar auf, wenngleich natürlich einige Klischees unbedingt bedient werden müssen. Klar. Das erwartet der – langjährige und erfahrene – Drei-Fragezeichen-Leser schließlich auch. Die Geschichte hat übrigens durch die Übersetzung ins Amerikanische nicht gelitten, sogar Marx‘ Stil blitzt weiterhin unverkennbar durch, wenngleich sich so mancher Satzbau vielleicht doch einen Tick zu „Deutsch“ liest.

_Fazit_

Um die Mission die Zielgruppe für das spielerische Sprachtraining zu gewinnen, erfolgreich abzuschließen, braucht man das nötige Rüstzeug. Das bringt „Das Geisterschiff“ in Form einer tollen, spannenden Geschichte sicherlich schon von Haus aus mit. Des weiteren ist positiv anzumerken, dass es sich bei der Übersetzung eben um das lebendigere, „rundere“ American English und nicht um das doch zuweilen recht dröge britische handelt, mit dessen „stiff upper lip“ man ehedem Generationen von Schülern traktierte und bestimmt dem einen oder anderen den Spaß am Erlernen des Englischen vergällte. Heute gibts Entertainment statt stupider Vokabelpaukerei – eine deutliche pädagogische Verbesserung.

|Hardcover: 146 Seiten
OT: „Die drei ??? ® und das Geisterschiff“
Basierend auf Figuren von Robert Arthur
Erzählt von André Marx
Ins Amerikanische übersetzt von C. Vivien Arnold
Redaktion: Ina Pfitzer
ISBN: 978-3-440-10790-4|
[www.kosmos.de]http://www.kosmos.de

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