Trudi Canavan – Die Hüterin (Sonea 1)

Sonea

Band 1: „Die Hüterin“

Sonea ist gar nicht erbaut von dem Vorhaben ihres Sohnes. Lorkin hat es sich in den Kopf gesetzt, sich als Gehilfe für Dannyl zu bewerben. Was Sonea weit weniger stören würde, wenn Dannyl nicht ausgerechnet der neu ernannte Botschafter für Sachaka wäre. Aber abgesehen von der Sorge um ihren Sohn beunruhigen sie auch ihre Beobachtungen im Zusammenhang mit der Arbeit im Hospital. Die neue Droge, die seit einiger Zeit in Imardin verkauft wird, |Feuel|, scheint zu einem weit größeren und ernsteren Problem zu werden als alle anderen Suchtmittel, die bisher in Umlauf waren.

Auch Cery hat Sorgen. Schon seit längerer Zeit werden immer wieder Diebe ermordet aufgefunden. Das an sich wäre schon beunruhigend genug, aber dann wird Cerys gut versteckte Familie ermordet! Skellin, Feuelboss und einer der mächtigsten Diebe der Stadt, bietet Cery Zusammenarbeit bei der Jagd nach dem „Jäger“ genannten Mörder an. Aber was Cery schließlich heraus findet, weist auf mehr als nur einen einfachen Mörder hin …

Seit den Ereignissen in Trudi Canavans Trilogie Die Gilde der schwarzen Magier sind zwanzig Jahre vergangen und in dieser Zeit hat sich viel verändert. Die Säuberungen wurden eingestellt, was massive Auswirkungen auf die Beziehungen und das Machtgefüge innerhalb der Imardiner Unterwelt hatte. Und Kyralia und Sachaka sind mit behutsamen Annäherungsversuchen beschäftigt, wobei die Entsendung von Botschaftern bisher eher einseitig zu sein scheint, von Kyralia nach Sachaka. Nur eines ist unverändert geblieben: die Angst der Gilde vor Blutmagie. Aber ganz darauf verzichten will die Gilde auch nicht, zu lebendig ist noch ihre Erinnerung an die Machtfülle der Ichani und die eigene Wehrlosigkeit bei deren Überfall auf Imardin. Der Kompromiss, der letztlich dabei heraus kam, ist ein zweiter Blutmagier namens Kallen. Er soll Sonea kontrollieren und sie ihn.

Sonea empfindet Kallens strenge Beobachtung als lästig. Weit mehr noch stört sie aber das Verbot, sich ungehindert zu bewegen. Sie darf zwar in die Stadt gehen, aber nur für ihre Arbeit in den Hospitälern. Die Stadt selbst darf sie gar nicht verlassen. Obwohl Demut und Gehorsam noch immer nicht Soneas Charakter entsprechen, hält sie sich sehr strickt an diese Regeln. Schließlich ist sie bemüht, bei den Gildenmagiern Vertrauen in die Blutmagie aufzubauen. Erst, als Cerys Nachforschungen einige unangenehme Ergebnisse bringen, ringt sie sich dazu durch, die Initiative zu ergreifen.

Lorkin ist seiner Mutter in gewisser Weise sehr ähnlich. Er hat ihren Tatendrang geerbt und auch ihre Dickköpfigkeit. Nicht einmal der Hinweis darauf, dass ihm als Sohn von Akkarin in Sachaka Lebensgefahr droht, kann ihn aufhalten. Dabei ist es durchaus nicht so, als wäre Lorkin leichtsinnig oder unbedacht. Aber sein Drang, in seinem Leben etwas zu erreichen, das über Alltägliches hinausgeht, ist größer als das Risiko.

Zu den übrigen Charakteren, die für die Handlung wichtig sind, gibt es nicht allzu viel zu sagen. Cery hat sich nicht sehr verändert, außer, dass er älter und ein wenig steifer geworden ist, und Dannyl ist noch ganz der Alte. Skellin taucht nur dreimal persönlich auf und wirkte auf mich hauptsächlich so, dass ich ihm nicht traute. Und Tyvara, die Sachakanerin, mit der Lorkin sich anfreundet, ist zwar begabt und tüchtig, verrät aber sonst so gut wie nichts von sich.
Insgesamt ist die Charakterzeichnung bisher noch etwas dürftig geraten.

Auch die Handlung kommt nur langsam in Gang. Trudi Canavan hat sich mit der Darstellung der neuen Situation in Imardin ein bisschen viel Zeit gelassen. Das Geplänkel zwischen Lorkins Magierfreunden hätte durchaus Straffung vertragen können und auch der Strang um Cery braucht eine ganze Weile, um zur Sache zu kommen. Am anstrengendsten war der Teil um Dannyl und Lorkin zu lesen. Hier dauert es bis zur Mitte des Buches, ehe es endlich interessant wird.

Interessant ist dann auch der Begriff, mit dem sich das Buch hauptsächlich beschreiben lässt. Trudi Canavan hat tatsächlich auf die Ereignisse um Stala in ihrem Prequel „Magie“ zurück gegriffen und dies gleichzeitig mit einer alten Bekannten aus dem dritten Band der |Gilde der schwarzen Magier| – Savala – verknüpft. Der sich daraus ergebende rote Faden macht diesen Handlungsstrang zu einer wirklich runden Sache und bietet noch schier unbegrenztes Potential für den weiteren Verlauf. Ebenso viel versprechend klingen die Entwicklungen, die sich im Zusammenhang mit Feuel ergeben haben.

Mit anderen Worten: nachdem das Geschehen erst einmal Fahrt aufgenommen hat, wird die Geschichte – nun, nicht gerade spannend, aber zunehmend faszinierend. Sachaka ist ohnehin ein geheimnisvolles Gebiet, nicht nur der „Verräterinnen“ wegen. Selbst freundliche Ashaki wie Dannyls Begleiter Achati wirken irgendwie stets zugeknöpft, ihr ständiges Lächeln wie eine unsichtbare, undurchdringliche Mauer. Man weiß nie was sei denken. Dazu kommt mit Skellin und seiner Mutter ein weiteres Volk, von dem bisher überhaupt nicht die Rede war. Und dann sind da noch die Duna, die nördlich von Sachaka leben und nicht nur eine eigene, geheimnisvolle Kultur besitzen, sondern offenbar auch in innersachakanische Angelegenheiten verwickelt sind.

Hier können sich also noch eine Menge Verwicklungen, Entdeckungen und Konflikte ergeben und sich zuspitzen, und dann dürfte auch der Spannungsbogen sich ein gutes Stück straffen. Außerdem dürften Dannyls Forschungen im Hinblick auf die ungenauen und teilweise offensichtlich falschen Details kyralischer Geschichtsschreibung auch den Hintergrund der Welt noch einmal erweitern und vertiefen.

Wer also die Geduld aufbringt, die etwas langatmige Einführung ins Geschehen durchzustehen, wird mit einer Geschichte belohnt, die sich wie ein Fächer zu vielfachen Möglichkeiten ausbreitet. Die Aussichten machen ausgesprochen neugierig auf die Fortsetzung.

Trudi Canavan stammt aus Australien, wo sie nach einem Studium am Melbourne College of Decoration als Designerin, Illustratorin und Kartenzeichnerin für verschiedene Verlage tätig war, ehe sie zu schreiben begann. 1999 gewann sie mit ihrer Kurzgeschichte „Whispers of the Mist Children“ den Aurealis Award for Best Fantasy Short Story. 2001 erschien dann ihr erster Roman, der erste Band der Trilogie Die Gilde der schwarzen Magier. Ihre Trilogie Das Zeitalter der Fünf ist inzwischen ebenfalls auf Deutsch erhältlich. Die Autorin arbeitet zurzeit an der Fortsetzung zu „Sonea – Die Hüterin“, die im Mai 2011 erscheinen soll.

Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 576 Seiten
Originaltitel: The Traitor Spy 1: The Ambassador’s Mission
Aus dem Amerikanischen von Michaela Link
ISBN-13: 978-3-764-53041-9

http://www.trudicanavan.com/
http://www.randomhouse.de/penhaligon/index.jsp

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