Dekker, Ted – Black: Die Geburt des Bösen

_Handlung_

Thomas Hunter dachte eigentlich, er wäre nur ein einfacher, erfolgloser junger Mann. Doch plötzlich versucht man ihn umzubringen. Er überlebt den Anschlag, doch während seiner Ohnmacht hat er merkwürdige Träume von einem schwarzen Wald mit rotäugigen Fledermäusen. Von da an ändert sich sein Leben rasant, denn die Träume werden immer häufiger und realistischer, sodass er nicht mehr zwischen Realität und Traum unterscheiden kann. Sobald er in der einen Welt einschläft, wacht er in der anderen auf und umgekehrt.

Richtig beängstigend wird das Ganze aber, als er in seiner vermeintlichen Traumwelt erfährt, dass diese wohl die Zukunft unserer heutigen Welt ist, die durch einen Virus, den so genannten Raison-Virus, der aus einem über die Luft übertragbaren Impfstoff mutiert sein soll, beinahe komplett entvölkert wurde. Als er dann wieder aufwacht, fällt er aus allen Wolken: Morgen soll in Bangkok der neue Raison-Impfstoff vorgestellt werden. Nachdem er kein Gehör bei den amerikanischen Behörden findet, nehmen er und seine Schwester das Heft selber in die Hand.

_Der Autor_

Ted Dekker ist dafür bekannt, christliche Themen in Horrorromanen und Thrillern zu einer Einheit zu verbinden. Von Dekker, der in Indonesien aufwuchs und danach als Marketingdirektor arbeitete, sind bisher [„Das Haus“ 3673 und „Kind des Himmels“ in Deutschland erschienen. Bislang hat er weltweit über 1,7 Millionen Bücher verkauft. Heute lebt er in Colorado.

_Mein Eindruck_

Mit „Black: Die Geburt des Bösen“ ist der erste Teil der Trilogie sehr vielversprechend gestartet, die dann mit „Red: Der Tod des Meister“ und „White: Der Kreis schließt sich“ ihren Abschluss finden wird. Dekker versteht es wirklich, seinen Leser zu fesseln, denn er spart nicht mit unerwarteten Wendungen. Selbstverständlich sticht die Idee, dass Thomas Hunter sich in zwei verschiedenen Welten (oder Zeiten?) befindet, und durch Einschlafen zwischen diesen wechselt, heraus, denn tödliche Viren, welche die Menschheit ausrotten, sind beileibe keine neue Idee, wenngleich sie immer noch einen großen Reiz auf den Leser ausübt. Dies in Kombination mit Zeitreisen dürfte spätestens nach dem Erfolg des Films „12 Monkeys“ keinem mehr gänzlich unbekannt zu sein. Doch kommt dort die Person, die das Drama verhindern will, aus der Zukunft, wohingegen der Protagonist bei „Black“ versucht, seine eigene Welt in seiner eigenen Zeit zu retten, indem er von der Zukunft träumt.

Die vermeintliche Traumwelt strukturiert Dekker allerdings recht simpel. So steht auf der einen Seite der schwarze Wald mit seinen bösartigen Kreaturen, den Shaitaiki, schwarzen Fledermäusen, mit ihrem bösen Herrscher Taleh, und dem entgegen steht ein bunter Wald mit vielen Früchten und zahmen Tieren, in dem die wenigen überlebenden Menschen und die Roush, weiße Fledermäuse, mit ihrem gütigen Herrscher Eljon leben. Hier sind die Parallelen zwischen Paradies und Hölle augenscheinlich, was auch noch dadurch bestärkt wird, dass Taleh versucht, die Menschen dazu zu bringen, von seinen verbotenen Früchten zu essen, die dem, der sie verzehrt, Wissen geben sollen – der Sündenfall in Vollendung. Weitere Ähnlichkeit zur christlichen Mythologie: Die einzigen beiden Roush, die namentlich genannt werden, heißen Michal und Gabil. Von hier aus ist es nicht weit zu den Erzengeln Michael und Gabriel.

Halten wir also fest: Dekker bemüht sich nicht besonders, seine christlichen Wurzeln zu verbergen. Dessen muss sich der Leser bewusst sein, bevor er sich an diese Trilogie heranmacht. Wer damit nicht klarkommt, sollte also besser die Finger davon lassen.

Die technische Handarbeit beherrscht Ted Dekker durchaus sehr gut. Der Roman liest sich sehr angenehm und vor allem sehr kurzweilig. Die Spannungskurve wird immer wieder geschickt aufgebaut, woran auch die beiden Parallelhandlungen einen großen Anteil haben. Auch streut Dekker immer wieder sehr gelungene Ideen ein, mit denen er den Leser wirklich zu überraschen versteht.

Der Protagonist Thomas Hunter ist Dekker zudem gut gelungen. Er ist ein leicht chaotischer Tausendsassa, der, genau wie übrigens auch Dekker selbst, in Südostasien aufwuchs und jetzt in den Staaten lebt. Was mich ein wenig gestört hat, ist, wie oft Thomas einfach so einschläft. Man könnte fast meinen, er leide unter Narkolepsie („Schlafkrankheit“ oder auch „Schlummersucht“ genannt). Natürlich ist mir klar, dass er am Ende jedes Kapitels einschlafen muss, damit es in der jeweils anderen Welt weitergehen kann, aber Dekker macht es sich hier etwas zu einfach. Zudem stößt mir das reine Schwarzweiß-Denken etwas sauer auf. Dass Dekker auch in der „normalen“ Welt einfach zwischen Gut und Böse unterscheidet, ist eine Angewohnheit, die sich besonders häufig US-amerikanische Autoren angewöhnt haben. Hier macht er sich ebenfalls die Sache zu einfach, indem er zu teilweise polemischen Schlagwörtern greift. Zum Glück ist solche Polemik nicht so sonderlich häufig zu finden, als dass es sich negativ auf den Roman auswirken würde.

_Fazit_

Wer sich von der christlichen Mythologie nicht abschrecken lässt, bekommt einen sehr erfrischenden Fantasy-SciFi-Thriller-Mix serviert, der einen gelungen Auftakt der Trilogie bildet. „Black: Die Geburt des Bösen“ leidet zwar unter einigen kleinen Schwächen, ist aber trotzdem durchaus sehr lesenswert und spannend.

Brendow Verlag

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