Trudi Canavan – Götter (Das Zeitalter der Fünf 3)

Das Zeitalter der Fünf

Band 1: Priester“
Band 2: Magier“
Band 3: „Götter“


Seit Auraya nach Si gegangen ist
, sind die Weißen nur noch zu viert. Um das Gleichgewicht wieder herzustellen, müssen die Götter einen Nachfolger bestimmen. Ihre Wahl fällt auf die junge Ellareen, eine Heilerin aus dem Hospital, in dem Zirkler mit Traumwebern zusammenarbeiten.

Auraya macht derweil die Bekanntschaft einer Frau namens Jade, die anbietet, ihr einige Dinge beizubringen, zum Beispiel, wie man seinen Geist abschirmt. Eine Fähigkeit, die Auraya zunächst gar nicht lernen will, denn sie wurde von den Göttern verboten. Doch dann belauscht sie ein Gespräch …

Mirar ist inzwischen im südlichsten Teil Südithanias angelangt, in Dekkar. Und abgesehen von der Schwüle gefällt es ihm dort gar nicht so schlecht. Denn im Gegensatz zu Nordithania werden die Traumweber hier nicht unterdrückt. Als jedoch die Vierte Stimme der Pentadrianischen Götter nach Dekkar kommt, um den Ritus zur Ernennung eines neuen Häuptlings zu leiten, und darauf besteht, dass Mirar sie nach dem Ritus in die Hauptstadt Glymma begleitet, beginnt ein gefährliches Spiel …

Unter den Charakteren ist nur ein einziger Neuzugang zu verzeichnen. Ellareen, die neue Weiße, wird bei weitem nicht so intensiv dargestellt wie Auraya. Tatsächlich ist das Einzige, von dem der Leser direkt erfährt, ihr fragloser Gehorsam den Göttern gegenüber. Alles andere zeigt sich ausschließlich in den Beobachtungen Danjin Speers, Aurayas früherem Berater, der jetzt Ellareen berät. Allerdings bezieht Ellareen Danjin weit weniger ein, als Auraya das tat. Sie ist nicht direkt unsympathisch oder arrogant, aber sie ist kühler, mitleidloser, unbeirrbarer als Auraya, jemand, der seine Befehle ausführt, ohne irgendwelche größeren Zusammenhänge zu kennen oder sich auch nur annähernd dafür zu interessieren. Der beste Soldat, den man haben kann – zumindest aus der Sicht des Befehlshabers.

Nekaun ist zwar kein echter Neuzugang, rückt aber in diesem Teil massiv in den Mittelpunkt des Geschehens und bedeutet zumindest in dieser Hinsicht einen Zuwachs. Von Anfang an ein gewandter, biegsamer Mensch, wurde er in diesem dritten Band noch glatter. Und er wird in seiner Eigenschaft als Erste Stimme auch zunehmend eigenmächtig. Er behält seine Gedanken und Pläne für sich, übergeht bei Entscheidungen die Meinung seiner Mitstimmen, und schließlich fragt er sie nicht einmal mehr. Seine Pläne zur Eroberung Nordithanias enthielten einige sehr heimtückische Details, und wem das noch nicht genug der Warnung war, den belehren spätestens Reivans Erfahrungen eines Besseren.

Am gelungensten fand ich aber die Entwicklung Aurayas. Noch immer ist sie nicht bereit, den Erzählungen anderer in Bezug auf die negativen Aspekte ihrer Götter zu glauben. Doch je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr findet Auraya selbst heraus, und desto schwerer fällt es ihr, diese Dinge vor sich selbst zu entschuldigen. Die Erste, der sie die Treue aufkündigt, ist Huan, die Göttin der Siyee …

Trudi Canavan hat ihrer Hauptprotagonistin viel Zeit für diese Entwicklung gelassen, was der Glaubwürdigkeit sehr zugute kam. Aber auch die allmähliche Offenlegung von Nekauns Charakter war ausgesprochen gut gemacht, vor allem auch deshalb, weil die Autorin bei Nekauns Entwurf nicht übertrieben hat, sodass der Mann menschlich geblieben und nicht zum Klischee des bösartigen Unmenschen verkommen ist. Sehr gelungen.

Die Handlung bietet genau betrachtet nicht mehr Aufregung als die beiden anderen Bände. Zwar sind eine Menge Leute wieder viel unterwegs, die Reisen sind aber nicht unbedingt wirklich bedeutend. Ellareens Reise nach Dunwegen dient mehr ihrer Charakterzeichnung, als dass die Ereignisse dort von tiefgreifender Bedeutung gewesen wären. Und auch auf dem Weg Ellareens nach Diamyane passiert nichts wirklich Weltbewegendes.

Trotzdem zieht die Spannung während der gesamten Lektüre kontinuierlich an. Das beginnt schon mit Nekauns Bemühungen, Reivan zu umgarnen, und dem Gespräch der Götter, das Auraya belauscht. Das folgende Katz-und-Maus-Spiel in Glymma und Emerahls Suche nach der Schriftrolle der Götter münden schließlich in einen Showdown, dessen Ergebnis zwar nicht alle Leser überraschen mag, dessen Verlauf aber dennoch unvorhersehbar genug war, um selbst Schnellmerker bei der Stange zu halten.

Ganz nebenbei wurden Emerahls Bemühungen auch noch mit einem netten Rätsel gewürzt. Und selbst wenn der Verlauf der Lösung fast ein wenig unspektakulär anmutet, die Erkenntnisse, die dabei herausspringen, sind im wahrsten Sinne des Wortes weltbewegend!

Um es kurz zu machen: Trudi Canavan hat mit „Götter“ einen wirklich fesselnden Endspurt hingelegt. Nicht alles an der Geschichte mag neu oder unvorhersehbar sein, aber es war zunehmend interessant und spannend erzählt. Wer den ersten Band gelesen und mit Skepsis betrachtet hat, ist gut beraten, trotzdem weiterzulesen, ansonsten würde er nicht nur den Schluss, sondern den krönenden Höhepunkt der Trilogie verpassen.

Dass Das Zeitalter der Fünf mit diesem Band abgeschlossen ist, muss allerdings nichts heißen. Der Epilog lässt durchaus Spielraum für eine Weiterführung innerhalb derselben Welt. Ob die Autorin noch einmal darauf zurückgreifen wird, bleibt abzuwarten.

Trudy Canavan stammt aus Australien, wo sie nach einem Studium am Melbourne College of Decoration als Designerin, Illustratorin und Kartenzeichnerin für verschiedene Verlage tätig war, ehe sie zu schreiben begann. 1999 gewann sie mit ihrer Kurzgeschichte „Whispers of the Mist Children“ den Aurealis Award for Best Fantasy Short Story. 2001 erschien dann ihr erster Roman, der erste Band der Trilogie Die Gilde der Schwarzen Magier. „The Magician’s Apprentice“, das Prequel zur Magiertrilogie, ist fertig, ein Veröffentlichungsdatum steht aber noch nicht fest.

Broschiert 800 Seiten
Originaltitel: Voice of the Gods
Deutsch von Michaela Link
ISBN-13: 978-3570304341

http://www.trudicanavan.com/
http://www.randomhouse.de/blanvalet/index.jsp

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