Moers, Walter – Rumo & Die Wunder im Dunkeln. Ein Roman in zwei Büchern

_Es gibt Wunder, die müssen im Dunkeln geschehen_

Rumo, den alle für einen kleinen Hund halten, lebt zusammen mit Fhernhachenzwergen auf einem Bauernhof und ist der Liebling der Familie. Doch als er eines Tages, nicht wie üblich, im Haus völlig allein gelassen wird und zusätzlich noch schreckliche Schmerzen in seinem Maul verspürt, beginnt er auf zwei Beinen zu laufen, um nach den Fhernhachen zu suchen. Diese werden jedoch in genau diesem Moment von Teufelszyklopen verschleppt, die schließlich auch noch Rumo einfangen.

Als er dann auf den Teufelsinseln, der Heimat der Teufelszyklopen, in einem Gefängnis mit vielen anderen Insassen wieder erwacht, ahnt er noch nichts Böses. Doch als immer mehr der Mitgefangenen von den Teufelszyklopen rausgeschafft und gefressen werden, merkt er bald, in welcher Gefahr er sich befindet. Er verbündet sich mit einem weiteren Gefangenen, einer Haifischmade namens Smeik, der ihm auch erklärt, wer und was er in Wirklichkeit ist: ein Wolpertinger. Und die Schmerzen, die Rumo im Kiefer spürt, sind wachsende Reißzähne.

Während des Aufenthaltes auf den Teufelsinseln bringt Smeik Rumo das Sprechen bei, er zeigt ihm, was er tun muss, damit er von den Teufelszyklopen nicht als Frühstück verspeist wird, und Rumo wächst und wächst. Nach einiger Zeit, als es für Rumo immer brenzliger wird, weil die Teufelszyklopen in ihm einen Leckerbissen sehen und ihn mästen, unterbreitet Smeik ihm seinen Fluchtplan, der auch bald durchgeführt wird und tatsächlich gelingt.

Als Rumo und Smeik wieder frei sind, folgt Rumo einem silbernen Faden am Himmel, den er stets sieht, wenn er die Augen schließt. Was ist das für ein silberner Faden und wohin führt er? Eine abenteuerliche und gefährliche Reise beginnt.

_Walter Moers_ verfügt über eine sehr humorvolle und unterhaltsame Erzählweise, die mir noch von [„Die Stadt der träumenden Bücher“ 2486 gut in Erinnerung geblieben ist. Er schreibt, als wäre all das, was er in seinen Geschichten erschafft, selbstverständlich und alltäglich, und so natürlich, wie er dem Leser seine Welt vermittelt, nimmt dieser sie auch wahr. So wahnwitzig und absurd die Wendungen der Geschichte oder die Wesen in dem Buch auch erscheinen, man kann einfach alles völlig ernst nehmen und sich fabelhaft in die Geschichte hineinversetzen. Nicht jedem Autor gelingt es, seine fiktive Welt so selbstverständlich rüberzubringen, dass man sich wirklich vollkommen in sie hineinversetzen kann und auch nicht bei dem verrücktesten Wesen die Stirn über die Absonderlichkeit des Ganzen runzelt, sondern derlei einfach als normal akzeptiert.

Dazu schreibt Walter Moers sehr wortgewandt und fesselnd. Auch wenn Rumo mal kein großes Abenteuer bestehen muss, gelingt es Walter Moers, den Leser mit seiner lustigen und unterhaltsamen Art völlig an das Buch zu fesseln, so dass man Rumo stets auf Schritt und Tritt folgt und die Geschichte selbst miterlebt.

Walter Moers‘ Bücher über Zamonien hängen inhaltlich immer leicht zusammen: Natürlich ist es immer dieselbe Welt, man begegnet denselben Kreaturen, und ab und zu trifft man jemanden, den man aus einem anderen Zamonien-Buch bereits kennt. Allerdings handelt es sich trotz allem nicht um zusammenhängende Bücher, sondern jedes ist eigenständig lesbar. Man muss also in keiner besonderen Reihenfolge lesen, damit man auch alles versteht. Walter Moers erklärt wirklich alles sehr genau, ohne jedoch zu langweilen. Ab und zu schweift er auch ein wenig ab und erzählt andere Geschichten aus Zamonien, doch das stört nicht, denn man verliert dennoch nie den roten Faden.

Was wirklich besonders zu beeindrucken weiß, ist der große Ideenreichtum, den man in „Rumo“ finden kann. Die Geschichten, die Kreaturen, die Persönlichkeiten – so viele verrückte und wahnwitzige Ideen wie in „Rumo“ oder anderen Zamonien-Büchern findet man in keinem anderen Gesamtwerk. Walter Moers besitzt eine Fantasie wie kaum ein anderer Autor.

Rumo selbst ist eine Hauptfigur, die man sofort in sein Herz schließt. Voller Spannung habe ich mitgefiebert – von seinem Aufenthalt auf dem Bauernhof, als er noch klein und brav ist und noch nicht einmal sprechen kann, bis zu dem Zeitpunkt, als er zum Helden wird, die größten Gefahren auf sich nimmt und die gefährlichsten Abenteuer besteht. Rumo ist ein mutiges kleines Kerlchen, das lieber tapfer mit seinem Schwert gegen die größten Gefahren kämpft als seiner großen Liebe zu gestehen, was er für sie empfindet. So mutig, wie er im Kampf auch ist, sobald seine Geliebte in der Nähe ist, wird er zum Tollpatsch und traut sich kaum, irgendetwas zu sagen. Niedlich!

Was mir ebenfalls sehr gefallen hat, waren die vielen Bilder. Zwar ist nicht gerade auf jeder Seite eins zu finden, aber immer wieder veranschaulichen kleinere oder größere Bilder das, was Walter Moers beziehungsweise sein fiktiver Chronist erzählt oder erklärt. Bei manchen Kreaturen wäre es ansonsten auch nicht so einfach, sich diese vorstellen zu können, und dabei sind die Bilder oft sehr hilfreich.

Die Geschichte dürfte in ihrer Skurrilität für den ein oder anderen wohl etwas gewöhnungsbedürftig sein. So erging es mir auch mit meinem ersten Walter-Moers-Buch. Anfangs gelang es mir nicht gänzlich, mich völlig mit den Kreaturen und der Erzählung anzufreunden. Bei „Rumo“ war aber bereits alles ganz anders. Das Buch hat mich schon nach den ersten paar Seiten fest im Griff gehabt und ich konnte vollkommen in Walter Moers‘ Zamonien eintauchen.

_Fazit:_ „Rumo & Die Wunder im Dunkeln“ überzeugt vollkommen und ist ist meiner Meinung nach der beste der Zamonien-Romane. Die Geschichte ist skurril und verrückt, genauso wie die Charaktere es sind, und Walter Moers schreibt mit viel Liebe zum Detail.

Wem der Name _Walter Moers_ unwahrscheinlicherweise nichts sagen sollte, der kennt vielleicht eines seiner zahlreichen berühmten Werke: „Das kleine Arschloch“, „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“, „Der Fönig“, „Adolf“ oder „Rumo“. Und das ist noch lange nicht alles, was Walter Moers bisher erschaffen hat. Die meisten seiner Werke stammen allerdings aus seiner selbsterfundenen Welt „Zamonien“, die von Lindwürmern, Wildschweinlingen, Haifischmaden, Schrecksen, Hundlingen und vielen anderen Kreaturen besiedelt wird.

Eigentlich kreiert Walter Moers hauptsächlich Comics (wie z. B. „Das kleine Arschloch“), aber im Jahr 1999 brachte er seinen ersten Roman heraus: „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“. Darauf folgten dann zahlreiche weitere Romane aus Zamonien, die allesamt sehr erfolgreich waren.

|Die Zamonien-Reihe:|

„Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ (1999)
„Ensel und Krete – Ein Märchen aus Zamonien“ (2000)
„Rumo & Die Wunder im Dunkeln“ (2003)
[„Die Stadt der träumenden Bücher“ 2486 (2004)
[„Der Schrecksenmeister“ 4678 (2007)

Mehr Infos über Zamonien: http://www.zamonien.de

http://www.piper-verlag.de

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