Rensen, Michael – Zen, Drugs & Rock \’n\‘ Roll – Inspektor Minster ermittelt

Den meisten von euch wird Michael Rensen als stellvertretender Chefredakteur des |Rock Hard| bekannt sein. Er ist unbestritten einer der renommiertesten Musikjournalisten in Deutschland und hat dazu auch noch – ganz subjektiv – einen ziemlich guten Musikgeschmack. Doch Michael ist nicht nur Journalist, sondern auch Autor und legt jetzt mit „Zen, Drugs & Rock’n’Roll – Inspector Minster ermittelt“ seinen ersten Kriminalroman vor.

Und der Titel macht deutlich, dass sich der Autor in durchaus bekannten Gewässern bewegt, spielt die Story doch im Rockbusiness. Als die legitimen Nachfolger von |Led Zeppelin|, namentlich |Flying Horses|, nach fünf Jahren Abstinenz von ihrer Heimat das legendäre Isle-Of-Wright-Open-Air headlinen, bricht ihr Sänger Will Hellhound nach den ersten Worten des Openers tot zusammen. Die Obduktion ergibt, dass Hellhound mit Zyanid vergiftet wurde. Dummerweise ist Will nicht nur prominenter Leadsänger einer großen Rockband, sondern auch noch Sohn eines Mitglieds des englischen Parlaments. Und sein Vater Sir Bickershead möchte natürlich, dass nur die Besten den Mord an seinem einst verschmähten Jungen aufklären. Inspektor Minster vom National Crime Squad wird auf den Fall angesetzt. Dummerweise hat Minster mit Rockmusik nichts am Hut, was die Ermittlungen nicht einfacher gestaltet.

Grundsätzlich ist Michael Rensen mit seinem Erstlingswerk ein guter Thriller gelungen, dessen Story einem nicht schon x-mal von anderen Autoren vorgesetzt wurde und deren Wendungen durchaus überraschen. Wer die Hinweise auf den Täter nicht aufmerksam registriert, dürfte selbst 20 Seiten vor Ende des Romans noch nicht wissen, wer der Bösewicht ist. Ein eindeutiges Indiz für eine ausgeklügelte Story und ausreichende Spannung.

Und doch gibt es einen Punkt, der mir an „Zen, Drugs & Rock ’n‘ Roll“ nicht gefällt: die handelnden Personen. An erster Stelle ist das die Hauptfigur Granpole Minster. Minster soll wahrscheinlich kauzig sein, ist mir aber viel zu sehr Gutmensch. Er ist Vegetarier, Antialkoholiker, Nichtraucher, zum Sex mit einem Groupie muss er im Schlaf quasi gezwungen werden und schämt sich danach in alle Ewigkeit, Drogen sind natürlich auch tabu und auch sonst ist er absolut ohne Sünde. Zu allem Überfluss ist er auch noch Buddhist und stammt aus gutsituiertem, blaublütigem Hause. Das ist mir in diesem Ausmaß einfach zu viel des Guten. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ein paar echte Macken, Ecken & Kanten würden Minster sehr, sehr gut zu Gesicht stehen. So bleibt die Figur trotz detaillierter Beschreibungen von Zen-Meditationen viel zu blass, zu glatt, ja, langweilig.

Dieses Problem haftet auch einigen anderen Charakteren im Buch an. Der gutmütige, engagierte Dorfpolizist Teddy beherbergt gleich eine ganze Horde Klischees, was man so auch für die restlichen Bandmitglieder der |Flying Horses| und deren Crew sagen kann. Und auch Minsters Kollegen vom National Crime Squad haben allesamt nicht wirklich ein Profil. Schade eigentlich.

Dieses Manko wird zwar, wie oben schon angedeutet, durch die geschickten Wendungen in der Storyline wieder aufgefangen, sorgt aber dafür, dass „Zen, Drugs & Rock ’n‘ Roll“ nur das Prädikat „gut“ bekommt. Der zweite Roman „Zen & die Kunst einen Menschen zu töten“ ist bereits fertiggestellt und erscheint im nächsten Frühjahr. Ich bin sehr gespannt, ob Michael Rensen es dort schafft, den Figuren mehr Tiefe zu geben, denn dann kann ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen. Diese gibt es diesmal nur mit Abstrichen.

|282 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-86852-059-0|
http://www.heel-verlag.de

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