Rhoden, Emmy von – Trotzkopf, Der (Europa-Originale 21)

_Besetzung_

Erzähler – Hans Paetsch
Ilse Macket – Wittmute Malik
Anne Macket – Ingeborg Kallweit
Pfarrer – Walter Petersen
Vater Macket – Edgar Machmann
Fräulein Raimar – Sylvia Anders
Fräulein Güssow – Dagmar von Kurmin
Nellie – Reinhilt Schneider
Orla Sassuwitsch – Manuela Dahm
Flora Hopfstange – Wanda Osten
Annemie von Bosse – Sylvia Anders
Dr. Althoff – Peter von Schultz
Miss Lead – Ingeborg Kallweit
Leo Gontrau – Rudolf H. Herget

Regie: Konrad Halver

_Story_

Die junge Ilse Macket ist ein unverbesserlicher Trotzkopf und bereitet ihrer Familie fortwährend Kummer. Als die Situation daheim zu eskalieren droht, bleibt den Mackets keine andere Wahl: Sie schicken ihre Tochter auf das strenge Internat von Fräulein Raimar, damit sie dort endlich die fehlenden Manieren beigebracht bekommt. Doch ihr Aufenthalt dort entwickelt sich ganz anders, als Vater Macket sich das vorgestellt hatte.

Ilse bleibt ein Problemkind und will sich den Regeln der Schule nicht beugen. Außerdem ist ihr Verhältnis zu den Mitschülerinnen von Beginn an gestört und erschwert die Situation für den Trotzkopf. Doch dann lernt Ilse die Dichterin Flora Hopfstange kennen und erfährt von ihr von einem ganz besonderen Schicksal. Mit einem Mal hat sich Ilses Einstellung zum Leben geändert. Gemeinsam mit ihrer einzigen Freundin Nellie mausert sich das kleine Mädchen und kehrt als stolze, gereifte Jugendliche wieder in den Schoß ihrer Familie zurück.

_Meine Meinung_

„Der Trotzkopf“ ist eine nette Kinder- und Jugendgeschichte und aufgrund der moralischen Inhalte sicherlich auch ein wichtiger Abschnitt dieser Literatur. Die Erzählung vom Mädchen, welches stets den eigenen Kopf durchzusetzen versuchte und von nichts und niemandem in den Griff zu bekommen war, dann aber eines Tages in Erfahrung bringt, worauf es im Leben tatsächlich ankommt, sollte daher prinzipiell auch jedem bekannt sein. Und dementsprechend natürlich auch die Hauptfigur.

Ein pubertierendes Gör ist sie, die junge Ilse Macket, unsympathisch durch und durch und wegen ihres neunmalklugen Auftretens auch eine echte Nervensäge. Kurzum: Eine Person, die man weder gerne zur Spielgefährtin noch zur Tochter hätte, selbst wenn bei ihr auch nicht der letzte Hoffnungsfunke auf Besserung verloren ist. Für die Eltern ist der Weg ihrer Tochter vorbestimmt; sie sind mit der Erziehung überfordert und schicken den verzogenen Nachwuchs umgehend ins Internat. Dort soll sie den Umgang mit anderen Menschen erlernen und sich grundlegend einfach nur zum Positiven entwickeln.

Aber Ilse ist nicht bereit, diesen Schritt zu gehen. Bereits der Abschied von ihrem geliebten Vater fällt ihr unheimlich schwer, und auch die neue Umgebung ist ihr alles andere als lieb. Also setzt sie ihr starrsinniges Verhalten fort, treibt auch abseits der Heimat ihre Umwelt zum Wahnsinn und wird schnell zum Feindbild ihrer Mitschülerinnen. Lediglich ihre Zimmernachbarin Nellie lässt sich auf das kleine Fräulein ein und akzeptiert ihre Defizite – die Basis für eine liebevolle Freundschaft, in der Ilse andere Facetten ihres Lebens sowie ihren Rang in der Gesellschaft kennen lernt und sich mit ihrem Dasein zufrieden gibt. Nicht zuletzt der Vergleich mit einer anderen schicksalsgeplagten Figur prägt ihren Aufenthalt und stimmt sie letztendlich auch um, sich ihren Geliebten gegenüber fair und ebenso herzlich zu zeigen.

Im Hörspiel der „Europa-Originale“ kommt diese überraschende Wende allerdings kaum zur Geltung. Regisseur Konrad Halver hat sich vorwiegend auf das Ausschmücken der Rahmenhandlung beschränkt, den Kernpunkt der Story aber nicht getroffen. Und genau dies reicht schon aus, um dem gesamten Stück seine Glaubwürdigkeit zu nehmen. Mal ganz davon abgesehen, dass die Charaktere in ihrer Darstellung recht oberflächlich wirken, ist jegliche Umschreibung von Moral eher durchschnittlich aufgeführt. Der Moment, der zum Umschwung führt, sticht nur bedingt heraus, stattdessen überwiegt die kindlich anmutende Freundschaft zwischen Nellie und Ilse, die zwar für das angesprochene Zielpublikum ganz nett erscheinen mag, die Geschichte als solche aber nicht so recht voranbringen will. Die daraus entstehende Diskrepanz führt schließlich dazu, dass das Hörspiel eher durchschnittlich und als Adaption nur wenig zufriedenstellend ist. Kaum Tiefe, wenig Spannung und eine eher ermüdende Atmosphäre reichen aus, um „Der Trotzkopf“ als einen der Schwachpunkte dieser Serie zu entlarven. Obwohl das Original eigentlich eine empfehlenswerte Angelegenheit ist …

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