Russell, Philip Craig / Palmiotti, Jimmy / Busiek, Kurt / Howard, Robert E. – Conan 5: Die Juwelen von Gwahlur & Die Tochter von Midora

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_Inhalt_

|“Die Juwelen von Gwahlur“|

Conan reist auf der Suche nach neuen Abenteuern und Auftraggebern in das Königreich Keshan. Bemüht, sein Vermögen und seinen Ruhm alsbald weiter auszubauen, tritt er vor den König und bietet seine Dienste als Anführer seiner Streitmacht an. Allerdings kommt ihm sein alter Feind Thutmekri in die Quere und unterbreitet dem König ein weitaus lukrativeres Angebot, so dass Conan das Nachsehen hat. Allerdings gelüstet es den teuflischen Kontrahenten einzig und alleine nach den Juwelen von Gwahlur, einem der mächtigsten Schätze des Reiches, um den sich geheimnisvolle Mythen und Kulte ranken. Angestachelt von den intriganten Ränken kommt Conan Thutmekri zuvor und stellt sich gegen die Schurken seines Feindes, enttarnt ein falsches Orakel und jagt verbissen nach dem wertvollen Schatz. Doch was steckt wirklich hinter den Zähnen von Gwahlur?

|“Die Töchter von Midura“|

In einer Schenke der heiligen Stadt Gouvia landet Conan in einer selbst verschuldeten Prügelei und wird daraufhin von den Wachen des Königs inhaftiert. Der Barbar unternimmt einen Fluchtversuch, landet jedoch einmal mehr in den Armen der Königstochter Valensa, die den mächtigen Krieger einmal mehr aufs Kreuz legt. Dennoch bietet der König ihm einen fairen Deal für seine Entlassung; Conan soll die entführte Zwillingsschwester Valensas, Hannah, wieder zurück in die heilige Stadt bringen, um die sichere Thronfolge zu gewährleisten. Gemeinsam mit der übermütigen Valensa und zwei Kriegern reist er den Entführern der zweiten Königstochter nach – und macht sich selbst zum Mittelpunkt einer außerordentlichen Tragödie …

_Persönlicher Eindruck_

Die fünfte Ausgabe der deutschsprachigen „Conan“-Reihe verläuft nicht nach dem althergebrachten Strickmuster. Statt die amerikanische Serie wie üblich fortzusetzen, greifen die Macher der Comics auf zwei Mini-Serien aus den Jahren 2004 und 2005 zurück. Grund hierfür: Die Originale sind noch nicht so weit fortgeschritten, als dass eine deutsche Fortsetzung schon umsetzbar gewesen wäre. Bevor nun im März nächsten Jahres mit „Die Dämonen von Khitai“ der reguläre Nachfolger auf den Markt kommt, müssen die Fans sich zunächst einmal mit einem rückblickenden Interludium begnügen.

Allerdings haben die Initiatoren nicht bloß irgendeinen Comic ausgewählt, sondern zwei kleine Serien, die der heutigen Reihe direkt vorausgingen und erst zu der Entwicklung der zeitgemäßen Conan-Abenteuer führten. Den Anfang macht dabei die recht spannende Geschichte um den mysteriösen Schatz von Gwahlur. Der Leser stößt hier auf einen längst gereiften, inzwischen 37 Jahre alten Barbaren, dessen grundlegendes Gemüt weitaus rauer und aggressiver ist, als man es bislang aus seinen Abenteuern kennt. Der Titelheld ist nicht mehr gänzlich der ehrbare Streiter, der für Recht, Ordnung und einen ordentlichen Tagelohn kämpft, sondern gibt sich als Dieb und Intrigant wesentlich unmoralischer und abgebrühter. Dementsprechend unvorhersehbar sind seine Handlungsschritte sowie die Story im Allgemeinen, die innerhalb der vier kurzen Kapitel doch einige sehr plötzliche Wendungen erfährt. Diese Unvorhersehbarkeit ist auch in den sehr schön ausgeprägten Charakterzeichnungen festgehalten, ganz besonders im unsteten Barbaren, der sich hier keinen gängigen Konventionen mehr unterordnet und seinem eigentlich Status des kompromisslosen Barbaren gerechter denn je wird. Lediglich der Zeichenstil ist für eine moderne Ausgabe der Klassiker-Serie ein wenig altbacken ausgefallen. Philip Craig Russell, im Übrigen auch Autor des Plots, orientiert sich an den ganz alten Conan-Comics, was grundsätzlich ja auch nicht verkehrt ist, dennoch aufgrund der fehlenden Detailfülle nicht die erwünschte Stimmung hervorruft. Im Gegensatz zur überzeugenden Geschichte hat „Die Juwelen von Gwahldur“ daher unter illustrativen Aspekten einige leichte Abzüge verdient.

Fast schon umgekehrt ist das Resümee für die zweite, etwas kürzere Mini-Serie dieses fünften Sammelbands. „Die Töchter von Midora“ zeichnet einen recht simplen, stringenten Plot ohne wirkliche Tiefe, im Rahmen der Serie auch ein wenig ungewöhnlich. Conan fehlt bisweilen das furchterregende Antlitz, seine Mitstreiter sind äußerst beliebig ausgewählt und die Geschichte an sich reißt den Leser auch nicht wirklich mit. Es fehlt an fesselnden Inhalten und markanten Ereignissen, sieht man mal vom allzu brutalen Gemetzel um den hier leicht naiv vorgestellten Cimmerier ab. Indes sind die Zeichnungen hier auf einem höheren Niveau angesetzt und viel stärker den zuletzt veröffentlichten Abenteuern Conans nachempfunden. Zumindest diesbezüglich gibt es einen dezent erkennbaren, roten Faden, der alle bisherigen Ausgaben der deutschen Serie zusammenhält.

Trotzdem ist der Doppelband nicht ganz so stark wie die bisherigen Geschichten um den unverwüstlichen Kämpfer. Die Epik einstiger Tage kommt ein wenig zu kurz, die notwendige Tiefe kann hingegen gerade wegen der Kürze der Storys nicht erzielt werden. Insofern bieten beiden Geschichten nette Unterhaltung und zudem auch interessante Aspekte und Charaktereigenschaften des Cimmeriers, jedoch keinen Fantasy-Bombast, wie man ihn seit Release des Debütbandes „Die Tochter des Frostriesen …“ regelmäßig geboten bekam. Nichtsdestotrotz sollten Conan-Fans nicht auf „Die Juwelen von Gwahlur & Die Tochter von Midura“ verzichten. Ein gewisses Level ist nämlich immer noch gewährleistet, und das ist selbst im vergleichsweise schwächeren, neuen Werk immer noch höher als in 90 Prozent aller vergleichbaren Publikationen!

http://www.paninicomics.de/

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