Schäfer, Rüdiger – Atlan – Das Sphärenrad (Rudyn-Trilogie 2)

Band 1: [„Die Psi-Kämpferin“ 4061

_Story_

Die Anzeichen der Existenz eines weiteren Zellaktivgators führen Atlan fortan mit seiner neuen Kollegin Trilith Okt nach Rudyn, einem Stützpunkt der Zentralgalaktischen Union, die der USO gegenüber zwar diplomatisch eingestellt ist, die United Stars Organisation und ihre Anführer Atlan und Perry Rhodan jedoch nicht in ihrem Machtbereich duldet. Insofern ist auf der Reise ins Ephelegon-System größte Vorsicht geboten, zumal die Kalfaktoren Rudyns derzeit mit der Aufrüstung eines gewaltigen Sphärenrads beschäftigt sind, welches dem Volk sowohl militärischen als auch wissenschaftlichen Fortschritt gewähren soll.

Allerdings wird die Suche nach dem Zellaktivator gleich von mehreren problematischen Umständen begleitet, die außerhalb des Einflusses des Lordadmirals liegen. Die politische Führung Rudyns ist in Intrigen und Hinterlisten verstrickt, angeführt vom Kalfaktor der Wissenschaften Ponter Nastase, der sich still und heimlich den kürzlich auf Finkarm entdeckten Zellaktivator gesichert und alle Beweise über dessen Existenz und sein schmieriges Handeln anschließend beseitigt hat.

Atlans Aufgabe ist es nunmehr nicht bloß, den Garanten für die Unsterblichkeit sicherzustellen, sondern auch das politische Gleichgewicht, bestimmt von liberalen Vordenkern wie Neife Varidis, zu wahren. Doch Nastases teuflischer Plan leitet alsbald ein Horror-Szenario ein, welches Atlans jüngstes Unternehmen zu einer waghalsigen Schlacht um Leben und Tod geraten lässt.

_Persönlicher Eindruck_

Mit großen Erwartungen verfolgte ich in den letzten Tagen die Fortführung des wirklich beachtlich debütierten „Rudyn-Zyklus“, der bereits mit dem Auftaktband ein weitaus höheres Potenzial als die vorangegangene „Lepso-Trilogie“ aufwies und vor allem die zunächst enttäuschten Fans des treuen Gefährten Perry Rhodans beschwichtigen konnte. Nun, da ein weiterer Autor das Regiment übernommen hat, waren die Befürchtungen ob der jüngsten Erfahrungen mit der neuen „Atlan“-Serie recht groß, „Die Psi-Kämpferin“ könne womöglich eine Ausnahmeerscheinung in diesen Reihen sein. Jedoch nimmt Rüdiger Schäfer etwaigen Vorbehalten bereits mit den ersten Kapiteln von „Das Sphärenrad“ jeglichen Wind aus den Segeln. Vielmehr führt er die Story auf einem noch höheren Niveau fort und etabliert eine Erzählkultur, die definitiv an die besten Momente des großen Bruders Rhodan erinnert. Intelligent, facettenreich und dennoch aufs Wesentliche fokussiert – so stellt man sich moderne, gehobene Science-Fiction schließlich auch vor. Aber auch die inhaltlichen Fortschritte sind vorzüglich, sowohl was die spannungsvoll aufgebaute Struktur der Erzählung als auch die zahlreichen Wendungen betrifft, denen man in mittleren Band der „Rudyn-Trilogie“ beiwohnen darf.

Interessant ist in diesem Sinne vor allem die Charakterisierung der verschiedenen Hauptakteure, die hier in vielen kleinen Kapiteln kategorisch vorgestellt werden und dennoch bisweilen ein Mysterium bleiben. So erfährt man zwischenzeitlich einiges über den Verbleib von Trilith Okt, bevor diese mit Atlan zusammentraf, und bekommt anhand der unzähligen Charakterprofile auch einen immer besseren Überblick über die politischen Ränke, die sich zwischen den Organisationen der Galaxis im Stillen abspielen.

Doch gerade jenes Zwischenkapitel um Trilith Okt und das dramatische Schicksal der weiblichen Besatzung eines Raumers, der auf dem Planeten Fauron abstützte, bereichern die Geschichte ungemein, auch wenn sie eingangs wegen der noch nicht erkennbaren Verbindungen zum eigentlichen Plot als überflüssig empfunden werden. Jedoch schafft es Schäfer sehr treffsicher, die vielen Nebenstränge zu einer homogenen Einheit zu formen und die Ereignisse stets in Zusammenhang mit den nachfolgenden Begebenheiten, die für die aktuelle Haupthandlung wichtig sind, zu bringen.

Was die Fortsetzung der Story betrifft, unternimmt der Autor jedoch einen recht radikalen Schwenk. Trilith und Atlan treten nun als Einheit für das gemeinsame Ziel auf, sind sich aber nicht wirklich grün. Atlan schätzt die Psi-Kämpferin für ihre kämpferischen Begabungen und ihren Überlebensdrang, hasst dafür aber ihre kompromisslose, eiskalte Art. Okt hingegen hält den Lordadmiral für einen Mann großer Reden und bescheidener Taten, bis sie irgendwann doch zu dem Schluss kommt, „… dass der Anführer der USO Eier in der Hose hat“. Dieses Dilemma zieht sich als interessanter Nebenstrang durch die Geschichte und bestimmt auch einen Teil der Atmosphäre, die von vielen unberechenbaren Momenten geprägt ist, welche wiederum auf dieses ungleiche, nun jedoch nicht mehr losgelöst voneinander auftretende Paar zurückzuführen ist. Störend ist in dieser Hinsicht allerdings das manchmal zu selbstgefällige Auftreten Atlans, dargestellt in Erfahrungsberichten, die seine Person rühmen, in dieser Form aber eher prahlerisch wirken. Dies ist jedoch insgesamt nur eine Begleiterscheinung, die im gesamten Kontext des Auftretens unseres Titelhelden kaum noch nennenswert ist.

Dafür glänzt Rüdiger Schäfer in den entscheidenden Momenten jedoch mit raschen Szenenwechseln und verschärftem Tempo. Obwohl der Autor nun die beiden Protagonisten an einem Schauplatz versammelt hat, ist er weiterhin darauf angewiesen angewiesen, zwei parallel zusammenlaufende Geschichten zu erzählen, für dessen souveränes Gelingen ihm ebenfalls großes Lob gebührt. Sowohl die Reise des Diskusraumers, in dem sich Trilith und der Lordadmiral befinden, als auch das korrupte, intrigante Machtspiel, welches inmitten des Sphärenrads ZUIM vor sich geht, werden überzeugend dargestellt und steuern unwiderruflich auf ein baldiges Finale zu, welches die Spannung bereits an den Siedepunkt treibt.

Insofern kann man abschließend auch nur resümieren, dass der Autor den Faden intelligent weitergesponnen hat und den Anspruchslevel dank der detailverliebten Beschreibungen, der raschen Sprünge zwischen den recht unterschiedlichen Szenarien und der Steigerung des sprachlichen Niveaus noch einmal hat erhöhen können. Die undankbare Aufgabe, den mittleren Teil einer Trilogie zu schreiben, ist ihm ergo auch nicht zum Verhängnis geworden. Stattdessen hat er die gute Vorlage genutzt und mit einer teils spektakulären Story zielsicher verwandelt. Nun ruht alle Hoffnung auf Michael Buchholz, dass er die „Rudyn-Trilogie“ ebenso würdig zu Ende bringt, wie sie bis dato verlaufen ist. Es steht nämlich mittlerweile außer Frage, dass diese Mini-Reihe nicht zuletzt wegen des hier erstmals aufblitzenden, sarkastischen Humors (in den Dialogen zwischen Atlan und seinem Extrasinn) potenziell zu den besten aus dem weitläufigen Universum Atlans gehört. Ein Comeback des klassischen Atlan also? Nun, nach den Eindrücken des insgesamt fünften Romans der neuen Serie muss man dies beinahe uneingeschränkt bejahen!

http://www.fanpro.com
http://www.perryrhodan.net/

Schreibe einen Kommentar