Shocker, Dan – Unheimliche, Der (Larry Brent, Band 34)

Das Buch enthält die beiden Larry-Brent-Romane „Die Lady mit den Totenaugen“ und „Der Unheimliche aus dem Sarkophag“, die erstmals in der Reihe Silber-Grusel-Krimi als Band 67 und 68 erschienen sind.

_Die Lady mit den Totenaugen_

Eigentlich sind Larry Brent und Iwan Kunaritschew, ihres Zeichens PSA-Agenten im Dienste der Menschheit, auf dem Weg in den Urlaub, als ihnen eine Frau über den Weg stolpert, der man die Augen entnommen hat. Als die Frau am nächsten Tag aus der Klinik verschwindet, wittern die Agenten einen neuen Fall und setzen ihren Chef, David Gallun, von den Geschehnissen in Schottland in Kenntnis. Die Spur führt zunächst zu einem nahegelegenen Sanatorium, welches Lord Billerbroke in seinem Schloss untergebracht hat. Larry gibt sich als Scotland-Yard-Beamter aus. Tatsächlich scheint der Lord ein grausiges Geheimnis zu hüten.

Was hat es beispielsweise mit dem seltsamen Meteor zu tun, der letzte Nacht unweit des Schlosses niederging? Gibt es Parallelen zu dem Himmelskörper, der vor fünfzig Jahren fast an der derselben Stelle herabstürzte?

Und wer ist der Wahnsinnige, der unschuldigen Menschen die Augen herausschält?

_Der Unheimliche aus dem Sarkophag_

In Paris wird die Mumie des verstoßenen Hohepriesters Ak-Hom wiedererweckt. Ak-Hom diente zu Lebzeiten dem Dämonengott Orus und hat mit seiner Hilfe den Tod überwunden. Nun ist er auf der Suche nach seiner Geliebten Nafri, deren Mumie ebenfalls in Paris aufbewahrt wird. Auf dem Weg zu seiner einstigen Liebe hinterlässt Ak-Hom eine Spur aus bestialisch zugerichteten Leichen. Mit jedem weiteren Opfer verwandelt sich der ehemalige Hohepriester mehr und mehr selbst in den Dämonengott.

Können Larry Brent und Morna Ulbrandson den Unheimlichen aufhalten?

Der erste Roman lebt von einer bedrückenden Atmosphäre, die zum großen Teil dadurch erzeugt wird, dass der Roman viel in der Nacht und dazu an sehr unheimlichen Orten spielt. Eine einsame Gegend mitten in Schottland und ein Schloss, welches zugleich als Sanatorium für psychisch Kranke gilt. Hier hat Dan Shocker einen dramaturgischen Geniestreich getan, als er zwei typische Schauplätze des Genres verknüpfte.

Die Tatsache, dass jungen Menschen, vorzugsweise Frauen, die Augen aus dem Kopf geschält werden, ist mit verantwortlich für den Gruseleffekt, denn fast ebenso gravierend wie die Angst vor dem Tod ist die Angst vor dem Verlust des Augenlichts. Allerdings wird nicht schlüssig erklärt, weshalb die Täter ihre Opfer laufen bzw. überhaupt am Leben lassen und damit die Gefahr der Entdeckung in Kauf nehmen. Auch die beiden Meteoritenabstürze, welche sich in 50-jährigem Abstand ereigneten, werden nur unzureichend erklärt. Davon abgesehen, zieht einen die Geschichte unweigerlich in ihren Bann und endet in einem dramatischen Finale, das noch einmal alle Register des Grauens zieht.

Der zweite Roman beginnt mit einer stimmungsvollen Szene aus dem alten Ägypten, bevor sich die Handlung, für den Leser unerwartet, in das Paris der Gegenwart verlagert. Lebende, mordende Mumien sind ein beliebter Stoff für klassische Gruselgeschichten. Dan Shocker fügt diesem Topoi eine gehörige Portion Brutalität hinzu und kreiert einen Grusel-Krimi, der auf magisch-dämonischen Ursachen basiert und keine pseudowissenschaftliche Erklärung heranzieht. Die Erschaffung eines Klons der Pharaonentocher Nafri ist eine Nebenhandlung, welche Leser und Ermittler in die Irre führen soll und daher den Faktor Zufall arg strapaziert.

Der Roman bietet dennoch sehr spannende und kurzweilige Unterhaltung, was vor allem an der lebendigen Sprache des Autors und der Überarbeitung durch das hervorragende Lektorat liegt, welches die bisweilen stark antiquierten Texte um so manche Stilblüte erleichtert. Sehr gut herausgearbeitet wurde auch die geistige Abhängigkeit einer Kunststudentin, welche die Mumie in einem geerbten Haus entdeckt und zum Leben erweckt. Während alle Menschen in ihrer Umgebung die Mumie als das wahrnehmen, was sie wirklich ist, nämlich ein ausgetrockneter Leichnam, sieht sie nur einen attraktiven Mann. Das verleiht der Szenerie etwas Morbides und Nekrophiles, ohne dabei die Grenzen des guten Geschmacks zu überschreiten.

Abgerundet wird der Band durch die Illustrationen von Pat Hachfeld, der sein Können abermals eindrucksvoll unter Beweis stellt. Besonders die „Lady mit den Totenaugen“ stellt das Original-Cover von Lonati, auf welches der Verlag mit gutem Grund verzichtete, mühelos in den Schatten.

_Fazit:_ Klassische Grusel-Romane aus der Feder Dan Shockers, die – auch wenn es abgedroschen klingt – nichts für schwache Nerven sind.

http://www.BLITZ-Verlag.de

_Florian Hilleberg_

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