Smith, Kevin (Autor) / Dodson, Terry (Zeichner) – Spider-Man/Black Cat (100 % Marvel 24)

Bereits 2002 begann der als Kultfilm-Regisseur innig geliebte Kevin Smith eine Miniserie zu verfassen, die in den Vereinigten Staaten direkt für Aufruhr sorgte. Der Titel: „The Evil that Men do“; in der Hauptrolle: Spider-Man und seine alte Gespielin Black Cat, mit der er in der Vergangenheit bereits eine heiße Affäre hatte. Leider aber wurde die Serie in der Mitte unterbrochen. Smith zog es nach der dritten der fünf geplanten Episoden vor, seine Filmprojekte zu verwirklichen, so dass „The Evil that Men do“ vorerst aus Eis lag. Erst drei Jahre später – viele hatte das Spektakel längst wieder aus den Augen verloren – nahm sich der Autor wieder ein Herz und brachte die Reihe mit drei weiteren Ausgaben zu Ende. In Deutschland erscheint „Spider-Man/Black Cat“ nun auch endlich, und dies direkt als Sammelband in der bekannten Reihe „100 % Marvel“. Und ehrlich gesagt: Auf dieses geniale Happening sollten Comic-Liebhaber auch nicht verzichten.

_Story_

Felicia Hardy ist nach jahrelanger Auszeit wieder zurück. Ihre beste Freundin Tricia ist spurlos verschwunden, und ihre einzige Spur führt zu einem mysteriösen Drogendealer namens Mr. Brownstone. Hinter diesem ist auch Spider-Man her, als er nach dem Mörder eines jungen Highschool-Schülers sucht. Der Jugendliche starb an den Folgen einer Heroin-Überdosis, obwohl weder direkte Spuren im Blut noch Einstiche bei der Obduktion entdeckt werden konnten. Bereits vor den eigentlichen Ermittlungen trifft das ehemalige Pärchen wieder aufeinander und hat auch direkt wieder Augen für das jeweilige Gegenüber. Spider-Man ist jedoch mittlerweile verheiratet, so dass Black Cat bei ihren erneuten Annäherungsversuchen keine freie Bahn mehr hat – dabei ist sie verliebter denn je und akzeptiert endlich auch Spider-Mans Alter Ego Peter Parker.

Gemeinsam machen sie Jagd auf den Drogendealer-Ring und geraten dabei in das Umfeld des Multimillionärs Garrison Klum. Spider-Man ist sofort davon überzeugt, dass es sich bei ihm auch um den gesuchten Brownstone handelt, kann aber erst einmal nichts gegen ihn ausrichten. Und als er feste Beweise in den Händen hat, ist es bereits zu spät. Brownstone hat sich an Black Cat vergriffen, und bevor Spider-Man eingreifen kann, ist es bereits zu einem handfesten Skandal gekommen: Klum wurde ermordet und Felicia war beim Auffinden der Leiche in seiner Nähe. Nun liegt es an Peter Parker und seinem Freund Matt Murdock alias Daredevil, die Unschuld der schwarzen Katze zu beweisen.

_Meine Meinung_

Dass Kevin Smith ein erstklassiger Regisseur ist, hat er bereits des Öfteren bewiesen. Streifen wie „Dogma“, „Mallrats“ und auch „Jay & Silent Bob Strike Back“ sind bereits jetzt Kult und haben trotz ihres jungen Alters Klassikerstatus. Ähnliches könnte dem Mann nun auch mit seiner ersten echten Comicserie passieren, denn Smith weiß ganz genau, wie er den in der Hauptrolle stehenden Spinnenmenschen am besten in Szene setzen kann.

„The Evil that Men do“ ist eine enorm temporeiche Story, die sowohl große Action als auch tief greifende Emotionen bereithält und sich dabei stets Freiräume für einzelne Überraschungsmomente belässt. Smith beschreibt die bis dato unbekannten Charaktere nur sehr vage und lässt sich absolut nicht in die Karten schauen. Black Cat/Felicia Hardy zum Beispiel ist ein echtes Chamäleon, was ihr Verhalten anbelangt. Einerseits sympathisch, sexy und liebevoll, andererseits eine echte Hexe mit klarem Ziel vor Augen und nicht bereit, irgendwelche Kompromisse einzugehen. Eine gefährliche Mischung, die immer im Kontrast zum souverän auftretenden Spider-Man steht, der sich aber auch durch ihr bloßes Dasein immer mehr verunsichern lässt und schließlich ohne die Hilfe eines alten Kumpels handlungsunfähig wäre. Dies alles steht außerdem noch in Wechselwirkung mit dem undefinierten Verhältnis zwischen den beiden Hauptakteuren. Schlägt Spider-Mans Herz noch immer für seine ehemalige Geliebte? Oder steht der in der Bevölkerung ungeliebte Superheld mittlerweile solide im Leben und bleibt seiner Frau treu? Und wie geht er mit den erneuten Flirts seitens Felicia um?

Bevor aber hier ein falscher Eindruck entsteht: Die 24. Ausgabe ist prall gefüllt mir ziemlich harter, teils sogar blutiger Action, die das zwischenzeitliche Techtelmechtel wieder stark ausgleicht, eigentlich sogar ein Übergewicht erzielt, welches man nach den ‚romantischen‘ Anfangssequenzen so gar nicht erwartet hätte. Die Jagd nach dem geheimnisvollen Heroin-Schmuggler und die Frage nach dem Wie und Warum der ungeklärten Mordfälle treiben die Geschichte vorrangig an und werden dabei von der Beziehung zwischen den beiden Protagonisten lediglich unterstützt. So entwickelt sich auch die Handlung primär entlang der gemeinsamen Suche nach Mr. Brownstone und wird ausgerechnet dann noch spannender, als dieser entlarvt wird. Und was danach passiert, gezeichnet von mehreren Flashbacks, gehört zur Crème de la Crème der |Marvel|-Historie, präsentiert von einem bis dato unbedeutenden Comic-Autoren, und wirklich stark inszeniert vom langjährigen |Marvel|-Zeichner Terry Dodson, der hier eine seiner besten Arbeiten abgeliefert hat.

_Fazit_

Das zweite Aufeinandertreffen von Spider-Man und Black Cat ist ein echtes Schmankerl, welches nicht nur von seiner flott vorangetriebenen Handlung, sondern vor allem auch von seiner Unberechenbarkeit lebt. Zwei der wohl coolsten Superhelden aus dem |Marvel|-Universum erleben hier gemeinsam ein absolut lesenswertes Abenteuer, ohne Kapriolen, dafür aber mit reichlich spannender Action. Kurzum: ein angehender Klassiker in der Comicgeschichte des berühmten Spinnenmenschen.

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