Winegardner, Mark – Rache des Paten, Die

Im Jahre 1969 veröffentlichte der Autor Mario Puzo den Roman „Der Pate“ (The Godfather) und schaffte damit den Sprung auf die internationalen Bestsellerlisten.

„Der Pate“ erzählte die Geschichte der aus Sizilien stammenden Familie Corleone, die in New York das gesamte organisierte Verbrechen rund um das Glücksspiel steuert. Vito Corleone ist „Der Pate“, wie er von seinen Freunden und Feinden ehrfürchtig und voller Respekt genannt wird. Doch auch New York mit seiner Kriminalität verändert sein Gesicht. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg erobert der Drogenhandel nicht nur die amerikanischen Staaten, und Don Vito Corleone ist nicht bereit, sich an dem für ihn schmutzigen Geschäft zu beteiligen.

Killer einer anderen Mafia-Familie verüben einen Mordanschlag auf den „Paten“, den dieser schwerverletzt überlebt. Seine drei Söhne – Sonny, Fredo und Michael, der jüngste – führen die familiären Geschäfte und Interessen weiter, aber Sonny, der älteste Sohn und Nachfolger, verliert die Nerven und rächt mit aller Gewalt den Mordanschlag auf seinen Vater. Es entbrennt ein Mafia-Krieg, der auf vielen Seiten seine Opfer fordern wird.

Schließlich wird auch Sonny das Ziel eines Mordanschlags und brutal an einer Mautstation hingerichtet. Michael Corleone übernimmt nun als Oberhaupt der Familie die Geschäfte und führt einen Rachefeldzug gegen seine Feinde, dabei verschont er auch nicht die eigene Familie …

Das Epos rund um die Geschichte der Familie Corleone wurde erfolgreich in drei Teilen verfilmt. Francis Ford Coppola und der Autor Mario Puzo schrieben gemeinsam an dem Drehbuch. Ein fast einmaliger Erfolg in diesem Genre. Selbst die realen Mafiosi fühlten sich geehrt und sagten aus, dass das Buch und der Film das wahre Lebensgefühl ihres Standes aussagen, also ein kleiner Werbespot für die Mafia in Amerika.

Verfilmt wurde die Saga mit vielen inzwischen bekannten Weltstars wie Robert De Niro, Marlon Brando, Al Pacino, Robert Duvall und anderen, ein Sprungbrett in die Welt des internationalen Films. „Der Pate“ Teil 1 wurde 1972 mit dem Oscar als bester Film prämiert und Marlon Brando sollte als bester Hauptdarsteller auch ausgezeichnet werden, Mario Puzo und Francis Ford Coppola erhielten den dritten Oscar für ihr Drehbuch. Aufgrund dieses Erfolges will man natürlich wissen, wie es weitergeht mit der Familie Corleone. Eigentlich sind sie ja wirklich nette Menschen, auch wenn sie hin und wieder einen Mord begehen … aber das ist für sie nur eine Notwendigkeit im geschäftlichen Sinne.

Der Autor Mark Winegardner wurde von der Erbgemeinschaft Mario Puzos persönlich ausgewählt, die Saga fortzuführen bzw. zu ergänzen. Er hat schon im Jahre 2005 mit „Der Pate kehrt zurück“ einen sehr großen Erfolg erzielen können. Mit dem neuesten Werk „Die Rache des Paten“ sollten noch einige andere offene Fragen, die sich dem Leser oder auch Zuschauer stellten, zufriedenstellend aufgelöst werden können.

_Die Geschichte_

New Orleans 1963. Michael Corleone, nach dem Tod seines Vaters Don Vito Corleone nun „Der Pate“ und Oberhaupt der Familie, konnte seinen Machtbereich ausbauen und die feindlichen Familien durch Mordanschläge quasi auslöschen. Michael versucht immer mehr, sich von seinen illegalen Aktivitäten zu distanzieren. Er versucht durch seine Kontakte in der Politik, seine Geschäften einen legitimierten Anschein zu verleihen. Aber die anderen Dons der großen Familien stehen dem sehr kritisch gegenüber und er wird offen angefeindet und bedrängt, die Geschäfte auf die alte und bewährte Weise zu führen.

Doch Michael geht seinen eigenen Weg, und durch seinen Einfluss macht er den jungen Jimmy Shea zum Präsidenten der Vereinigten Staaten. Entgegen seinem Willen gibt es dennoch Probleme, denn der Präsident ist alles andere als gewillt, mit dem organisierten Verbrechen zusammenzuarbeiten, zumal dieser noch Probleme mit dem südamerikanischen Nachbarn Kuba hat. Politik und Verbrechen geben sich die Hand und arbeiten zusammen, doch jede Partei hat ihre eigenen Gesetze und Motivationen. Der jüngere Bruder des Präsidenten bekämpft das organisierte Verbrechen in einem Kreuzzug und greift auch auf nicht legale Mittel zurück. Ziel ist es für ihn, den Paten von New Orleans, Carlo Tramonti, nach Kolumbien zu deportieren, was ihm zeitweise auch gelingt. Die so genannte Kommission der Cosa Nostra wird damit unter Druck gesetzt, und innerhalb dieser Gruppierung ist man sich uneinig darüber, wie man sich gegenüber den ehemaligen Wohltätern und Förderern in der Politik verhalten soll.

Auch Michael Corleone muss und wird Stellung beziehen müssen. Doch noch andere Probleme lassen den „Paten“ nicht zur Ruhe kommen. Ein ehemaliger Capo, Nick Geraci, ein Unterboß der Corleones, entpuppte sich als Verräter und wird nun gejagt und natürlich weiß dieser zu viele Interna über die illegalen und legalen Geschäfte der ehrenwerten Familie, auch dass die Corleones Killer für die Ausschaltung von Castro ausgebildet haben! Doch Nick Geraci ist nicht gewillt, sich zu verstecken, und verfolgt seine eigenen Rachepläne gegenüber seinem ehemaligen Paten. Er ist mit Sicherheit nicht zu unterschätzen.

Michael Corleone hat noch andere Probleme,; seine Frau und seine Kinder haben sich von ihm getrennt und er leidet sehr unter dem Verlust. In seinen Alpträumen wird er von seinem verstorbenen, älteren Bruder Fredo besucht, den Michael töten ließ, da er illoyal gegenüber seiner Familie gewesen war. Damit kämpft Michael an vielen Fronten und nicht zuletzt gegen sich selbst. Seine Geschäfte hinterlassen körperliche und seelische Spuren. Michael Corleone erkrankt an Diabetes und fühlt sich verlassen, auch wenn er versucht, seine langjährige Geliebte in sein Leben einzugliedern.

Die Situation eskaliert, als der Präsident der Vereinigten Staaten einem Attentat zum Opfer fällt. Wer ist dafür verantwortlich? Für welche Seite wird sich der Nachfolger des Präsidenten entscheiden und was bedeutet dann die veränderte politische Lage für die ehrenwerte Gesellschaft? Doch Michael verliert auch in dieser kritischen Lage nicht den Überblick und setzt seine Interessen wie gewohnt kalt und erbarmungslos durch …

_Kritik_

Mark Winegardner hat es mit seinem Roman „Die Rache des Paten“ hervorragend verstanden, offene Fragen abschließend zu klären. Die Saga rund um den Paten war stets ein Familienepos, in dem es primär um die Sorgen und Nöte der Mitglieder und Freunde der Corleones geht. Der Autor setzt die Hauptcharaktere, die man schon aus den beiden anderen Büchern sowie den drei Filmen kennt, hervorragend ein. Auch reine Randfiguren aus „Der Pate“ wie Woltz, der Regisseur, der dem Wunsch des Paten nicht Folge leisten wollte, oder Johnny Fontane findet man hier gut untergebracht in der Geschichte wieder.

Die Politik und das organisierte Verbrechen sind nicht die Hauptzutaten in diesem Roman. In „Die Rache des Paten“ spielt der „Consigliere“ Tom Hagen eine große Rolle, und einige Fragen, die nach den ersten beiden Teilen des Paten blieben, klärten sich auf. Die Rache der verschiedenen Persönlichkeiten bildet die eigentliche Handlung im Roman, aber diese verbindet die Nebenerzählungen außerordentlich gelungen.

Leider gerät die Entwicklung von Michael Corleone in der Handlung für meine Begriffe etwas zu kurz. Als gebrochener Familienvater und „Pate“ bleiben seine Sorgen und Nöte immer etwas im Hintergrund. Wenn er aber auftritt, und das in oftmals kurzen Passagen, dann als der gewohnt kalt agierende Charakter, der uns auch schon in den Filmen begegnete.

Es ist zu empfehlen, „Der Pate kehrt zurück“ zuerst zu lesen, denn die Vorgeschichte des Nick Geraci, ehemals ein Unterboss der Familie, würde dem Leser sonst zu undurchsichtig erscheinen. In den Filmen taucht dieser zwar als Statist auf, stellt aber keine in der Geschichte wichtige Person dar. In „Die Rache des Paten“ bildet er neben Tom Hagen den zweiten und größten Teil der Handlung heraus.

Mark Winegardner versteht sein literarisches Handwerk. Die geheimnisvolle Aura der Mafia beschreibt der Autor genau wie Mario Puzo spannend und interessant, wenn auch nicht unbedingt der Realität entsprechend. Das Verhältnis der Politik zum Verbrechen haben beide Autorenrecht realitätsgetreu behandelt. In den Filmen wie auch Romanen findet man Parallelen zu tatsächlich stattgefundenen Ereignissen. Gerade in „Die Rache des Paten“ wird das Verhältnis der Geheimdienste zum organisierten Verbrechen mit brisanten Themen zur Diskussion gestellt. Wer also auch hier fleißig recherchiert, wird sich manches Mal verblüfft sehen. Ein anderes Thema wäre der Mord an dem jungen Präsidenten der USA; natürlich ist hier der Mord an J. F. Kennedy eine historische Parallele.

Was ich im Roman vermisst habe, war vielleicht ein Nachwort des Autoren. Seine Sicht der Geschichte hätte ich gerne nachgelesen. Andererseits werden am Anfang des Romans die Zeitlinie der Trilogie und die wichtigsten Hauptpersonen in einem guten Schaubild eingeführt.

_Fazit_

„Die Rache des Paten“ kann ich allen Fans der Mafia-Trilogie sehr empfehlen. Die Lücken und Fragen, welche die Filme und der Roman von Puzo offenlassen, werden geklärt. Der Roman spielt kurz nach „Der Pate Teil 2“ und somit in den Jahren 1963 bis 1965. Beide Romane – „Die Rückkehr des Paten“, sowie „Die Rache des Paten“ – sollen verfilmt werden, was mich nach der Lektüre aber nicht überraschte. Die beiden Romane laden geradewegs dazu ein, verfilmt zu werden, und der Erfolg könnte vielversprechend sein, wenn vielleicht Francis Ford Coppola wieder im Regiestuhl sitzt.

Fassen wir zusammen: „Die Rache des Paten“ liest sich flüssig und spannend, ist informativ, allerdings nur für Leser bestimmt, die die Vorgeschichte schon kennen. Diesmal ist die Bühne der Politik der Hauptbestandteil der Geschichte, doch hat sich der Autor auch viel Zeit für die Familiengeschichte der Corleones genommen, was vielleicht noch wichtiger ist.

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