B. C. Schiller – Rattenkinder


Eine junge Frau wird auf einer Parkbank ermordet – ihr kleines Baby aber lebt und weint im Kinderwagen bitterlich, weil die Mutter sich nicht mehr kümmert. Neben der Toten liegt ein Rattenschädel. Tony Braun ermittelt zusammen mit seiner Kollegin Franka und sucht den Täter zunächst im engsten Familienumfeld: Der Ehemann der getöteten Amelie Frey ist seltsam gleichgültig – weder erschüttert ihn ihr Tod noch will er seinen Sohn sehen. Was hat er zu verbergen? Warum reagiert er so kalt?

Und was hat Viktor Maly mit dem Mord zu tun – der sitzt in der Psychiatrie, hat sein Gedächtnis verloren, kann aber den entscheidenden Hinweis zum Auffinden der Toten geben. Wie konnte er davon wissen? Was hat er mit dem Mörder zu tun?

In einer anderen Geschichte lernen wir die junge Tara kennen, die mit ihrem Sohn Dimitru in Tschechien lebt und Tag für Tag ums Überleben kämpfen muss. Um ihren Sohn durchzubringen, lässt sie Nacktfotos von sich machen. Nur eine Frau will Tara helfen – Marina. Doch dann verschwindet eines Tages Dimitru und Tara begibt sich nach Österreich, um ihren Sohn wiederzufinden.

Rattenscharf

Die Geschichte ist in mehreren Handlungssträngen erzählt – ein Teil der Geschichte widmet sich dem Mord an Amelie Frey in Österreich. Hier ermittelt Braun, der gleichzeitig versucht, hinter Viktor Malys Geheimnis zu kommen. Der zweite Teil der Geschichte dreht sich um Tara, die in einem tschechischen Ghetto für die Roma lebt. Und dann wären da noch Tagebucheinträge aus der Vergangenheit, die kursiv gesetzt sind, um sie von der Handlung in der Jetzt-Zeit abzuheben.

Wie alles zusammen hängt, wird nur nach und nach klar. Die beiden Autoren verstehen es wunderbar, einem immer wieder stückchenweise neue Informationen zu geben, um einen mitraten zu lassen. Doch bis man tatsächlich die einzelnen Fäden zusammen führen kann, dauert es lange. Die Spannung steigt dadurch immer weiter, weil man der Lösung des Rätsels immer näher kommt, und doch dürften die meisten am Ende doch überrascht sein, wie alles zusammen hängt.

Der Einstieg ins Buch allerdings ist ziemlich schwierig, weil sehr viele Charaktere auftauchen, von denen man nur den Namen kennt und die man nach und nach einsortieren und besser kennen lernen muss. Um hier nicht den Überblick zu verlieren, braucht es viel Konzentration. Ich habe fast 100 Seiten gebraucht, um wirklich „drin“ zu sein in der Geschichte. Aber dann war ich auch total gefesselt und wollte das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen.


Offene Fragen

Die Spannung im Buch steigt konsequent an und gipfelt schließlich in der Auflösung des Falls und in einem großen Drama für Ermittler Braun. In einer Szene lief es mir eiskalt den Rücken runter, weil BC Schiller mich wirklich schockiert haben.

Etwas schade fand ich es, dass man nicht alle Figuren wirklich gut kennen gelernt hat Einiges blieb doch an der Oberfläche, manch eine Person wurde nur namentlich erwähnt, griff aber nicht wirklich aktiv ins Geschehen ein. Bei der Vielzahl an Namen verliert man da leicht den Überblick – etwas weniger wäre hier deutlich mehr gewesen.

Etwas schade fand ich, dass am Ende des Buches einige Fragen offen blieben. Manche waren nicht so entscheidend, bei anderen fehlte damit praktisch eine Begründung, warum manch eine Szene überhaupt im Buch auftauchte. So gab es beispielsweise eine Figur im Buch, die sehr schwierig einzuschätzen war und die sich sehr auffällig verhalten hat. Es schien, als habe sie Informationen über den Mörder und würde ihm in die Hand spielen. Am Ende wurde dies aber gar nicht aufgeklärt und es ist klar, dass auch kein Folgeband darauf eingehen wird. Das hat mich ein wenig enttäuscht.

Nichtsdestotrotz war das Buch megaspannend, sehr gruselig und hat Lust auf die anderen Bücher rund um Ermittler Tony Braun gemacht – die Vorgeschichte habe ich bereits gelesen, und auf den Nachfolgeband warte ich mit Spannung.

Taschenbuch: 448 Seiten
ISBN-13: 978-3404172641

www.luebbe.de

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