Canter, Marc / Porath, Jason – Guns N\‘ Roses – It\’s (Not) So Easy. Der steinige Weg zum Erfolg

Was passiert, wenn du in jungen Jahren siehst, wie jemand dein Fahrrad klauen will? Entweder du verprügelst ihn oder der Dieb lässt es sein und entschuldigt sich bei dir – der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Das hört sich abenteuerlich an, doch in diesem Fall war es Saul Hudson, besser bekannt als „Slash“, der Marc Canter das Bike streitig machen wollte. Irgendwie schaffte es dieser „Slash“, die Kurve zu kriegen, und die beiden wurden beste Freunde, schließlich teilten sie die Leidenschaft für Fahrrad-Motocross. Schon damals bemerkte Marc, dessen Familie übrigens das bekannte [„Canter’s Deli“]http://www.cantersdeli.com gehört, dass sein Kumpel eine „Rampensau“ ist, doch sollte sich diese Tatsache erst viele Jahre später so richtig auszahlen.

Genauso kurios wie diese Geschichte, ist die Entwicklung von GUNS N‘ ROSES. Dieses Buch liefert dafür viele interessante Fakten und erzählt allerlei lustige Begebenheiten bis zur Veröffentlichung des Debüts „Appetite For Destruction“. Dabei ist es weniger eine trockene Biografie, die von einem außenstehenden Dritten geschrieben wurde, sondern eine sehr direkte und teilweise schockierende. Weil Marc auch als sechster Mann der Band bezeichnet werden kann, weiß er natürlich auch Details zu berichten, die ein anderer gar nicht wissen kann. Von Anfang an, als „Slash“ auftrat, machte er Fotos, sammelte Zeitungsartikel, Konzerttickets und hob dessen Gekritzel auf. Die Tracklisten und Ansagen sind ebenfalls enthalten. Letztere werden zwar mit der Zeit ein wenig langweilig, da sie fast immer dieselben Worte enthalten, doch sie sind der rote Faden, der sich durch das Buch zieht.

Das Werk schafft es wunderbar, das Lebensgefühl der Band dem Leser näher zu bringen. Schließlich lebten die Mitglieder ständig von der Hand in den Mund, auch als der Erfolg schon da war. Die Alkohol- und Drogenprobleme und ihre Auswirkungen kommen unverschönt ans Tageslicht. Die Aussage „Überleben bedeutete, es bis zum nächsten Auftritt zu schaffen.“ zeigt deutlich, wie die Jungs lebten, und war so etwas wie die Bandphilosophie. Oft war kein Geld für Lebensmittel da und an Quartieren mangelte es ebenfalls. Die Zeiten, als sie regelrecht in der Gosse lebten, werden nicht einfach weggelassen, sondern authentisch erzählt. Das macht das Buch gegenüber anderen Biografien zu etwas Besonderem. Es lässt sich insgesamt recht gut lesen, da es wenig lange Textabschnitte beinhaltet. Zu einem bestimmten Thema oder einer Begebenheit kommen die Beteiligten zu Wort und schildern ihre Sicht. Damit gibt es keine einseitige Berichterstattung, die auf den Autor fokussiert ist.

Besonders gut wird gezeigt, dass sich die Band nie von anderen reinreden ließ und immer das machte, was sie wollte – nämlich ein Leben führen, das aus Musik, Drogen und Girls besteht, ohne an morgen denken zu müssen. Die Frauen spielten für die Jungs eine große Rolle, denn sie engagierten nicht nur Stripperinnen, damit mehr Besucher kamen, nein, sie waren oft ihre einzige Hoffnung, wenn es darum ging, einen Schlafplatz oder etwas zu essen zu bekommen. Natürlich schildern einige von ihnen, wie sie diese Zeit erlebt haben.

Ein großer Teil beschäftigt sich mit der Entstehung des Debütwerkes. Gut wird dargestellt, welch großen Anteil Tom Zutaut daran hatte, der damals auf sie aufmerksam wurde und ihnen den Plattendeal bei Geffen Records verschaffte. Auch er hatte ein unerschütterliches Vertrauen in die Jungs, obwohl die Produzentensuche beinahe in einem Fiasko endete und das Album zu scheitern drohte. Er war es auch, der die Plattenfirma überzeugte, an die Band zu glauben, und der seinen Chef dazu überreden konnte, dass das Video zu ‚Welcome To The Jungle‘ bei MTV gezeigt wurde – zu jener Zeit gar nicht so einfach, galten die Jungs doch als drogenabhängig und kriminell. Das Video schlug wie eine Bombe ein und alle, die zuvor das Album absetzen wollten oder es schlecht fanden, wollten nun beste Freunde sein, waren begeistert und wussten von Anfang an, dass die Jungs eine große Nummer werden. Und besser als mit Tom Zutauts Zitat kann man die Story nicht beschreiben: „Wenn man etwas von GUNS N‘ ROSES und ‚Appetite For Destruction‘ lernen kann, dann ist es, dass es sich lohnt, sich selbst treu zu bleiben.“

An diesem Punkt, als der große Erfolg einsetzte und viele erst später begriffen, dass mit diesem Album Musikgeschichte geschrieben wurde, endet das Buch. Dessen Titel „Der steinige Weg zum Erfolg“ wird von Marc Canter unterhaltsam beschrieben. Wie könnte es besser enden als mit Fotos zum Konzert mit DEEP PURPLE und AEROSMITH. Damit ging nicht nur für die Band ein Traum in Erfüllung, sondern auch für Canter selbst, der von AEROSMITH ein großer Fan ist und dort fotografieren konnte.

Das Beschriebene passt absolut zum Titel, dennoch wirkt das Ende ein wenig abrupt, da über den weiteren Werdegang der Band gar nichts zu lesen ist. Selbst wenn das nicht Inhalt des Buches ist, wäre es zum Abschluss interessant gewesen, zu erfahren, was die Hauptpersonen aktuell machen. Im Laufe der Erfolgsgeschichte kommen viele Beteiligte zu Wort. Auffällig ist jedoch, dass Sänger Axl verhältnismäßig wenige Anteile daran hat. Doch diese Dinge sollten den Fan nicht davon abhalten, dieses Werk zu kaufen. Schließlich wurden mit sehr viel Liebe zum Detail Erlebnisse in Wort und Bild zusammengetragen, die in dieser Form ihresgleichen suchen.

|348 Seiten, kartoniert
mit zahlreichen, meist farbigen Fotos
ISBN-13: 978-3-86543-361-9|
http://www.bosworth.de