Vandemaan, Wim – Atlan – Totentaucher (Lepso-Trilogie, Band 1)

_Hintergrund_

Die Geschichte um den berüchtigten Lordadmiral Atlan begann bereits Ende der Sechziger, als er sich als Mitglieder der |United Stars Organisation| innerhalb der „Perry Rhodan“-Heftreihe einer zunehmenden Beliebtheit erfreute und schließlich seine eigene Serie bekam. Der Titelheld war dabei zunächst noch an die Vorgaben seiner Rolle als Mitglied der USO gebunden, entwickelte sich jedoch nach und nach immer mehr zu einer unabhängigen Abenteuerfigur, die den großen Übervater Perry Rhodan nicht mehr benötigte, um sich in der Gunst der Fans der Weltraumsaga nach oben zu katapultieren. Dennoch sollte dann 1988 vorerst mit „Atlan“ Schluss sein; die Serie wurde nach 850 Magazinen eingestellt, später dann noch einmal kurz wiederbelebt, aber nicht mehr ernsthaft weitergeführt. In Vergessenheit geraten ist der einstige Kristallprinz indes nicht, und so kommt dem Erkrather Verlag |Fantasy Productions| nun die Ehre zu, das erneute Comeback des Sternenhelden zu publizieren, und dies dann gleich in einer sehr komplexen Roman-Trilogie. Doch wird der erste Band dieser neuen Serie, „Totentaucher“, auch tatsächlich den hohen Erwartungen gerecht?

_Story_

In der niederträchtigen Freihandelswelt Lepso wird öffentlich der Tod Atlans verkündet. Die gesamte Bevölkerung wird Zeuge eines allerorts visuell inszenierten Mordschauspiels, dem der Lordadmiral zum Opfer gefallen sein soll. Doch Atlan erfreut sich in Wahrheit bester Gesundheit und ist selber erstaunt, als ihm die Aufzeichnungen zugespielt werden. Warum sollte jemand Interesse daran haben, den Tod des mächtigen USO-Mannes vorzutäuschen? Kurzerhand begibt sich der Lordadmiral auf einen Erkundungsflug nach Lepso, um dort den wahren Hintergründen für diese Intrige auf die Spur zu kommen. Mit Hilfe der beiden Agenten Olip a Schnittke und Chrekt-Chrym – ein topdidischer Mutant, der in der lage ist, für kurze Zeit mit den Toten zu sprechen – gelingt es ihm schon sehr schnell, die Leiche des falschen Atlan in seinen Besitz zu bringen und seine Herkunft zu analysieren. Dabei stellt sich heraus, dass der Tote eine seltsame Außenhaut, ein Relikt des Volkes der Tyarez, um seinen realen arkonidischen Körper getragen hat und eigentlich schon seit einer halben Ewigkeit als verschollen gilt. Doch was führt die Tyraez nach Lapso?

Atlan und seine Kumpanen stoßen bei ihren weiteren Ermittlungen ständig auf neue Fragen, jedoch auch auf massive Bedrohungen. Die Technik der Tyarez scheint in der gesamten Galaxis gefragt, und auch Agenten des Diktators Dabrifa sowie Mitglieder des SWD haben Interesse daran, mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Erst als in der Wohnung des Topsiders zwei seiner Stammesvertreter und später a Schnittke den brutalen Methoden der Gegenseite das endgültige Opfer bringen müssen, wird sich Atlan bewusst, wie verworren die Geschichte um seinen Scheintod in Wahrheit ist. Wer ist Freund und wer Feind? Und was haben die Toten wirklich zu verbergen?

_Meine Meinung_

Wim Vandemann alias Dr. Hartmut Kasper stand bei der Wiederbelebung des populären Science-Fiction-Charakters Atlan sicher vor keiner leichten Aufgabe und hat dementsprechend versucht, sehr viele Ideen in seine komplexe Haupthandlung einzubringen. Genau dies erweist sich jedoch über die gesamte Dauer des Romans als ein ziemlich großes Problem, denn bis zur letzten Seite wird nie so richtig klar, worauf der Mann nun hinaus will bzw. was jetzt tatsächlich Inhalt der Geschichte ist. Der Autor unternimmt viele schwer nachvollziehbare Gedankensprünge, wechselt noch vor dem Spannungshöhepunkt einer jeden Situation den Handlungsschauplatz und bringt nur selten einen der unzähligen Nebenplots mal konsequent zu Ende. Das erweckt zwischenzeitlich den Eindruck, als würde der Autor ständig unter Strom stehen, so viel Inhalt wie möglich auf den insgesamt 328 Seiten unterzubringen, ohne dabei inhaltlich jedoch auch wirklich viel zu sagen.

Das, was Vandemaan hingegen an Ideen aufbietet, ist wirklich klasse. Die Geheimnisse der verborgenen Tyarez, dann die vielen unscheinbaren und eigenartigen Charaktere – beispielsweise die bis zum Schluss kaum durchschaubare Briseis sowie ihr Bruder Ghogul – und dazu natürlich die Eigenschaften der verschiedenen Mutanten, die in dieser verzwickten Erzählung zum Einsatz kommen. All das lockert die Sache ungemein auf und entwickelt im Leser auch nach und nach die Faszination für die einzelnen Geschehnisse. Schwierig ist halt nur, dem Aufbau der Geschichte durchgehend zu folgen. Sowohl auf logischer als auch auf inhaltlicher Ebene gibt es zu viele Ungereimtheiten und damit auch eine breite Basis für Missverständisse. Letztere ereignen sich leider dann auch relativ häufig, sei es nun, weil man die verschiedenen Kulturen und ihre Funktionen am Ende kaum noch unter einen Hut bringen kann, oder aber weil Vandemaan aufgrund der viel zu raschen Themenwechsel irgendwann bewirkt, dass man gar nicht mehr weiß, welche der Hauptfiguren sich gerade in welcher Ausgangssituation befindet – und wenn dann zum Beispiel plötzlich wieder Namen wie Briseis oder Chrekt-Chrym ins Spiel kommen, fragt man sich, wo die letzte Passage, in denen sie aufgetaucht sind, geendet hat.

„Totentaucher“ bietet leider viel Verworrenheit, wo sie gar nicht erst hätte sein dürfen. Mit erhöhter Konzentration wird man sicherlich dazu imstande sein, dem Roman zu folgen, aber der Autor macht es einem im Grunde genommen auch ziemlich leicht, in Windeseile die Orientierung und den Faden zu verlieren, der bereits kurze Zeit später kaum noch aufzunehmen ist.

Dies bedeutet aber auch, dass „Totentaucher“ seinen Platz im Perry-Rhodan-Universum gefunden hat; er ist einer der komplexesten Romane, die mir seit langem untergekommen sind, wenn auch in Sachen Verständnis trotz fehlender überflüssiger Rückblenden ein echter Problemfall. Dem gegenüber steht allerdings eine Handlung mit vielen interessanten, leider nicht allzu anschaulich umgesetzten Ideen und obendrein mit einer teils überzogenen Brutalität.

Für Einsteiger in die Serie ist dieses Buch deshalb auch sicherlich nicht geeignet, und das wiederum ist ja eigentlich auch seltsam, schließlich haben wir es hier mit dem ersten Band der neuen „Atlan“-Serie zu tun. Ohne ein gewisses, in den „Perry Rhodan“-Heftromanen gesammeltes Allgemeinwissen wird man seine lieben Probleme bekommen, überhaupt etwas zu verstehen. Wären da nicht die guten Ideen, die Vandemaan hier zu verwirklichen versucht, müsste man sicherlich von einer Enttäuschung sprechen. Alles in allem ist „Totentaucher“ daher noch ganz annehmbar, aber definitiv nicht das, was man sich von der neu aufgelegten Serie erhofft hatte.

http://www.fanpro.com
http://www.perryrhodan.net/
[Perrypedia]http://www.perrypedia.proc.org/Lepso__%28Zyklus%29

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