Jack Womack – Terraplane (Dryco-Zyklus 4)

Warnende Zeitreise in eine alternative Welt

Zwei Agenten eines US-Industriekonzerns verschlägt es per Zeitmaschine ins New York des Jahres 1939. Rassismus und Antisemitismus herrschen allenthalben, doch Amerika nennt sich weiterhin eine Demokratie. Zurückgekehrt sehen die beiden Agenten ihre eigene Zeit unter dem Regime des Dryco-Konzerns mit anderen Augen.

Hinweis: „Terraplane“ ist eine alte amerikanische Automarke, die nur von 1932 bis 1939 gebaut wurde. Siehe die Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Terraplane.

Der Autor

„Jack Womack (* 8. Januar 1956 in Lexington, Kentucky) ist ein US-amerikanischer Autor. Die Thematik seiner Bücher ist im Bereich der spekulativen Fiktion angesiedelt und enthält aber auch häufig Elemente des Cyberpunk. Sein Hauptwerk ist die Ambient-Serie, die bis heute 6 Bände umfasst, in der deutschen Fassung erschienen im Heyne Verlag und bei Bastei-Lübbe. Die Reihenfolge der Veröffentlichung dieser Bücher weicht dabei von der werkimmanenten Zeitlinie ab. Jedes Buch kann aber auch für sich allein gelesen werden, da keine Vorkenntnisse aus einem anderen Band erforderlich sind.“ (Quelle: Wikipedia.de)

Jack Womack, geboren 1956, arbeitete vier Jahre lang in der New Yorker Buchhandlung, die im zweiten Kapitel seines Romans „Ambient“ in die Luft gesprengt wird. Das sagt schon einiges über sein Verhältnis zu diesem Job aus. Danach war er arbeitslos und schrieb 1983 die ersten sechs Kapitel von „Ambient“. Als er wieder einen Job bei einem Buchgroßhändler in Brooklyn bekam, schrieb er „Ambient“ und den Handlungsverlauf der sechs Bände des Dryco-Zyklus nieder. Von „Ambient“ fertigte er nicht weniger als zehn oder elf Überarbeitungen an. Alle seine Romane sind bei Grove Press erschienen, zum Teil auch bei Tor Books, einem renommierten SF-Verlag.

Als 1987 „Ambient“ erschien, hatte er bereits zwei Mainstream-Romane fertig, die er aber niemandem zeigen will. Nach dem Dryco-Zyklus veröffentlichte er einen Mainstream-Roman, dem der Verlag den Titel „Let’s put the future behind us“ (Lass uns die Zukunft hinter uns bringen), obwohl Womack das Manuskript „Picnic in a Graveyard“ (Picknick auf einem Friedhof) betitelt hatte.

Der DRYCO-Zyklus, wie er in Deutschland veröffentlicht wurde:

1) Ambient (Heyne 06/4668)
2) Terraplane (Heyne 06/4790)
3) Heidern (Heyne 06/4994)
4) Zufällige Akte sinnloser Gewalt (chronologisch erster Roman, Heyne 06/5969)
5) Elvissee (bei Bastei-Lübbe)

Werkimmanente Reihenfolge:

1) Zufällige Akte sinnloser Gewalt. (engl.: Random Acts of Senseless Violence. 1993.) Übersetzt von Karl Bruckmaier 1998, ISBN 3-453-13992-5.
2) Heidern. (engl.: Heathern. 1990) Übersetzt von Horst Pukallus. 1993, ISBN 3-453-06217-5.
3) Ambient. (engl.: Ambient. 1987) Übersetzt von Walter Brumm. 1990, ISBN 3-453-03935-1.
4) Terraplane. (engl.: Terraplane. 1988) Übersetzt von Walter Brumm. 1991, ISBN 3-453-04986-1.
5) Elvissey. (engl.: Elvissey. 1993) Übersetzt von Bernhard Kempen. 1994, ISBN 3-404-24181-9. (Philip K. Dick Award, 1993)
6) Going, Going, Gone. 2000, ISBN 0-8021-3866-7.

Andere Bücher:

Let’s Put the Future Behind Us. 1996, ISBN 0-8021-3503-X.

Short Stories:

„Audience“ (1997) in The Horns of Elfland (ed. Ellen Kushner, Delia Sherman, and Donald G. Keller)

Sachbuch:

Flying Saucers Are Real! (2016) ISBN 978-1-944860-00-4

Handlung

Aus dem Moskau des Jahres 2020 ins New York des Jahres 1939 in zehn Sekunden – das geht nur mit Zeitmaschine. Zwei Agenten von Dryco, einem amerikanischen Industriegiganten der Zukunft, verschlägt es so in eine alternative Vergangenheit, wie wir sie bislang nicht kannten: Churchill und Roosevelt sind schon längst tot und Neger und Ausländer haben, wie im Nazi-Deutschland unserer Geschichte, keine Rechte mehr. Lincoln wurde noch vor seinem Amtsantritt ermordet. Die Folgen bekommt der farbige Ex-General Luther Briggenstaff am eigenen leib zu spüren.

Der Agent Briggenstaff und sein Killerfreund Jack werden von der russischen Wissenschaftlerin Oktobrjana Ossipowa und dem Verräter Skuratow begleitet. Zusammen finden sie bei einem Arzt Unterschlupf und lernen den Alltag unter einem totalitären und rassistischen Regime kennen, das sich weiterhin „Demokratie“ nennt, obwohl es sich um Faschismus handelt.

Nach etlichen Abenteuern, in deren Verlauf es zu einem Aufstand kommt, gelangen die beiden Agenten in einem Blitz wieder zurück in ihre „eigene“ Zeit. Sie haben eine neue Sicht der Dinge gewonnen, die in ihrer eigenen Zeit geschehen.

Mein Eindruck

Womack schreibt engagierte Social & High-Tech Science Fiction. Seine Vorbilder könnten William Gibson und John Brunner sein. Wie Gibson kreiert er eine von High Tech bestimmte Kultur, an die seine Helden angepasst sind. Aber nicht unbedingt zu ihrem Besten.

Und hier setzt Womacks soziale Kritik ein. Die Unmenschlichkeit der Technik und ihres Einsatzes durch die Mächtigen mindet in die Vereinsamung und emotionale Verrohung ihrer Opfer. Mit knallharten Szenen versucht Womack vor einer Entwicklung der achtziger Jahre in diese Richtung zu warnen. Denn wir waren 1992 schon auf dem „besten“ Weg dorthin; knapp 30 Jahre später sind wir schon längst dort angekommen.

Dass sich aber die kratzbürstige Oktobrjana in den knallharten Jake verliebt, fand ich nicht besonders nachvollziehbar. Überhaupt erfährt der Leser wenig über das Innenleben der Figuren. Das macht es nicht einfach, etwas für ihr seltsames Schicksal zu empfinden. Die Sprache ist wie schon in „Ambient“ verfremdet und sicher nicht nach jedermanns Geschmack. Insgesamt ist „Terraplane“ wesentlich schwächer als das x-fach überarbeitete „Ambient“. Ich habe in der Folge von den Fortsetzungen des Zyklus weder „Heidern“ noch „Elvissee“ gelesen.

Taschenbuch: 317 Seiten
Originaltitel: Terraplane
Aus dem Englischen von Walter Brumm
ISBN-13: 9783453049864

www.heyne.de

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