Judith Winter – Siebenschön

Worum gehts?

Zunächst hat Christina keine bösen Hintergedanken, als sie den rätselhaften Brief, der nur an sie und nicht an ihren Mann adressiert ist, in den Händen hält. Doch der mehr als merkwürdige Inhalt lässt sie nicht mehr los. „Theo hat versagt“ ist der erste Satz, mit „Du solltest Dich lieber beeilen“ geht es weiter. Außerdem ist dort eine Adresse aufgeführt, an der Christina angeblich auf eine Jennifer stoßen soll. Doch Christina kennt weder einen Theo noch eine Jennifer und auch die genannte Adresse sagt ihr nichts.

Sie ist schließlich von dem Brief so sehr verunsichert und beunruhigt, dass sie ihrem Mann davon erzählt. Gemeinsam beschließen sie letzendlich sich auf den Weg zur Fordstraße 237 zu machen, um dann festzustellen, dass kein Funken Wahrheit hinter den handschriftlichen Zeilen steckt und sie den Brief als üblen Scherz abtun können. Doch dabei handelt es sich um einen großen Irrtum, denn die beiden machen vor Ort eine grausame Entdeckung.

Inhalt

Als Christina Höffgen vom Briefkasten zurückkommt, hält sie unter anderem einen anonymen Brief in den Händen, der sie zwar neugierig, jedoch nicht ängstlich macht – zunächst. In dem besagten Brief ist von einem Mann die Rede, der versagt haben soll. Außerdem wird dort von einer Frau geredet, die sich scheinbar an einem Ort befindet, dessen Adresse ebenfalls aufgeführt wird. Des Weiteren versteht Christina den Satz „Du solltest Dich lieber beeilen“ als unterschwellige Drohung für diese Jennifer, die sich scheinbar zur Zeit in größter Gefahr befindet. Das Kuriose an der Sache ist, dass Christina weder Theo, der Mann der versagt hat noch Jennifer ein Begriff ist. Gemeinsam mit ihrem Mann beschließt sie jedoch, sich auf den Weg in das abgelegene Industriegebiet zu machen und der Sache vor Ort nachzugehen. Die Entdeckung, die sie wider alle Erwartungen dort machen, übersteigt jegliche Vorstellungskraft und sofort alarmieren sie die Polizei.

Emilia Capelli, genannt Em, und ihre neue Partnerin Zhou machen sich ebenfalls auf den Weg zum Tatort. Nachdem der erste Schock über den Fund für die selbst erfahrenen Frauen überwunden ist, machen sie sich an die Ermittlungen und zunächst denkt keiner der beiden, dass es sich hier um einen Serientäter handelt könnte. Doch als kurze Zeit später die Nachricht eines weiteren Mordfalles die beiden erreicht, werden sie stutzig. Dieses Mal handelt es sich um den Uhrmacher Theo Dorn, der von seiner Sekretärin Doris morgens tot im Ladenlokal aufgefunden wird – getötet durch einen Kopfschuss. Nach Aussage seiner Mitarbeiterin war Dorn in den letzten Tagen auffällig unruhig und sehr erpicht darauf, sofort die tägliche Post in die Hände zu bekommen, da er angeblich auf einen Brief warte. Doch bei dem Uhrmacher soll es sich noch lange nicht um das letzte Opfer handeln.

Bindeglied zwischen all den Toten scheint der Psychologe Sander Westen zu sein. Zum einen gehörten zwei der mittlerweile vier Opfer zu seinen Patienten und eines, hat bei ihm in der Praxis hospitiert. Sein merkwürdiges Verhalten stellt in außerdem einmal mehr in die Schusslinie der Ermittler. Doch zunächst fehlt Capelli und Zhou die hundertprozentige Sicherheit, dass sie in dem Psychologen den Täter gefunden haben. Klar ist den beiden mittlerweile jedoch, dass der Täter nach einem ganz klaren Muster vorgeht und wenn sie sich nicht täuschen innerhalb der nächsten Tage ein weiteres Opfer zum Vorschein kommen müssen. Doch wissen sie weder, wer das sein wird, noch wo sie es finden könnten, was die Situation merklich anspannen lässt.

Mein Eindruck

Emilia Capellis ehemaliger Kollege Viktor befindet sich derzeit in Vaterschaftsurlaub, so dass sie dringend einen neuen Partner benötigt. Sie hat nur wenig Zweifel, dass es sich hierbei wohl um ihren guten Bekannten Tom Ahrens, der sich auf die Stelle beworben hat, handeln wird. Doch als sie ins Büro ihres Chefs bestellt wird und dieser ihr die junge Halb-Asiatin Mai Zhou als künftige Partnerin vorstellt, glaubt Em den Boden unter den Füßen zu verlieren. Nicht dass sie die junge Frau nicht leiden könnte, sie kennt sie schließlich noch gar nicht, dennoch gibt sie ganz klar zu verstehen, dass sie einen männlichen Partner für durchaus fähiger halten würde. Doch allen Argumenten zum Trotz, bleibt ihr Chef bei seiner Entscheidung, von nun an ein weibliches Ermittler-Duo in der Abteilung für Kapitalverbrechen agieren zu lassen. Die Querelen zwischen den beiden jungen Frauen sorgen vom Anfang bis zum Ende des Buchs für eine amüsante Nebenhandlung, ohne dass sie auf Dauer nerven.

Der Spannungsbogen beginnt relativ frühzeitig, dennoch ist gefühlt noch Luft nach oben, soll heißen, das Buch liest sich zwar spannend, dennoch hat man nicht das Gefühl, dass man die Spannung schier nicht aushalten kann. Die Kreativität der Autorin, mit der sie den Mörder auf die Strecke schickt ist toll zu lesen, doch letztendlich handelt es sich bei dem Täter um einen eher unkonventionellen Serientäter, der nichts anderes tut als seine „Kollegen“ aus anderen Thrillern.

Man muss ehrlicherweise sagen, dass es sich für ein Debüt der Autorin bei „Siebenschön“ um einen ganz ordentlichen Thriller handelt. Insgeheim hofft man aber, dass sie bei ihren Folgegeschichten noch einen oben drauf setzen wird, da auf jeden Fall Potenzial in ihr steckt. Dabei würde ich mir wünschen, dass sie vielleicht ihre eigene Handschrift entwickelt, die sie von ihren Kolleginnen/Kollegen abhebt, so dass ihre zukünftigen Bücher nicht nur weitere Geschichten in der Thriller-Szene werden, sondern sie zu etwas Besonderem machen. Dieses „Frischlings-Dasein“ macht sich übrigens nicht nur in dem Thriller selbst bemerkbar, sondern überträgt sich auch auf eine ihrer Protagonistinnen, denn auch Em wirkt hier und da noch recht unerfahren und naiv, was sie manchmal ein wenig unglaubwürdig und kindlich dastehen lässt.

Fazit

Die Voraussetzungen für eine Bestseller-Autorin sind im großen Ganzen schon gegeben, dennoch ist meiner Meinung nach noch ein wenig Ausbesserung nötig, um ganz oben mitspielen zu können. Es handelt sich hier um einen Plot der wie so meist mit einem gerade sterbenden Opfer im Prolog beginnt, einem wild wütenden Serientäter im Hauptteil weitergeht und mit einem gelösten Fall im Epilog endet. Eds fehlt noch das gewisse Etwas, die Würze in der Suppe, die diese Geschichte von den anderen abhebt, das tut sie nämlich trotz vorhandenem Lesegenuss nicht wirklich.

Dennoch kann man abschließend sagen, dass dieses Buch seine Leser recht gut unterhält und Lust auf eine Fortsetzung der sympathischen Hauptfiguren macht. Bis dahin heißt es Daumen drücken, dass die Autorin die Zeit nutzt, sich etwas feines Neues zu überlegen und ihr Potenzial voll ausschöpft.

Über die Autorin

Judith Winter, 1969 in Frankfurt am Main geboren, studierte Germanistik und Psychologie in Berlin und Wien und arbeitete viele Jahre in einem renommierten wissenschaftlichen Institut, bevor sie sich selbständig machte. Nach Aufenthalten in Mailand und Paris lebt sie heute mit ihrer Familie in der Nähe ihrer Heimatstadt. (Verlagsinfo)

Taschenbuch: 432 Seiten
ISBN: 3423214899

www.dtv.de

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