Bücher wie dieses hier sind ja eigentlich nur für wirkliche Fans einer Band interessant, weil sie zu 99 Prozent Insider-Informationen enthalten und so für den ‚fremden‘ Leser auch schon mal wie chinesische Logogramme wirken können. Das ist der Normalfall. Andy Mabett ist es dennoch gelungen, die Geschichte von PINK FLOYD kurz und bündig, aber dennoch so informationsreich zu gestalten, dass selbst der Neueinsteiger in Sachen PINK FLOYD viel aus diesem Buch mitnehmen kann und sein Interesse für diese Kult-Gruppe definitiv steigern wird.
Der Autor selbst war zehn Jahre lang Mit-Herausgeber von „The Amazing Pudding“, dem angesehenen Fanzine über PINK FLOYD und Roger Waters. Er hat für verschiedene Zeitschriften, darunter „Q“ und „MOJO“, über PINK FLOYD geschrieben, hat Beiträge zu „Crazy Diamond – Syd Barret and The Dawn of Pink Floyd“ geliefert und mit Miles zusammen „Pink Floyd – A Visual Documentary“ geschrieben. Mabbett hat die Band also jahrelang begleitet und dabei dermaßen viel an Informationen sammeln können, dass sie den Umfang dieses kleinen Taschenbuches um ein Vielfaches sprengen könnten. Trotzdem hat sich der Autor darauf beschränkt, kurz und kompakt die wichtigsten Details herauszufiltern und so Stück für Stück, Album für Album und schließlich Komposition für Komposition die Geschichte dieser Ausnahmeerscheinung aufzurollen.
Natürlich ist dabei der Insider im Vorteil, weil er selber die hier beschriebenen Nummern oder zumindest den Großteil davon kennt und schon wer-weiß-wie-oft gehört hat. Unsereiner, der nur die ‚Pflichtexemplare‘ aus dem Backkatalog von PINK FLOYD besitzt, ist da klar im Nachteil, was aber keinesfalls heißt, dass die Geschichte deswegen weniger interessant wäre. Mabbett entlockt der Sache nämlich immer wieder einige besondere Anekdoten, berichtet über die Entstehungszeit der verschiedenen Songs, kommt dabei auch immer auf die aktuelle Situation der Musiker zu sprechen und versteift sich zu keiner Sekunde darauf, lediglich zu analysieren. Insofern hat er auch genau das erreicht, was ein solches Buch so lesenswert macht, er hat nämlich |keine| bloße Liste mit Kurzbeschreibungen der Kompositionen erstellt – und das ist meistens auch der größte Kritikpunkt an solchen Büchern -, sondern sie mit allem, was dazugehört, teilweise auch noch recht detailliert, beschrieben.
Erwartungsgemäß sind die Gechichten zu den bekannteren Songs wie zum Beispiel ‚Shine On You Crazy Diamond‘, ‚Comfortably Numb‘ und natürlich dem mehrteiligen ‚Another Brick In The Wall‘ etwas umfangreicher, überspannen aber auch nie das Maß einer ganzen Seite und schweifen so nicht vom eigentlichen Thema ab – genau das ist auch das Schöne an diesem Buch: keine überflüssigen Längen, null Geschichten und Anekdoten, die man als Nicht-Insider sowieso nicht versteht, vor allem aber nie die Offenbarung, dass PINK FLOYD die wichtigste und größte Band überhaupt waren bzw. sind – das macht den Schreibstil von Andy Mabbett nicht nur sehr sympathisch, sondern gleichermaßen auch sehr natürlich.
Sein Ziel, wieder Interesse für diese Band zu erwecken, hat Mabbett somit auf jeden Fall erreicht, und seine Schilderungen erleichtern uns dabei Stück für Stück den Zugang zur Musik und den beteiligten Musikern. 16 Seiten mit Illustrationen und Fotos aus den verschiedenen Schaffensperioden verfeinern den Eindruck dabei noch zusätzlich, zeigen abr auch sehr schön den äußerlichen Werdegang von PINK FLOYD von damals bis heute.
Gratulation also zu einem wirklich gelungenen Unterfangen und einem neutralen, dennoch aber sehr informativen Überblick aus einer sehr interessanten Perspektive. „Pink Floyd – Story und Songs kompakt“ sei daher vor allem Freunden von Musiker-Biographien, besonders aber natürlich PINK FLOYD-Fans ans Herz gelegt – oder eben jenen, die gerade dabei sind, es noch zu werden.