Mac P. Lorne – Die Pranken des Löwen (Ein Robin-Hood-Roman 1)

Robin Hood

Band 1: „Die Pranke des Löwen“
Band 2: Das Herz des Löwen (Juli 2018)
Band 3: Das Blut des Löwen (Septemer 2018)
Band 4: Das Banner des Löwen (Januar 2019)
Band 5: Der Sohn des Löwen (März 2019)

Eigentlich sollte dem jungen Soldaten Robert Fitzooth die rechte Hand abgeschlagen werden, weil er einen Vorgesetzten tätlich angegriffen hat. Doch diesmal hat der König, der aus Prinzip jeder Urteilsvollstreckung beiwohnt, auch seine Tochter mitgebracht, die erst achtjährige Matilda. Und die erzählt ihm zufällig, wie es tatsächlich zu dem Gerangel zwischen Sergeant und Soldat gekommen ist.
Ehe es sich der junge Mann versieht, ist er zum persönlichen Leibwächter der Prinzessin befördert und reist an ihrer Seite durch halb Europa …

„Die Pranken des Löwen“ ist der erste Band einer ganzen Reihe von Romanen über Robin Hood. Zunächst dreht sich die Geschichte aber um seinen Großvater Robert, erst nach gut der Hälfte des Buches taucht Robin zum ersten Mal auf.

Robert Fitzooth ist ein Bär von einem Kerl, groß, stark, dabei trotzdem gewandt, ein wenig aufbrausend, wenn man ihn ärgert, aber im Grunde gutmütig, grundanständig, und treu bis wahrlich in den Tod.

Matilda würde ihren treuesten Mann durchaus gerne adeln, müsste ihm dann aber ein Lehen geben, das er zu verwalten hätte, und in dieser Zeit könnte er nicht an ihrer Seite sein. Matilda ist aber egoistisch genug, um nicht auf ihn verzichten zu wollen, was allerdings angesichts der Umstände kein Wunder ist.

Beide sind durchaus weit über die Nachvollziehbarkeit hinaus detailliert geschildert. Dennoch kann ich nicht sagen, dass ich wirklich mit ihnen mitgefiebert hätte. Mein Verstand kam problemlos mit ihnen zurecht, aber mein Herz haben sie nicht erreicht.

Die Geschichte beginnt, wie gesagt, sehr früh, in der Jugend von Robins Großvater, und erzählt zunächst von Ereignissen, die mit Robin Hood eigentlich gar nichts zu tun haben. Matilda heiratet den Deutschen König Heinrich den V., um ihrem Vater einen Bündnispartner gegen den Französischen König zu verschaffen. Doch Heinrich ist vorwiegend mit dem Investiturstreit beschäftigt. So reist der Leser an Roberts Seite unter anderem zweimal nach Italien.

Als Heinrich stirbt, wird seine junge Witwe von Heinrichs Gegenspieler, dem Erzbischof Adalbert von Mainz, geschickt ausgebootet. Sie kehrt nach England zurück, wo ihr Vater versucht, sie zu seiner Thronerbin zu machen. Doch auch ihr Vetter Stephan erhebt Ansprüche auf den Thron, was England in einen fast 20 Jahre währenden Bürgerkrieg stürzt.

All diese historischen Ereignisse sind im Grunde eher grob wiedergegeben, der Autor hat sich auf die wichtigsten Punkte beschränkt, um noch Raum für andere Details zu haben wie persönliche Probleme der Protagonisten oder unpolitische Figuren wie zum Beispiel Hildegard von Bingen.

Ich fand das eigentlich schade. Denn woran es dem Buch ziemlich fehlt, ist Spannung. Zum Beispiel hätte ich gerne genauer gewusst, wie genau Adalbert von Mainz es geschafft hat, Matildas Pläne zu durchkreuzen. Das wird geradezu stiefmütterlich auf ein bis zwei Seiten abgehandelt, dabei hätte man aus dieser Intrige allein wahrscheinlich mehrere Kapitel machen können.

Zugegeben, der größte Teil davon wäre hochspekulativ gewesen, denn es gibt natürlich keine historischen Dokumente über die Details. Aber im Grunde spielt das keine Rolle, denn es gibt auch keinerlei historisch nachprüfbare Dokumente über Robin Hood oder gar seine Vorfahren! Tatsächlich sagt der Autor selbst, er habe hier nur geschildert, wie es gewesen sein könnte!

An dieser Stelle stellt sich deshalb die Frage, ob das Projekt an sich nicht ein wenig zu weit gefasst war. Robert Fitzooths Geschichte war durchaus interessant, sie hätte noch viel interessanter und fesselnder sein können, wenn sie nicht so vieles einfach als lapidare Feststellung der Fakten, sondern als Schilderung niedergeschrieben worden wäre. Hätte der Autor sich in diesem Band nur auf Robert konzentriert, hätte er dafür rund dreihundert Seiten mehr gehabt, um Roberts Leben so zu erzählen, dass es eine interessante Geschichte für sich geworden wäre, auch wenn er nicht Robin Hoods Großvater gewesen wäre!

Statt dessen hat der Autor vierundsechzig Jahre regelrecht runtergespult, nur um endlich bei seinem eigentlichen Helden anzukommen. Da hätte ich es besser gefunden, er hätte einfach nur rückblickend erklärt, wer Robins Großvater war, ohne die ganze Geschichte zu erzählen, so wie er es im Grunde auch bei Robins Mutter getan hat, die lediglich in Erinnerungen erwähnt wird.

Denn um ehrlich zu sein: Ich bin auch mit Robins Geschichte nicht recht warm geworden.

Robin ist natürlich, wie man ihn kennt. Ein natürlicher Anführer, ein hervorragender Bogenschütze, ehrlich und auch ein klein wenig eitel.
Über Marian lässt sich eigentlich bisher nur sagen, dass sie klug, schön und erstaunlich burschikos ist.

Tatsächlich hatte die Darstellung dieser beiden Helden weniger Tiefgang als die von Robert. Vielleicht war der Autor der Meinung, dass die beiden ja bereits hinlänglich bekannt wären. Das mag stimmen, trotzdem hat es das Buch Flair gekostet.

Und auch für die Handlung gilt hier, was für den ersten Teil des Buches galt. Ein Handstreich wird an den anderen gereiht. Nicht, dass sie keinen roten Faden bildeten, aber auch hier will einfach keine Spannung aufkommen, vielleicht, weil man ja vorher bereits weiß, wie die einzelnen Episoden enden werden. Das einzige, was mir hier neu war, war die Tatsache, dass Robin und Marian bereits ein Paar gewesen sein sollen, ehe Robin überhaupt zum Outlaw wurde.

Vielleicht lag es aber auch an der Sprache des Autors. Mac P. Lorne schreibt ziemlich trocken. Selbst die Liebesszenen, sowohl Roberts als auch Robins, werden erzählt, als spräche hier ein Historiker. Das hat ungefähr so viel Charme wie ein Nutellabrot mit Essiggurke.

Insgesamt kann ich nur sagen, das Buch hätte mir wirklich gefallen können, wenn es dem Autor gelungen wäre, dem ganzen mehr Leben einzuhauchen. Das ganze liest sich ein wenig wie salopp formulierter Geschichtsunterricht. Dagegen hätte ich im Prinzip nichts, wenn der Geschichtsunterricht ein bisschen mehr in die Tiefe gegangen wäre. Dasselbe gilt für die Figuren, denen trotz aller Details, die zumindest bei Robert vorhanden waren, einfach der Funke fehlte, der sie lebendig gemacht hätte.
Beides zusammen war in dem vorhandenen Umfang einfach nicht zu machen, einfach weil die geschilderten historischen Ereignisse für sich genommen schon Stoff für mehrere Romane geboten hätten. Auch damit hätte ich wahrscheinlich leben können, – denn wie der Klappentext auf die Folgebände zeigt, wird Robins Lebensweg weit mehr Platz eingeräumt als dem seines Großvaters – wenn ich beim Lesen des zweiten Buchteils, der sich ja bereits um Robin dreht, das Gefühl gehabt hätte, dass hier mehr Lebendigkeit geboten wird als im ersten. Leider war eher das Gegenteil der Fall, sodass ich wohl die folgenden Bände nicht lesen werde. Um eine sooo lange Geschichte zu lesen, muss sie schon mehr zu bieten haben, als ich bisher vorgefunden habe.

Mac P. Lorne stammt aus der DDR und hätte gern Geschichte studiert, wich dann aus politischen Gründen auf Veterinärmedizin und Pferdezucht aus. Nach seiner Flucht in den Westen baute er mit seiner Familie einen Zuchtbetrieb auf und verlegte sich außerdem aufs Schreiben von Fachbüchern und -artikeln. Geschichte blieb jedoch sein Steckenpferd, und 2011 erschien die Erstausgabe von „Das Herz des Löwen“, dem chronologisch gesehen zweiten Band seiner fünfteiligen Reihe über Robin Hood. Außerdem stammen aus seiner Feder noch die Romane „Der Herr der Bogenschützen“ und „Der Pirat“.

Taschenbuch 736 Seiten
ISBN‑13: 978-3-426-52147-2
http://www.macplorne.com/index.html
http://www.droemer-knaur.de/home/

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