Mac P. Lorne – Der Herr der Bogenschützen

Die Handlung:

Vom enteigneten Sohn eines Verschwörers zum Kommandanten der englischen Langbogenschützen: John Holland, der spätere Duke of Exeter, ist eine schillernde Figur im 100-jährigen Krieg zwischen England und Frankreich. Mac P. Lorne lässt uns seine Ausbildung bei den walisischen Bogenschützen ebenso hautnah miterleben wie seine Kriegsgefangenschaft und sein mehrfaches Aufeinandertreffen mit einer verblendeten und fanatischen jungen Frau, die einmal als Jeanne d’Arc in die Geschichte eingehen soll und der es gelingt, einen fast beendeten Krieg wieder aufflammen zu lassen – und deren Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen er am Ende nicht verhindern kann, obwohl er ahnt, dass so eine Märtyrerin geschaffen wird … (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Der Herr der Bogenschützen? Das war doch Robin Hood oder? Äh, eher nicht so, nein. Während Robin Hood historisch nie als wirklich lebende Person ermittelt werden konnte, gabs den in diesem Roman beschriebenen John Holland (1. Duke of Exeter und 1. Earl of Huntigdon … so viel Zeit muss sein) und sein Leben wirklich.

Ob das aber wirklich so verlaufen ist, wie hier beschrieben … das behauptet ja auch keiner. Das ist ja das Schöne am Genre „Historical Fiction“ … da kann man sich die Figuren raussuchen, die man interessant findet … um sie dann Abenteuer erleben zu lassen, die sie gar nicht erlebt haben … oder zumindest nicht so wie beschrieben.

Und was erlebt Herr Holland nun in dieser Geschichte so, die sich in der Hauptsache dem Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich … in der der tatsächliche John Holland gelebt hat … widmet?

So einiges offenbar, denn bevor es überhaupt losgeht, wird der Leser erst mal von einem vierseitigen Personenregister empfangen. Keine Angst, das muss man nicht auswendig lernen, aber immer mal wieder nachschauen, wer wohin gehört … das ist schon praktisch. Und auch am Ende gibts noch „Bonusmaterial“ in Form von mehren Seiten voller historischer Anmerkungen, einer Zeittafel und einem „Fremdworte und Eigennamen“-Register“. Und dazwischen so? Da tobt halt der Krieg … und mittendrin John Holland. Der als Kind schon Grausames miterleben musste.

Er sinnt auf Rache und da er nicht als Ritter zugelassen wird, trainiert er sich halt als Bogenschütze … und so kommts zum Namen des Romans. Er macht sich einen Namen unter denen, die das Kriegshandwerk zu schätzen wissen und kämpft für das, an das er glaubt. Und das wird oft, reichlich und sehr ausführlich geschildert. Ich bin kein Freund der expliziten Gewaltdarstellung und vor allem keiner von Gewalt um der Gewalt willen. Aber, Krieg ist Krieg … und da John Holland eine gewichtige Rolle gespielt hat, erzählt der Autor eine Menge darüber. Das ist aber auf keinen Fall und niemals nur eine Aneinanderreihung von Metzeleien, sondern doch ein wirklich spannend zu lesendes Abenteuer. Der Leser bekommt nicht nur einmal die Möglichkeit, um John zu bangen und mit ihm mitzufiebern.

Für die Religion brennt Jean D’Arc, die den anderen der beiden Handlungsfäden dieses Romans spendiert bekommt … stellvertretend für „die Franzosen“ auf der anderen Kriegsseite. Auch über ihr Leben … und das, was sich der Autor so ausmalt, wenn das Quellenverzeichnis am Ende des Buches mal nichts Handfestes oder Spannendes hergibt … wird uns hier berichtet.

Der Autor:

Mac P. Lorne wurde 1957 geboren. Seinen ersten Roman schrieb er bereits mit 18 Jahren.
Aufgewachsen in der DDR, studierte er aus politischen Gründen statt Geschichte und Literatur dann doch lieber Veterinärmedizin und später Pferdezucht und -sport. Im Frühjahr 1988 gelang ihm die Flucht in die Bundesrepublik.
Heute lebt er zu Füßen einer mittelalterlichen Burg in einem der größten Waldgebiete Europas. (Verlagsinfo)

Mein Fazit:

Auf der einen Seite erleben wir, wie John Holland zum Herrn der Bogenschützen wird und auf der anderen Seite (des Wassers) sehen wir Jean D’Arc in Frankreich zu.

Echte Fakten, angereichert mit „alternativen“ … postfaktisch vermischt und mit einer ordentlichen Prise Abenteuer und Spannung gewürzt. Der große Rechercheaufwand des Autors kommt der Geschichte zugute und er schafft es prima, das Ganze nicht wie ein ausgeschmücktes Sachbuch klingen zu lassen, sondern wie eine fesselnde Biographie einer Figur, über die sicher nicht jeder so ausführlich Bescheid weiß.

Taschenbuch: 704 Seiten
1. Auflage, August 2017
ISBN-13: 978-3426520826

www.droemer-knaur.de/heyne

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