Natsuki Kizu – Given (Band 1)

Inhalt:

Uenoyama ist hundemüde. Doch als er seinen Lieblingsschlafplatz in der Schule ansteuert, ist der schon besetzt: vom traurigen Sato und seiner Gitarre mit gerissenen Saiten. Statt zu schlafen, repariert Uenoyama die Gitarre und bevor er sich versieht, hat er sich in den traurigen Jungen verguckt… (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Der eine liebt seine Gitarre, weiß aber nicht, wie man spielt; der andere kann super Gitarre spielen, hat seine Liebe für die Musik aber verloren. Vorhersehbar und kitschig? Nein! ‚Given‘ ist das perfekte Beispiel einer sich entwickelnden Story, in der die Charaktere nicht schon nach wenigen Kapiteln zusammen sind oder einander ihre Liebe gestehen. Auch wenn die Schauplätze sich größtenteils auf die Schule und den Bandraum beschränken, beinhaltet dieser Manga eine Menge Abwechslung und Spannung, was zu großen Teilen wohl auch an den Charakterdesigns liegt.

Ritsuka Uenoyama ist ein Schüler, der Gitarrist in einer kleinen Band ist. Früher hat er es geliebt, Musik zu machen, doch inzwischen hat er die damit verbundenen Gefühle, den Grund zum Spielen verloren. Obwohl er ziemlich grumpy ist, vermutet der Leser sofort, dass der Junge seine Liebe für die Gitarre und die Musik bald durch Jemanden wiederfinden wird. Es ist wohl kaum ein Geheimnis, dass ein Romance-/BL-Manga auf so etwas baut. Nichtsdestotrotz gestaltet es sich zunächst gar nicht so einfach. Mafuyu Sato, ein Schüler aus Uenoyamas Parallelklasse, besitzt eine sehr edle und teure Gitarre, hat aber nicht den blassesten Schimmer, wie man deren Saiten austauscht… geschweige denn spielt. Deswegen will er unbedingt, dass Uenoyama ihm beibringt, wie man spielt, als dieser nur einen einzigen Akkord anstimmt. Zunächst weigert er sich, doch im Endeffekt gibt er doch nach. Obwohl Sato nicht einmal weiß, was eine Band ist, und auch sonst wie ein ziemlicher Träumer und absolut lebensfern wirkt (Zitat, das mal dahingestellt bleiben kann: „Der Kerl hat von Tuten und Blasen keine Ahnung.“), lernt er sehr schnell. Die zwei Jungen verbringen in der Schule sehr viel Zeit miteinander – in der sie tatsächlich nur Gitarre spielen bzw. es lernen. Und doch entstehen schon bald Gerüchte, die ihren Umlauf nehmen. So wird Uenoyama von einer Klassenkameradin sogar ganz direkt gefragt, ob die zwei schwul seien.

Jedenfalls sind die beiden unglaublich verschieden. Uenoyama – auch liebevoll Uecchi oder Hoheit Ue-sama genannt – guckt meistens sehr grimmig, ist arrogant und reagiert teilweise schon fast aggressiv. Dahingegen blickt Sato stets traurig oder gar verletzt drein, wodurch Uenoyama oft das Gefühl hat, Sato gemobbt oder geärgert zu haben, auch wenn er eigentlich nur eine Frage gestellt hat. Diese gegensätzlichen Charaktere sind wirklich faszinierend und auch wenn sie es nicht zugeben wollen, scheinen sie durchaus auch voneinander fasziniert zu sein.

Neben Uenoyama und Sato spielen auch die anderen beiden Männer aus Uenoyamas Band eine Rolle: der Drummer Akihiko Kaji sowie der Bassist Haruki Nakayama, beide Studenten. Kaji gilt (zumindest bei Nakayama) als Womanizer, ist gepierct und wirkt wie jemand, der Metal oder Ähnliches mag. Nakayama hingegen ist (für den Leser) offensichtlich an Kaji interessiert und eifersüchtig, wenn dieser mal wieder etwas mit Uenoyamas Schwester (oder allgemein irgendeinem Mädchen) zu tun hat. Doch obwohl diese Sache zwischen ihnen stehen könnte, verstehen sie sich blendend und kommunizieren sogar in Gedanken miteinander… was sicherlich nur szenarisch dargestellt ist… andernfalls wäre ich sehr neidisch auf diese Fähigkeit.

Wie dem auch sei, Sato lernt die Band kennen und wird von Uenoyama sogar gefragt, ob er nicht mitmachen will. Erst später erfährt Sato, dass Uenoyama ihn dabei haben will, weil er von seinem Gesang im Herzen berührt worden sei… Ja, gut, diese Stelle ist durchaus ein wenig kitschig. Aber da Uenoyama den anderen dabei regelrecht anschreit, wird die Situation etwas aus dem Kitschbereich genommen. Nichtsdestotrotz sagt Uenoyama an anderer Stelle etwas ähnlich Kitschiges – dieses Mal jedoch auch vor den anderen beiden Bandmitgliedern. Kein Wunder, dass jeder weiß, dass Uenoyama Sato mag… nur er selbst scheint es nicht zu realisieren. Aber nicht nur Uenoyama ist ein kleiner Gefühlsklotz. Sato ist in diesem Punkt ähnlich, sodass die beiden Schwierigkeiten haben, miteinander zu sprechen. Sie wirken regelrecht schüchtern, was jedoch irgendwo auch echt süß ist.

Unglaublich niedlich ist auch die Tatsache, dass Uenoyama einen Song für Sato schreibt. Eigentlich ist es nur die Melodie, die Sato ihm vorgesungen hatte, die er nun in einen Song bringen will. Dennoch bezeichnet er es als Song für Sato und scheint es sich als neues Ziel gesetzt zu haben, diesen Song zu spielen. Womöglich hat er es selbst noch nicht realisiert, aber er hat bereits begonnen, wieder gerne Gitarre zu spielen und einen neuen Grund dafür zu haben.

Grundsätzlich ist der Manga aus der Sicht von Uenoyama geschildert, an zwei Seiten wird jedoch auch Satos Sicht beschrieben. Dort erfährt der Leser, dass der Junge anscheinend jemanden verloren hat, der die Gitarre geliebt hat, weswegen er nun Gitarre spielen will. Zunächst ist nicht ersichtlich, wen der Junge verloren hat – seinen Vater, einen alten Freund, womöglich sogar seinen (Ex-)Freund? Dieses Geheimnis wird jedoch gegen Ende gelüftet und bricht ein kleines Bisschen (oder auch etwas mehr) das Herz des Lesers.

Fazit:

‚Given‘ überzeugt mit tollen Zeichnungen, einer interessanten Story und ausgefallenen Charakteren. Um ehrlich zu sein, bin ich durchweg begeistert von diesem Manga und konnte nichts Negatives finden. Ich bin unglaublich gespannt, wie es bei Band 2 weitergehen wird, denn so viele Fragen schwirren noch immer in meinem Kopf herum. Wie wird Uenoyama mit der Erkenntnis, die ihn am Ende dieses Bandes ereilt, umgehen? Was für einen Songtext wird Sato zu Uenoyamas Song wohl schreiben? Und was ist da jetzt eigentlich zwischen Kaji und Uenoyamas Schwester? Wird er noch erkennen, was Nakayama für ihn empfindet? All das und noch viel mehr wird hoffentlich in den nächsten Bänden beantwortet.

Was mir persönlich an diesem Manga auch sehr gut gefallen hat, ist, dass die Bandmitglieder zwischen den Kapiteln mit Randinfos vorgestellt werden – Größe, Alter, Beruf, welches Instrument sie spielen, was für Musik sie hören, usw. Außerdem finden sich dort Ganzkörperbilder sowie die Frisur von vorne und hinten (bzw. in Nakayamas Fall die verschiedenen Variationen seiner Frisur, da er lange Haare hat) – die perfekte Vorlage für Cosplayer.

Von der Grundidee her ist das Ganze sicherlich nichts Neues – doch von der Umsetzung bin ich schlichtweg begeistert, sodass ich mich sehr über das baldige Erscheinen des nächsten Bandes freue.

Taschenbuch: 192 Seiten
Originaltitel: Given
Aus dem Japanischen von Claudia Peter
ISBN-13: 9783-7704-9857-4

www.egmont-manga.de

Der Autor vergibt: (5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)