Schlieper, Birgit – Schmerzspuren

_Inhalt_

Als sich Ben zum ersten Mal mit dem Zirkel ritzt, tut es höllisch weh. Und höllisch gut. Er braucht dieses Ventil. Denn plötzlich ist nichts mehr, wie es war: Sein bester Kumpel Philipp ist weggezogen. Zu Hause hakt es gewaltig im Getriebe. Und in der Schule auch. Ben ist wütend, rastlos, ruhelos. Dann steigt auch noch Lea aus seiner Band aus. Wieder jemand, der ihn allein lässt. Da greift Ben zum Teppichmesser. Und weiß, dass er es wieder tun wird …

_Meinung_

Selbstverletzendes Verhalten (oder auch SVV) – eine Krankheit, die Erwachsene und Jugendliche gleichermaßen anspricht. Es gibt bereits einige Bücher, die ich zu dem Thema gelesen habe, leider habe ich jedoch noch kein Buch erlebt, dass so schlecht umgesetzt wurde, wie dieses hier.

„Schmerzspuren“ wirkt leider sehr lieblos geschrieben, der Schreibstil ist zwar einigermaßen in Ordnung, allerdings habe ich nicht das Gefühl, dass sich die Autorin im Vorfeld ausführlich mit dem Thema SVV beschäftigt hätte. Zwar versucht sie, Bens Entscheidungen einigermaßen authentisch zu begründen, allerdings fehlen mir da zu sehr die Emotionen und die Hintergrundinformationen, die so ein Buch dringend benötigt.

Interessant ist es jedoch, dieses Thema einmal aus der Sicht eines Jungen zu lesen. Zwar konnte ich mit Ben als Charakter leider kaum etwas anfangen, aber dennoch wollte ich ihm eine Chance geben und mit ihm fühlen, ihn verstehen, aber leider war dies nicht möglich, da alles sehr lieblos und oberflächlich erzählt wird. Ich hatte mehrmals das Gefühl, als hätte sich die Autorin selbst nicht mit ihrem Protagonisten anfreunden können, da man ihn kaum kennen lernt. Zwar weiß man, dass es in seinem Leben nicht wirklich rund läuft, allerdings erfährt man nicht so viel über seine Gedanken, Gefühle und Beweggründe. Dadurch plätschert die Geschichte vor sich hin und bleibt nicht lange im Gedächtnis. Sehr schade, denn so ein Thema geht heutzutage eigentlich jeden Menschen etwas an.

Komisch wird es in der Mitte des Buches, wo es plötzlich nur noch um das Thema Musik und Band geht. Das selbstverletzende Verhalten rückt weit in den Hintergrund, sodass ich mich mehrfach beim Lesen gefragt habe, ob ich was verpasst hätte. Ich hätte mir von der Autorin ein bisschen mehr Interesse für das eigentliche Thema gewünscht, aber dies ist anscheinend zu viel verlangt.

Das Cover ist auch so eine Sache. Eigentlich ist das Thema SVV damit im Groben relativ gut getroffen, allerdings wirkt auch dies relativ lieblos. Eine Rasierklinge ist ja schön und gut, allerdings wird diese in dem Buch nicht einmal großartig behandelt. Ein anderes, etwas dunkleres Cover, hätte dem Buch mehr Dramatik verleiht. Die Kurzbeschreibung liest sich dagegen gut und war für mich der Grund das Buch zu lesen.

_Fazit_

Insgesamt hat mich „Schmerzspuren“ sehr enttäuscht. Das wichtigste Thema wird oberflächlich behandelt, das Thema Musik dagegen deutlich detaillierter, sodass ich mich oftmals fragen musste, was mir die Autorin mit der Geschichte überhaupt sagen wollte. Eine Kaufempfehlung kann ich daher leider nicht aussprechen. Wer sich jedoch für das Thema SVV interessiert, sollte „Schmerzverliebt“ (Kristina Dunker), „Rote Linien“ (Brigitte Blobel) oder „Liebt mich!“ von Dianne Bates lesen.

|Taschenbuch: 160 Seiten
ISBN 978-3570305768|
http://www.randomhouse.de/cbt
http://www.birgitschlieper.de

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