Nibelungen-Festspiele Worms 2007. Teil 1

20. Juli bis 5. August 2007.

_Rückblick_

Nach nur fünf Jahren hat es Worms geschafft, sich bundesweit als Festspielstadt einen renommierten Namen aufzubauen. Trotz des durchweg miserablen Wetters 2006 während der Aufführungen konnte man eine Auslastung von 87 Prozent vorweisen, die Wochenenden waren zu 100 Prozent ausverkauft. Das Zuschauer- und Medieninteresse wächst von Jahr zu Jahr. Die Festspiele Worms gehören zu den führenden Theater- und Festivalereignissen neben Bayreuth und Salzburg. Immer mehr Prominente kommen auch zu den Premieren. Während die Besucherzahlen bei vielen Kulturereignissen überwiegend stagnieren oder sogar rückläufig sind, verzeichnen die Nibelungenfestspiele eine ständig steigende Nachfrage. Knapp 6000 Menschen kamen 2006 auch zu den Veranstaltungen im Rahmenprogramm (Lesungen, Konzerte und Theaterbegegnungen). Unzufriedene und Kritiker an der Durchführung der Festspiele – die es seit Anbeginn natürlich auch immer gab – werden innerhalb der Wormser Bevölkerung von Jahr zu Jahr weniger. Die Bewohner sind fast ausnahmslos stolz und begeistert. In Umfragen nach den Aufführungen 2006 bekundeten drei Viertel der Befragten die Ansicht, dass das ganze Projekt auch eine große Bereicherung für die Stadt Worms darstellt. Nur ein Viertel vertrat nicht diese Ansicht. Immerhin sind die Standpunkte klar, denn nur weniger als ein Prozent der Befragten hatte keine eigene Meinung dazu. Worms ist stolz auf seine Festspiele und genießt diese ereignisreiche Zeit. Manche fahren deswegen zur eigentlichen Urlaubszeit nicht mehr in Urlaub, denn sich in dieser Zeit hier aufzuhalten, macht Spaß und bringt Gewinn. Wer ausgerechnet dann wegfährt, verpasst einfach etwas.

Gegen Ende 2006 ging es dann bereits in die Öffentlichkeitsarbeit für die Saison 2007. Das neue Werk von Moritz Rinke mit dem Titel „Die Nibelungen – Die letzten Tage von Burgund“ war fristgemäß auch bereits fertig. Inszeniert wurde es erneut von Dieter Wedel. Es ist die Fortsetzungsgeschichte der Aufführung von 2006. Nach Siegfrieds Tod will Kriemhild Rache üben. Obwohl Worms 2006 mit rund 2030 Sonnentagen auf Platz 1 der sonnenverwöhnten Städte in Rheinland-Pfalz lag, konnte man das für die Nibelungen-Aufführungen im August nicht gerade sagen. In der Hoffnung auf besseres Wetter wurde die Premiere auf den 20. Juli 2007 vorverlegt, wodurch dann allerdings aufgrund anderer Verpflichtungen nicht alle Ensemble-Schauspieler erneut spielen konnten. Drei Rollen – König Etzel, Rüdiger von Bechelarn und Dietrich von Bern – mussten neu besetzt werden. Die Preise wurden aufgrund der Mehrwertsteuer-Erhöhung je Plätze um vier Euro herausgesetzt. Zu Beginn des Kartenverkaufs im Dezember gab es bereits 4000 Vorbuchungen und die Samstage waren wieder allesamt ausverkauft. Anfang Mai waren bereits 40 % der Karten von den 16 Aufführungen verkauft, mehr als im vorigen Jahr zur gleichen Zeit. Anfang Juli waren dann bereits 70 % verkauft. Bis zur Premiere dann 80 %, die Wochenenden sowieso. Dennoch wird immer wieder auch bemängelt, dass ALG-II-Empfänger wie auch mittlerweile der durchschnittliche Rentner finanziell sich solche Ausgaben nicht leisten können. Die Bilanz nach den Aufführungen war sehr erfolgreich: Die Auslastung lag bei 93 %, alle Wochenende waren zu 100 % ausverkauft.

Bei den Festspielen in Worms mischen sich Theater, Film und der Dom als großartige Kulisse zu einem einzigartigen Event-Spektakel. Man kehrt im Grunde zu den Ursprüngen des Theaters zurück und spielt quasi auf dem Marktplatz. Die Spielstätte des tausendjährigen Kaiserdoms ist im Grunde einer der Hauptdarsteller. Dieter Wedel brachte diesmal kein Historienspiel auf die Bühne, sondern zeichnete die heutige Sicht der Dinge. Keine einzige Szene ist aus der ursprünglichen Version erhalten geblieben und das Ganze somit die ungewöhnlichste Nibelungen-Interpretation, die es bislang gab. Ein Polit-Thriller, ein „Mafia-Thriller“ im Stil der 20er Jahre, der im Vorfeld schon für große Spannung sorgte. Keine mittelalterlichen Gewänder mehr, sondern schwarze Kleider für die Damen, die Herren Sonnenbrillen und dunkle Anzüge. Beim Nibelungenforscher Jürgen Breuer stieß diese Interpretation aber auf Kritik, da er die Gesamtheit der Aussage des Nibelungenliedes auf den Kopf gestellt sieht. Seiner Ansicht nach lassen sich überflüssige Umgestaltungen nicht als Interpretation bezeichnen und inhaltliche Veränderungen sollten grundsätzlich tabu bleiben. Dem Lied seien Neuerfindungen von Figuren und Gestalten schädlich. Von der Festspielseite – wie aber auch von anderen Nibelungenforschern – wurde diese Kritik aber nicht nachvollzogen. Denn Sinn eines erfolgreichen Theaters sei es, Diskussionen in Gang zu setzen. Die Aktualität des alten Epos liegt ja gerade darin, dass es immer wieder neu interpretiert wurde. Schon zur Pressekonferenz, auf der Besetzung und neues Stück vorgestellt wurden, kamen zahlreiche Agenturen, Fernsehsender und Journalisten aus ganz Deutschland.

Die Absprachen mit dem Dompropst mussten in diesem Jahr noch kalkulierter als sonst verlaufen, damit der Zeitplan auch stimmt. Denn auf dem „Platz der Partnerschaft“, wo sich der Backstage-Bereich befindet, standen Gerüste für umfangreiche Domsanierungen. Bis Ende Mai sollten diese Arbeiten tatsächlich dann auch abgeschlossen sein, um Platz für Catering-Zelte und Garderoben zu schaffen. Allerdings fand noch das Jazzfestival an diesem Platz statt, das erst zum 1. Juli endete, was mächtig Stress bereitete. Gleich am nächsten Tag wurden die Bühne abgebaut und in Windeseile Container und ein Zelt für Schauspieler und Techniker errichtet. Auch wurden vorzeitig gegen die jährliche Lärmbelästigung für die Anwohner Maßnahmen ergriffen. Auf Aufforderung der Struktur- und Genehmigungsbehörde (SGD) wurde ein Lärmgutachten in Auftrag gegeben. Nach den gesetzlichen Richtlinien dürfen Veranstaltungen in dieser Art über 22 Uhr hinaus nur an zehn Tagen im Jahr stattfinden, bzw. es gibt für besondere Ereignisse wie die Festspiele auch Ausnahmen. Allerdings darf man in den Nachtstunden dennoch nicht über 55 Dezibel kommen. Deswegen endeten die Aufführungen auch strikt um 23.45 Uhr. Das Schauspielerzelt durfte darüber hinaus bis um ein Uhr als notwendiger Rückzugsraum zur Verfügung stehen. Im Vorfeld wurden um die 100.000 Euro in eine „leisere“ Technik investiert und Ansagen wurden nur noch über Ohrmikrophon mitgeteilt. Mit dem Einsatz moderner Lautsprecher-Systeme kann der Schall sehr genau auf bestimmte Punkte gerichtet werden. Auch die Tribüne wurde mit schallundurchlässigem Holzwerkstoff hinter und über den Zuschauern verkleidet. Ein in der Nähe der Tribüne stehender Messwagen maß dann alle Geräusche und schickte die Aufzeichnungsprotokolle an die SGD. Das hatte auch bestens funktioniert, nur bei der Premierenfeier war es mit 65 Dezibel kurzfristig lauter als erlaubt. Auf einer im Vorfeld eigens einberufenen Anwohnerversammlung wurde über diese Maßnahmen informiert und auch gemeinsam die fertig gestellte Tribüne besichtigt. Die Bedenken der Vorjahre wurden dabei schon ausgeräumt, die Maßnahmen positiv beurteilt und gegenseitiges Verständnis gezeigt. Zudem wurde wie in den Vorjahren für eine Verkehrsberuhigung gesorgt. Die Schlossgasse hat in dieser Zeit eine Schranke, für deren Öffnung die Anwohner Münzen erhalten. Im Juni hatte dann der Aufbau begonnen. Innerhalb kürzester Zeit standen die 15 Meter hohe Tribüne und der Bühnenunterbau (400 Quadratmeter große Bühne, Bühnenbreite 30 Meter, Bühnentiefe 13 Meter mit 2,50 Meter Höhenunterschied, der angeglichen wurde) und dann folgte auch schon die Montage von Licht und Ton. Das Bühnenbild benötigte 400 Liter Farbe und zudem 1500 Quadratmeter Teppichboden, außerdem zwölf Stellwände für verschiedene Ansichten. Diffizil war das Aufhängen der Scheinwerfer, denn es konnten keine Löcher dafür in den Dom gebohrt werden; somit waren diese frei hängend mit Seilen am Dach befestigt. 110.000 Einzelteile wurden verbaut. Im Vergleich zur Hebbel-Inszenierung – ebenfalls am Nordportal – wies die neue Tribüne 1610 Sitzplätze auf 45 Stufen auf, also 160 mehr als vor zwei Jahren. Die Tribünenzugänge wurden, um das Kommen und Gehen zu erleichtern, von zwei auf drei erhöht. Auch die Seitenbühnen wurden um die Hälfte vergrößert, weil mehr Bühnenelemente zum Einsatz kamen. Da der Platz auf der Nordseite viel kleiner ist als auf der Südseite, wurden für die Filmeinspielungen rollende Leinwände eingesetzt.

Die Proben für das Stück – in diesem Jahr wieder auf dem kleineren Nordportal des Wormser Doms (wo nach den Aufführungen von Karin Beier erstmals Dieter Wedel ebenso inszenierte) – begannen Anfang Juni. Da das Wormser Spiel- und Festhaus, wo immer geprobt wurde, wegen Neubau abgerissen werden wird, musste ein neuer Ort gefunden werden. Das Wormser EWR hatte rechtzeitig eine Halle in der Klosterstraße erworben und für kulturelle Zwecke umgebaut. Für die Nibelungenfestspiele ist diese Halle der Hauptstandort für die nächsten drei Jahre. Auch Maske, Kostüme und der Waffenmeister hatten dort Quartier bezogen. Geprobt wurde dann dennoch – da sich die Arbeiten fürs neue Festspielhaus verzögern – wie zuvor im bisherigen Festspielhaus bis zum Wormser Jazzfestival und danach ging es erst an den Dom, wo „open air“ weitergefeilt wurde. Dies wurde wegen Regens doch noch mal um einen Tag verschoben. Als es dann so weit war, sorgte noch mal ein Schauer für eine Pause. Das Wetter war auch im Juli dieses Jahres sehr wechselhaft, einige Tage später wurde dann bei 42 Grad geprobt. Kühlaggregate begannen zu ächzen und einzelne Maschinen fielen aus. 400 Flaschen Wasser mussten von außerhalb angefordert werden, um die beteiligten 200 Personen mit Flüssigkeit zu versorgen. Um die Lärmbelästigungen für Anwohner zu verringern, wurde in diesem Jahr wie oben erwähnt bei diesen Proben auf Ansagen über die großen Lautsprecher verzichtet. Auch durften Anwohner sich Proben exklusiv aus dem Zuschauerraum ansehen. Von 240 Eingeladenen waren aber nur 60 der Einladung gefolgt. Die Proben beginnen schon als Tradition mit der ersten Leseprobe des gesamten Stückes. Für die meisten Schauspieler ist das inzwischen so als käme man nach Hause. Herzlich drückt man sich unter den Bekannten, aber die Neuen werden ebenso freundlich begrüßt. Mit Spannung wurde dann bereits die erste öffentliche Festspielprobe erwartet, bei der die Presse erste Eindrücke gewinnen konnten. Es war u. a. eine Szene mit Brünhild (Annika Pages), Gunther (Roland Renner), Gernot (Sven Walser), Giselher (Andre Eisermann) und Hagen (Dieter Mann), zu denen Kriemhild (Jasmin Tabatabai) stieß, die Siegfrieds Sarg hinter sich herschleppt und die Verwandten des Mordes anklagt. Auch die rheinland-pfälzische Kulturministerin Doris Ahnen schaute sich diese öffentliche Probe in der ersten Reihe mit an.

Die ganze Schauspieler-Crew wird jedes Jahr von Anfang an in das öffentlich-gesellschaftliche Leben der Stadt Worms eingebettet. So waren alle wieder an einem gemeinsamen Tisch beim Jahresempfang von Oberbürgermeister Michael Kissel im Herrnsheimer Schloss zugegen, wo Tilo Keiner diesmal zugleich auch seinen Geburtstag feierte. Schwerpunkt der vielen Themen der dortigen Rede des Oberbürgermeisters sind natürlich auch die Nibelungen, und die Schauspieler gehören ganz klar zum Profil von Worms. Viele der Schauspieler ließen es sich auch nicht entgehen, während des Jazzfestivals in Worms das Konzert des Stargeigers Nigel Kennedy anzuschauen. Beim Straßenfest in der „Unteren Kämmergass“ und umliegenden Straßen gaben die Festspielstars Autogramme und standen Gesprächen mit der Bevölkerung direkt zur Verfügung. Auch gab es erneut ein Fußballspiel zwischen Stars und einer ausgewählten Wormser Mannschaft, die sich dafür bewerben konnte. Die Auswahl des Festspielensembles trat in diesem Jahr gegen die Frauenmannschaft der Wormatia Worms an, wobei das Nibelungen-Ensemble nach Elfmeterschießen mit 9:8 gewann. Zuvor hatte es am Ende 4:4 gestanden. Zum Nibelungenteam gehörten Tilo Keiner (Sindold), Sven Walser (Gernot), Frank Röth (Ortwin von Metz und Initiator), Sascha Kaiser (Kaufmännischer Leiter), Jens Thiele (Sponsoring), Stefan Lubojansky (Fahrer von Wedel) und weitere Mitglieder aus dem künstlerischen Team, der Kleindarsteller, der Technik von Ton, Licht und Bühnenbild. Für die zweite Halbzeit kam Moritz Rinke direkt vom Frankfurter Flughafen mit hinzu. Unter den Zuschauern waren auch alle Schauspieler, die nicht mit antraten. Fürs nächste Jahr plant die Ensemble-Mannschaft sogar ein richtiges Turnier, das sich über die ganze Festspielzeit erstrecken wird.

Die Filmeinspielungen während der Aufführungen erfolgten wie bisher mit Unterstützung des ZDF und wurden an vier Tagen im Andreasstift und Schloss Herrnsheim mit der Schauspieler-Crew gedreht. TV-Teams sind immer schon im Vorfeld der Festspiele mit dabei. Beiträge kamen am 6. Juli im ZDF-Mittagsmagazin (inklusive Interview mit Jasmin Tabatabai), am 7. Juli auf 3-sat im „Theater-Foyer“ sowie im SWR ein Bericht über die Dreharbeiten der Filmeinspielungen, am 20. Juli wieder im ZDF in „Leute heute“ mit André Eisermann und Jasmin Tabatabai in der mittelalterlichen Taverne „Pfister-Zunft“ am Wormser Rhein. Im ZDF liefen deutschlandweit vom 11. Juli bis zur Premiere täglich zweimal Werbetrailer für die Festspiele auf unterschiedlichen Sendeplätzen. Möglich war das, weil das ZDF ein Medienpartner der Festspiele ist. Fürs SWR-1 wurde mit Ilja Richter eine zweistündige Live-Sendung übertragen, zu der die Wormser ins EWR-Kesselhaus kommen konnten.

Die Festspiele erobern zunehmend auch die überregionalen Zeitschriften. Beispiele: In der „Revue“ gab es drei Seiten, die „Bunte“ folgte, ebenso die „Brigitte“. Allesamt zu verfolgen, ist gar nicht möglich, denn das Wormser Theater-Ereignis gehört zu den ganz großen Sommer-Open-Airs.

_Premiere 20.Juli_

Natürlich war im freien Verkauf die Premiere seit Monaten ausverkauft, aber die Festspiele überraschten damit, dass sie kurzfristig vor der Premiere noch einmal 90 Karten für den freien Verkauf zum regulären Kategoriepreis zuzüglich 75 Euro zur Verfügung stellten. Wer rechtzeitig kauft, hat aber auch sonst im Grunde kein Problem, an Premieren-Tickets zu kommen. Dazu muss man aber gleich zum Vorverkaufstermin Anfang Dezember zuschlagen oder sich noch früher vormerken lassen. Es gibt Vormerkungen bis 2009. Eine Woche nach Vorverkaufsbeginn sind normalerweise die freien Premierenkarten weg. Die wichtigste Frage auch vier Wochen früher als sonst im Jahr war dennoch auch dieses Jahr: Bleibt es trocken zur Premiere? Im vergangenen Jahr stand die Premiere unter heftigen Regengüssen. Die Nachrichten meldeten 80 % Wiederholungswahrscheinlichkeit. Zwar lagen Regencapes unter jedem Sitz, aber keiner wollte erneut im Regen sitzen. An anderen Aufführungsterminen kosteten diese Capes 1,50 Euro. Wegen Unwetter war bislang insgesamt nur eine Veranstaltung vorzeitig abgebrochen worden, das war im letzten Jahr. Das Warten auf die Promis für den Lauf über den „roten Teppich“ vorm Premierenabend war fast ebenso spannend, gab es doch bis kurz vor Schluss Zusagen, Absagen, Zusagen. Dutzende Fotografen, Journalisten, Schaulustige wie auch zahlreiche Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes sind dann vor Ort, wenn sich die Promis über den 40 Meter langen Teppich bewegen. Die Prominenten werden mit Skoda-Limousinen des VIP-Bringdienstes vorgefahren, und es schien glücklicherweise auch die Sonne. Nach dem Lauf über den Teppich unter dem Blitzlichtgewitter der Fotografen kommt dann direkt der Empfang des Oberbürgermeisters und nach der Premierenaufführung noch die Premierenfeier, für einen Teil der Promis im abgetrennten „Ensemble-Zelt“. Wieder abgesagt hatten u. a. in diesem Jahr Topmodel Eva Padberg und Schauspielerin Gudrun Landgrebe. Estefania Küster (Ex-Gefährtin von Dieter Bohlen) kam ebenfalls nicht – ohne Absage. Gekommen waren u. a. ZDF-Intendant Markus Schächter, ZDF-Moderatorin Annika de Buhr, Moderatorin Caroline Beil, Fernsehmoderator Cherno Jobatay, der frühere Wormser Kulturdezernent Gunter Heiland, Heylshof-Kurator Alfred Pointner, Skispringer Martin Schmitt, der Trainer von Bayern Leverkusen, Michael Skibbe, Fußballweltmeister von 1954 Horst Eckel, der stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende im Bundestag Wolfgang Bosbach, der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag Fritz Rudolf Körper, die rheinland-pfälzische Kulturministerin Doris Ahnen, SPD-Landtagsabgeordnete Kathrin Anklamm-Trapp, Schriftstellerin Charlotte Link, Sängerin Ina Deter, an Schauspielern u. a. Eva Habermann, Uwe Bohm (der schon zweimal von Wedel angefragt wurde, den Siegfried zu spielen, aber nie Zeit hatte), Robert Dölle (Siegfried-Darsteller vom letzten Jahr), Peter Weck (auch Vorsitzender des Festspiel-Kuratoriums), Joachim Nimtz, Mario Ohoven, Janin Reinhardt, Inez Björg-David, zudem der Wormser Domprobst Engelbert Prieß, Autor Moritz Rinke, Oberbürgermeister Worms Michael Kissel und Jan van Weyde, Verleger von Bastei-Lübbe, Stefan Lübbe. Auch zwei Premieren-Karten-Gewinner der Wormser Zeitung wurden mit den Limousinen zum roten Teppich vorgefahren (mehr zu Gewinnspielen der WZ ganz am Ende des Essays). Insgesamt waren dies aber weniger bedeutende Persönlichkeiten als noch im letzten Jahr. Bis auf wenige Tropfen Regen blieb das Wetter dafür bestens. Für das Festbüfett sorgten 28 Köche, deren Küchenchef Wolfgang Veits-Dittmann ist. 2,8 Tonnen Essen (z. B. 150 Kilo Ochsenlenden, 100 Kilo Crepe-Teig, 250 Kilo Obst und Gemüse, fünf Paletten Sekt und 2500 Sektgläser) standen für die Premiere bereit. Zusätzlich zu den Köchen gehörten 50 Personen zum Service. Nachts um eins zur Premierenfeier gab es auch Kulturprogramm. Eine Soulsängerin sang im Park, während alle sich im Hauptzelt mit den köstlichen Leckereien bestückten. Richtiggehender Geheimtip war ein Schokobrunnen, an dem Kiwistücke, Erdbeeren und Ananasecken bereitlagen, um an Holzspießchen in die immer weiter fließenden Schokoladenfluten getaucht zu werden. Die Getränke – selbst in den Pausen – müssen trotz der überhöhten Premierenpreise von den Nicht-VIPS selbst bezahlt werden. Noch nachts um zwei Uhr sammelten Kamerateams um das Ensemble-Zelt Stimmen ein. Die Premiere ist einfach eine riesengroße Sommerparty, bei der vor allem auch über das Stück leidenschaftlich debattiert wird. Auch nach der Premiere erscheinen noch wichtige Gäste zu den Aufführungen, z. B. Vertreter der Landesregierung, die sich für künftige Unterstützung ihren eigenen Eindruck einholen. Innenminister Karl Peter Bruch wie auch Jens Beutel (OB der Stadt Mainz) waren sehr angetan von der Inszenierung sowie dem Heylshof-Ambiente.

Das neue Stück war ein großes Risiko. Nicht nur wegen der Inszenierung an der Dom-Nordseite mit weniger spektakulären Bildern, sondern durch mehr Konzentration auf die Beziehungen innerhalb der Rollen, vor allem auch, weil die Nibelungen seit letztem Jahr zweigeteilt waren und der zweite Teil fast nichts mehr mit dem klassischen Stoff zu tun hat. Die moderne Fassung ist dieses Jahr sehr radikal. Das von den Nazis missbrauchte Epos ist hier eher ein antifaschistisches Stück geworden. Auch die Rückseite des Programmhefts wirbt mit „Welcher Staat mordet nicht im Interesse des Staates?“ Am Burgunderhof herrscht ein korruptes Regime, überall der Geheimdienst, der auf „political correctness“ achtet und selbst vor Gewalt gegenüber den „Oberen“ bei Zuwiderhandlung nicht zurückschreckt, sehr viele Soldaten in Nazi-ähnlichen Uniformen. Der Hof als Ledermann-Träger erinnert deutlich an Gestapo und Staatssicherheit. Gleich nach dem Begräbnis von Siegfried verschwistern sich Kriemhild und Brünhild, die noch mehr als Kriemhild um Siegfried trauert. Mit Gunter hat sie nun auch endgültig nichts mehr am Hut. Zwar endet diese Frauenkumpanei schnell mit dem spektakulären Selbstmord von Brünhild aus Trauer um Siegfried, und so lässt sich Kriemhild auch durchaus schnell auf Etzel ein. Allerdings nicht aus Racheplänen heraus, sondern um noch einmal etwas Neues anzufangen, das ihrem Stand gemäß ist und ihr guttut. Auch hat sie einen Sohn mit Siegfried, der allerdings bei Hagen zurückbleibt. Etzels Hof sieht aus wie in Russland zu kommunistischen Zeiten – auch mit den entsprechenden sowjetischen Militär-Uniformen und den roten Streifen -, Hunnenkönig Etzel dagegen fährt schon in einer amerikanischen Stretch-Limousine vor, zusammen mit seiner Privatsekretärin, die auch nach der Hochzeit mit Kriemhild seine Geliebte bleibt. Wedel bringt da sehr viel Persönliches mit ein. Etwas Sex ist bei Wedel immer dabei – Gunther sitzt nackt in der Badewanne und steigt auch nackt heraus, eine Magd sitzt mit in der Wanne. Busen werden öfter kräftig betatscht. Dass trotz der engen Beziehungen zur Katastrophe kommt, liegt weniger an Kriemhilds Rache, sondern an politischen und wirtschaftlichen Kumpanei-Interessen zwischen Etzel und Hagen. Es trifft vor allem das Fußvolk, das aussieht wie die Wehrmachtssoldaten vor Stalingrad. Es herrscht auch nicht die bekannte Nibelungen-Treue, wo alle Hagens wegen in den Tod stürzen, sondern ganz gegenteilig wird Hagen von Gunter und seinen Brüdern wegen seines korrupten Verhaltens entlassen. Auch sterben nicht alle Burgunder in diesem Stück. Der anständigste ist natürlich Kriemhilds Bruder Giselher, gespielt von Eisermann. Dass Hagen König Gunther umbringt – natürlich mit der Knarre -, stammt nicht aus der Vorlage von Autor Moriz Rinke, das hat Wedel dazuerfunden. Das Ende ist tatsächlich zu abrupt. Plötzlich lodern Flammen, Schüsse fallen, alles geht sehr schnell und Kriemhild huscht von der Bühne. Manche blieben wegen der Komplexität etwas ratlos zurück. Aber auch für die Fortsetzung des Stückes vom letzten Jahr gab es wieder lang anhaltenden siebenminütigen Applaus.

Das Medienecho konnte dieses Jahr noch weiter gesteigert werden. Zwar druckten 72 Zeitungen einfach wieder die Besprechung der dpa nach, aber viele überregionale wie lokal naheliegende Blätter brachten auch eigene Premierenberichte. Wie schon in vergangenen Jahren sind diese dann eher kritisch als positiv. Viele finden einfach auch, dass ein Filmemacher (Wedel) kein Theater machen dürfe – nur entweder oder. Rinke habe deswegen eigentlich ein Fernsehspiel geschrieben. Eigentlich eine nicht wirklich begründbare Ansicht. Aber so geht es tatsächlich allen Filmregisseuren, die Theater machen – ob Eichinger, Färberböck oder Doris Dörrie, niemand findet da Gnade. Obwohl mir das Stück gut gefällt, muss ich anmerken, dass auch mich immer der Gedanke beschleicht, wann endlich der „Nibelungen-Film“ von Wedel kommt. Wedel gilt zudem in seinen Inszenierungen als zu schamlos. Aber Diskussion und verschiedene Ansichten gehören zu gutem Theater einfach auch dazu. Einzig Jasmin Tabatabai wurde einhellig für ihre Rolle der Kriemhild überall gelobt, wobei in Worms der Publikumsliebling dieses Jahr Ilja Richter war. Aber tatsächlich spielten alle grandios. Und auf die Zeitungsfeuilletons folgten auch die „Gazetten“-Berichte der Regenbogen-Presse (z. B. „Gaza“, „Bunte“, „Frau im Spiegel“, „Revue“). Dort steht immer weniger das Stück im Vordergrund, sondern der Promiklatsch mit bunten Premierebildern. Kritik an Worms gibt’s dort deswegen keine. Auch die Fernseh- und Radiosender beurteilten das Stück wesentlich besser als die Feuilletons der großen Blätter. Im Grunde ist es nicht so wichtig, wie die Kritiken ausfielen. Für Worms war wichtig, dass es erneut bundesweit präsent war; dies bringt Menschen hierher und zahlt sich für Hotels und Gastronomie aus.

Am Tag nach der Premiere setzt sich bereits das Kuratorium zusammen und bespricht schon das nächste Jahr – ohne aber schon alles zu entscheiden. Zwar war auch in diesem Jahr das Wetter sehr wechselhaft – alle paar Tage sehr heiß oder kalt und regnerisch. Aber keine einzige Veranstaltung musste unterbrochen oder abgesagt werden.

_Besetzung_

Die Besetzung ist auch in diesem Jahr wieder hochkarätig ausgefallen.

_Jasmin Tabatabai_ spielt die Kriemhild im zweiten Jahr. Sie wurde am 8. Juni 1967 in Teheran geboren und ist in Persien aufgewachsen. Schon in ihrer Schulzeit an der Deutschen Schule in Teheran übte sie sich in Schauspielkunst. Noch vor der Machtübernahme von Revolutionsführer Khomeini kam sie nach Deutschland. Ihr Abitur machte sie 1986 im bayrischen Planegg. Danach studierte sie an der Hochschule für Musik und Kunst in Stuttgart. Ihre Karriere als Filmschauspielerin begann 1991 mit dem Kinofilm „Kinder der Landstraße“. Den ersten kommerziellen Erfolg – und auch den Durchbruch in ihrer Karriere – hatte sie 1997 in „Bandits“. Mehr zu ihr gibt es weiter unten auch unter „Rahmenprogramm“ und dort unter „Theaterbegegnungen“, wo sie einen Soloauftritt mit Gitarre hatte. An weiteren Filmen überzeugte sie mit „Late Show“ von Helmut Dietls oder als laszive Sängerin Billie in Xavier Kollers Tucholsky-Adaption „Gripsholm“. 2001 kam ihr Debüt-Album „Only Love“ heraus. 2002 kam ihre Tochter Angelina Sherri Rose zur Welt. 2005 wurde sie für ihre Rolle in dem Kinofilm „Fremde Haut“ – sie spielt eine junge Iranerin, die aus ihrem Heimatland fliehen muss, weil sie der Homosexualität bezichtigt wird und ihr nun die Todesstrafe droht – als beste Hauptdarstellerin für den deutschen Filmpreis 2006 nominiert. Mit der letztjährigen Nibelungenaufführung kehrte sie zur Bühne zurück. In diesem Jahr brachte sie gleich zu Beginn der Proben ihre kleine Tochter mit und wohnte nicht mehr am Stadtrand, sondern mitten in der City, so dass sie zu Fuß zur Bühne gehen konnte. Mit Heino Ferch drehte sie gerade den Kinofilm „Meine schöne Bescherung“ über das Weihnachten einer Patchwork-Family. Zudem hat sie ihre neue CD produziert, mit der es im Oktober und November auf Tournee geht. Der Titel ist „I ran“, was auch „Iran“ gelesen werden könnte – eine Doppeldeutigkeit, die auf ihre iranischen Wurzeln verweist.

_Annika Pages_ spielt Brünhild im zweiten Jahr. In der Originalversion isst und trinkt Brünhilde nach Siegfrieds Tod drei Tage nichts mehr und ist dann verschwunden. In der Rinke-Fortführung dagegen hat sie einen richtigen Abgang als die Siegfried am meisten Liebende. Zusätzlich zur Brünhild gestaltete sie im diesjährigen Kulturbegleitprogramm auch einen Liederabend. Pages spielte in diversen Kino- und Fernsehfilmen, unter anderem auch in „Die Affäre Semmeling“ von Dieter Wedel, in der sie an der Seite Robert Atzorns dessen Freundin Doris Berg spielt, oder „Peter Strohm“, „Die Verbrechen des Professor Capellari“, „Mann sucht Frau“ und „Unser Opa ist der Beste“. Geboren wurde sie 1968, besuchte die Staatliche Hochschule für Musik in Hannover, danach erhielt sie eine Gesangsausbildung in Hamburg und München sowie eine Tanzausbildung an der Royal Academy of Dancing in Hamburg und London, hatte Engagement am Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg, am Staatstheater Stuttgart, Schauspielhaus Zürich sowie am Deutschen Theater Berlin. Nach einer zehnjährigen Schauspielzeit an den Kammerspielen in München wechselte sie an das Bayrische Staatstheater, wo sie bis 2004 engagiert war. Am Deutschen Theater Berlin war sie in Kleists „Prinz Friedrich von Homburg“ zu sehen. 1994 bis 2004 spielte sie erst an den Kammerspielen München, dann am Bayrischen Staatsschauspiel. Auch ein Hörbuch „Cocktails der Verführung“ hat sie aufgenommen. Der Kabarettist Georg Ringswandl hat einen Text mit dem Titel „Annika Pages – Wo der Barthel den Most holt“ über sie verfasst. Für das richtige individuelle Outfit in der diesjährigen Wormser Aufführung fuhr sie zu Probenbeginn selbst nach Mannheim, um beim Festspiel-Sponsor Engelhorn ihre Kleider auszusuchen. In der Eisdiele am Markplatz trinkt sie regelmäßig ihren Latte Macchiato, wo man sie täglich antrifft, aber auch wegen ihrer beiden Kinder – die sie dabeihat – öfter im Tierpark wie auch in der Jugendbücherei. Immer wenn es regnet, geht sie dahin und liest. Abends zum Essen geht sie natürlich wie die meisten ins Restaurant „Carbonara“. Mit dabei in Worms war auch ihre Mutter, die ansonsten auf die Kinder aufpasste.

_Anouschka Renzi_ spielt Sylva, die ehemalige Geliebte von König Etzel. Das ist keine große Rolle, aber eine sehr schöne. Dass Etzel Kriemhild heiratet, ist für Sylva fatal. Renzi ist Tochter der Schauspielerin Eva Renzi und Adoptivtochter von Paul Hubschmid. Renzi wurde am Lee Strasberg Institute in New York ausgebildet und war in vielen Theater- und Fernsehproduktionen zu sehen. Ihr erstes Engagement war am Theater „Volksbühne“ in Berlin. Bekannt ist sie auch durch ihre Arbeiten an „Peer Gynt“ mit Peter Zadek geworden und durch Wedels „Die Affäre Semmeling“ und „Der Schattenmann“. Vom Fernsehen her kennt man sie außerdem aus „Tatort“, „Soko Leipzig“, „Ein Fall für zwei“ oder „Klinikum Berlin-Mitte“. Sie erhielt die Rollenanfrage, als sie in Bochum die Hedda Gabler spielte, und wurde völlig überrumpelt mit diesem Angebot, zu dem man nicht „nein“ sagen konnte. Da sie eine kleine Tochter mit einem Ehemann aus der Pfalz hat, ist ihr Worms nicht unbekannt. Zudem saß sie Im letzten Jahr auch schon auf der Zuschauerbühne zu den Nibelungen, betrat aber auch mit anderen die Heylshoftreppe als VIP-Gast. Schon dabei entlud sich ein Blitzlichtgewitter der Regenbogenpresse-Fotografen.

_Dieter Laser_ spielt König Etzel. Begonnen hat er unter Gustav Gründgens am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Neben Engagements an Theaterhäusern (München, Zürich, Berlin, wo er die Schaubühne Berlin mitbegründete) und bei den Salzburger Festspielen übernahm er bisher über 70 Hauptrollen in Film- und Fernsehproduktionen an der Seite von Stars wie Burt Lancaster, Glenn Close oder Julie Christie. Zuletzt war er zu sehen in „Ich bin die Andere“ mit Katja Riemann. Da er in der Nibelungenaufführung Kriemhild liebt, bereitete es ihm besonderes Vergnügen, täglich auf seinem Arbeitsweg am Straßenschild „Kriemhildenstraße“ vorbeizulaufen. Auch die anderen Nibelungennamen-Straßenschilder sind ihm aufgefallen. Anzutreffen war er sonst eher weniger. Er saß lieber stundenlang in seiner Privatwohnung und blieb zurückgezogen.

_Dieter Mann_ ist in der Rolle des Hagen zum ersten Mal bei den Festspielen mit dabei. Eine Freilichtarbeit in diesem Umfang hatte er noch nicht gemacht. Als ehemaliger Intendant des Deutschen Theaters Berlin wurde er danach durch seine Rollen in über 80 Filmen deutschlandweit populär. In „Der Untergang“ war er in der Rolle des Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel zu sehen. Im Film „Kasper Hauser“ hatte er bereits schon einmal mit André Eisermann zusammengearbeitet. Der Ausschlag, das Angebot Dieter Wedels anzunehmen, ging von Götz Schubert aus, der in Worms früher schon den Siegfried spielte und am Deutschen Theater arbeitet. Die Nibelungen-Festspiele in Worms kannte er inhaltlich zuvor allerdings bislang nur von der Aufzeichnung des ZDF. Eine Traumrolle ist der Hagen für ihn nicht. Worms nahm er mit allen Sinnen auf und war in ganz normalen Gaststätten anzutreffen. Angesehen hat er sich ansonsten den Judenfriedhof, die Reste der Stadtmauer, natürlich das Dominnere, das Museum im Andreasstift und dessen Sammlung von Gläsern aus dem vierten Jahrhundert (denn er ist selber Sammler von Gläsern).

_Roland Renner_ spielt König Gunther im zweiten Jahr und seine Rolle hatte im neuen Stück noch mehr Facetten als im Jahr zuvor. Renner absolvierte seine Schauspielausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Es folgten Engagements an den großen Bühnen im deutschsprachigen Raum: Schauspielhaus Köln, Schauspielhaus Zürich, Deutsches Schauspielhaus Hamburg und an den Salzburger-Festspielen. Wilfried Minks engagierte ihn für seine Produktion von Peter Turrinis „Tod und Teufel“ sowie die Dostojewski-Adaption „Der Idiot“, beides am Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Mehrfach hat er mit Johann Kresnik zusammengearbeitet: in Hamburg bei dem Projekt „Gründgens“, am Schauspiel Hannover in Büchners „Woyzeck“ und der „Antigone“ des Sophokles, bei den Salzburger Festspielen in „Peer Gynt“ nach Henrik Ibsen. Neben seiner Theaterarbeit wirkte er auch an Fernseh- und Kinoproduktionen mit, u. a. „Zwei Tickets nach Hawaii“ von Markus Imboden oder ein „Tatort“ in der Regie von Thomas Jauch.

_Jörg Pleva_ ist in der Rolle des Dietrich von Bern zum ersten Mal mit dabei. Er hatte Wedels Angebot, dabei zu sein, angenommen, ohne zu wissen, wen er spielen wird. Dietrich von Bern ist bei Wedel ein sehr verletzter Kriegsveteran mit Halskrause und verzerrter Stimme. Mit solchen Rollen scheint es nun auch weiterzugehen; in einem nächsten Engagement spielt er erneut einen Kriegsveteran im Rollstuhl. Pleva wirkte in Wedels jüngstem Fernsehfilm „Mein alter Freund Fritz“ mit und ist aus „Tatort“, „Der Kommissar“ oder „Das Millionenspiel“ von 1970 bestens bekannt. Im letzten Jahr hatte er sich die Festspiele noch als Zuschauer angesehen und spielte auf der Bühne ganz in der Nähe in Heppenheim. In Worms selbst war er nicht viel unterwegs. Am liebsten saß er im Foyer seines Hotels, um Zeitungen oder Nietzsche zu lesen.

_Ilja Richter_ spielt Rüdiger von Bechelaren, den Gesandten von Etzel. Der gebürtige Berliner und ehemalige „Disco“-Moderator (1971 bis 1982) machte sich am Theater als Schauspieler, Autor und Regisseur einen Namen. Aber auch in zahlreichen Filmen hat er mitgewirkt sowie Kolumnen in der „taz“ geschrieben. Nach Worms spielt er die Hauptrolle in „Kiss me, Kate“ in Düsseldorf. In diesem Jahr erscheint auch ein Kinderbuch „Bruno – von Bären und Menschen“ von ihm und er gibt seine ersten Pop-Konzerte mit den Musikern von Manfred Krugs Band. Letztes Jahr war er noch im Publikum bei den Festspielenn dabei. Worms kannte er bereits durch seine Tourneen, zuletzt mit „My Fair Lady“ im Festhaus. Fast hätte es doch nicht geklappt, dieses Jahr dabei zu sein, denn er stand im Juni noch in Düsseldorf mit dem Stück „Blattschuss“ auf der Bühne. Aber Wedel stellte seinen Probenplan darauf ein, und so fuhr Richter wochenlang von Düsseldorf um 7.25 Uhr nach Worms und mittags um halb drei wieder zurück.

_Tilo Keiner_: Keiner wurde 1962 geboren, stammt aus Düsseldorf und besuchte zwei Jahre die London Academy of Music and Dramatic Art. Seit 1986 spielt er Theater in Köln, Nürnberg und Trier. Neben Engagements am Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg und vor dem Schauspielhaus Bochum stand er von 1993 bis 1995 am Schauspielhaus Nürnberg auf der Bühne. Seit 1995 wirkt er in deutschen und englischsprachigen Film- und Fernsehproduktionen mit. Neben zahlreichen Fernsehserien wie „SOKO 5113“ oder „Girlfriends“ verfügt er auch über Hollywood-Erfahrung, wo er mit Steven Spielberg in „Der Soldat James Ryan“ arbeiten konnte. Im deutschen Kino spielte er in „Der Ärgermacher“. In Stuttgart spielte er seit zwei Spielzeiten im „Abba“-Erfolgsmusical „Mamma Mia“. Auch bei mehreren Inszenierungen von Karin Beier, die noch 2005 in Worms die Nibelungen aufführte, hat er mitgewirkt. Dort spielte er die Rolle des Hunnen Werbel. Auch 2006 war er bei den Nibelungenspielen dabei und hatte sogar vier Rollen: Sindold, den Mundschenk, den finnischen König Jukka Thor, einen Sachsenkönig und einen üblen Burgunder. Dieses Jahr spielte er wieder Sindold. Außerdem gab er Aufführungen mit Jasmin Tabatabai als Sänger. Er war häufig in Worms aufzufinden – ob im Schwimmbad, im Fitnessstudio, im Silbersee oder Eiscafé – und stellte sich gerne den Fragen der Bevölkerung. Mit seinem Vermieter Wolfgang Melzer ging er auch regelmäßig laufen. Auch radelte er einfach den Rhein entlang. Solchen Ausgleich braucht er einfach, zumal er auch diplomierter Sportlehrer ist.

_André Eisermann_: Im Februar verstarb am Rosenmontag nach einer Herzoperation sein Vater Helmut Eisermann im Alter von 58 Jahren in Worms. André Eisermann konnte ihn noch am Krankenbett besuchen. Wie die ganze Familie war er Schausteller, zog mit einer Büchsenwurfbude durch die Republik und hatte sich erst 2004 zur Ruhe gesetzt. Bis zu seinem Tode war er Gast bei allen Nibelungen-Festspiel-Premieren. Schon Helmut Eisermanns Mutter Dorit, der der legendäre „Time Tunnel“ (eine Attraktion auf Volksfesten) gehörte, war bereits mit 58 Jahren, ebenfalls an einem Rosenmontag, verstorben. Der in Berlin lebende André Eisermann überlegt nun wieder, ganz nach Worms zu ziehen. Er wohnt auch während der Festspiele bei seiner Mutter. In der diesjährigen Saison spielte Eisermann Kriemhilds Bruder Giselher, wie in den ersten vier Produktionen schon. Letztes Jahr dagegen war er in der Rolle des Burgwächters zu sehen. Er hat für die Aufführung seine blonden Haare schwarz gefärbt, damit man ihn noch mehr mit seiner Schwester Kriemhild (Jasmin Tabatabai) identifizieren konnte. Er hat mit den Festspielen seinen großen Jugendtraum verwirklicht, denn schon immer träumte er davon, Theater vor dem Dom zu spielen. In Worms ist er vielen bekannt, aber oft kommen diese Bekannten nicht zu den Festspielen. Er wird eher auf seine Schauspielerei angesprochen, nicht auf die Rolle, die er bei den Festspielen innehat. Die meisten Besucher kommen nach wie vor von außerhalb. Der große Hype um Eisermann – aufgrund der Filme „Kaspar Hauser“ und „Schlafes Bruder“ – hat abgenommen, worüber er als Person eher froh ist als dem hinterherzutrauern. Solche Filme sind auch schwer zu toppen. Sehr gerne hätte er aber „Das Parfüm“ gespielt, weil er mit dieser Rolle an diese Filme hätte anknüpfen können. In der deutschen Fassung eines Disney-Films sprach er „Quasimodo“. 1998 brachte er mit dem verstorbenen George Taboris Mozarts Zauberflöte in einem Zirkus auf die Bühne. Sein Herz gilt aber den Festspielen in Worms, denen er noch viele Jahrzehnte vorhersagt. Seinen anderen großen Traum, in Worms am Tiergarten einen Nibelungen-Park zu errichten, hat er auch noch nicht aufgegeben. Er möchte das Thema Nibelungen auch populär und unterhaltsam an die Leute bringen. Anzutreffen in Worms war er vor allem im Fitnessstudio, im Tierpark-Café (das seiner Tante gehört), wo er mitunter hilft, Eis zu verkaufen, oder aber auch einfach als Gast sitzt. Seine eigene Garderobe zu den Festspielen hat er seit einigen Jahren im Lioba-Haus gegenüber dem Dom.

_Sven Walser_ spielt Gernot. Er hat unter anderem Engagements in Wien, Zürich und München. Zuletzt war er im Fernsehen in „Speer und er“ zu sehen. Da er vor seiner Schauspielerei Schwimm-Profi war, konnte man ihn abseits der Proben meist im „Heinrich-Völker-Bad“ in Worms seine Bahnen ziehen sehen. In den ersten Wormser Probewochen fuhr er allerdings zudem ständig noch zu Auftritten am Deutschen Theater in Berlin und schloss seine Dreharbeiten in Hamburg ab. Im Herbst steht er bereits wieder in München auf der Bühne.

_Frank Röth_ spielt Ortwin von Metz (eine Art Sicherheitschef am Hof von König Gunther). Aufgewachsen in der Nähe von Worms in Lampertheim, später in Weinheim und Bensheim (alles umliegende Orte), wirkte er in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit, u. a. „Tatort“, in Edgar Reitz Zweiteiler „Zweite Heimat“ sowie in der amerikanischen TV-Serie „Dirty Dozen“. Auch schrieb er mehrere Drehbücher für die ZDF-Krimireihe „Sperling“. In Worms saß er am liebsten an der „Strandbar 443“ mit Blick auf den Rhein.

_Laina Schwarz_ spielt die Rolle der Magd. Sie ist festes Ensemble-Mitglied im Jungen Schauspielhaus Düsseldorf. Sie sprang ganz kurzfristig für die verhinderte Nina Kolberg ein und verzichtete spontan auf ihren Teneriffa-Urlaub. Als Anfängerin sind ihr solche Angebote natürlich sehr wichtig, auch wenn sie nur wenig Text sprechen musste. Die Rolle der Magd ist die einer Hausangestellten, einer stillen Mitwisserin der Tragödie am Hof, die aber nicht eingreifen darf. In Düsseldorf spielt sie als nächstes im „Parzival“ die Rolle der Hexe Kundrie.

_Mark Hinkel_ spielt den jungen Hauptmann (den Sohn von Siegfried und Kriemhild). Er spielte zuvor u. a. bei den „Thurn und Taxis Schlossfestspielen“ im Stück „Der Name der Rose“ und im Tourneeprojekt „Antigona“ der mexikanischen Starregisseurin Perla de la Rose. Er ist der Bruder von Jörn Hinkel, Wedels Regieassistent. Dadurch war er in den vergangenen Jahren schon Besucher der Festspiele.

_Dominique Voland_, eine der beiden Lebensgefährtinnen von Dieter Wedel, spielt die Rolle der Dietlinde von Bechelaren, die vom eigenen Vater hilflos an König Gunther verschachert wird. Sie ist zum vierten Mal auf der Bühne dabei. Im letzten Jahr spielte sie eine Gefährtin Brünhilds auf Island. Ursprünglich hat sie eine klassische Ballettausbildung absolviert und am „Theater des Westens“ oder der Staatsoper Berlin getanzt. Später war sie Mitglied der Jazzdance-Company „MM Dancers“. Ihre erste Schauspielerei war bei Wedels TV-Mehrteiler „Affäre Semmeling“, dem weitere Rollen folgten.

_Andreas Bisowski_ steht in kleinen Rollen seit Beginn der Festspiele auf der Bühne, am deutlichsten als „Hans, der Bote“, den er auch im letzten Jahr schon spielte. Im Gegensatz zur komödiantischen Variante ist diese Rolle dieses Jahr ernster angelegt. In Worms grillt er am Rhein und sonnt sich am Kiesstrand. Ansonsten ist er im Fitnessstudio „Black & White“ anzutreffen, wo er in die Sauna geht, Salat isst oder Badminton spielt. Außerhalb der Festspiele spielt er in einer Krimiserie bei SAT.1 und in der TV-Serie „Der Landarzt“. Aber er schreibt auch. Im Stadttheater Heidelberg läuft eine Operette von ihm und für Jahresende ist ein Musiktheater in Berlin geplant.

_Weitere Mitwirkende_

_Dieter Wedel_: Intendant. Sein Vertrag besteht bis 2008, aber er hat mittlerweile grundsätzliches Interesse bekundet, auch danach mit den Festspielen verbunden zu bleiben. Er wird seinen Vertrag wohl bis zur Spielzeit 2011/12 fortsetzen. Dieter Wedel studierte Theaterwissenschaft, Publizistik und Geschichte an der Freien Universität Berlin. 1965 promovierte er zum Doktor der Philosophie. 1972 hatte Wedel seinen ersten großen Erfolg mit dem Dreiteiler „Einmal im Leben – Geschichte eines Eigenheims“. 1978 machte Wedel sich selbstständig und drehte als Regisseur und Produzent zahlreiche sozialkritische Fernsehspiele. Seit 2002 leitet er die Nibelungenfestspiele in Worms, zunächst als Regisseur, danach auch als Intendant. Wedel wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter 1993 mit der Goldenen Kamera, dem Adolf-Grimme-Preis und 1996 mit der Goldenen Romy. Im Februar wurde im ZDF sein Film „Mein alter Freund Fritz“ ausgestrahlt, den er 2006 während der Festspiele in Worms-Pfeddersheim geschnitten hatte (siehe dazu auch den letztjährigen [Festpielbericht).]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=71 Die Wormser behandeln diesen deswegen als ein „Wormser Produkt“, denn neben dem Staraufgebot mit Ulrich Tukur als Chefarzt Dr. Seidel, Veronica Ferres als dessen Ehefrau, Uwe Bohm als Krankenhaus-Verwaltungsdirektor und dem Tatort-Kommissar Maximilian Brückner als Fritz spielten die Schauspieler, die auch in Worms vor dem Dom spielten: Wiebke Puls, Robert Dölle, Valerie Niehaus, Wolfgang Pregler, Robert Joseph Bartl und Michael Wittenborn. Auch Wedels engste Mitarbeiter durften ran: Regie-Assistent Joern Hinkel, Wedels Öffentlichkeitsmitarbeiterin Monika Liegmann, die Freundin des Nibelungen-Autors Moritz Rinke, Dorka Gryllus, und Wedels Lebensgefährtin Monique Voland. Es „wormserte“ also gewaltig, denn allesamt begegnete man diesen Menschen ständig in der Nibelungenstadt. Sein neuester Zweiteiler wird dagegen in der ARD laufen. „Gier“ über einen Millionenbetrüger, der in Südafrika im Knast saß. Über die Besetzung ist noch nichts bekannt, aber Wedel bezieht in seinen Filmen zumindest auch Komparsen der Festspiele aus der Wormser Bevölkerung mit ein. Am 22. September erhält Dieter Wedel auf dem Alzeyer Winzerfest die „Georg-Scheu-Plakette“, den Weinkulturpreis der Stadt Alzey, der jährlich vergeben wird. Er geht an Personen, die sich in herausragender Weise Verdienste um die Region erworben haben. Für Wedel entschied sich die Jury, weil er mit der Inszenierung der Nibelungenfestspiele in Worms der gesamten Region Rheinhessen einen wertvollen kulturellen Impuls gegeben hat.

_Moritz Rinke_ ist Autor des diesjährigen wie letztjährigen Stückes. Zum ersten Mal stand er öffentlich allerdings eher im Hintergrund. Er ist nur als Gast zur Premiere erschienen und stand zum Abschluss der Heylshof-Interviews, welche die Wormser Zeitung mit den Beteiligten öffentlich veranstaltet, Rede und Antwort und signierte hinterher auch die neuen Bücher. Die Theaterfassungen der beiden Stücke 2006 und 2007 sind aktuell mit einem Nachwort des Dramaturgen John von Düffel als |Rowohlt|-Taschenbuch erschienen. Inzwischen hat er es neben Hebbel als Nibelungenautor auch in die Schulbücher geschafft. Mit seinem neuen zweiten Teil wollte er eigentlich noch etwas früher ansetzen, zu einer Zeit, als Siegfried noch lebt. Allerdings bestand Wedel auf einem richtigen Zweiteiler (was sicherlich auch sinnvoller war). Der Text, der in Buchform vorliegt, ist somit auch nicht identisch mit der Aufführung. Es ist allerdings auch üblich, dass Autoren ihre Texte loslassen und die Bühnenaufführungen anders sind als die geschriebene Vorlage. Seine Aktivitäten für die Nibelungen sind nun beendet, es wird keinen Rinke mehr geben in den nächsten Jahren.

_Rainer Hofmann_ ist erstmals als Dramaturg dabei. Er ist ansonsten künstlerischer Leiter des Festivals „Politik im Freien Theater“, das alle drei Jahre von der Bundeszentrale für politische Bildung veranstaltet wird; das nächste Mal 2008 in Köln. Er sprang kurzfristig für John von Düffel ein, der ausfiel, weil er Vater geworden ist. Ein Dramaturg bei den Nibelungenfestspielen steht bei den Proben dem Regisseur als Gesprächspartner bei, um über Spannungsbögen im Stück zu diskutieren. Außerdem ist der Dramaturg für die Gestaltung des 80-seitigen Programmheftes zuständig, in dem es in diesem Jahr auch einen Text von John von Düffel zur Entstehung des aktuellen Stücks gab wie auch u. a. ein Interview von Hofmann mit Dieter Wedel.

_Katharina Börner_: Chefmasken-Bildnerin. Insgesamt sind fünf für das Schminken der Schauspieler zuständig.

_Maria Reder_ ist seit 20 Jahren freischaffende Maskenbildnerin für Fernsehen und Theater, zuletzt im ZDF für die Serie „Bianca“. Seit sechs Jahren ist sie schon zuständig für die Schauspieler der Nibelungenfestspiele.

_Hannelore Dressler-Schneider_: Maskenbildnerin

_Nicola Olbs_: Maskenbildnerin

_Phil Hinze_: Maskenbildner

_Cornelia Ehrlich_: Leiterin der Statisterie. Zu Statisten selbst noch weiter unten mehr.

_Joern Hinkel_: Regie-Assistent von Dieter Wedel. Offiziell stand er dieses Jahr zum ersten Mal auch mit auf der Bühne – als Pastor. Gleich zu Beginn wurde ein lateinisches Gebet gesprochen, für das er zusammen mit Jasmin Tabatabai und Laina Schwarz eigens Lateinstunden absolvieren musste. Inoffiziell war er aber auch schon in den letzten Jahren unerkannt auf der Bühne mit dabei. Im vergangenen Jahr spielte er einen bayrischen Gesandten und einen finnischen Übersetzer. Außerhalb seiner Wormser Festspielaktivitäten – für die er vor eineinhalb Jahren fest nach Worms auch zog – hat er mehrere Opern inszeniert und einen Dokumentarfilm über einen Volksmusikforscher gedreht.

_Ulrich Mieland_: Geschäftsführer Nibelungenfestspiele. Als Geschäftsführer trägt er die gesamtwirtschaftliche Verantwortung und bildet eine Schnittstelle zwischen Intendanz und der Stadt Worms als Gesellschafterin. Außerdem führt und berät er das Team, kontrolliert die Aufbauarbeiten am Dom und achtet darauf, dass die Budgets eingehalten werden, was nicht immer möglich ist. Einnahmen sind z. B. wetterbedingt bei Open-Air-Events, Ausgaben dagegen feststehend.

_James McDowell_ ist künstlerischer Betriebsdirektor Nibelungenfestspiele. Er fügt die Künstler, Techniker und Mitarbeiter zu einem homogenen, funktionierenden Organismus zusammen. Seine größe Sorge gilt immer dem Wetter.

_Michael Kissel_: Oberbürgermeister der Stadt Worms

_Sascha Kaiser_: Kaufmännische Leitung
(mehr weiter unten unter „Sonstiges“ bei den „Umstrukturierungen)

_Simone Schofer_: Pressesprecherin der Festspiel-Gesellschaft. Spätestens zwei Tage vor der Premiere klingelt das Handy ununterbrochen. Termine werden koordiniert, Anfragen beantwortet. Auch nach der Premiere gibt es noch viele Interview-Anfragen. Die gesamte Presse muss im Vor- wie Nachfeld betreut werden. Allein zur letzten Fotoprobe hatten sich 40 Fotografen und neun Kamera- und Radioteams angemeldet. Vor der Fotoprobe gab es 46 Schauspieler-Interviews in zwei Stunden im 15-Minuten-Takt.

_Moni Liegmann_: Pressereferentin von Dieter Wedel

_Petra Simon_: Festspielmitarbeiterin und verantwortlich für das Kulturprogramm

_Angelika Rosin_: Festspielmitarbeiterin, kümmert sich um die Anwohner, Spezialarrangement und die Hostessen

_Technik-Crew_: unverändert zu 2006 unter _Michael Rütz_ (Technischer Leiter)

_Jörg Grünsfeld_: Tontechnik (zu Tontechnik selbst weiter unten bei Sonstiges)

_Christian Ruppel_: Tontechnik – verantwortlich für Material und Personal

_Juliane Eckstein_: Leiterin der Requisite

_Jens Kilian_: Bühnenbild

_Ilse Welter-Fuchs_: Kostümentwürfe. Es sind etwa 300 Kostüme, die bis zur Premiere fertig sein mussten. Im Grunde sind diese allesamt aufwändig im Stil der 20er Jahre gestaltet, was eines komplizierten Schnittaufbaus bedarf. Der 20er-Jahre-Anzug ist auf den Körper abgeformt und die Damengarderobe wird im Schrägschnitt verarbeitet, was viel mehr Stoffs als normal bedarf.

_Kerstin Matthies_ ist seit sechs Jahren Kostümbildnerin und hat an der Kunsthochschule in Hannover studiert. Bis zur Generalprobe wird die Kleidung immer wieder noch ausgebessert.

_Gerlinde Schiedrich_ leitet die Schneiderei. Stress vor der Premiere bereiteten ihr die zu klein angelieferten Uniformen der Soldaten an Etzels Hof, die zum Teil erweitert werden mussten. Auch Stiefel mussten kurz vor Schluss noch mit Gummibändern ausgekleidet werden, damit aus ihnen die Hosen nicht mehr herausrutschen konnten. Zudem mussten die Kleider der Etzel-Dienerinnen noch Ärmel bekommen und so manche Rocklänge angepasst werden. Auch Ilja Richters Reiterhose musste in eine Kniebundhose umgeändert werden.

_Klaus Figge_ ist Kampf-Choreograph der Festspiele. Verantwortlich ist er z. B. auch für eine kurze Filmsequenz mit einem zwölf Jahre alten Wormser Jungen, der den Sohn Siegfrieds spielt und Fechtunterricht erhält. Auch gibt es immer wieder kurze Szenen, wo Gernot oder Gunther zusammengeschlagen werden. Im Gegensatz zum letzten Jahr sind die Kämpfe aber weniger aufwendig. Figge machte schon als Kind Sportfechten und hatte im Sportstudium als Schwerpunkt Fechten und Kampfakrobatik. Danach hatte er einen Lehrauftrag an der Folkwang-Schauspielschule in Essen für Fechten und Akrobatik. Anschließend hat er sich ganz den Bühnenkämpfen mit Hieb- und Stichwaffen und Schlägereien sowie dem Theaterfechten zugewandt.

_Wolfgang Siuda_ ist musikalischer Leiter der Festspiele. Dieses Jahr war auch die Musik ohne Mittelalter-Anteile moderner als im Vorjahr. Es gab wieder verschiedene Motive und Musikwelten – eine für Etzel und eine für den Burgunderhof. Außerdem ein Gewalt- und Mordmotiv. Vorrangig wurde die Musik diesmal im Studio produziert. Livemusik gab es nur noch in geringerem Umfang durch die Wormser Trommler und eine Gitarrenspielerin und einen Bläser.

_Detlev Hahne_ ist Inspizient, der die ganzen Umbauten auf der Bühne koordiniert.

_Ilona Rühl_ ist Souffleuse und sitzt nicht mehr im Souffleusen-Kasten, sondern direkt in der ersten Reihe. Eigentlich musste sie bei den Aufführungen noch nie zum Einsatz kommen. Ihre eigentliche Arbeit läuft während der Proben.

_Patrick Gagneur_: Organisationsstab der Festspiele (u. a. für Aufbaukoordination)

_Marcus Dominiak_ ist zuständig für die Logistik der Festspiele.

_Anita Bauer_: Kantinenköchin. Bevorzugt wurde von den Schauspielern Rohkost-Salat, wozu das Dressing selbst gemacht wurde. Tomate-Mozarella war der Renner am Buffet. Natürlich gab es auch warme Mahlzeiten (eher vegetarisch). An Fleisch gab es nur Pute oder Hühnchen.

_Isabelle Bloedorn_ ist seit Anfang Juli in Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau bei den Festspielen. Sie lernte zuerst einmal Excel, um die Garderobe anzulegen, und verteilte in umliegenden Städten das Festspielprogramm oder unternahm Botengänge. Ihre Ausbildung erstreckt sich über zwei Jahre. Dabei ist entgegen anderen Ausbildungsstätten bei den Festspielen der Glamourfaktor extrem hoch. Sie hat alle Schauspieler um sich und überblickt die Telefonate der VIPs, die zur Premiere kommen.

_Olaf Kujawa_ ist Projektmanager für Gastronomie und Catering und fungierte als Schnittstelle zwischen dem Lufthansa-Party-Service und den Festspielen (mehr über Catering noch weiter unten bei Sonstiges). Er kommt aus dem Event- und Konzertbereich und arbeitete für Jürgen Drews, Otto Waalkes, DJ Ötzi und Nena. Sein größtes Catering war mit 4500 Personen für ein Schweizer Pharmaunternehmen. Außerdem organisiert er internationale Events für Hotels und Kreuzfahrtschiffe. Während der Festspiele war er im Heylshof anzutreffen, quasi als „Parkwächter“, der für den gesamten Ablauf zuständig ist.

_Christoph Noeller_ ist Leiter des Bereichs Sponsoring, einem der wesentlichen Bausteine der Festspiele. Zwar hat man anfangs ohne Sponsoren begonnen, aber das wäre auf Dauer nicht möglich gewesen. Die monetären Zuwendungen haben sich bei 1,3 bis 1,4 Millionen Euro eingependelt. Darüber hinaus werden Kooperationen aber auch im Rahmen von Leistung und Gegenleistung marketingtechnisch genutzt. Derzeit sind es 20 bis 25 Sponsoren. Da sich die Festspiele am Markt etabliert haben, ist die Tendenz steigernd. Schon jetzt wurden die Weichen für 2008 gestellt. Seit es Sponsoren gibt, ist noch keiner von ihnen wieder abgesprungen.

_Dimitry Shokhtov_: Fahrer bei den Festspielen. Er bekam diesen Job zufällig über seine Freundin, die gerade bei den Festspielen Praktikum macht. Im eigentlichen Beruf studiert er in Mannheim Diplom-Slavistik (Russisch) und BWL. Er wartet immer ab, ob die Schauspieler sich während der Fahrt unterhalten wollen. Aber meistens wollten sie das. Eine Diskussion mit Ilja Richter über den Kommunismus und die Frage, was wäre, wenn es die Revolution nicht gegeben hätte, wurde so intensiv, dass Richter am Schluss fast seinen Zug verpasst hätte.

_Pierre Günther_ kommt von der Security. Er bewachte während der Proben den Eingang zum Festspielgelände und achtet darauf, dass keine Privatpersonen hineingelangten und vor allem, dass keine Fotos gemacht wurden. Diese Paparazzis hielten sich aber zurück.

_Matthias Karch_: Leiter des Ticketverkaufs. Die beliebtesten Karten sind die der Kategorie 1 für 89 Euro. Diese – vor allem die Reihen 1 bis 10 – gehen am schnellsten weg, ansonsten werden die Veranstaltungen freitags und samstags bevorzugt. 25 % der Kartenkäufer kommen aus Worms, der größte Anteil dagegen ist überregional aus dem gesamten Bundesgebiet wie auch Schweiz und Österreich. Allerdings gehen auch Bestellungen aus Japan, Südafrika, Belgien oder Frankreich ein. Insgesamt gibt es 6000 Vorverkaufsstellen im deutschsprachigen Raum.

_Markus Reis_ ist seit mehreren Jahren VIP-Betreuer der Festspiele. Zum Arbeitsfeld gehören die Hotelbuchungen, das Abholen vom Flughafen und vor allem zuerst die Klärung der Frage, wer auf die VIP-Liste kommt. Dazu werden Zeitschriften, Internet, Klatschmagazine bis zum Politik- und Wirtschaftsteil der Zeitungen gesichtet. Diese Auswahlliste wird dann Dieter Wedel vorgelegt. Am Schluss stehen um die 420 Prominente auf der Liste, die zur Premiere eingeladen werden. 2006 kamen dann etwa 40 davon zur Premiere. In diesem Jahr sprachen auch Agenturen Markus Reis von sich aus an und fragten, ob der oder die nicht eingeladen werden könne.

_Uschi Oswald_ ist die Sekretärin der kaufmännischen Geschäftsleitung der Festspiele. Am Premierentag war sie zudem zum bereits vierten Mal für die Akkreditierung der VIPs zuständig.

_Statisten:_

Im April fand im Lincoln-Theater das Casting für die Statisten statt, zum Bewerben sind keine Schauspiel-Erfahrungen Voraussetzung. Die Proben nehmen allerdings viel Zeit in Anspruch. Für Berufstätige ist jeden Nachmittag und Abend nach der Arbeit zu Proben eine echte Doppelbelastung. Andere opfern ihren ganzen Sommerurlaub. Aber für viele ist es eine Erfahrung, die viel Kraft gibt. Über die Hälfte der Mitwirkenden kommt jedes Jahr wieder und manche fahren dafür täglich 30 Kilometer. Pro Probetag gibt es zehn Euro, pro Aufführung 25 Euro. Wegen des Geldes ist also sicher niemand mit dabei. Die meisten allerdings sind aus Worms. Noch nie kamen so viele zum Casting wie in diesem Jahr und nur ca. 30 von den 85 Bewerbern konnten ausgewählt werden. Erstaunlich viele hatten diesmal Vorkenntnisse, denn die Festspiele haben unter Kleindarstellern einen guten Ruf erlangt. Insgesamt waren dieses Jahr 80 Statisten dabei, die 50 „Stammstatisten“ von vorherigen Jahren wurden vorrangig genommen. Einige personelle Beispiele: Bereits seit sechs Jahren dabei ist _Ingrid Winter_, Hotelangestellte in Worms. Der Rest sind Schüler, Studenten, Hausfrauen, Berufstätige und Rentner. Einer der Neulinge war _Rüdiger Glaser_, selbstständiger Anlageberater aus Nordheim. Er war als Soldat und Arbeiter zu sehen. _Wolfgang Steinhauer_, Arzt, war schon vor Jahren durch Zufall als Statist bei einem Taviani-Film in Rom dabei. Er spielte jetzt einen General. _Iwan Wolfram_ und _Thorsten Kublank_ haben sich in den Jahren sogar zu Assistenten der Statistenleiterin _Cornelia Ehrlich_ hochgearbeitet.

_Helfer hinter den Kulissen_

Da sind noch etwa 100 „stille“ Helfer am Werkeln. Es werden Leitern gestellt, gebügelt, Beleuchter sind im Einsatz, Lichttechnik, Kabel werden getragen und Kulissen geschoben, Podeste hoch und heruntergefahren. Jeder kann sich denken, dass in solcher Weise jede Menge Arbeit anfällt. Jeden Morgen um elf Uhr fanden für Interessenten Backstage-Führungen statt.

_Tierische Darsteller_

Immer wieder spielen auch Tiere mit. Dieses Jahr die zwei Brieftauben „Tristan“ und „Isolde“. Verantwortlich ist der „Vogelflüsterer“ Christian Krey aus Wiesbaden. Bereits 2004 und 2005 trainierte er die Falken-Dame „Lisa“, die mit einem goldenen Schlüssel von einem nahen Balkon zu Siegfried fliegen musste. In diesem Jahr flogen die zwei Tauben aus ihrem Käfig von der Bühne hinaus, um den Dom aus den Blicken der Zuschauer 15 Kilometer „nach Hause“ nach Lampertheim. Da aber Dunkelheit oder Wetterverhältnisse durchaus Probleme machen können, war auch Ersatz für beide vorgesehen. Das Pferd „Parador“ war vorgesehen, dessen Szene dann aber doch gestrichen wurde. Er sollte das Pferd „Sidestep“ ersetzen, das in den drei vergangenen Jahren auf der Bühne zu sehen war. Im letzten Jahr waren zunächst vorgesehene Hunde erst bei der Generalprobe ebenfalls aus dem Stück gestrichen worden. Zu Beginn der Aufführung wurden auch jeweils 250 Schmeißfliegen eingesetzt, die gekühlt im Kühlschrank lagerten und gelähmt in Siegfrieds Sarg gelegt wurden, dort auftauten und bei dessen Öffnung herausflogen, um die Verwesung der Leiche zu verdeutlichen. Das konnte aber höchstens in den ersten Reihen gesehen werden.

_Hostessen_: In der Regel freundliche Studentinnen zwischen 18 und 25 Jahren von der FH Worms. In diesem Jahr 22 Frauen, die nicht mehr ausgeschrieben werden, da die Mundpropaganda ausreicht. Das Casting ist bereits im Januar und die Stellen sind sehr früh vergeben.

1500 Kilowatt Strom werden übrigens für die Festspiele benötigt, was die Totalversorgung eines kleinen Dorfes sicherstellen würde.

|Fortsetzung mit [Teil 2]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=81 |