Band 1: „Charlie Bone und das Geheimnis der sprechenden Bilder“
Band 2: „Charlie Bone und die magische Zeitkugel“
Band 3: „Charlie Bone und das Geheimnis der blauen Schlange“
Band 4: „Charlie Bone und das Schloss der tausend Spiegel“
Mitten in der Nacht wird Charlie von einem Klacken am Fenster geweckt. Draußen sitzen die Flammen, die drei feuerfarbenen Katzen des roten Königs. Offenbar haben sie Charlie etwas Dringendes zu sagen, und mit Billys Hilfe erfährt er schließlich, dass sie eine Warnung vor einem Schatten überbringen. Charlie soll auf seine Mutter achten!
Charlie findet das alles sehr verwirrend. Es dauert jedoch nicht lange, bis er herausfindet, um wen es sich bei dem Schatten handelt. Was das Ganze mit Charlies Mutter zu tun hat, ist nicht so leicht herauszufinden, und als die Zusammenhänge endlich klar werden, scheint es schon fast zu spät zu sein!
Aber Charlie ist fest entschlossen, seine Mutter zu retten, und nicht nur sie, sondern auch seinen Vater …
Charakterentwicklungen
Der Gegner, mit dem Charlie es diesmal zu tun bekommt, hat es in sich. Lord Badlock ist ein Hexenmeister, der bereits dem roten König zu schaffen gemacht hat. Als ihn einer seiner Nachfahren aus dem Bild befreit, das im Königszimmer des Bloor hängt, bricht unter sämtlichen Tieren der Stadt Panik aus, sie fliehen in den Wald. Verständlich. Denn der Lord verfügt über die Kunst des Magnetismus, ähnlich wie Joshua. Nur dass es bei Badlock keine Gabe ist, sondern eine magische Kunst. Und ihre Wirkung ist weit schlimmer als bei Joshua. Der Hexenmeister ist ein Seelendieb! So etwas wie Charakterzeichnung fehlt bei Lord Badlock allerdings völlig.
Etwas genauer ist die Autorin dafür auf die Hexe eingegangen, vor der im Vorgängerband bereits Alice Angel gewarnt hat. Sie scheint von einem der unangenehmen Kinder des roten Königs abzustammen, dafür spricht der Name ihrer Ahnin: Lilith. Eine schwere Enttäuschung hat sie zusätzlich boshaft und rachsüchtig werden lassen. Ob sie sich darüber hinaus etwas von der Befreiung des Hexenlords erhofft, bleibt unklar.
Unterschätzt hatte ich Joshua. Offenbar beinhaltet seine Gabe des Magnetismus neben der mentalen Anziehungskraft doch auch einen physikalischen Aspekt, was ich schon früher hätte bemerken müssen, da die Autorin erwähnte, dass ständig Blätter und ähnliches an ihm haften. In diesem fünften Band entwickelt er sich zu einem höchst unangenehmen Faktor, und das nicht nur, weil er seine Anhängerschaft kontinuierlich vergrößert.
Bei einer solch geballten Ladung an Gegnern, natürlich zusätzlich zu den Bloors und Darkwoods, braucht Charlie selbstverständlich Verstärkung. Die erhält er von höchst ungewöhnlicher Seite:
Naren ist ebenfalls sonderbegabt und lebt versteckt in dem Wald, in den die Tiere der Stadt nach Badlocks Befreiung geflohen sind. Und ihr Pflegevater ist Bartholomäus Bloor, der Sohn vom alten Ezekiel! Bartholomäus muss allerdings erst davon überzeugt werden, Charlie zu helfen. Denn zunächst einmal ist ihm der Schutz seiner Familie – womit nicht die Bloors, sondern seine Frau Meng und seine Tochter Naren gemeint sind – wichtiger als alles andere. Nur mit Mühe ist er dazu zu bringen, aus seinem Versteck hervorzukommen.
Handlungsfortschritt
Vordergründig geht es diesmal um den Kampf gegen den Hexenmeister Badlock. Und da tut sich so einiges. Mit dabei an vorderster Front ist Olivia, von deren Sonderbegabung noch immer niemand außer ihren Freunden weiß. Zentraler Gegenstand des Gerangels ist ein magischer Spiegel, den die Freunde dem Lord unbedingt abluchsen müssen, was zu ziemlichen Turbulenzen führt. Außerdem sind ein paar Tagebücher mit von der Partie, die einige wichtige Hinweise enthalten und deshalb ebenfalls heiß umkämpft sind.
Aber auch die Hintergrundhandlung ist diesmal in Bewegung geraten. Charlie ist endlich auf eine heiße Spur gestoßen, was den Verbleib seines Vaters betrifft.
Mit anderen Worten: Es ist richtig viel los!
In all diesem Gerangel ist das Glück ziemlich launisch. Ständig hat jemand anderer die Nase vorn, nur um sogleich eine draufzukriegen. Obwohl die Handlung so viele Haken schlägt, ist es Jenny Nimmo gelungen, den Ablauf flüssig zu halten. Von den Stolperern, die den Vorgängerband so holperig machten, ist diesmal nichts zu spüren. Der rote Faden hat sich trotz vieler überraschender Wendungen – sei es in Bezug auf den Spiegel oder auf Asas Verhalten in der Schlossruine – nirgends verheddert. Eine runde Sache.
Insgesamt
Offenbar war die Charlie-Bone-Serie ursprünglich auf fünf Bände angelegt. Das hat die Autorin sich inzwischen anders überlegt. Ich für mein Teil habe nichts dagegen. Solange Jenny Nimmo weiterhin so interessante Ideen hat wie Narens Gabe, die Tränen des roten Königs oder Amorets Spiegel, solange sie weiterhin so lebendig und abwechslungsreich erzählt wie bisher, werde ich gerne weiterlesen. Für zwischendurch bieten diese Bände nette und bunte Unterhaltung. Außerdem würde es mich interessieren, ob nun, da der Schatten besiegt ist, Charlie das Bild des roten Königs betreten kann. Und was aus den Tagebüchern wird, wüsste ich natürlich auch gern. Die Thematik ist eigentlich zu brisant, um einfach in der Versenkung zu verschwinden.
_Jenny Nimmo_ arbeitete unter anderem als Schauspielerin, Lehrerin und im Kinderprogramm der BBC. Geschichten erzählte sie schon als Kind, Bücher schreibt sie seit Mitte der Siebziger. Unter anderem stammt der Zyklus Snow Spider aus ihrer Feder, sowie „Im Garten der Gespenster“, „Der Ring der Rinaldi“ und „Das Gewächshaus des Schreckens“. „Charlie Bone und das Geheimnis der sprechenden Bilder“ ist der erste Band des Zyklus Die Kinder des roten Königs und hat sie auch in Deutschland bekannt gemacht. Der neueste Band der Charlie-Bone-Reihe mit dem Titel „Charlie Bone and the Wilderness Wolf“ soll im Juni dieses Jahres auf Englisch erscheinen.
Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Originaltitel: Charlie Bone and the Hidden King
www.jennynimmo.me.uk
www.ravensburger.de