Schwarz, Maren – Grabeskälte

Die Göltzschtalbrücke im Vogtland erlangte in den letzten Jahren traurige Berühmtheit, da sie Schauplatz vieler Suizide war. Eines Tages wird dort auch die Leiche der erfolglosen Krimiautorin Cora Birkner gefunden. Auf ihrem Computer findet sich ein Abschiedsbrief – somit ist die Sache für die Polizei klar: Selbstmord. Der Fall wird zu den Akten gelegt. Doch der ermittelnde Kommissar Henning Lüders und der Ehemann der Verstorbenen haben ihre berechtigten Zweifel. Nach seiner Pensionierung ermittelt Lüders auf eigene Faust weiter und entdeckt unheimliche Details in Coras Vergangenheit. Vor über zwanzig Jahren wurde ihre Klassenkameradin auf bestialische Art ermordet. Der Mordfall gilt als aufgeklärt, doch offensichtlich handelte es sich bei dem Täter damals um den falschen Mann. Cora kannte die Identität des wahren Mörders und hatte dieses Geheimnis ihr Leben lang gehütet. Doch von Albträumen und Schuldgefühlen geplagt, entschloss sie sich, mit ihrem Wissen an die Öffentlichkeit zu gehen – in Form eines Kriminalromans. Nachdem sie das Manuskript an einige Verlage geschickt hatte, starb sie. Lüders begibt sich auf die fieberhafte Suche nach dem Werk, als sich die Ereignisse überschlagen.

Maren Schwarz, Jahrgang 1964, lebt in einer kleinen Stadt im Vogtland und legt mit „Grabeskälte“ ihren zweiten Roman vor. Im Frühjahr 2005 wird ihr dritter Kriminalroman mit dem voraussichtlichen Titel „Dämonenspiel“ erscheinen.

„Grabeskälte“ wird auf dem schön gestalteten Buchumschlag des |Gmeiner|-Verlags als „Roman mit Psychothriller-Qualitäten“ angekündigt. Es handelt sich dabei um eine klassische Whodunnit-Geschichte, bei der der Leser den Kommissar bei seinen Ermittlungen begleitet und ihm hin und wieder einen Blick über die Schulter wirft. Die Grundidee des Romans, auch die Einbindung der Göltzschtalbrücke, ist sehr originell und hat sicherlich Spannungs-Potenzial. Dennoch weist das Werk einige Schwächen auf. Der Prolog ist sehr klischeebeladen und die Sprache mutet eher schwülstig an – weniger wäre sicher mehr gewesen. Danach geht es etwas besser weiter, doch die Sätze und Formulierungen kommen teilweise etwas holprig daher. Gewisse Abläufe und Situationen werden sehr naiv dargestellt und die handelnden Personen bedienen viele Klischees, so zum Beispiel der pensionierte, verwitwete Kommissar, der alle eigenen Interessen hinten anstellt, um den Fall aufzuklären. Dadurch erscheinen die Personen und ihre Handlungsweisen als leicht unglaubwürdig. Die vertrauten Menschen in Coras Umgebung, wie ihre Mutter oder ihr Ehemann Ralph, haben nie eines ihrer Manuskripte gelesen, obwohl Cora seit Jahren schrieb und sehr viel Wert auf die Meinung ihrer Familienmitglieder legte. Diese Tatsache wirkt daher sehr unglaubhaft und zu konstruiert. Trotzdem nimmt die Handlung während der zweiten Hälfte des Buches an Fahrt auf und es wird tatsächlich noch sehr spannend. Die Auflösung der Geschehnisse ist dabei mittelmäßig. Doch ungeachtet dieser Schwächen ist das Buch unterhaltend und stellenweise sehr reizvoll. Es ist sicherlich kein Meisterwerk des Kriminalromans und auch kein richtiger Psychothriller, aber für eine kleine Abwechslung im Wartezimmer oder am Strand durchaus geeignet. Dazu muss gesagt werden, dass aufgrund des geringen Umfangs (ca. 220 Seiten bei großer Schrift) nicht genügend Platz eingeräumt wurde, um die Hauptpersonen in einer adäquaten Art zu entwickeln und hinreichend glaubwürdig darzustellen.