Sophie Kendrick – Mein Tod in deinen Augen

Inhalt

Blinde Angst …
Psychiaterin Jennifer leidet an einer traumatisch bedingten Blindheit, seit ein Stalker sie in Berlin überfallen hat. Als der an der Ostsee ansässige Therapeut Gideon sie um fachlichen Rat bittet, stimmt Jennifer einem Treffen zögernd zu. Im Zug lernt sie den Computerspezialisten Marc kennen, zu dem sie bald Vertrauen fasst. An ihn wendet sie sich, als Gideon etwas sagt, das Jennifer an den Stalker erinnert. Marc findet tatsächlich Belege dafür, dass der Therapeut häufig in Berlin war. Aber wem kann sie wirklich trauen? Und was hat das alles mit dem Unfalltod von Jennifers Eltern vor dreißig Jahren auf Rügen zu tun? (Verlagsinformation)

Mein Eindruck:

Sowohl Gideon als auch Marc verhalten sich im besten Fall seltsam, im Schlimmsten verdächtig – beide rücken nur nach und nach mit der vermeintlichen Wahrheit heraus. Jennifer ahnt, dass alles zusammenhängt: der geheimnisvolle Patient, ihr Überfall sowie der Tod ihrer Familie. Mal vertraut sie Marc, buchstäblich blind, und geht mit ihm auf Spurensuche, dann wendet sie sich doch lieber an Gideon. Zu allem Überfluss geht sie mit beiden eine, auf verschiedenen Ebenen, intensive Beziehung ein.

Dieser Thriller ist zwar spannend, weil viele, unvermutete Zusammenhänge wie ein Puzzle, Stück für Stück Gestalt annehmen, jedoch nicht wirklich mitreißend. Es geht eher still und gemächlich zu. Trotz verschiedener, beunruhigender Vorfälle gehen alle Beteiligten unbeirrt einem geregelten Alltag nach. Erschütternde Ereignisse ebben erstaunlich schnell ab: eben noch war Jennifer total aufgelöst wegen einer schockierenden Erkenntnis, kurz darauf backt sie einen Kuchen, macht es sich vor dem Fernseher gemütlich oder begibt sich auf einen netten, kleinen Ausflug.

Dieses Hin und Her wirkt zudem unglaubwürdig – ebenso wie Jennifers Zerrissenheit was die zwei Männer in ihrem Leben betrifft. Sie ist zwar traumatisiert und leidet unter ihrer Erblindung, dennoch passt ihre Sprunghaftigkeit nicht zu ihrer sonst so besonnenen Art. Meiner Meinung nach hätte die Autorin der Protagonistin mehr Tiefe verleihen müssen, um ihr Verhalten schlüssiger zu gestalten. Ich konnte kaum mit ihr fühlen, geschweige denn mitfiebern.

Die Autorin

Sophie Kendrick lebte in verschiedenen europäischen Ländern, unter anderem in Großbritannien, wo sie englische Literatur studierte und über die Schwestern Brontë forschte. Sie arbeitete in einer Agentur für Buchprojekte und als Ghostwriterin, bevor sie ihren ersten eigenen Roman schrieb. (Verlagsinformation)

Fazit:

Sophie Kenricks Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Die vielen Geheimnisse aus der DDR-Zeit sowie der Gegenwart lassen regelmäßig Spannung aufkommen. Die Verstrickungen zwischen Jennifer, Gideon und Marc sind komplex und clever konstruiert, wenngleich auch etwas zu konstruiert.

Auf dem Taschenbuch prangt der Hinweis: „Schauplatz Ostseeküste“. Allerdings wird das Lokalkolorit nicht besonders atmosphärisch beschrieben. „Mein Tod in deinen Augen“ ist das perfekte Buch für die Bahn oder zum Abschalten am Abend – es besteht weder die Gefahr, die Zielstation zu verpassen noch die, die ganze Nacht durchzulesen.

Taschenbuch: 336 Seiten
Originaltitel: Mein Tod in deinen Augen
ISBN-13: 978-3499291609

www.rowohlt.de

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