Stephanie Wrobel – Willkommen in Wisewood

Inhalt

Natalie Collins hat seit sechs Monaten nichts von ihrer Schwester Kit gehört. So lange ist sie schon in Wisewood – einer Gemeinschaft, die einem helfen soll, alle Ängste abzuwerfen. Nun erhält Natalie eine Mail aus Wisewood: Möchtest du deiner Schwester selbst sagen, was du getan hast, oder sollen wir das übernehmen? (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

In “Willkommen in Wisewood” geht es um Familienbande vs. Unabhängigkeit, kämpfen vs. aufgeben sowie Idealismus vs. Realität, denn die Protagonistinnen in dieser Geschichte kennen nur Extreme. Im Grunde geht es jedoch um den Sinn beziehungsweise die Sinnlosigkeit des Lebens, angesichts gesellschaftlicher Normen, die Menschen, die akzeptiert werden wollen in ein Hamsterrad zwingen. Aber sind die Werte in Wisewood besser? Und ist Wisewood ein Retreat, eine Kommune oder eine Sekte?

Die ausgesprochen toughe, erfolgreiche Natalie musste ihre unstete Schwester oft retten. Die geschwisterliche Beziehung ist im Laufe der Jahre immer angespannter geworden, denn die drei Jahre jüngere Kit wehrte sich stets gegen jede Einmischung, außer sie steckte in Schwierigkeiten und wusste nicht mehr weiter – dann erwartete sie, dass ihre tatkräftige Schwester zur Hilfe eilt. Nun mischt sich Natalie wieder in Kits Angelegenheiten ein, indem sie zur Schadensbegrenzung nach Wisewood reist…

In einem zweiten Handlungsstrang lernen die Leser*innen zwei jugendliche Schwestern kennen. Ihr strenger Vater hat es sich zum Ziel gemacht, seine Töchter für das harte Leben zu wappnen: Er bringt ihnen mit fast allem Mitteln Leistungsfähigkeit und Disziplin bei. Als den beiden klar wird, dass ihr Vater ein Sadist ist, der seinen Machthunger stillt, indem er andere quält, wendet sich das Blatt…

Dann ist da natürlich noch Kits Geschichte: Der Tod ihrer Mutter hat der labilen Endzwanzigerin vollends den Boden unter den Füßen weggezogen. Als sie in Wisewood ankommt, ist sie hoffnungsfroh, aber auch skeptisch. Nachdem Natalie ihre Schwester erfolglos gesucht hat, erkundigt sie sich bei Mitarbeitern und Gästen nach ihr, und kann kaum glauben, was sie zu hören bekommt – dabei kennt sie noch nicht einmal einen Bruchteil der erschütternden Wahrheit…

Hier ist nichts wie es scheint – die Autorin legt gekonnt einige falsche Fährten, um mit raffinierten Wendungen zu überraschen! Der atmosphärische Schreibstil macht die unheimliche Stimmung, die über allem wabert greifbar – manchmal fand ich die ausgeschmückten Beschreibungen der Gedanken, der Figuren sowie deren Interaktionen allerdings auch zu ausführlich. Insgesamt schätze ich den ausdrucksstarken Schreibstil von Stephanie Wrobel sehr und freue mich auf weitere Bücher von ihr, denn sie kreiert faszinierend verstörende Psychospielchen.

Die Autorin

Stephanie Wrobel ist in Chicago aufgewachsen, lebt seit einigen Jahren aber mit ihrem Mann und ihrem Hund Moose Barkwinkle in Großbritannien. Sie hat am Emerson College studiert und als Texterin für verschiedene Werbeagenturen gearbeitet, bevor sie zu schreiben begann. Ihr Debüt »Darling Rose Gold« wurde ein internationaler Bestseller. (Verlagsinfo)

Fazit:

„Willkommen in Wisewood“ lebt von seinen hervorragend ausgearbeiteten Charakteren, den rätselhaften Begebenheiten auf der abgelegenen Atlantikinsel sowie der Frage: Was bedeutet es frei zu sein? Die facettenreiche Handlung ist wirklich interessant, und die philosophischen Betrachtungen hallen lange nach.

E-Book: 400 Seiten
Originaltitel: This Might Hurt
Aus dem Englischen von Marie Rahn
ISBN-13: 9783843727471

www.ullstein-buchverlage.de

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