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Eoin Colfer – Artemis Fowl (Lesung)

Der Junge Artemis Fowl ist weder Zauberer noch Hobbit oder Elf, sondern viel moderner: ein Computerfreak. Und doch hat er indirekt mit all diesen Gestalten zu tun. Dieses Hörbuch erzählt von seinem ersten Coup in Sachen Elfenschatz.

Der Autor

Aus dem Booklet über den Autor: „Bis zu seinem Welterfolg mit ‚Artemis Fowl‚ arbeitete Eoin [ausgesprochen: ouen] Colfer als Lehrer. Er hat mehrere Jahre in Saudi-Arabien, Tunesien und Italien unterrichtet. Seine früheren Bücher für junge Leser standen in Irland, England und den USA an der Spitze der Bestsellerlisten. Colfer lebt mit Frau und Sohn im irischen Wexford und widmet sich gegenwärtig ganz dem Schreiben.“ Kein Wunder, dass der zweite Artemis-Band schon fertig und ebenfalls als Hörbuch zu haben ist.
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Colfer, Eoin – Artemis Fowl – Die Akte (Lesung)

_Löblicher Artenführer, spannende Abenteuer_

Das Hörbuch verspricht dem Artemis-Fowl-Freund zwei neue Abenteuer mit seinem Helden. Tatsächlich dreht sich aber nur eines um ihn, das andere ist für Captain Holly Short von der Zentralen Untergrund Polizei (ZUP) reserviert. Holly besteht ihre ZUP-Aufnahmeprüfung auf recht ungewöhnliche Art und Weise, und Artemis – oder „Artie“, wie ihn seine Mutter nennt – klaut mit der Hilfe eines notorisch bekannten Zwerges das wertvollste Diadem der Welt.

Die Haupt- und Nebenfiguren der A.-F.-Romane geben jeweils Interviews, ja, sogar der Autor selbst. Als Bonus gibt es einen „Artenführer“, der die Völker des Erdlandes unterscheidbar macht.

_Der Autor_

Eoin Colfer, geboren 1968, ist Lehrer und lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Wexford, Irland. Er hat mehrere Jahre in Saudi-Arabien, Tunesien und Italien unterrichtet. 2011 erhielt er den Children’s Book Award, den wichtigsten Kinder- und Jugendbuchpreis Großbritanniens, und 2004 den Deutschen Bücherpreis in der Kategorie „Kinder- und Jugendbuch“. Seine bislang drei „Artemis Fowl“-Romane wurden allesamt Bestseller und sind von Rufus Beck kongenial ins Medium Hörbuch übertragen worden. Das Hörbuch zum nächsten Roman ist bereits in Vorbereitung.

_Der Sprecher_

Rufus Beck, geboren 1957, ist Bühnen-, Film- und Fernsehschauspieler und hat als deutsche Stimme der „Harry Potter“-Hörbücher mit seiner vollendeten Sprechkunst die Herzen zahlreicher HP-Fans erobert. Er hat aber auch alle Bücher des Iren Eoin Colfer als Hörbücher aufgenommen, insbesondere eben die über „Artemis Fowl“.

Beck liest den ungekürzten Text. Regie führte Margit Osterwold. Für den Ton im Studio Giesing/München zeichnet Martin Stock verantwortlich. Das Titelbild zeigt das Buchcover des List Verlags.

_Für die Akten_

1) Das Jahreszeugnis. Artemis Fowls Lehrer an der St. Bartleby’s School* sind mit seinen Leistungen – nun, nicht direkt unzufrieden, aber von ihm selbst etwas irritiert: Er tut oft so, als wäre er klüger als sie: ein notorischer Besserwisser, der zudem den Spieß umdreht und seine Lehrer belehrt. Im Physikunterricht kündigte er an, eine Zeitmaschine bauen zu wollen. Nur zu! Mit dem jungen Mann kann man nicht diskutieren, denn man weiß von vornherein, dass man verlieren wird.

* Einen Heiligen namens St. Bartleby gibt es meines Wissens nicht. Aber es gibt eine berühmte literarische Figur namens Bartleby der Schreiber, den Herman Melville erfand. Bartleby – das dürfte alle frustrierten Schüler freuen – sagt am liebsten zu jedem Ansinnen, das man an ihn richtet: „Ich möchte das lieber nicht tun.“ (I prefer not to.) Hier erlaubt sich der Autor einen Insiderscherz, einen von vielen. Schließlich war er lange Jahre Grundschullehrer.

2) – 8) Interviews mit Artemis Fowl II (AF), Captain Holly Short, Butler (AFs Leibwächter und Faktotum), dem Zwerg Mulch Diggums, dem Erfinder-Zentauren Foaly (ZUP), dem ZUP-Commander Julius Root und schließlich mit ihrem Erfinder, Eoin Colfer, folgen.

Die Fragen, die sie mehr oder weniger bereitwillig beantworten, lauten: Was denkst du/denken Sie über XYZ? Was war Ihr stolzester bzw. Ihr peinlichster Moment? Was sind Ihre Hobbys bzw. Lieblingsfächer in der Schule? Wie heißt Ihr Lieblingsbuch bzw. -song? Was ist Ihr Lieblingsort? Was raubt Ihnen den Schlaf bzw. was macht Ihnen Angst? Wie heißt Ihr bester Freund (eine sehr heikle Frage, die der Commander rundweg zurückweist). Was inspiriert Sie? Was ist Ihr kostbarster Besitz? Was würden Sie XYZ raten – drei Tipps für: angehende ZUP-Offiziere, Schriftsteller, Erfinder usw.

Colfers kostbarster Besitz seien Bücher, sagt er, und konsequenterweise gehört Lesen zu seinem Lieblingshobby. Aber wenn er wieder einen anderen Beruf ergreifen müsste, würde er wieder, wie früher, Grundschullehrer werden, denn mit Kindern zu arbeiten, sei das Erfrischendste und Inspirierendste überhaupt.

9) „Das Erdvolk – ein Artenführer“ (TOP SECRET)

Schon oft habe ich mich gefragt, wie die unterirdischen Spezies wohl aussehen mögen und worin sie sich unterscheiden. Die Spezies der Unterwelt auseinanderzuhalten, ist gar nicht so einfach, denn im Sprachgebrauch der Völker werden beispielsweise Zwerge und Wichtel mit Kobolden und Trollen in einen Topf geworden und viele meinen sogar, Elfen und Feen wären ein und dasselbe. Sind sie mitnichten! Feen haben Flügel, Elfen aber nicht.

Nachdem der Artenführer die Eigenarten der sieben Spezies genau beschrieben hat, vermerkt er noch, welche Situationen man in der Begegnung mit ihnen möglichst vermeiden sollte. So ist es wenig ratsam, sich hinter einem Zwerg zu befinden, wenn dieser gerade zu graben anfängt … Menschen kommen nicht vor, denn sie leben in aller Regel nicht unter der Erdoberfläche.

_Mein Eindruck_

Die Antworten überraschten mich wenig, denn alle passen genau zur jeweiligen Figur. Hie und da blitzt etwas Individualität hervor, besonders bei dem egozentrischen Erfinder Foaly. Sein kostbarster Besitz seien übrigens Alukappen, sagt er. Seine beste Freundin sei Holly Short, und das beruht auf Gegenseitigkeit. Aber einer engeren Beziehung zwischen einem Zentauren und einer Elfe sind gewisse natürliche Grenzen gesetzt – schade.

Der Artenführer war schon längst überfällig! Er hätte schon von Anfang an in jedem der Romane abgedruckt werden müssen. Endlich herrscht Klarheit, was eine Elfe von einem Feenmann unterscheidet: Flügel und Schweben, das können nur Feen.

_Die Erzählung „Blaue Spinnen“_

Corporal Holly Short hat sich für die Abschlussprüfung als erste weibliche Offizierin der ZUP-Abteilung für Aufklärung vorbereitet, aber noch schiebt sie als gewöhnliche Verkehrspolizistin in Haven City, Erdland, Dienst. Dann ist endlich der große Tag gekommen und sie erfährt, dass Commander Julius Root sie persönlich prüfen will, wie jeden anderen Absolventen auch. Captain Trouble Kelp, der das schon hinter sich hat, wird sie dabei auf Video aufnehmen.

Zusammen fliegen die drei erst zur 8000 Kilometer entfernten Erdoberfläche und dann an die Ostküste Irlands, zu der Vogelinsel Tern Mor. Hier leben 200 geschützte Vogelarten, doch glücklicherweise ist ihr menschlicher Beschützer gerade für drei Tage aufs Festland gefahren. Holly hat also maximal 36 Stunden Zeit, um die Prüfung zu bestehen. Die Aufgabe ist sehr simpel: Prüfling und Prüfer erhalten jeweils eine Farbpistole. Wer den anderen zuerst erwischt, hat gewonnen. Holly bekommt einen Zeitvorsprung, um sich zu verstecken, dann geht die Jagd auf sie los. Root zieht sich mit seinem Shuttle zurück, und Holly ist mit Kelp allein.

Jedoch nicht ganz. Holly ist eine aufgeweckte Elfpolizistin und bemerkt aus dem Augenwinkel ein verdächtiges Schimmern am Boden der kargen Insel. Das kann nur von einer Tarndecke herrühren. Sie will gerade Kelp warnen, als ein Laserschuss ihren Kollegen niederstreckt. Ein Zwerg steht auf und setzt auch Holly außer Gefecht. Offenbar hat man ihnen und Commander Root auf dieser Insel eine Falle gestellt. Aber wer konnte wissen, wo die Prüfung stattfinden würde? Doch nur ein hochrangiger Offizier der ZUP. Liegt Verrat vor – oder etwas noch Schlimmeres?

_Mein Eindruck_

Diese Erzählung zeigt eine neuartige Foltermethode, um Geständnisse zu erpressen. Der Schurke im Stück setzt blaue Tunnelspinnen ein (Tolkiens Kankra ist so ein Exemplar, nur etwas zu groß geraten). Mit ihren scharfen Krallen richten sie an dem wehrlosen Opfer allerlei gesundheitsschädliche Dinge an, und nur heißer Kaffee kann ihnen den Garaus machen. Prost!

Außerdem machen wir Bekanntschaft mir jener rätselhaften Krankheit, die nur Elfen heimsucht, wenn sie die Behausung eines Menschen betreten – dies ist ihnen ja verboten: die Schwellenkrankheit. Nun, Elfen sind bekanntlich magische Wesen, und wer weiß, wie Magie funktioniert? Jedenfalls erwischt es nicht nur Trouble Kelp, sondern auch Commander Root ganz gehörig.

Nur Holly Short ist noch in der Lage, ihnen aus der Patsche zu helfen. Aber wie? Sie steht vor der Wahl zwischen Karriere und Kameraden. Um Letzteren zu helfen, muss sie gegen den Befehl des Commanders verstoßen, und das wiederum wäre nicht besonders gut für ihre Chancen in der Abschlussprüfung. Aber wir wissen, dass Holly das Herz auf dem rechten (oder war’s der linke?) Fleck hat und die richtige Wahl treffen wird. Daumen drücken!

_Die Erzählung „Der siebte Zwerg“_

Das Flörsheim Plaza ist ein recht nobles Hotel in New York City. Allerdings wird sein Grund und Boden gerade von einem kleinen Beben erschüttert. Es ist der kriminelle Zwerg Mulch Diggums, der sich gerade bis unter den Betonboden des Kellers vorgegraben hat. Mit der speziellen Grab- und Antriebstechnik, die jeder Zwerg besitzt, stößt er sogar durch den Betonboden und betritt den Keller. Mit seinen lichtempfindlichen Augen beäugt er die Ausstellungsstücke eines Museums. Hier erwartet ihn ein Schatz: das wertvollste Diadem der Welt, das der Lady Feifei aus China. An einer Goldkette prunkt unter anderem ein blauer Diamant, ein rares Stück.

Diggums ist nicht blöd, obwohl mancher über die Intelligenz von Zwergen anderer Ansicht ist. Und daher wundern ihn zwei Umstände an seiner Entdeckung. Warum liegt das Diadem ganz offen da, damit jeder es sich schnappen kann? Er weiß, er sollte sofort wieder abhauen, aber welcher Zwerg konnte jemals dem Glitzern von Gold widerstehen? Eben! Und zweitens fällt ihm jetzt auf, dass der Glanz des Goldes zu blass schimmert und das Glitzern des Diamanten etwas Öliges an sich hat … Potzblitz, eine lausige Fälschung!

Da springt der Deckel eines Sarkophags in der Ecke auf und heraus klettert sein alter Erzfeind Artemis Fowl, ausgerüstet mit einer Nachtsichtbrille. Neben ihm steht sein muskulöses Faktotum Butler. Artemis gratuliert Diggums dazu, seinen Test bestanden zu haben. Test?!

Während sie in Artemis‘ Learjet nach Irland fliegen, „überredet“ der geniale Junge den diebischen Zwerg, ihm das echte Diadem zu beschaffen. Sechs Zwerge, die beim Zirkus Kunststücke vorführen, haben es gestohlen. Diggums soll sich ihnen in Irland anschließen – als siebter Zwerg – und das Diadem besorgen. Artemis behauptet, er wolle den blauen Diamanten für ein neues Lasergerät, das er konstruiert, aber das nimmt ihm Diggums nicht ab. Er lässt sich widerwillig „überzeugen“ und macht mit. Partner? Partner!

Was beide nicht wissen: Captain Holly Short ist von ZUP-Commander Julius Root aus dem Urlaub zurückbeordert worden, denn sobald Artemis Fowl irgendetwas unternimmt, ist bestimmt etwas oberfaul – bzw. ober-fowl. Schon bald wird sie vom Kommunikationstechniker Foaly, einem Zentauren, nach Irland gelotst, bis sie zu dem „Circus Maximus“ gelangt. Ihr Gleiter schwebt unsichtbar über dem großen Zelt. Recht bald beobachtet Holly recht seltsame Vorgänge um das Zelt herum, ganz besonders im Boden …

_Mein Eindruck_

Zeitlich ist dieses Fowl-Abenteuer direkt nach dem ersten Band, aber noch vor dem zweiten Band angesiedelt. Die Indizien: 1) Fowl hat bereits Bekanntschaft mit Mulch Diggums und anderem unterirdischen Gelichter gemacht, die Fowl Manor im ersten Band belagerten, weil Artemis ihren Schatz geklaut hatte. 2) Der Vater von Artemis II., Artemis I., ist in Russland verschollen, und die Mutter des jungen Verbrechergenies ist untröstlich. Ein bestimmter Gegenstand, den er klaut, soll ihren Kummer lindern. Und er schwört ihr, er werde Vater finden und ihn zurückbringen. Wie er dieses Kunststück fertigbringt, schildert der Autor in Band 2: „Artemis Fowl – Die Verschwörung“ (The Arctic Incident).

Freunde von Zwergen dürften sich über ein Wiedersehen mit dem ungehobelten Graber freuen, der zwar ein schlichtes Gemüt hat, aber doch nicht auf den Kopf gefallen ist. Der Autor zeigt einen weiteren Vorteil der zwergischen Grabtechnik: Um das Zauberkunststück des „Transported Man“ (man sehe sich dazu den kommenden Film [„The Prestige – Die Meister der Magie“]http://www.powermetal.de/video/review-955.html an) zu bewerkstelligen, haben sich die sechs „Superzwerge“, die das Diadem gestohlen haben, lediglich in den Boden des Zirkus zu graben und an anderer Stelle, ersetzt durch einen Reservezwerg, wieder aufzutauchen. Presto!

Allerdings macht sich der Autor wenig aus solcherlei Magie und erklärt das Kunststück recht banal, denn er konzentriert sich nur auf die etwas komplexen Vorgänge hinter den Kulissen. Schließlich muss er Diggums, Artemis Fowl samt Butler sowie Holly Short zu einem geeigneten und fein abgestimmten Zeitpunkt zusammenführen. Und die sechs Superzwerge haben auch noch ein Wörtchen mitzureden. Aber das klappt dramaturgisch alles wie am Schnürchen. Der Leser bzw. Hörer hat Spannung und Spaß, und das ist schließlich die Hauptsache.

_Der Sprecher_

Rufus Beck erhält wieder einmal Gelegenheit, seine sprachakrobatische Kunst voll auszuspielen. Gerüchte besagen, ihm stünden mindestens 250 verschiedene Intonationen zur Verfügung. Während Holly und Artemis doch recht „normal“ – was ist schon normal? – sprechen, ertönt Butler in tiefstem, grollendem Bass, und auch die Zwerge sind nicht gerade für den Belcanto geeignet.

Mulch Diggums, der Held der ersten und zweiten Episoden, ist wieder mit von der Partie und erfreut uns mit seinem beinahe (aber nur beinahe) schon urbayerischen Tonfall. Was die oberen Ränge der Zentralen Untergrund Polizei (ZUP) angeht, so werden alle Klischees von brummigen, Befehle brüllenden oder raunzenden Vorgesetzten erfüllt. Hierbei tut sich vor allem Commander Root hervor. Das trifft weniger auf den Zentauren Foley zu, der ja nur ein Untergebener ist. Er kann es sich allzu oft nicht verkneifen, dass seine Ponynatur durch- und er in herzliches Wiehern ausbricht.

So fällt es dem jugendlichen Zuhörer leicht, die Figuren auseinanderzuhalten, selbst wenn er sich ihre Namen nicht merken kann. Und diese Charakterisierung trägt wesentlich dazu bei, aus den Erzählungen Hörspiele mit verteilten Rollen zu machen, die an Dramatik nichts zu wünschen übrig lassen.

Vor allem Jugendliche und Kinder ab 12 Jahren dürften an dieser Art der Darbietung Gefallen finden. Erwachsenen könnte es ein wenig übertrieben vorkommen.

_Unterm Strich_

Die Interviews sind nur etwas für Leser, die die Romane um Artemis Fowl bereits kennen und sie lieben. Sonst sagen ihnen die Namen nichts. Immer wieder blitzt ein versteckter Schalk in den Antworten der Befragten auf. Er charakterisiert die Figuren zwar genau, doch gleichzeitig weist er darauf hin, dass man sie nicht allzu ernst nehmen sollte. Dass Fowl eine Zeitmaschine bauen will, verwundert uns wenig, lässt aber wenig für seinen Geisteszustand erhoffen.

Der „Artenführer“ war schon längst überfällig und hätte schon dem ersten Roman beigefügt werden müssen. In „Artemis Fowl“ kommen, wie man an den Fabelwesen und ihren technischen Errungenschaften ablesen kann, mehrere literarische und kulturelle Entwicklungen zusammen. Da ist natürlich der unvermeidliche Harry-Potter-Kult, andererseits auch die uralte Sagenwelt Irlands, zum dritten noch die moderne Welt der Computerspiele. Mit Tolkiens Fantasywelt hat das Fowl-Universum nur noch wenig zu tun, auch wenn Trolle und Elfen daran erinnern mögen. Aber Professor Tolkien hätte sich von einem respektlosen Spaß wie „Artemis Fowl“ mit Grausen abgewandt. Ein Verbrecher als Held! Wert- und respektlos geht die Welt zugrunde.

Die Zuhörer können sich zusätzlich an der Stimmakrobatik eines Rufus Beck erfreuen. Sehr schön charakterisiert er die einzelnen Figuren, von denen die meisten dem Artemis-Fan bereits bekannt sind.

Insgesamt ist also auch dieses Hörbuch zu empfehlen, doch sollte der- oder diejenige, der/die es verschenkt, beachten, dass es in dieser Geschichte keineswegs friedlich zugeht, sondern genauso gewalttätig wie in der Welt der Erwachsenen. Ich würde es ab 12 Jahren empfehlen.

|Originaltitel: The Artemis Fowl Files, 2004
Aus dem Englischen übersetzt von Claudia Feldmann
222 Minuten auf 3 CDs|
http://www.hoerbuchhamburg.de

Colfer, Eoin – Artemis Fowl V – Die verlorene Kolonie (Lesung)

_Verfolgungsjagd: Rückkehr der Dämonen_

Kehren die Dämonen auf die Erde zurück? Jahrtausendelang lebten sie auf der Insel Hybras in einer Zwischenwelt, doch nun werden einige dieser mondsüchtigen Wesen auf der Erde gesichtet. Sind sie eine Bedrohung für die Menschen und die Welt der Unterirdischen? Artemis Fowl, der Meisterdieb, ist tief beunruhigt.

Nur wenn es ihm gelingt, einen der Dämonen zu fangen, wird er Gewissheit über ihre Pläne erhalten. Doch gerade als er zuschlagen will, kommt ihm Minerva Paradizo, ein 12-jähriges Mädchen, zuvor. Artemis ist empört und beginnt eine rasante Verfolgungsjagd, bis sich Minerva als guter Kumpel entpuppt. Gemeinsam gelingt es dem Duo, die zornigen Wesen zu bannen, doch Artemis gerät dabei selbst in die Zwischenwelt. Kann er auf die Erde zurückkehren?

_Der Autor_

Eoin Colfer, geboren 1968, ist Lehrer und lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Wexford, Irland. Er hat mehrere Jahre in Saudi-Arabien, Tunesien und Italien unterrichtet. 2001 erhielt er den Children’s Book Award, den wichtigsten Kinder- und Jugendbuchpreis Großbritanniens, und 2004 den Deutschen Bücherpreis in der Kategorie „Kinder- und Jugendbuch“. Seine bislang fünf „Artemis Fowl“-Romane wurden allesamt Bestseller und sind von Rufus Beck kongenial ins Medium Hörbuch übertragen worden.

Band 1: [Artemis Fowl 172
Band 2: [Artemis Fowl – Die Verschwörung 180
Band 3: [Artemis Fowl – Der Geheimcode 569
Band 4: [Artemis Fowl – Die Rache 1279
Band 5: [Artemis Fowl – Die Akte 3135 (Erzählungen)
Band 6: Artemis Fowl – Die verlorene Kolonie

http://www.artemis-fowl.de/

_Der Sprecher_

Rufus Beck, geboren 1957, ist Bühnen-, Film- und Fernsehschauspieler und hat als deutsche Stimme der „Harry Potter“-Hörbücher mit seiner vollendeten Sprechkunst die Herzen zahlreicher HP-Fans erobert. Er hat aber auch alle Bücher des Iren Eoin Colfer als Hörbücher aufgenommen, insbesondere die über „Artemis Fowl“.

Beck liest den gekürzten Text. Regie führte Margit Osterwold. Für den Ton war das Eimsbütteler Studio Hamburg verantwortlich. Das Titelbild zeigt das Buchcover des |List|-Verlags.

_Handlung_

Barcelona. Artemis Fowl und Butler, sein Faktotum, warten auf ein Ereignis, genauer gesagt: auf jemanden, der aus der Zeit kommen soll. Wie sich herausstellt, handelt es sich um einen Dämon, der aussieht wie eine Echse und quietschend auf Artemis einredet. Dann nimmt er ihn kurzerhand mit. Sie reisen durch die Zeit hundert Jahre zurück, unter anderem auch nach Barcelona, wo Antonio Gaudí gerade an seiner später berühmten Casa Mila baut. Dann kehrt Artemis wieder in seine eigene Zeit zurück. Er sieht unversehrt aus, aber die Mittelfinger seiner Hand sind vertauscht.

Auf einem ganz anderen Schauplatz erregt dieser Vorfall höchstes Aufsehen: bei den Unterirdischen von Erdland. In Haven City geht Ex-ZUP-Cop Holly Short, eine Elfe, ihrem neuen Job als Privatdetektivin nach. Auch der Zwerg Mulch Diggums ist nun in diesem Metier ihr Partner. Ihr gemeinsamer technischer Berater ist der frühere Sergeant Foaly, seines Zeichens ein gerne und oft wiehernder Zentaur. Foaly ist ein totaler Technikfreak und stattet auch diesmal Holly mit allen Hitech-Finessen aus. Denn eine Frage brennt ihnen allen auf den Nägeln: Wie gelingt es Artemis, das Erscheinen eines Dämons auf die Sekunde genau vorherzusagen? Das wäre in ihrem Job eine wirklich nützliche Fähigkeit.

Auf der Insel Hybras im Zeitmeer wachsen die Dämonen auf und lernen in der Schule, sich gefälligst auch wie richtige Dämonen zu benehmen und zu verhalten. Früh übt sich, was ein hässlicher, gehässiger Dämon sein will. Und nur ein verkrümmter Dämon ist ein guter Dämon. Der Junge Nr. 1 ist nicht verkrümmt und deshalb hacken alle auf ihm rum. Natürlich auch Lehrer Raleigh. Und als auch noch der Kriegsheld Leon Abbott auftritt, um den Jungdämonen zu erzählen, was eine Dämonenharke ist, fühlt sich Junge Nr. 1 noch bescheidener.

Doch bei einer kleinen Übung, zu der Abbott die Schüler herausfordert, legt Nr. 1 eine bemerkenswerte Fähigkeit an den Tag: Magie! Nr. 1 ist ein Zauberer. Zwar einer, der noch viel wachsen muss, aber immerhin. Abbott verneint sofort, dass Nr. 1 ein Zauberer sein könnte. Denn im heiligen Buch der Dämonen kommen überhaupt keine Zauberer vor, sondern höchstens Elfen und Zwerge. Er selbst hat es aus der Menschenwelt mitgebracht: „Lady Heatheringtons Hecke“. Abbott schickt Nr. 1 hinterlistig in den Vulkan von Hybras. Dort befindet sich das Dimensionstor, das in die Menschenwelt führt …

Catania, Sizilien, unweit des Ätna, ein Theater. Artemis und Butler bekommen Besuch von Holly Short. Auf ihre neugierigen Fragen hin berichtet der Goldjunge, dass demnächst die Dämoneninsel Hybras in die hiesige Dimension durchbrechen werde, d. h. eigentlich kehrt sie wieder dahin zurück, wo sie herkam: in die Menschenwelt. Das haben seine Berechnungen ergeben.

Wenig später hat Dämon Nummer 1 seinen großen Auftritt mitten auf der Bühne. Aber nicht lange. Denn er stürzt durch eine Falltür, unter der seine Häscher bereits auf ihn warten. Doch wer sind diese finsteren Gestalten? Und wer hat sie geschickt?

_Mein Eindruck_

Zunächst lässt sich die Geschichte an wie eine weitere Haschmichjagd à la James Bond. Jeder will den armen kleinen Dämon haben, ist er doch die Verbindung zu einer ganzen Welt, nämlich der Insel Hybras. Erst hat ihn Minerva Paradizo, zwölfjährige Quantenphysikerin, dann hat ihn Holly Short, Privatdetektivin im Auftrag des Erdvolk, dann hat ihn Minervas Schlägertyp Billy Kong, schließlich hat ihn Artemis Fowl.

Minerva Paradizo will alle Dämonen in unsere Welt holen und sie in Zoos stecken. Dort könnte sie sie dann untersuchen und damit den Nobelpreis gewinnen, ihr Lebenstraum. (Warum Quantenphysiker immer solche Übermenschenallüren bekommen, weiß ich auch nicht. Muss wohl an ihrem Wunder- und Einzelkindschicksal liegen.) Sie hat ebenso wie Kong ein Vorurteil gegen Dämonen: Die seien ja alle so böse wie der schizophrene Abbott, der ihr einst ausgebüchst ist, wobei er einen Liebesroman mitgehen ließ.

Dass Dämonen ganz lieb sein können, will Nummer 1 ihr ebenso wie Artemis beweisen. Das ist nämlich dann der Fall, wenn Dämonenzauberer die relevanten Kräfte bändigen und kontrollieren, die aus armen kleinen Dämonen finstere böse Dämonen machen, beispielsweise Blutdurst und Mondlicht. Artemis weiß auch, wo in unserer Welt ein solcher Zauberer zu finden ist: nämlich in einer Kunstgalerie, die im neuen Megaturm von Taipeh, Taiwan, eingerichtet wurde.

Zusammen mit dem Zauberer und seinen diversen Begleitern kann es Artemis schließlich wagen, den Showdown gegen den schizophrenen Leon Abbott in Gang zu setzen. Dabei spielt eine Atombombe eine wichtige Rolle, ebenso ein Dimensionstor sowie ein Zeittunnel. Man merkt schon: Nun wird es kompliziert. Damit das Ganze nicht auch noch langweilig wird, muss Artemis‘ hochgeschätzte Freundin Holly Short eines grausamen Todes sterben. Und Artemis scheint dies überhaupt nicht zu kümmern! Um des Rätsels Lösung zu erfahren, sollte man möglichst selbst lesen bzw. hören. Es hat etwas mit einer Zeitschleife zu tun, sofern ich alles richtig verstanden habe. Aber ganz sicher bin ich da nicht.

Der Autor kombiniert auf innovative Art und Weise Fantasy-Elemente wie Dämonen, Zauberer und Magie mit Science-Fiction-Ideen wie etwa Zeittunneln, Dimensionstoren und Unsichtbarkeitserzeugern. Für den Autor ist Magie nur eine weiterentwickelte Form der Technik, frei nach dem Axiom Arthur C. Clarkes, wonach „jede genügend weit fortgeschrittene Technik nicht von Magie zu unterscheiden“ sei. Das gibt Eoin Colfer carte blanche, alle möglichen Arten von Zeitreisen, Unsichtbarkeitszaubern und Dimensionstransfers vorzuführen. Da war mit Gandalf eigentlich wesentlich lieber, denn dessen Zauber hatte wenigstens lebensnotwendigen Sinn (man denke an die Brücke von Khazad-dûm) und diente nie als Spielerei.

|Der Sprecher|

Rufus Beck erhält wieder einmal Gelegenheit, seine sprachakrobatische Kunst voll auszuspielen. Gerüchte besagen, ihm stünden mindestens 250 verschiedene Intonationen zur Verfügung. Während Holly und Artemis doch recht „normal“ – was ist schon normal? – sprechen, ertönt Butler in tiefstem, grollendem Bass, und auch die Zwerge sind nicht gerade für den Belcanto geeignet.

Mulch Diggums, der Held der ersten und zweiten Episoden, ist wieder mit von der Partie und erfreut uns mit seinem beinahe (aber nur beinahe) schon urbayerischen Tonfall. Das trifft weniger auf den Zentauren Foley zu, der ja nur ein Untergebener ist. Er kann es sich allzu oft nicht verkneifen, dass seine Ponynatur durch- und er in herzliches Wiehern ausbricht. Die Dämonen sprechen durchweg in hohen quäkenden, mitunter sogar quietschendem Stimmen, der einem durch Mark und Bein gehen.

Nur ältere Dämonen bilden eine Ausnahme: Lehrer Raleigh und Held Abbott fallen unangenehm durch Brüllen und Verhöhnung auf. Dass Dämonen auch glaubwürdig sein können, stellt der Dämonenzauberer Kwan unter Beweis. Seine Stimme klingt autoritär und majestätisch, offensichtlich ein Träger von magischer Macht.

So fällt es dem jugendlichen Zuhörer leicht, die Figuren auseinanderzuhalten, selbst wenn er sich ihre Namen nicht merken kann. Und diese Charakterisierung trägt wesentlich dazu bei, aus den Erzählungen Hörspiele mit verteilten Rollen zu machen, die an Dramatik nichts zu wünschen übrig lassen.

|Effekte|

Natürlich werden auch jede Menge moderne Kommunikationsmittel eingesetzt, dafür sorgen schon die Technofreaks wie Foaly und Artemis Fowl. Bei solchen Fernübertragungen setzt Rufus Beck regelmäßig einen Filter ein, der seine Stimme blechern und verzerrt klingen lässt. An einer Stelle spricht sogar das Mondlicht, um den jungen Dämon Nr. 1 auf die „andere Seite“ (= unsere Welt) zu verlocken. Da klingt Beck sehr verführerisch.

Vor allem Jugendliche und Kinder ab 12 Jahren dürften an dieser Art der Darbietung dieser Story Gefallen finden. Erwachsenen könnte es ein wenig übertrieben vorkommen.

_Unterm Strich_

Wie schon das vorherige Abenteuer „Artemis Fowl – Die Rache“ erscheint mir auch dieses Abenteuer in hohem Maße überzogen. Aber das liegt vielleicht daran, dass ich mich mit Colfers Kombination aus Krimi, Agententhriller, Fantasy, Alienfilm und Science-Fiction nicht so recht anfreunden kann. Diese postmoderne Vermischung der Genres ist zwar modisch und völlig legitim, denn Genre-Mixes gab es schon immer, aber es kommt wie immer auf die Ausführung an.

Man sollte schon Bekanntschaft mit Artemis Fowl und Holly Short gemacht haben, bevor man sich auf diese Geschichte einlässt. Sie führt die bisherigen Geschichten direkt weiter. Während diese beiden Hauptfiguren durchaus runde Charakterzeichnungen aufweisen, kann dies für alle Nebenfiguren (außer Nr. 1) nur eingeschränkt gelten. Der kleine Dämon Nr. 1 bildet eine Ausnahme, weil er die einzige glaubwürdige Figur aus der Gegenwelt darstellt, vor allem aufgrund des Umstandes, dass er eine eigene Lebensgeschichte mitbekommen hat. Man kann sogar für sein trauriges, wechselhaftes Schicksal Mitgefühl entwickeln, denn der Kleine ist ja unversehens und unschuldig zum Spielball widerstreitender Interessen geworden.

Dass auch zwölfjährige Quantenphysikerinnen von ihrem Nobelpreiswahn kuriert werden können, sollen wohl die letzten Zeilen beweisen. Frei nach Freud (oder war’s Nietzsche) kann Minerva Paradizo „aus einem Punkte kurieret werden“. Sie gebiert mit ihren zarten fünfzehn Jahren Artemis‘ Butler prachtvolle Zwillinge. Das soll wohl eine Art Versöhnungsfeier plus Weihnachten einläuten, hinterlässt bei mir aber nur einen faden Beigeschmack, der etwas von männlichem Chauvinismus an sich hat.

Rufus Beck macht wie stets einen ausgezeichneten Job, wenn er die einzelnen Figuren zum Leben erwecken soll. Sie werden schnell voneinander unterscheidbar, und so fällt es dem Hörer leichter, all die zahlreichen Figuren zuzuordnen. Das hat mir auch in dem komplex aufgebauten finalen Showdown enorm geholfen, als nämlich noch ein Oberdämon aus dem Hut gezaubert wird. Ich war jedenfalls froh, als alles überstanden war.

|Originaltitel: Artemis Fowl – The Lost Colony, 2006
Aus dem Englischen übersetzt von Claudia Feldmann
468 Minuten auf 6 CDs|
http://www.hoerbuch-hamburg.de
http://www.artemis-fowl.de/

Colfer, Eoin – Artemis Fowl III – Der Geheimcode (Lesung)

Dieser Roman ist der mittlerweile dritte in der Serie um den 13 Jahre jungen Meisterverbrecher Artemis Fowl, der ständig mit der Welt der Unterirdischen im Clinch liegt. Dieses Buch wurde nominiert für den |Deutschen Bücherpreis 2004|.

|Der Autor|

Aus dem Booklet: |“Bis zu seinem Welterfolg mit ‚Artemis Fowl‘ arbeitete Eoin [ausgesprochen: ouen] Colfer als Lehrer. Er hat mehrere Jahre in Saudi-Arabien, Tunesien und Italien unterrichtet. Seine früheren Bücher für junge Leser standen in Irland, England und den USA an der Spitze der Bestsellerlisten. Colfer lebt mit Frau und Sohn im irischen Wexford und widmet sich gegenwärtig ganz dem Schreiben.“| Kein Wunder, dass die nächsten Artemis-Bände schon fertig und ebenfalls als Hörbuch zu haben sind!

|Der Sprecher|

Rufus Beck, geboren 1957, spielte im Ensemble und als Gast auf deutschsprachigen Bühnen, wurde durch Sönke Wortmanns Film „Der bewegte Mann“ populär und gilt seit seinen einmaligen Interpretationen aller Harry-Potter-Romane als einer der besten, engagiertesten Hörbuchsprecher („-leser“ kann man wohl nicht mehr sagen).

Musik und Geräusche gibt es keine. Die Hörfassung ist leicht gekürzt worden.

_Handlung_

Immer darum bemüht, das Vermögen des Fowl-Klans zu mehren, trifft sich Artemis Fowl in London mit dem amerikanischen Unternehmer John Spiro in einem Restaurant dessen Wahl. Beide Seiten sind mit ihren Bodyguards gekommen: Spiro mit Arno Blunt und Artemis mit Butler. Beide Seiten sind gut vorbereitet. Aber auf was?

Artemis hat etwas ganz Besonderes anzubieten: den C-Cube, wobei C für Control steht. Es handelt sich um einen kombinierten Minicomputer plus Handy plus Scanner, drahtlos und mit Spracheingabe. Von der erstaunlichen Miniaturisierung mal abgesehen, ist der würfelförmige und leicht tragbare C-Cube in der Lage, sowohl Satelliten anzuzapfen als auch jeden Geheimcode zu knacken. Spiro lässt sich dies gerne demonstrieren. Das Wunderding knackt den 512-Bit-Code seines Handys im Handumdrehen (dieser Code ist viermal stärker als die aktuelle Bit-Stärke für SSL-geschützte Übertragungen im Internet). Kein Wunder: Es ist aus Material der Elfen-ZUP hergestellt worden.

Spiro ist beeindruckt und will das Zauberding sofort haben. Er ist selbst Elektronikhersteller mit Schwerpunkt Kommunikation. Mit dem C-Cube könnte er seinem schärfsten Konkurrenten |Phonetix| den Garaus machen: Er braucht nur deren Forschungsergebnisse auszuspionieren.

Leider verweigert Artemis die Transaktion. Vielmehr läuft sein Deal ganz anders. Er bringt den C-Cube |nicht| auf den Markt, ruiniert Spiro nicht und bekommt dafür eine Tonne Gold für sein nettes Entgegenkommen. Spiros Deal sieht auch anders aus: Er schnappt sich den C-Cube, lässt Fowls Leibwächter Butler abknallen und verschwindet – aber nur, weil er Artemis plötzlich nicht mehr sieht.

Butler hat gerade noch Zeit, eine Schallbombe zu zünden und alle Gegner außer Gefecht zu setzen, bevor er den Löffel abgibt. Geistesgegenwärtig steckt Artemis seinen Freund ins Gefrierfach der Restaurantküche und mietet sofort ein Fach im Kryogenik-Institut von Dr. Constance Lane an. Dann erst ruft er die Unterirdischen zu Hilfe, allen voran Holly Short von der Zentralen Untergrund-Polizei (ZUP), damit sie Butler wiederbelebt.

In Haven City, der Stadt der Unterirdischen, fällt der Strom aus und sämtliche Schotts zur Außenwelt schließen sich automatisch. Nicht nur Elfen-Cop Holly Short ist beunruhigt. Ihr Vorgesetzter Root und sein Techniker, der Zentaur Foaly, sind es noch viel mehr. Eine fremde Macht versucht offensichtlich, Haven City anzugreifen. Wer ist es und was will er?

_Mein Eindruck_

So beginnt ein rasantes Abenteuer, das starke Ähnlichkeit mit einer |Mission Impossible| hat. Denn natürlich müssen Artemis Fowl und die Unterirdischen den C-Cube wiederbeschaffen. Er ist eine Bedrohung für die ganze Welt, die obere wie die untere.

Der Höhepunkt der Action ist die minutiös geschilderte Einbruchsaktion in Spiros extrem gut gesichertes Hochhaus, in dessen extrem gut gesichertem Tresorraum der C-Cube nun ruht. Mir fiel auf, dass dabei technische Einzelheiten in Hülle und Fülle erwähnt werden, so dass kein Jugendlicher unter etwa 15 Jahren damit zurechtkommen dürfte: Die oberirdische Technik ist auf dem modernsten Stand, aber die unterirdische ist noch wesentlich weiter – genau wie der C-Cube. Fans von „Mission: Impossible“ und SWAT-Team-Filmen kommen hier jedenfalls voll auf ihre Kosten.

Nicht so toll, geradezu langweilig und nervend fand ich dann die dramaturgischen Aufräumarbeiten, nachdem Spiro – nach einigen Tricks – endlich besiegt ist. Denn nun geht es Artemis Fowl selbst an den Kragen. Die Unterirdischen haben endgültig genug von seinen Eskapaden auf ihre Kosten – und löschen sein Gedächtnis. Das klingt schlimmer als es ist, aber der Auszug aus Artemis‘ Tagebuch, das den Epilog bildet, ist doch recht putzig anzuhören. Wie er sich über bestimmte Dinge und Beinahe-Erinnerungen wundert. Jedenfalls ist er bereit für neue Abenteuer, soviel steht fest.

Im zweiten Abenteuer haben die Leser viele bemerkenswerte und sonderbare Figuren lieb gewonnen, so etwa den Zwerg Mulch Diggums, der nun für die Mafia arbeiten soll, und Artemis‘ wehrhaften Butler namens Butler (eigentlich Domovoi). Neu im Team ist nun Butlers junge Schwester Juliet: Sie ist eine wahre Kampfmaschine, und als Artemis sie zu Hilfe ruft, befindet sie sich gerade in einem karg ausgestatteten japanischen Trainingslager, wo sie ihre Kampfsporttechnik vervollkommnet. Sie wird sich noch als sehr nützlich erweisen.

Natürlich hat auch der Gegner neue Figuren aufzuweisen. Doch wie üblich umgibt sich der unumschränkte Herrscher – Spiro – wieder mal nur mit hirnamputierten Muskelprotzen, so dass sie für die Angreifer von der ZUP keine ernst zu nehmenden Hindernisse darstellen. Spiro verlässt sich lieber auf die Technik, aber auch in dieser Hinsicht haben die Unterirdischen bekanntlich die Nase vorn.

Nach Bezügen zur realen Gegenwart möchte ich lieber nicht suchen, denn die alten ideologischen Fronten existieren nicht mehr – jedenfalls nicht im Maße wie während des Kalten Krieges. Die eigentlichen Kriege finden zunehmend zwischen multinationalen Konzernen statt.

|Der Sprecher|

Rufus Beck schafft es wieder, jeder Figur ihre individuelle Stimme zu verleihen. Dabei scheint er mühelos tiefste Tiefen und höchste Höhen zu erreichen, selbst astreine Dialekte wie Berlinerisch sind ihm nicht fremd. So fällt es leicht, die einzelnen Figuren auseinanderzuhalten, selbst wenn man sich ihre Namen nicht merken können sollte. Und diese Charakterisierung trägt wesentlich dazu bei, aus dem Roman ein Hörspiel mit verteilten Rollen zu machen, das an Dramatik nichts zu wünschen übrig lässt. Wenn nur die Story nicht entgleisen würde.

_Unterm Strich_

Der Aufbau des neuesten Fowl-Abenteuers ähnelt auffallend dem des vorhergehenden. Doch gilt es diesmal nicht, irgendwelche Aufständischen unschädlich zu machen, sondern à la James Bond einen größenwahnsinnigen Unternehmer, der die Welt zu beherrschen droht – mit Elfen-Technik, wohlgemerkt. Und das finden die Elfen gar nicht witzig. Sie schlagen ihn mit ihren eigenen Waffen, die teils recht magisch daherkommen. Für Fowl-Fans ist wohl wichtiger, dass Fowls bester Freund, sein Leibwächter Butler, stirbt – zumindest vorübergehend.

Insgesamt ist das Abenteuer wesentlich technischer ausgerichtet als etwa die Abenteuer von Fowls größtem Konkurrenten: Harry Potter. Dort herrschen Elemente aus Fantasy und Mystik (Basilisk, Phönix usw.) vor. Und bei Fowl fehlt eine Hierarchie der Gesellschaft vollständig: keine Magier, die Fowl sagen, was er zu tun hat. Aber auch kein Erzfeind, gegen den er sich profilieren könnte. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis der erste Artemis-Fowl-Film in unsere Kinos kommt.

Das Hörbuch ist sehr actionreich und flott erzählt. Allerdings sollte man sich davon, wie ich merkte, nicht allzu viel auf einmal zu Gemüte führen: Ein Sättigungseffekt tritt schon nach zwei bis drei CDs ein. Eine Pause hilft, das Gehörte zu verarbeiten. Und Rufus Beck zuzuhören, kann schon ein wenig anstrengend sein.

|Umfang: 386 Minuten auf 5 CDs|

Homepage der Serie: http://www.artemis-fowl.de/

Colfer, Eoin – Artemis Fowl II – Die Verschwörung (Lesung)

Für Superhirn Artemis Fowl wird es spannend: Er muss seinen in der russischen Arktis gefangenen Vater befreien, gleichzeitig aber bei einer Revolte in der elfischen Unterwelt mitmischen, um sich die Hilfe der Elfen bei der Befreiungsaktion zu sichern.

Aus dem Booklet über den Autor: „Bis zu seinem Welterfolg mit ‚Artemis Fowl‘ arbeitete Eoin [ausgesprochen: ouen] Colfer als Lehrer. Er hat mehrere Jahre in Saudi-Arabien, Tunesien und Italien unterrichtet. Seine früheren Bücher für junge Leser standen in Irland, England und den USA an der Spitze der Bestsellerlisten. Colfer lebt mit Frau und Sohn im irischen Wexford und widmet sich gegenwärtig ganz dem Schreiben.“ Kein Wunder, dass der zweite Artemis-Band schon fertig und ebenfalls als Hörbuch zu haben ist.

Der Sprecher Rufus Beck, geboren 1957, spielte im Ensemble und als Gast auf deutschsprachigen Bühnen, wurde durch Sönke Wortmanns Film „Der bewegte Mann“ populär und gilt seit seinen einmaligen Interpretationen aller vier Harry-Potter-Romane als einer der besten und engagiertesten Hörbuchsprecher.
Diese Fassung des Buches ist übrigens gekürzt, aber das macht nichts: Die Action steht im Vordergrund, und so bleibt das Zuhören stets spannend.

Artemis Fowl ist zwar erst zwölf Jahre alt, hat es aber bereits faustdick hinter den Ohren. Der ausgefuchste Computerfan trägt stets Anzug und Krawatte, wie man es an vielen britischen Schulen sehen kann. Er lebt in einem schlossartigen Anwesen, doch das hat nichts zu besagen: Die Halbwaise lebt dort nur mit ihrer geistig gestörten Mutter und ihrem Butler, der einfach nur „Butler“ heißt. Außer dem Haus ist den Fowls praktisch nichts geblieben.
Artemis – dies ist der griechische Name der Göttin der Jagd, die unter dem Namen Diana eine gewisse Popularität erlangte – ist entschlossen, das kärgliche Vermögen seiner kriminell veranlagten Familie aufzubessern und die Ehre der Fowls zu retten. Diesmal macht er sich auf die Suche nach seinem verschollenen Vater.

Paps wurde von Angehörigen der russischen Mafia ins eisige Murmansk entführt, um von seinem Sohn Lösegeld zu erpressen. Auf Umwegen findet Artemis heraus, dass nicht nur Menschen dahinter stecken: Auch die üblen Kobolde haben ihre Finger in diesem schmutzigen Geschäft.

Doch leider haben Artemis und Butler keine Chance, Paps aus dem schwerbewachten U-Boot, das sein Gefängnis bildet, herauszuhauen. Da wird ihnen Hilfe in Form einer Unterirdischen zuteil: Die Elfenpolizistin von der ZUP, die ihnen schon im ersten Abenteuer in die Hände gefallen, wäre bereit, ihnen zu helfen, doch beruht dieses Angebot auf Gegenseitigkeit: Die Polizistin ist einer von den Kobolden gesteuerten Revolte in der Unterwelt auf der Spur.

Wenn Artemis den Elfen und der ZUP hilft, die Revolte zu stoppen, hat er noch eine Chance, seinen Vater vor Ablauf des Ultimatums der Erpresser zu befreien. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Die knapp skizzierte Geschichte ist natürlich auf die Erwartungen und Fähigkeiten von jungen Zuhörern zugeschnitten. Ich schätze mal, das ideale Alter entspricht dem des Helden: 12 Jahre. Die Sätze sind recht einfach gehalten, ebenso die Kennzeichnung der Figuren.

Berücksichtigt man diese Zielgruppe, so ist bei näherer Betrachtung die Komplexität der Geschichte recht erstaunlich. Zum einen gibt es zwei Handlungsstränge: Murmansk und die Unterwelt. Doch in der Unterwelt spaltet sich die Perspektive bzw. wechselt hin und her: zwischen der Partei der ZUP, der Artemis hilft; und der Gegenseite, die der Zuhörer erst neu kennen lernen muss.

Hinzukommt der Umstand, dass an allen Ecken und Enden irgendwelche Kobolde mit ihren Spezialgewehren auftauchen und auf die Helden feuern. All diese Figuren auseinanderzuhalten und miteinander in Beziehung zu setzen, ist sicher keine geringe Leistung, die den jungen Zuhörern abverlangt wird.

Rufus Beck schafft es wieder, jeder Figur ihre indivduelle Stimme zu verleihen, sei es ein Zentaur, der bei jedem Satz wiehert, oder ein Erde fressender Zwerg mit dem schönen Vornamen Mulch. Die besten Stimmen haben der ZUP-Commander, der am liebsten Befehle brüllt, und seine Kollegin, die ZUP-Elfe. Diesmal kommen auch die Rädelsführer der Revolte hinzu.

Durch die stimmliche Charakterisierung fällt es leicht, die Figuren auseinanderzuhalten, selbst wenn man sich ihre Namen nicht merken kann. Und diese Charakterisierung trägt wesentlich dazu bei, aus dem Roman ein Hörspiel mit verteilten Rollen zu machen, das an Dramatik nichts zu wünschen übrig lässt.

Auch dieses Artemis-Abenteuer ist reichlich kriegerisch und von Kampf und Mühe geprägt. Diesen Eindruck erweckt jedenfalls die gekürzte Fassung, die das Hörbuch auf Action trimmt. Für so schöngeistige Dinge wie einen Kaffeeplausch bleibt da natürlich keine Zeit mehr. Mir selbst ist das schon zu martialisch. Und ich frage mich, wie dies auf einen Zwölfjährigen wirkt.

Wie immer macht Rufus Beck seinen Job ausgezeichnet: Es ist eine Freude, ihm und seiner Stimmkunst zuzuhören.

Insgesamt ist also auch dieses Hörbuch zu empfehlen, doch sollte der- oder diejenige, der/die es verschenkt, beachten, dass es in dieser Geschichte keineswegs friedlich zugeht, sondern genauso gewalttätig wie in der Welt der Erwachsenen.

283 Minuten auf 4 CDs
Aus dem Englischen übersetzt von Claudia Feldmann.
Homepage der Serie: http://www.artemis-fowl.de/

_Michael Matzer_ (c) 2003ff